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DOI: 10.1055/a-1340-2734
Geschichte der Hautklinik in Hildesheim
History of the Clinic for Dermatology in HildesheimZusammenfassung
Die Ursprünge der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie in Hildesheim liegen in einer dermatologischen Belegabteilung, die bereits 1929 in den sich ständig erweiternden Komplex des Städtischen Krankenhauses Hildesheim am Weinberg eingegliedert wurde.
Diese Belegabteilung wurde 1984 in eine hauptamtliche Hautklinik im Städtischen Krankenhaus umgewandelt. Im Januar 2005 erfolgte der Wechsel des Klinikums vom kommunalen zu einem privaten Träger. Das Gesamtklinikum ist 2011 in einen modernen Neubau an einem anderen Standort umgezogen.
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Abstract
The Clinic for Dermatology, Venereology and Allergology in Hildesheim was founded in 1929 as an in-patient ward that was incorporated into the constantly expanding complex of the Community Hospital in Hildesheim. This department was restructured in 1984 into a full dermatology department. In January 2005, the hospital was transferred from a municipal to a private owner. The entire clinic moved to a new modern building at the current location in 2011.
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Das Städtische Krankenhaus Hildesheim blickt in diesem Jahr auf eine 125-jährige Geschichte zurück. Die Anfänge reichen bis ins Jahr 1879 zurück, als die Neuanlage des Städtischen Krankenhauses am Weinberg im Rahmen „stadthygienischer“ Maßnahmen geplant wurde, nachdem die Zustände des Vorgängers auf der Karthause unhaltbar geworden waren.
Die Ursprünge der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie in Hildesheim liegen in einer Belegabteilung, die bereits 1929 in den sich ständig erweiternden Komplex des Städtischen Krankenhauses Hildesheim am Weinberg eingegliedert wurde.
Am 1. Februar 1929 wurde unter der Leitung von Dr. Beyse eine Belegabteilung für Hautkrankheiten eingerichtet. Dr. Beyse, ein niedergelassener Hautarzt in der Stadt, war bis 1957 als Vertragsarzt in der dermatologischen Abteilung beschäftigt und für diese allein verantwortlich. Es gab keine Unterstützung durch Assistenzärzte, die Ausstattung war einfach. Anschließend, im Januar 1958, übernahm der Dermatologe Dr. Heim, der ebenfalls eine Hautarztpraxis in der Stadt führte, die Belegabteilung. Genaue Daten aus dieser Zeit sind nicht bekannt. 1972 standen der Abteilung 33 Betten zur Verfügung. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug zwischen 30 und 40 Tagen. Da die Anschaffung einer Mikroskopieleuchte und einer Bestrahlungslampe in den Akten besonders vermerkt wurde, ist anzunehmen, dass die technische Ausstattung zu dieser Zeit noch sehr eingeschränkt gewesen sein muss. Nachdem Dr. Heim im Jahr 1983 in den Ruhestand gegangen war, wurde von der Krankenhausleitung beschlossen, statt einer Belegabteilung eine hauptamtliche Hautklinik im Städtischen Krankenhaus einzurichten. Dieser Umstrukturierung stimmte das Niedersächsische Sozialministerium u. a. auch aufgrund einer Versorgungslücke im südniedersächsischem Raum durch die Schließung der Hautklinik im Klinikum Agnes Karll Laatzen zu.
Der Umbau erfolgte bereits in Zusammenarbeit mit dem zukünftigen Chefarzt der Hautklinik, Prof. Dr. Fereydoun Vakilzadeh ([Abb. 1]).


Der im Iran geborene und aufgewachsene Fereydoun Vakilzadeh kam 1957 nach Deutschland und absolvierte in Hamburg sein Medizinstudium. Während seiner Weiterbildungszeit in der Universitäts-Hautklinik Marburg wurde seine Begeisterung für die Dermatohistopathologie geweckt. 1974 wurde er zum Oberarzt der Universitäts-Hautklinik Münster ernannt. Als ihm 1984 von der Stadt Hildesheim die Position des Chefarztes der neu konzipierten Hautklinik übertragen wurde, führten sein Engagement und seine Expertise zu einer schnellen und stetigen Weiterentwicklung dieser Abteilung.
Es entstanden hauptsächlich Zwei- und Drei-Bett-Zimmer im alten Pavillon VIII ([Abb. 2]). Nach und nach wurden ein Operationszimmer für Eingriffe in Lokalanästhesie, ein allergologisches sowie ein mykologisches Labor eingerichtet. Die Dermatohistopathologie wurde zu einem besonderen Schwerpunkt. Die histologische Diagnostik von Professor Vakilzadeh wurde weit über die niedersächsischen Grenzen hinaus von niedergelassenen Dermatologen in Anspruch genommen.


Mit anfänglich lediglich einem Oberarzt und einem Assistenzarzt führte Professor Vakilzadeh die Hautklinik zu einer renommierten Klinik mit breitem Behandlungsspektrum und großem Einzugsgebiet.
Mit seiner „preußischen Art“ initiierte er die noch jetzt regelmäßig jährlich im Oktober stattfindenden Hildesheimer Kolloquien mit live präsentierten Fallvorstellungen, sehr beliebt unter Kollegen von nah und fern.
Die Übergabe der Chefarztposition an Professor Tronnier wurde von Professor Vakilzadeh als „weicher Übergang“ geplant und in einer guten und vertrauensvollen gemeinsamen Zeit der Zusammenarbeit in Hildesheim über gut ein Jahr im Mai 2003 vollzogen.
Professor Dr. Michael Tronnier legte nach Studium in Düsseldorf, Tübingen und Berlin 1988 sein Staatsexamen ab. Nach Forschungsarbeiten in Tübingen und in den USA absolvierte er seine Facharztausbildung an der Universitäts-Hautklinik in Lübeck unter Leitung von Professor Dr. H. H. Wolff. Ab 1993 war er dort als Oberarzt, zuletzt als Leitender Oberarzt tätig.
Dank seiner breiten Ausbildung und seines besonderen Engagements in der Dermatohistopathologie gelang es ihm, das Renommee der Hautklinik Hildesheim zu bewahren und strukturell und personell weiter auszubauen. Im Januar 2005 erfolgte der Wechsel des Klinikums vom kommunalen zum privaten Träger, der Rhön-Klinikum AG. Ein besonderer Moment war der Umzug des gesamten Klinikums im September 2011 in den Neubau am heutigen Standort ([Abb. 4]) Die Hautklinik wurde im Zuge dessen in das Hauptgebäude des neuen Klinikums integriert und erhielt damit eine moderne Klinikausstattung mit erweiterten Ambulanz- und Eingriffsräumen. Seit März 2014 ist das Klinikum Hildesheim Teil der Helios-Kliniken-Gruppe. Die Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie umfasst derzeit 32 Betten. Unter der Leitung von Professor Dr. Michael Tronnier hat sich die Fachkompetenz der Abteilung stetig weiterentwickelt. Begleitet wurde die positive Entwicklung von einem stets motivierten und engagierten Mitarbeiterstab, welcher sich einen guten Teamgeist und Familiarität über die Jahre erhalten konnte ([Abb. 3]). Es werden weite Teile der Diagnostik und Versorgung konservativer Dermatosen, allergologischer Krankheitsbilder und Hauttumoren abgedeckt. Die aus dem größeren Umland zugewiesenen Patientinnen und Patienten werden stationär oder in einer der verschiedenen, teils spezialisierten Ermächtigungsambulanzen in guter Zusammenarbeit mit den in der Region niedergelassenen Kollegen untersucht und behandelt. Dank einer engen Kooperation mit den am Klinikum und dem angegliederten MVZ ansässigen weiteren Fachdisziplinen ist auch bei interdisziplinären Fragestellungen eine zeitnahe und optimale Versorgung der Patientinnen und Patienten möglich.




Die Dermatohistopathologie in der Hautklinik ist unter Professor Dr. Michael Tronnier zum internationalen Ausbildungszentrum avanciert. Aufgrund der Expertise wird die Abteilung häufig für eine Zweitmeinung angefragt. Tägliche histologische Fallkonferenzen und ein enges Netzwerk mit nationalen und internationalen Zentren helfen dabei, dem hohen Qualitätsanspruch gerecht zu werden. Die im Hause ansässige Dermatohistopathologie ermöglicht den zum Teil überregionalen Einsendern klinisch-pathologische Korrelationen insbesondere bei diagnostisch anspruchsvollen Krankheitsbildern.
Das Spektrum in der operativen und medikamentösen Therapie von Hauttumoren wurde im Laufe der Jahre weiter ausgebaut, hier avancierte die Hautklinik Hildesheim 2010 zum zertifizierten Hauttumorzentrum. Therapieentscheidungen werden in der interdisziplinären Tumorkonferenz bestätigt und die Patienten unter dermatoonkologischer Koordination in der hiesigen dermatologischen Abteilung oder durch die kooperierenden Fachdisziplinen behandelt.
Die Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie in Hildesheim hat sich über nahezu ein Jahrhundert stets weiterentwickelt und ist den Zeichen der Zeit gefolgt. Das Ziel ist kein geringeres, als auch in Zukunft das Patientenwohl in den Vordergrund zu stellen und in der Klinik eine zukunftsorientierte, fundierte Medizin anzubieten.
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Interessenkonflikt
Die Autorinnen/Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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Publication History
Article published online:
10 March 2021
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