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DOI: 10.1055/a-1367-0626
Die Haut unter der Maske
Skin Beneath the Mask

Auch für uns Ärzte ist das notwendige Maskentragen nicht ganz einfach. Für die uns gegenübersitzenden Patienten ist es aber erst recht ein Problem. Über dem Ohr lastet das Hörgerät, die Brille und der elastische Maskenbügel. Beschlagene Brillen erschweren das korrekte Lokalisieren von Treppenstufen für die Betagten. Bei FFP2-/N95-Masken entstehen die sog. „Blumenkohlohren“, weil das Gummiband zu stramm sitzt und die Entlastungs- bzw. Verlängerungshilfsmittel für die Befestigung am Hinterkopf, die wir bei der Arbeit einsetzen, in Patientenkreisen nicht so üblich sind. Allergien durch die Halterung der Masken an den Ohren sieht man kaum, sehr wohl aber eine irritative Dermatitis bis hin zu einer Rhagadenbildung an den Ohren und Ulzerationen am Nasengrad [1]. In einer Erhebung mit Fragebogen in der Lombardei wurden druckbedinge Hautläsionen von 68,5 % der Beschäftigten (N = 391) in Gesundheitsberufen angegeben [2]. Empfehlungen neben Reduktion der Tragezeiten der Masken und gutem Sitz der Masken stammen aus China, dem Land, das die längste Erfahrung mit COVID-19 hat. Die Kollegen/innen empfehlen Zinkpaste oder Vaseline zum Schutz dieser Hautpartien [1] [3].
Die Dermatosen der Gesichtshaut flammen auf, sei es durch die mechanische Irritation bei der Neurodermitis, sei es durch den isomorphen Reizeffekt bei der Psoriasis oder dem seborrhoischen Ekzem [4]. Die Akne gedeiht in dem feuchten Milieu, das unsere Atemluft unter der Maske generiert („Maskakne“). Im Akroinfundibulum entsteht eine vermehrte Quellung und ein Verschluss des Ausführungsgangs. Auch die Rosazea blüht unter der Maske auf. Eine Temperaturerhöhung von bis zu 4 °C wurde unter den Masken gemessen [5]. Der Maskenträger pflegt nach Ablegen der Maske die Gesichtshaut gerne nach, denn es brennt, juckt und spannt. Feuchtigkeitscremes werden aufgetragen und Verschiedenes an Mustern zur Hautberuhigung erprobt. Das sind Ausgangsbedingungen für die periorale Dermatitis.
Eine Fallsammlung berichtet über 4 Patientinnen mit Angioödem-artigen, wochenlang persistierenden und infiltrierten Schwellungen an Unterlidern, Wangen, Lippen und nasolabial, die erst mehrere Wochen/respektive Monate nach Unterspritzungen mit Hyaluronsäurefillern aufgetreten waren. Aus dieser Fallsammlung hatte die erste Patientin eine COVID-19-Infektion erlitten, die zweite war in einer der Phase-III-Zulassungstudien des COVID-Impfstoffes mRNA-1273 eingeschlossen, die dritte reagierte nach der Erstimpfung mit dem mRNA-1273-Impfstoff und die vierte Patientin reagierte nach der zweiten COVID-Impfung mit BNT162b2. Aufwendige Maßnahmen mit Hyaluronidaseunterspritzungen, topischen und systemischen Kortikosteroiden, Allopurinol, 5-Fluorouracilunterspritzungen, topischen Calcineurininhibitoren mussten eingesetzt werden, um das entstellende Bild an Lippen und Unterlidern zurückzudrängen. Die Pathophysiologie erklärt man sich über die Blockade des ACE-II-Rezeptors. Ein proinflammatorischer Zustand ist die Folge und eine regionale Th1-Aufregulation und Zunahme von CD8+-T-Zellen, die eine Granulombildung fördern [6]. Bis wir zu Hyaluronsäurefillern und COVID-19-Infektion/-Impfung mehr wissen, pausiere ich mit diesem Angebot für meine Patienten. Andere Autoren empfehlen einen zeitlichen Abstand von 6 Wochen zur Filler-Injektion [7] – dazu liegen jedoch keine Studiendaten vor.
Ich wünsche Ihnen eine gesunde Haut unter der Maske,
Ihre
Christiane Bayerl, Wiesbaden
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Interessenkonflikt
Die Autorinnen/Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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Literatur
- 1 Yan Y, Chen H, Chen L. et al. Consensus of Chinese experts on protection of skin and mucous membrane barrier for health-care workers fighting against coronavirus disease 2019. Dermat Ther 2020; 33: e13310
- 2 Battista RA, Ferraro M, Piccioni LO. et al. Personal protective equipment (PPE) in COVID 19 pandemic. J Occup Environ Med 2021; 63: e80-e85
- 3 Hu K, Fan J, Li X. et al. The adverse skin reactions of health care workers using personal protective equipment for COVID-19. Medicine (Baltimore) 2020; 99: e20603
- 4 Damiani G, Gironi LC, Kridin K. et al. Mask-induced Koebner phenomenon and its clinical phenotypes: A multicenter, real-life study focusing on 873 dermatological consultations during COVID-19 pandemics. Dermatol Ther 2021; e14823 Online ahead of print
- 5 Scarano A, Inchingolo F, Lorusso F. Facial skin temperature and discomfort when wearing protective face masks; thermal infrared imaging evaluation and hands moving the mask. Int J Environ Res Public Health 2020; 17: 4624
- 6 Munavalli GG, Guthridge R, Knutsen-Larson S. et al. COVID-19/SARS-CoV-2 virus spike protein-related delayed inflammatory reation to hyaluronic acid derma fillers: a challenging clinical conundrum in diagnosis and treatment. Arch Dermatol Res 2021; 1-15 Online ahead of print
- 7 Conrad D, Raulin C. Covid-19-Impfung – (k)ein Risiko für Patienten mit dermalen Fillern?. Derm 2021; 27: 29-33
Korrespondenzadresse
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
16. April 2021
© 2021. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Yan Y, Chen H, Chen L. et al. Consensus of Chinese experts on protection of skin and mucous membrane barrier for health-care workers fighting against coronavirus disease 2019. Dermat Ther 2020; 33: e13310
- 2 Battista RA, Ferraro M, Piccioni LO. et al. Personal protective equipment (PPE) in COVID 19 pandemic. J Occup Environ Med 2021; 63: e80-e85
- 3 Hu K, Fan J, Li X. et al. The adverse skin reactions of health care workers using personal protective equipment for COVID-19. Medicine (Baltimore) 2020; 99: e20603
- 4 Damiani G, Gironi LC, Kridin K. et al. Mask-induced Koebner phenomenon and its clinical phenotypes: A multicenter, real-life study focusing on 873 dermatological consultations during COVID-19 pandemics. Dermatol Ther 2021; e14823 Online ahead of print
- 5 Scarano A, Inchingolo F, Lorusso F. Facial skin temperature and discomfort when wearing protective face masks; thermal infrared imaging evaluation and hands moving the mask. Int J Environ Res Public Health 2020; 17: 4624
- 6 Munavalli GG, Guthridge R, Knutsen-Larson S. et al. COVID-19/SARS-CoV-2 virus spike protein-related delayed inflammatory reation to hyaluronic acid derma fillers: a challenging clinical conundrum in diagnosis and treatment. Arch Dermatol Res 2021; 1-15 Online ahead of print
- 7 Conrad D, Raulin C. Covid-19-Impfung – (k)ein Risiko für Patienten mit dermalen Fillern?. Derm 2021; 27: 29-33

