Kinder- und Jugendmedizin 2021; 21(04): 227-229
DOI: 10.1055/a-1348-6039
Editorial

Kinder- und Jugendmedizin

Wieland kiess
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Die „Leerbettenpauschale“ oder was bedeutet die Covid-19-Pandemie für die Kindermedizin?

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Prof. Dr. med. Wieland Kiess

Die Pandemie bringt es einmal mehr an den Tag: Für die deutschen Krankenhäuser ist Kindermedizin ein reiner Kostenfaktor. Die medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen ist eben naturgemäß zeit-, und insbesondere personalintensiv. Außerdem ist Kindermedizin weniger planbar als dies viele Bereiche der Erwachsenenmedizin sind. Geld verdienen lässt sich damit mit Kindermedizin eher weniger. Die sogenannte „Leerbettenpauschale“ in der Corona-Krise wäre für manche Kliniken lukrativer als der Erlös aus der Kinderstation! So könnte rasch einmal eine Kinderstation geschlossen und scheinbar und vorgeblich für die zu erwartende Notsituation leer gehalten werden, auch wenn das ärztliche und pflegerische Personal gezeigt hat, dass die betroffene Station im Not- und Katastrophenfall binnen weniger als vier Stunden geräumt und für den Notfall und den neuen Zweck vorbereitet werden könnte. Dass es Kinder und Jugendliche in Deutschland schwer haben, ist bekannt. Dass Kinder- und Jugendmedizin aber so wenig wertgeschätzt wird, wie dieses Beispiel der Leerbettenpauschale zeigt, erschreckt und wühlt auf. Wir müssen eine gesellschaftliche Diskussion führen, was der Bevölkerung in Zukunft eine gute medizinische Versorgung der Kinder und Jugendlichen in unserem Land wert ist, und ob die Versorgung von Erwachsenen der medizinischen Versorgung von gerade auch schwer kranken und chronisch kranken Kindern weiter wie bisher und hier angedeutet vorgezogen werden soll.



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Article published online:
19 August 2021

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