Psychiatr Prax 2021; 48(03): 166
DOI: 10.1055/a-1400-1655
Mitteilungen BDK

Bericht aus dem Arbeitskreis Sucht

Christel Lüdecke
1   Asklepios Fachklinikum Göttingen
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    Wir über uns:

    Der Suchtausschuss der Bundesdirektorenkonferenz setzt sich zusammen aus leitenden Ärztinnen und Ärzten psychiatrischer Fachkrankenhäuser und suchtpsychiatrischer Abteilungen an Fachkrankenhäusern aus dem gesamten Bundesgebiet. Er hält enge Kontakte zu weiteren für die Suchtkrankenversorgung wichtigen Gremien und Institutionen wie der Deutschen Hauptstelle für Suchtgefahren, dem Suchtreferat der DGPPN, der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin, der DG-Sucht, dem FDR sowie der Aktion Psychisch Kranke.

    1. Jahrestagung der BDK-Sucht 2021

    Die Jahrestagung der BDK-Sucht konnte aus pandemischen Gründen leider nicht stattfinden.

    Die Jahrestagung 2022 haben wir voller Hoffnung als Präsensveranstaltung in Mühlhausen vom 27.–28.01.2022 mit dem Thema „Aufbruch in die 20iger Jahre“ geplant. Falls die pandemische Lage dies nicht zulässt, soll die Tagung als Hybridveranstaltung stattfinden.

    Themen:

    Coronapandemie und die Auswirkungen auf die Suchtbehandlung, auch im Hinblick auf die Frage, wie sich unsere Arbeitsbedingungen/Betriebsorganisationen verändert haben und wie es leitenden Ärzten/Therapeuten in der Pandemie ganz subjektiv mit den Herausforderungen durch die Pandemie geht.

    Ambulantisierung in der Suchtbehandlung: ambulanter Alkoholentzug, Tageskliniken mit angeschlossenen Ambulanzen, digitale Tools, StäB in der Suchtbehandlung

    Update zu den Leitlinien Tabak-, Alkohol-und Medikamentenabhängigkeit

    2. LL Medikamenten –, LL Tabak- und LL Alkoholkonsumstörungen

    Die BDK-Sucht war bei der Erstellung der LL Medikamenten- und LL Tabakabhängigkeit sowie bei der Überarbeitung der LL Alkoholbezogene Konsumstörungen aktiv beteiligt. Die Arbeit an diesen drei Leitlinien konnte im Jahr 2020 abgeschlossen werden.

    3. Modellprojekt Naloxonverschreibung

    Der Einsatz von Naloxon-Spray (ein spezifischer Opioidantagonist), welches in einem Modellprojekt in 4 Städten in Bayern zur Notfallbehandlung bei Drogennotfällen eingesetzt wurde, hat sich als positiver Therapieansatz zur Vermeidung von Drogennotfällen erwiesen. Deshalb soll dieses Projekt nun auf Bundesebene ausgeweitet werden. Es geht darum, Multiplikatoren, z. B. Mitarbeiter in Dogenambulanzen in der Applikation des Naloxon- Nasensprays zu schulen, damit diese wiederum das erworbene Wissen an Opioidkonsumenten weitergeben können. Bei einem Drogennotfall kann Mitkonsumenten erste Hilfe geleistet werden.

    Die BDK hat ein ideelles Unterstützungsschreiben zur Durchführung einer bundesweiten Erweiterung des Modellprojektes Naloxonverschreibung konsentiert.

    Es ist wichtig, ein möglichst enges Netzwerk an Einrichtungen, z. B. Drogenberatungsstellen, psychiatrische Fachkrankenhäuser, Rehabilitationseinrichtungen, niedrigschwellige Hilfseinrichtungen etc., als Multiplikatoren zu finden, damit das Projekt gelingen kann. Bitte um Bekanntmachung dieses Projektes in Ihrer Region.

    4. Gefährdung der Suchtkrankenversorgung in der Krise der Sars-CoV-2/Covid-19-Pandemie

    Es wird unter den Suchtmedizinern der BDK eine soziale Spaltung auch in der Behandlung der Suchterkrankten gesehen. Es wird beobachtet, dass viele niederschwellige Hilfsangebote nicht aufrechterhalten werden, es ist teilweise schwieriger, niederschwellige Aufnahmen in psychiatrischen Krankenhäusern zu einer Entzugsbehandlung zu erlangen. Oft wird am Tag vor der Aufnahme ein PCR-Test zum Ausschluss einer Coronaerkrankung gefordert, die Testung erhöht die Schwelle zur stationären Aufnahme. Insgesamt scheinen diese Veränderungen bei einem Teil der schwer erkrankten Patienten zu Destabilisierung und erschwerter sozialer Integration zu führen. Andererseits werden auch Patienten mit unerwarteten Ressourcen im Umgang mit dem Lockdown mit stabilen Verläufen – auch bei einem Teil der drogenabhängigen Patienten, die sich in Substitutionsbehandlung befinden – gesehen.

    5. Auswirkungen des Lockdowns auf die suchtmedizinische Weiterbildung

    Es gibt weniger Möglichkeiten, die suchtmedizinische Grundversorgung zu absolvieren. Oft sind die Kurse als Präsenzveranstaltungen geplant und müssen abgesagt werden, online sind die Angebote geringer. Zur suchtmedizinischen Weiterbildung gehört neben der Wissensvermittlung das Erlernen spezifischer Gesprächstechniken wie motivational interviewing, die sich präsent besser vermitteln lassen.



    Korrespondenzadresse

    Dr. med. Christel Lüdecke
    Asklepios Fachklinikum Göttingen
    Rosdorfer Weg 70
    37081 Göttingen
    Deutschland   

    Publication History

    Article published online:
    15 April 2021

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