Aktuelle Dermatologie 2021; 47(03): 123-125
DOI: 10.1055/a-1375-7987
Mitteilungen JuDerm

Mitteilungen der Jungen Dermatologen des BVDD e. V.

 

„Perlen der Dermatologie“ – ein Best Practice der modernen Lehre

Die Dermatologinnen Dr. Thyra C. Bandholz und Prof. Dr. Regine Gläser, haben nicht nur die frische Kieler Seeluft an ihrem jeweiligen Wirkungsort gemeinsam. Auch dass sie sich schon seit vielen Jahren kennen und befreundet sind, ist nicht Hauptgegenstand der Geschichte, obwohl sie lustigerweise sogar oft für Schwestern gehalten werden. Noch viel interessanter ist die geteilte Leidenschaft für die Förderung des dermatologischen Nachwuchses. Prof. Gläser ist allein schon durch ihre lehrende Tätigkeit an der Hautklinik der CAU[1] seit über 2 Jahrzehnten direkt in die Ausbildung junger Dermatologen involviert. Dr. Bandholz hingegen schlug bereits zum Ende ihrer Facharztausbildung den Weg Richtung Praxis ein und ist heute Mitinhaberin einer dermatologischen Gemeinschaftspraxis. Ihren Fokus auf den Nachwuchs setzt sie seit mittlerweile zehn Jahren in der Arbeit im BVDD e. V., genaugenommen als Leiterin der dortigen Arbeitsgemeinschaft „JuDerm – Junge Dermatologen im BVDD e. V.“.


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Zwangsläufig tauscht man sich aus – über dies und das, über Weiterbildungsthemen, über das Interesse junger Mediziner am Fach Dermatologie, über Unterstützungs- und Kooperationsformate.

So kam es, dass Prof. Gläser bereits kurz nach ihrer „späten“ Niederlassung mit einem halben KV-Sitz im Herbst 2017 die Idee für ein Projekt zur praxisnahen mediengestützten Lehre entwickelte. Moderne, vor allem digitale Medien wurden nach ihrer Ansicht viel zu wenig genutzt, um Lehre nicht nur attraktiver, sondern auch praxisorientierter und effizienter zu gestalten. Durch entsprechende Förderung über Anträge beim BMBF[2] und der CAU wurde „PerLe in der Dermatologie“[3] ins Leben gerufen. Jetzt kommt wieder Dr. Bandholz als Leiterin von JuDerm ins Spiel. Ein derartiges Projekt ist ganz nach dem Geschmack der elfköpfigen Truppe, die sich seit mittlerweile zehn Jahren um Aus- und Weiterbildungsthemen in der Dermatologie kümmert und dabei u. a. auch digitalen Themen widmet. Moderne Medien? Effiziente Lehre? Digitale Unterstützung? Nachwuchsgewinnung? Es bedurfte keiner langen Diskussionen, um die Mitglieder von JuDerm direkt vom Projekt und seinem Nutzen für das gemeinsame Ziel – Unterstützung und Förderung junger Dermatologen – zu überzeugen.

Bereits in der Vergangenheit sind die JuDerm mit diversen Filmprojekten und „etwas anderen“ Kampagnen aufgefallen, Name und Logo der AG sind unter Dermatologen, jung wie „gereifter“, längst bekannt. Wie also kommt nun alles zusammen? Klar: Lehre + Filme = Lehrfilme. 2018 also begann die gemeinsame Entwicklung der verschiedenen Lehrmodule, die unter dem Motto „Aus der Hautarztpraxis in den Hörsaal“ als Lehrfilmproduktion startete. Mit dem JuDerm-Medienteam wurde im Jahr 2019 die erste Staffel Lehrfilme produziert, die aus neun Teilen besteht. Mit Themen wie „Standardisierte Ganzkörperuntersuchung im Rahmen des Hautkrebsscreenings“, „Abstrichentnahme nach dem Essener Kreisel“, „Kürettage und Probebiopsie“, „Subkutane Naht“, „Scherenschlag“ und „Exzision von Hautveränderungen“ werden wichtige Tätigkeiten der Dermatologie jeweils innerhalb von ein bis zwei Minuten praxisnah, einfach und schnörkellos gezeigt und erklärt.

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Die Filmaufnahmen der ersten Staffel fanden in der Kieler Praxis von Dr. Bandholz statt. Quelle: Peter Müller.

„Die Filme erwiesen sich nicht nur super für unsere Lehrveranstaltungen (Vorlesungen, Seminare, prakt. Kurse), sondern v. a. auch zur Weitergabe, um auch außerhalb der Vorlesungen genutzt zu werden. Was wir zu Beginn des Projektes nicht ahnen konnten, war die Entwicklung rund um COVID-19, durch die die Vermittlung von Lehrinhalten online und damit digital zum zentralen Thema wurde“, berichtet Projektleiterin Prof. Gläser.

So entstand dann auch die zweite Filmrunde, mit höchstaktuellem Bezug und coronabedingt mit einem anderen, lokalen Filmteam: „Wir wollten einen „Thementag Dermatologie hautnah“ mit 80–100 Studierenden ausrichten an einem Wochenende im April. Mit praktischen Kursen zu den verschiedenen nützlichen Fertigkeiten (Untersuchungstechniken, kleine operative Eingriffe, Nutzung von verschiedenen Instrumenten etc.). Aber auch Stressbewältigung und Psychosomatische Dermatologie sollten hier Raum bekommen“, erklärt Prof. Gläser die Ausgangssituation. Durch Kontaktbeschränkungen kam es zur Durchführung des Thementages mit stark reduzierter Teilnehmerzahl (20 Studierende, 4 Dozentinnen), die zweite Filmrunde kam zum Zug. Die zweite Staffel „Toolkit Dermatologie“ besteht aus 6 Teilen zu den Themen „optische Geräte“, „Einsatz von Glas- und Holzspatel“, „Lokaltherapie per Fingertip-Unit“ und einem Gesamtfilm.

Flugs keimte noch eine weitere Idee, waren doch noch Fördergelder vorhanden und nur wenige Studierende in der Lage gewesen, am Thementag teilzunehmen. So wurden Instrumentensets und Nahtmaterial sowie Schaumstoffplatten als Hautersatz bestellt und mit zwei fleißigen Tutorinnen über 100 sog. „OP-Toolkits“ gepackt. Diese wurden dann an die interessierten Studierenden verschickt, sodass jeder, mithilfe von QR-Codes zum passenden Film geleitet, die Instrumente an Orangen oder Schaumstoffen direkt zu Hause unter Anleitung durchführen konnte. Ein riesiger Erfolg, wie das begeisterte Feedback der Studenten zeigte!

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Das OP-Toolkit beinhaltet diverse Instrumente zum Üben kleiner Eingriffe, einen Schaumstoffblock sowie eine Übersicht der jeweils passenden Anleitungsvideos als QR-Code mit Link zu YouTube. Quelle: Regine Gläser.

Sogar eine Promotion konnte durch die PerLe-Projekte ermöglicht werden: Linda Marlen Wittbecker, von Anfang an Hiwi und Tutorin in Gläsers Team, konnte sich mit großer Motivation und vielen Ideen einbringen und diente zudem super als Verbindung zu den Studierenden im Rahmen von Umfragen, Evaluationen etc. Die Projektentwicklung der verschiedenen Lehrmodule und ihre Evaluationen sind somit Bestandteil ihrer medizindidaktischen Promotion geworden. Eine Originalarbeit im Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (JDDG) steht auch vor der Veröffentlichung.

Mittlerweile werden die Filme auch an anderen Standorten genutzt, eine weite Verbreitung fand über das „Forum akademische Lehre“ der DDG und über die „Dermatologie kompakt und praxisnah“ in Dresden statt. Hier nahmen Prof. Gläser und Doktorandin Linda mit dem Projekt am Posterslam teil und wurden mit einem Posterpreis ausgezeichnet. Logisch, dass alle Filme auch auf der Website der JuDerm (www.juderm.de) zu finden sind, und auch hier ein Highlight der monatlichen Klickstatistik darstellen.

Bei den Studenten kommt das Projekt, wie schon erwähnt, super an und steigerte deren Motivation, sich für die Dermatologie – ob in Klinik oder Praxis – zu interessieren, und auch die wichtige Kooperation von Klinik und Praxis wurde durch dieses gemeinsame Projekt massiv vorangebracht.

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Linda Marlen Wittbecker, Prof. Dr. Regine Gläser und Dr. Thyra C. Bandholz. Quelle: Regine Gläser.

Prof. Dr. Regine Gläser ist seit 1994 in der Dermatologie unterwegs und startete ihren Weg in Lübeck, Wien und Düsseldorf, um dann nach Kiel zu wechseln. Die ursprünglich gelernte MTA war von Beginn an in Klinik und Forschung zu Hause und daher stets von Studierenden, Doktoranden und WBAs umgeben, hatte schon immer Spaß am Lernen und der Weitergabe des eigenen Wissens. Nach Einstieg in eine Gemeinschaftspraxis in Kiel 10/2017 ist Prof. Gläser weiter engagiert in Wissenschaft und Lehre an der Hautklinik Kiel tätig.

Dr. Thyra C. Bandholz begann ihre Zeit in der Dermatologie an der Hautklinik der CAU und ist seit Ende 2003 in der Praxis tätig: zunächst als angestellte WBA, dann im Job-Sharing und seit 2014 mit eigener Praxis. Über BVDD-Aktivitäten (Jahrestagungen etc.) kam sie zur Nachwuchsförderung und ist seit 2007 Vorsitzende des Landesverbandes SH im BVDD, seit 2011 Leiterin der AG JuDerm.

Linda Marlen Wittbecker war als Doktorandin bis zum Sommer 2020 Teil des Teams rund um Prof. Gläser. Seit August 2020 absolviert sie ihr PJ in der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Uniklinik Augsburg. „Nicht zuletzt durch die gute Lehre in Kiel, aber natürlich auch durch die Begeisterungsfähigkeit und herausragend tolle Betreuung von Prof. Regine Gläser“ habe sie Ihr Fach für die Zukunft gefunden, ist sich die junge Medizinerin sicher.

Kontakt

JuDerm im BVDD e. V.
Angelika Bueno Román
Breite Straße 10A
12167 Berlin

Tel.: 030/40 75 52 48
Fax: 030/22 18 76 56
E-Mail: info@juderm.de
www.juderm.de


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1 Christian-Albrechts-Universität zu Kiel


2 Bundesministerium für Bildung und Forschung


3 Projekt erfolgreiches Lehren und Lernen (Förderkennzeichen 01PL17068)



JuDerm im BVDD e. V. – BVDD Geschäftsstelle
Robert-Koch-Platz
10115 Berlin

Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
10. März 2021

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Die Filmaufnahmen der ersten Staffel fanden in der Kieler Praxis von Dr. Bandholz statt. Quelle: Peter Müller.
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Das OP-Toolkit beinhaltet diverse Instrumente zum Üben kleiner Eingriffe, einen Schaumstoffblock sowie eine Übersicht der jeweils passenden Anleitungsvideos als QR-Code mit Link zu YouTube. Quelle: Regine Gläser.
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Linda Marlen Wittbecker, Prof. Dr. Regine Gläser und Dr. Thyra C. Bandholz. Quelle: Regine Gläser.