Die Wirkung von Worten während der Narkose

Es kann durchaus von hoher Bedeutung sein, was während eines operativen Eingriffs um den Patienten herum gesprochen wird, denn das Unterbewusstsein speichert auch in der Narkose vieles ab. Forschende des Universitätsklinikums Regensburg (UKR) konnten in einer multizentrischen Studie die positive Auswirkung von positiven Worten während einer OP nachweisen. Patienten hätten demnach nach dem Aufwachen aus der Narkose weniger Schmerzen und bräuchten weniger häufig Schmerzmittel. Das Ergebnis dieser Studie wurde im renommierten British Medical Journal (BMJ) veröffentlicht.

Zunächst entwickelten die Forschenden einen Text für eine Tonaufnahme, der auf hypnotherapeutischen Prinzipien basiert und die wesentlichen psychologischen Grundbedürfnisse des Menschen anspricht. Diese Tonaufnahme wurde 385 Patienten unter Narkose vorgespielt und ihre Wirkung auf den Verlauf nach der Operation untersucht. Einer Gruppe wurden kurz nach Narkoseeinleitung Kopfhörer mit seinem positiv-hypnotischen Text und beruhigender Hintergrundmusik aufgesetzt und vor Narkoseende wieder entfernt, während die Kontrollgruppe nur Kopfhörer ohne Ton erhielt. Weder das OP-Team noch die Patienten wussten, wer welcher Gruppe angehörte.

Die Ergebnisse: Nach der OP war das Schmerzempfinden in der Gruppe mit dem Text im Durchschnitt um 25 % geringer als in der Kontrollgruppe; der Schmerzmittelbedarf zeigte sich sogar um 34 % niedriger. Des Weiteren wurden seltener Übelkeit und weniger Bedarf an Medikamenten sowie ein rascheres Aufwachen beobachtet. Der Nachweis, dass nicht nur Einzelne, sondern ein erheblicher Teil der Patienten auch in kontrolliert tiefer Narkose auf die Tonaufnahme reagiert hat, ruft dazu auf, das Verhalten im OP-Saal zu verändern, indem beispielweise die Geräuschkulisse reduziert wird und unbedachte, negative Unterhaltungen vermieden werden.

Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
26. April 2021