Hastie R.
et al.
Aspirin use during pregnancy and the risk of bleeding complications: a Swedish population-based
cohort study.
Am J Obstet Gynecol 2021;
224: 95.e1 -95.e12
Die Studie nutzte Daten von 313 624 Frauen aus Schweden, die zwischen Januar 2013
und Juli 2017 entbunden hatten. Diese waren innerhalb des schwedischen Schwangerschaftsregisters
erfasst. Dieses Register beinhaltet Daten des „Swedish Maternal Health Care Register“
und „Swedish National Quality Register for Prenatal Diagnosis“ sowie solche aus Gesundheitsakten.
Die Studienautoren ermittelten jeweils das Blutungsrisiko im Zusammenhang mit Aspirin
vor, während und nach der Geburt. Zudem wurden die Effekte von Aspirin in Hinblick
auf neonatale intrakranielle Blutungen untersucht.
Ergebnisse
Von den 313 624 in die Studie eingeschlossenen Frauen wurden 4088 (1,3%) während ihrer
Schwangerschaft mit Aspirin behandelt. Aspirin-Nutzerinnen waren im Vergleich zu Nichtnutzerinnen
tendenziell älter, fettleibiger und häufiger nicht erstgebärend. Frauen, die Aspirin
erhielten, waren zudem häufiger durch eine Mehrlingsschwangerschaft, eine In-vitro-Fertilisation
sowie eine vorangegangene Kaiserschnittentbindung gekennzeichnet und zeigten höhere
Raten an Bluthochdruck, Diabetes sowie Schwangerschaftskomplikationen (beispielsweise
Präeklampsie). Bei Betrachtung des Zeitraums vor der Geburt bestand keine Assoziation
zwischen einer Aspirin-Nutzung und Blutungskomplikationen (adjustierte Odds Ratio
[aOR] 1,22). Während der Wehen belief sich die Blutungsinzidenz bei Einsatz von Aspirin
auf 2,9%, gegenüber 1,5% bei einem Verzicht auf Aspirin (aOR 1,63). Auch wiesen Aspirin-Nutzerinnen
gegenüber Nichtnutzerinnen eine höhere Inzidenz von postpartalen Blutungen (10,2 vs.
7,8%; aOR
1,23) sowie postpartalen Hämatomen auf (0,4 vs. 0,1%; aOR 2,21). Die Autoren stellten
zudem im Zusammenhang mit Aspirin ein erhöhtes Risiko für neonatale intrakranielle
Blutungen fest (0,07 vs. 0,01%; aOR 9,66). Es wurden ebenfalls die Effekte des Geburtsmodus
untersucht: So zeigten Frauen, die Aspirin erhielten und vaginal entbanden, vermehrt
postpartale Blutungen (aOR 1,25). Bei Aspirin-Nutzerinnen mit einer Kaiserschnittentbindung
war dies hingegen nicht der Fall (aOR 0,95).
Das zur Prophylaxe von Präeklampsie eingesetzte Aspirin sollte nicht generell verabreicht
werden, da sich das postpartale Blutungsrisiko erhöht. Im Bild: Hämatome im Bereich
der Sectionaht, über dem Mons pubis und am linken Beckenkamm 3 Tage nach einer sekundären
Sectio in der 38. SSW.(Quelle: Steiner K. Prognose. In: Steiner K, Hrsg. Blickdiagnosen
in Geburtshilfe und Neonatologie. 1. Auflage. Stuttgart: Thieme; 2013)
Fazit
Laut Studienergebnis geht der Einsatz von Aspirin während der Schwangerschaft mit
einem erhöhten Risiko für nachgeburtliche Blutungen sowie Hämatome einher. Aktuell
sei das Risiko für solche Komplikationen zwar als niedrig einzustufen, dieses könne
aber mit einem verbreiteten liberalen Einsatz von Aspirin ansteigen, so die Autoren.
Die Studienergebnisse sprächen gegen einen universellen Einsatz dieser Substanz bei
allen schwangeren Frauen.