Leserbrief zum Artikel: „Mammografie: Tumorsichtbarkeit hängt auch von der Ebene ab“

Die Problematik der MLO-Aufnahme in der Mammografie ist nun immerhin schon in der amerikanischen Literatur [1] angekommen. Meine jahrelangen eigenen Versuche, dies einer deutschen Leser- und Zuhörerschaft nahezubringen, sind leider gescheitert. Im Jahre 2002, also vor fast 20 Jahren, habe ich in einem Artikel im „Zentralblatt für Gynäkologie“ und später z. B. beim Europäischen Röntgenkongress versucht darzustellen, welche Probleme die Schrägeinstellung bei der Mammografie mit sich bringt. Angefangen bei der Produktion von Pseudoläsionen durch die Verdrehung der anatomischen Strukturen gegeneinander und die schlechte Kompression des Drüsenkörpers, weil der M. pectoralis der begrenzende Faktor bei der Kompression ist, bis hin zu einer um 20 % höheren Strahlenbelastung als bei ML-Aufnahmen haben diese Nachteile bisher niemanden interessiert. Auch beim Bundesamt für Strahlenschutz hat mein Hinweis darauf, dass man ja beim Brustkrebs-Früherkennungsprogramm gesunde Frauen mit der MLO-Aufnahme einer höheren Strahlendosis aussetzt als mit einer ML-Aufnahme, weder zu einer mir bekannten Diskussion noch zu Konsequenzen geführt. Umso mehr freue ich mich, dass das Problem nun von einer amerikanischen Arbeitsgruppe angesprochen wurde. Allerdings bin ich nicht der Meinung der Autoren, dass die MLO-Projektion zur Beurteilung der Achselhöhle und der oberen Brustwand unverzichtbar ist. Die obere Brustwand ist erstens auch auf der ML-Aufnahme miterfasst und zweitens der Palpation und der Sonografie bestens zugänglich. Die Axilla ist ebenfalls palpatorisch und sonografisch sehr gut zugänglich, und es ist auch nicht die Aufgabe der Mammografie, die Beurteilung der Achselhöhle zu ermöglichen. Es handelt sich ja, dem Namen nach, um eine Mammografie, also die möglichst optimale Abbildung der Brust.

Publication History

Article published online:
01 June 2021

• Literatur

• 1 Korhonen KE, Conant EF, Cohen EA. et al Breast Cancer Conspicuity on Simultaneously Acquired Digital Mammographic Images versus Digital Breast Tomosynthesis Images. Radiology 2019; 292: 69-76 DOI: 10.1148/radiol.2019182027.