Schlüsselwörter
seltene
Erkrankung - Larynx - Trachea - Schilddrüse
1. Einleitung
Die Behandlung seltener Erkrankungen stellt eine besondere Herausforderung dar.
Dieses Referat ist gedacht als eine Zusammenfassung seltener Erkrankungen des
Kehlkopfes und der Trachea. Ein weiteres kurzes Kapitel widmet sich den seltenen
Erkrankungen der Schilddrüse. Die folgende Zusammenstellung erhebt keinen
Anspruch auf Vollständigkeit, vielmehr werden Schwerpunkte herausgearbeitet.
Neben Fehlbildungen, speziellen Entzündungsformen und laryngealen
Manifestationen von Allgemeinerkrankungen beleuchtet das Manuskript v. a.
gut- und bösartige Tumoren. Die folgenden Ausführungen fokussieren
auf Entitäten, zu denen ausreichend und aktuelles Datenmaterial in Form von
Fallberichten oder selten Übersichtsarbeiten zu finden ist, wobei
vornehmlich Artikel in englischer oder deutscher Sprache zitiert werden. Die
Krankheitsbilder werden aus Gründen der Übersichtlichkeit und des
möglichen Umfangs des Referats stets nur kanpp zusammengefasst. Detaillierte
Ausführungen zu den besprochenen seltenen Erkrankungen sind der zitierten
Literatur zu entnehmen. Innerhalb des Artikels werden betroffene Personen im
Allgemeinen vereinfachend als „der Patient“ bezeichnet, im
übertragenen Sinne sind hier sämtliche Geschlechterformen gemeint.
Patientenregister und Datenbanken ermöglichen eine Verbesserung der
klinischen Forschung und die Optimierung der Patientenversorgung bei seltenen
Erkrankungen. Ein Beispiel hierfür ist die Orphanet-Datenbank. Über
die Website www.orpha.net sind
neben Informationen zu Verzeichnissen, aktuellen Forschungsprojekten, Studien und
Registern seltener Erkrankungen auch Kontaktdaten zu Selbsthilfeorganisationen zu
erhalten. Des Weiteren werden derzeit europäische Netzwerke für die
Versorung von Patienten mit seltenen Erkrankungen gegründet. Hier wird auf
die Homepage der European Reference Networks (ERN) der Europäischen
Kommission verwiesen.
2. Fehlbildungen
Fehlbildungen von Kehlkopf und Luftröhre sind angeboren und aufgrund ihrer
Inzidenz der Gruppe der seltenen Erkrankungen zuzuordnen. Hierzu zählen
vornehmlich Stenosen, aber auch Spaltbildungen und Fisteln. Im folgenden Kapitel
sind die wichtigsten angeborenen Fehlbildungen abgebildet.
2.1. Laryngomalazie
Die Laryngomalazie ist die angeborene laryngotracheale Stenose mit der
höchsten Inzidenz und häufigste Ursache eines konnatalen
Stridors bei Neugeborenen und Säuglingen [1]. Es finden sich zahlreiche Publikationen zu diesem Krankheitsbild.
Als Ursache wird ein „unreifes“, zu weiches knorpeliges
Larynxskelett angesehen, das insbesondere bei forcierter Inspiration zu einem
Kollaps der Supraglottis und einem daraus resultierenden Stridor führt.
Meist ist die Epiglottis betroffen, zusätzlich kommt es zu einer
relativen Schleimhauthypertrophie in der Region der Arytenoidknorpel.
Differenzialdiagnostisch müssen andere Ursachen laryngotrachealer
Stenosen ausgeschlossen werden. In 45–75% aller
pädiatrischen Fälle mit Stridor ist eine Laryngomalazie die
Ursache [2]
[3].
Klinisches Erscheinungsbild
Klassischerweise treten die Symptome bereits kurz nach der Geburt auf.
Obligat ist ein inspiratorischer Stridor insbesondere bei forcierter
Einatmung. Trinkschwierigkeiten bis hin zu einer Dysphagie mit Aspiration
sind beschrieben. In ausgeprägten Fällen kommt es zu
Sauerstoffsättigungsabfällen mit resultierender Zyanose.
Diagnostik
Bei der Laryngomalazie ist die transnasale flexible Endoskopie in
Spontanatmung wegweisendes Diagnostikum. Phonation und Respiration aber auch
die Schluckfunktion lassen sich damit zuverlässig beurteilen. Ein
gut eingespieltes Untersuchungteam und die Einbeziehung der intensiv
instruierten Begleitperson ist notwendig, um trotz der Abwehrreaktionen des
Kindes eine hohe Bildqualität zu erzielen. Zu beachten ist das
Risiko möglicher Notfallsituationen durch akute Laryngospasmen.
Für die Klassifizierung (z. B. nach Olney 1999, [Tab. 1]) und die Planung des weiteren
Procederes ist die starre Endoskopie in Sedierung mit und ohne Spontanatmung
optimal. In 10–20% sind weitere Pathologien wie
subglottische Stenosen oder Stimmlippenlähmungen mit der
Laryngomalazie vergesellschaftet [4]
[5]
[6]
[7].
Tab. 1 Klassifikation der Laryngomalazie nach Olney 1999
[8].
Olney Typ 1
|
Mukosa-Prolaps der Regio arytenoidea/Hypertrophie
der akzessorischen Kehlkopfknorpel
|
Olney Typ 2
|
Verkürzung der aryepiglottischen Falten
|
Olney Typ 3
|
Dorsalverlagerung der gesamten Epiglottis
|
Therapie
Die Entscheidung zur operativen Versorgung wird nach dem klinischen
Gesamteindruck gefällt, ausschlaggebende Kriterien sind Stridor mit
Ruhedyspnoe, atmungsbedingte Ernährungsprobleme,
Gedeihstörungen, obstruktive Schlafstörungen,
Belastungshypoxie, Belastungshyperkapnie und Zyanose [9]
[10].
Die chirurgische Therapie orientiert sich an der Klassifizierung der
Laryngomalazie nach Olney. Dabei wird in erster Linie im Rahmen einer
Mikrolaryngoskopie eine sogenannte Supraglottoplastik durchgeführt.
Dabei erfolgen eine Reduktion der Schleimhäute in der
Arytenoidregion unter Schonung der hinteren Kommisur und eine Durchtrennung
der aryepiglottischen Falten (am häufigsten) oder, in seltenen
Fällen, eine Epiglottopexie bzw. eine individuelle Kombination aus
diesen 3 Maßnahmen. Bei der Epiglottopexie wird die Epiglottis mit
einer Naht am Zungengrund fixiert und somit ein Kollaps der Epiglottis in
den Aditus laryngis verhindert [11].
Prognose
In 90% der Fälle wird durch eine chirurgische Intervention
eine deutliche Besserung bzw. eine regelrechte Atmung erreicht [12]
[13].
Die Komplikationsraten werden als gering angegeben, wobei selten eine
Dysphagie und Aspirationen im Rahmen der Wundheilung auftreten
können. Seltenste, aber auch schwerwiegendste Komplikation ist die
supraglottische Stenose, welche durch eine zurückhaltende
Schleimhautresektion verhindert werden kann [14]. Liegen komorbide Störungen vor, können diese
das postoperative Ergebnis beeinflussen bzw. verschlechtern [12].
Eine Laryngomalazie kann je nach Ausprägung eine vital
bedrohliche Erkrankung sein. Eine Supraglottoplastik im Rahmen einer
Mikrolaryngoskopie führt in 90% zu einer Restitutio der
Atemfunktion mit einer geringen Komplikationsrate.
2.2. Angeborene beidseitige Stimmlippenparesen
Angeborene beidseitige Stimmlippenparesen werden nach der Laryngomalazie als
zweithäufigste Ursache für einen angeborenen Stridor angegeben
[15]. Murty et al. berichten von einer
Inzidenz von 0,75 pro 1+ 000 000
Geburten [16].
Klinisches Erscheinungsbild
Die angeborene bilaterale Stimmlippenparese ist immer ein akutes
Krankheitsbild mit Dyspnoe, Zyanose und cervicalen Einziehungen. In der
Regel ist eine unmittelbare Intubation zur Sicherung des Atemweges
notwendig.
Diagnostik
Mithilfe der flexiblen Endoskopie kann die Stimmlippenbeweglichkeit beurteilt
werden. Beim Neugeborenen erfordert die Diagnosestellung viel Erfahrung, da
die anatomische Enge sowie Sekretretentionen die Endoskopie erschweren.
Grundlegende oder komorbide Störungen sollten
interdisziplinär ausgeschlossen werden. Ein Larynx-EMG zur
erweiterten Diagnostik wird wegen der schwierigen Durchführung und
Beurteilbarkeit kontrovers und sehr kritisch diskutiert [10].
Therapie
Die unmittelbare Therapie besteht zunächst in der Intubation und
Beatmung. Während in älteren Publikationen die Tracheotomie
als einzige und dauerhafte Therapieoption genannt wird, finden sich in
neueren Publikationen auch Empfehlungen zu endolaryngealen,
glottiserweiternden Eingriffen, z. B. die einseitige
Laserchordotomie modifiziert nach Kashima [17]
[18]
[19]
[20]
[21]
[22]. Eine spontane Regeneration der
Stimmlippenbeweglichkeit innerhalb der ersten 12. Lebensmonate ist
beschrieben worden [23], sodass Eingriffe
zur Glottiserweiterung, die irreversible Folgen im Sinne von Vernarbungen
und Dysphonie nach sich ziehen können, erst nach dem 12. Lebensmonat
empfohlen werden [24].
Prognose
In der Literatur wird die Häufigkeit der Tracheotomien als initiales
Atemwegsmanagement mit bis zu 80% angegeben. In
29–71% zeigte sich ein spontanes Einsetzen der
Stimmlippenmobilität nach 6 Monaten bis 11 Jahren. Eine
Glottiserweiterung wird bei persistierenden Befunden nach dem 12.
Lebensmonat empfohlen. Bei allen Verfahren bleiben Dysphonie und eine
eingeschränkte respiratorische Funktion bestehen. Zu beachten ist
die potentielle Morbidität bei Kindern mit Tracheostoma.
Die Therapie von angeborenen bilateralen Stimmlippenparese ist eine
interdisziplinäre Aufgabe sowohl von Pädiatern als auch
von HNO-Ärzten/Phoniatern.
2.3. Larynxspalten
In der Literatur sind 214 Publikationen zur Diagnostik, Therapie,
Komorbiditäten und Komplikationen zu finden. Das Vorkommen okkulter,
nicht symptomatischer kleiner Larynxspalten scheint hoch zu sein. Die
Publikationszahl hat aufgrund der verbesserten diagnostischen
Möglichkeiten in den letzten Jahren stetig zugenommen.
Klinisches Erscheinungsbild
Die Inzidenz laryngealer Spalten wird mit 0,5–1 auf 10 000
Lebendgeburten angegeben [25]
[26]. Männliche Neugeborene sind
häufiger betroffen als weibliche. Die Entstehung einer Larynxspalte
beruht auf einer gestörten Fusion des tracheoösophagelaen
Septums in der 5. bis 7. embryonalen Entwicklungswoche [27]. Während die meisten
Fälle isoliert auftreten, können Larynxspalten auch Teil
syndromaler Grunderkrankungenen sein, z. B. beim Opitz
G/BBB-Syndrom, der CHARGE- oder der VACTERL-Assoziation [28]
[29].
Larynxspalten werden nach Benjamin und Iglis eingeteilt ([Abb. 1] und [Tab. 2]).
Abb. 1 Larynxspalten. Typ 1 Die Larynxspalte betrifft
nur die postkrikoidale Region und endet ohne Knorpelbeteiligung
oberhalb der Stimmlippenebene. Typ 2 Die Larynxspalte zieht
in den Ringknorpel und endet unterhalb der Stimmlippenebene. Typ
3 Es liegt auch eine Spalte der Trachea vor, welche
allerdings oberhalb der Thoraxapertur endet. Typ 4 Der
tracheale Anteil der Spalte zieht über die Thoraxapertur
hinaus bis knapp über die Bifurkation.
Tab. 2 Laryngeale Spalten nach Benjamin und Iglis
(1989).
Typ 1
|
supraglottischer Interarytenoid-Defekt, hier liegt die
Spalte oberhalb der Cartilago cricoidea
|
Typ 2
|
partielle Spalte in der Cartilago cridoidea mit
subglottischer Ausdehnung
|
Typ 3
|
totale Spalte der Cartilago cricoidea und der Trachea
(oberhalb der Thoraxapertur)
|
Typ 4
|
Typ III mit Verlauf der Spalte über die
Tracheahinterwand und maximaler Ausdehnung bis zur
Carina
|
Die klinischen Symptome bei einer Typ 1 Spalte sind meist unspezifisch:
Trinkschwäche, intra- und postdeglutitiver Husten, bronchopulmonale
Infekte bis hin zu Pneumonien, die eine stationäre Behandlung
erforderlich machen [28]
[29]
[30]
[31]. Die Diagnose wird
häufig verzögert gestellt. Während sich die Symptome
einer Typ 3 oder Typ 4 Spalte meist in den ersten Minuten und Stunden nach
Geburt zeigen, werden die Typen 1 und 2 häufig erst im Verlauf
erkannt [32].
Diagnostik
Der Goldstandard in der Diagnostik laryngealer Spalten ist die starre
Endoskopie in Narkose mit Palpation des posterioren Larynx [32]. Meist gehen der Endoskopie eine
Röntgen- oder CT-Thorax-Bildgebung voraus. Eine flexible Endoskopie
im Wachzustand oder auch eine funktionelle Schluckuntersuchung
können Hinweise auf eine Spalte geben, schließen diese bei
regelrechter Befundung aber nicht aus [33].
Therapie
Typ I Spalten können häufig mit einer Kostformanpassung (bis
hin zur Sondenernährung mit non per os) sowie der Therapie der
bronchopulmonalen Infekte über 6 Monate hinweg beobachtet werden
[29]
[34]
[35]. In den meisten
Fällen zeigt sich aufgrund des Wachstums ein Rückgang der
Symptome, sodass bei einem Typ I mit interarytenoidaler Kerbe nur selten
eine chirurgische Intervention notwendig wird [30]
[33]
[36]
[37].
Sind die Symptome nach 6 Monaten allerdings weiterhin vorhanden, so besteht
wie beim Typ II und III die Indikation zur chirurgischen Versorgung.
Während Typ I und mitunter II mikrolaryngoskopsich durch
z. B. Nahttechniken oder eine Augmentation suffizient versorgt
werden können, so erfordern Typ III Spalten einen offenen Zugang,
bei Typ IV bis hin zur Thorakotomie [38]
[39].
Prognose
Bei laryngealen Spalten vom Typ 1 und 2 ist eine Heilungsrate von bis zu
94% beschrieben. Die Revisionsrate wird mit weniger als 5%
angegeben [35]. Größere
Spalten vom Typ 3 und 4 erfordern neben einer Tracheotomie und einem
offenen, medianen (Thyrofissur) oder lateralen chirurgischen Zugang ein
aufwendiges Management. Eine kritische Komplikation ist die postoperative
tracheoösophageale Fistel. In Abhängigkeit von ggf.
vorhandenen angeborenen Grunderkrankungen besteht eine Mortalität
bei Typ 3 und 4 Spalten von ca. 50% [38]
[40]
[41].
Die Therapie von laryngealen Spalten ist abhängig von der
Ausprägung. Bei kleineren Spalten mit milden Symptomen sollte
zunächst über 6 Monate symptomatisch behandelt und
abgewartet werden, um im Verlauf ggf. eine Indikation zur endoskopischen
Versorgung zu stellen. Ausgeprägtere Spalten vom Typ III und IV
werden meist unmittelbar postpartal symptomatisch und erfordern ein
aufwendiges Management inklusive Tracheotomie.
2.4. Tracheoösophageale Fisteln und Ösophagusatresien
In der Literatur finden sich über 5000 Publikationen zur Thematik. Diese
beinhalten Fallberichte, Originalarbeiten zu diagnostischen und chirurgischen
Vorgehensweisen sowie eine Vielzahl von Übersichtsartikeln.
Klinisches Erscheinungsbild
Der Entstehungsmechanismus einer tracheoösophagealen Fistel (TEF) ist
seit ihrer Erstbeschreibung durch Gibson im Jahre 1697 noch nicht
abschließend geklärt [42].
Sowohl die mangelnde Ausbildung des Septum oesophagotracheale als auch die
Fehlentwicklung embryonaler Lungenknospen werden diskutiert [42]
[43].
In 90% der Fälle sind angeborene TEF mit einer
Ösophagusatresie assoziiert, die Inzidenz wird auf etwa 1 von
3500–4500 Lebendgeburten geschätzt [44]
[45].
Das klinische Erscheinungsbild der TEF hängt von der Schwere der
Ösophagusatresie und dem Fistel-Typ ab. Die Einteilung der
Ösophagusatresie erfolgt nach dem amerikanischen Radiologen Edward
Vogt ([Abb. 2]) [46]. Eine ösophagotracheale Fistel
ist bei den Typen IIIa, IIIb, IIIc und IV, der sog. H-Fistel, vorhanden
[47]. Bei der Ösophagusatresie
wird der Abfluss des Fruchtwassers gehemmt, sodass ein Polyhydramnion
pathognomonisch ist [48]. Typ IIIb ist mit
Abstand am häufigsten. Entsprechende Neugeborene zeigen neben
Ernährungseinschränkungen auch Atemnot und
Erstickungsanfälle. Darüber hinaus kann eine
Aspirationspneumonie durch eine Regurgitation des Mageninhalts über
die Fistel in die Luftröhre ausgelöst werden. Bei einer so
genannten H-Fistel zwischen Ösophagus und Trachea mit normaler
Durchgängigkeit der Speiseröhre kann es zu frühen
pulmonalen Symptomen wie Aspiration, Husten und sogar Ersticken kommen.
Kleinere H-Fisteln können auch asymptomatisch bleiben [49]. Ösophagusatresien
mit/ohne TEF sind in über 40% der Fälle mit
anderen Fehlbildungen – meist kardial – vergesellschaftet
und treten auch syndromal auf.
Abb. 2 Tracheoösophageale Fisteln. Gross A/Vogt
II Es zeigt sich eine Atresie des Ösophagus ohne
Ausbildung einer tracheoösophagealen Fistel. In diesem Fall
zeigen sich keine Luftansammlungen im Magen. Gross B/Vogt
IIIa Es besteht eine Ösophagusatresie mit
tracheoösophagealer Fistel am oberen Segment. Das untere
Segment endet als Blindsack. Gross C/Vogt IIIb Es besteht
eine Ösophagusatresie mit tracheoösophagealer Fistel
am unteren Segment. Das obere Segment endet als Blindsack. Dies ist
die häufigste Form der Ösophagusatresie.Gross
D/Vogt IIIc Es besteht eine Ösophagusatresie mit
Fistelbildung am unteren und oberen Segment. Gross E/Vogt IV
Hier besteht eine tracheoösophageale Fistel ohne Vorliegen
einer Ösophagusatresie (sogenannte
„H-Fistel“)
Diagnostik
Pränatal ergibt sich der erste Verdacht durch das Vorhandensein eines
Polyhydramnions. Daher kann in seltenen Fällen die Diagnose bereits
pränatal gestellt werden. Schon beim klinischen Verdacht ist eine
Entbindung in einem Zentrum mit entsprechender Erfahrung und Ausstattung zu
empfehlen. Die Unmöglichkeit, die Speiseröhre mit einer
nasogastralen Sonde komplett zu sondieren (nicht mehr als
10–15 cm), deutet auf das Vorliegen einer
Ösophagusatresie hin. Anhand des Röntgenbildes kann die
Sonde im oberen Speiseröhrensack dargestellt werden. Auch eine
Spiegelbildung ist typisch. Die Verwendung von Barium-Kontrastmittel ist
wegen der Induktion einer Pneumonitis obsolet. Fisteln und Atresien
können endoskopisch gut dargestellt werden. Dies ist vor der Planung
eines Eingriffs unerlässlich. Ösophagusatresien
können mit syndromalen Erkrankungen (z. B. der Trisomie 18)
assoziiert sein [50]
[51].
Therapie
Die Federführung der Therapie übernehmen die
Thorax-/Kinderchirurgen. Operationen im Thoraxbereich im Sinne von
End-zu-End-Anastomosen können offen (mit hoher Morbidität
verbunden) oder minimal-invasiv durchgeführt werden. Die Fisteln
werden chirurgisch verschlossen [52]
[53]. Kleine TEF können auch mit
Fibrinkleber verblockt werden. Anastomoseninsuffizienzen treten mit ca.
20% der Fälle häufig auf und werden konservativ
behandelt.
Prognose
Das Risiko einer posttherapeutischen Ösophagusstenose beträgt
zwischen 25 und 40%, die Therapie besteht in wiederholten
Dilatationen. Die posttherapeutische Mortalität liegt bei ca.
5–10% und wird u. a. durch Komorbiditäten
beeinflusst [50]. Betroffene Patienten
können sich an die Selbsthilfeorganisation für
Speiseröhrenerkrankungen KEKS wenden.
Ösophagusatresien sind meist assoziiert mit einer
tracheoösophagealen Fistel. Die Therapie ist chirurgisch, die
posttherapeutische Morbidität ist
verhältnismäßig hoch.
2.5. Larynxdiaphragma
In der Literatur finden sich ca. 200 Publikationen zum Management dieser
Erkrankung.
Klinisches Erscheinungsbild
Das angeborene glottische Web (AGW) oder Diaphragma wurde erstmals 1882 von
Fleischmann beschrieben. Die AGWs machen etwa 5% der kongenitalen
Anomalien des Kehlkopfes aus und werden durch eine fehlende
Kehlkopfrekanalisation während der Organogenese verursacht [54]
[55].
Sie sind gelegentlich mit anderen Syndromen wie dem 22q11.2-Deletionssyndrom
assoziiert [56]. Das AGW wird nach Cohen
klassifiziert, es werden je nach Stenosegrad der Glottis 4 Typen
unterschieden: Typ I bedingt eine Glottisstenose von weniger als
35%, Typ II zwischen 35–50%. Typ III umfasst
50–75% der Glottisfläche und erstreckt sich immer
bis zum vorderen Ringknorpelanteil in der Subglottis. Bei Typ IV besteht
eine Verengung von 75–99%. Die vollständige
angeborene Kehlkopfstenose wird als „congenital high airway
obstruction syndrome“ oder CHAOS bezeichnet (siehe Trachealagenesie)
[57]
[58]. Bei Grad I in II sind die Stimmlippen noch abgrenzbar,
kleine Befunde können mitunter sogar klinisch übersehen
werden. Bei einem Grad III und IV ist eine Differenzierung der Stimmlippen
kaum noch möglich.
Aufgrund der unterschiedlichen Grade der Stenosen können die
klinischen Symptome der betroffenen Patienten variieren. Patienten mit Typ I
Befunden sind nicht selten asymptomatisch. Andere zeigen eine Dysphonie, die
auch beim Schreien persistiert. Die Symptome können sich durch eine
Infektion der oberen Atemwege verschlimmern. Grad III und IV imponieren
durch eine teils hochrelevante, persistierende Atemnot mit Stridor von
Geburt an [59].
Diagnostik
Neugeborene mit Dysphonie und Stridor sollten von einem HNO-Arzt mit
ausgewiesener pädiatrischer Erfahrung beurteilt werden. Die Diagnose
wird orientierend durch eine transnasale flexible Endoskopie gestellt. Eine
starre Endoskopie in Sedierung mit und ohne Spontanatmung ist
unerlässlich, um das Ausmaß der Anomalie festzustellen. In
diesem Fall muss besonders darauf geachtet werden, dass keine weitere
Narbenbildung durch eine inadäquate Intubation provoziert wird.
Therapie und Prognose
Kleine asymptomatische AGWs können zunächst beobachtet
werden. Wenn eine Operation aufgrund von Symptomen notwendig ist, sollte sie
bei kleinen Befunden endoskopisch durchgeführt werden. Es werden
verschiedene Verfahren angewandt, wie z. B. die Ballondilatation und
das Durchtrennen des Segels mit dem CO2-Laser. Es ist zu
beachten, dass die meisten Webs bis in die Subglottis ziehen, dadurch kann
die temporäre Einlage eines Platzhalters erforderlich sein. Grad III
und IV AGWs erfordern teilweise eine initiale Tracheotomie mit
anschließender Rekonstruktion, die meist in mehreren Schritten
erfolgt [60]. Insgesamt sollte eine
Tracheotomie jedoch unter allen Umständen vermieden werden, wenn
vertretbar. Bei AGWs Grad III und IV werden offene Ansätze
präferiert [61].
Glottische Webs erstrecken sich meist bis zum Ringknorpel, somit sind
einfache Auftrennungen therapeutisch in der Regel nicht ausreichend.
2.6. Trachealagenesie
In der Literatur finden sich ca. 200 Publikationen zur Trachealagenesie. Die
Ursache für die Entstehung einer Trachealagenesie ist nicht
geklärt. Es existiert die Theorie über eine Verlagerung des
Septum oesophagotracheale nach dorasl oder ventral während der
Embryogenese [62].
Klinisches Erscheinungsbild
Die Trachealagenesie (TA) wurde erstmals im Jahre 1900 beschrieben, seither
sind nur wenige Fälle veröffentlicht worden. Die
Prävalenz liegt bei etwa 1 von
50 000–100 000 Lebendgeburten mit einem
Verhältnis von 2:1 zwischen männlichen und weiblichen
Patienten. Die Krankheit verläuft in der Regel tödlich. Sie
wird in den meisten Fällen vor der Geburt diagnostiziert, wenn ein
sogenanntes CHAOS-Syndrom (s. o.) festgestellt wird. Allerdings kann
sich ein CHAOS-Syndrom nicht bei Vorliegen einer tracheoösophagealen
Fistel entwickeln, sodass die Diagnose in diesen Fällen erst kurz
nach der Geburt gestellt wird.
Nach Floyd werden 3 Typen klassifiziert ([Abb.
3]). Typ I (20%) besteht aus einer Agenesie der oberen
Luftröhre, es besteht eine Fistel zwischen Luftröhre und
Speiseröhre, die Bronchien sind normal. Typ II (60%) besteht
aus einer vollständigen Trachealagenesie, die Bronchien sind normal
und es besteht eine Fistel zwischen der Carina und der Speiseröhre.
Beim Typ III treten die Hauptbronchien getrennt aus der Speiseröhre
aus [63]
[64] ([Abb. 4]). Die TA tritt
selten als isolierte Fehlbildung auf, in bis zu 94% der
Fälle liegen andere angeborene Anomalien vor, z. B. die
VATER-Assoziation (vertebral defects, anal atresia, tracheoesophageal
fistula with esophageal atresia, and radial or renal dysplasia). Das
Hauptsymptom ist eine schwere Atemnot nach der Geburt, die leider in der
Regel rasch letal endet [65].
Abb. 3 Trachealagenesie. Typ 1 Hier findet sich ein
Trachealstumpf oberhalb der Bifurkation, in den eine Fistel aus dem
zervikalen Ösophagus mündet. Häufigkeit
20%. Typ 2 Ein Trachealstumpf existiert nicht, die
Bifurkation ist direkt mit dem Ösophagus verbunden.
Häufigkeit 60%. Typ 3 In diesem Fall fehlt
auch die Bifurkation, die beiden Hauptbronchi münden separat
in den Ösophagus. Häufigkeit 20%.
Diagnostik
Im Allgemeinen kann ein Polyhydramnion pränatal bei der
Ultraschalluntersuchung erkannt werden. Darüber hinaus ist auch die
Luftröhre in der Pränataldiagnostik gut sichtbar [66]. Schwere Atemnot und die damit
verbundene Unmöglichkeit einer endotrachealen Intubation sind
kardinale Symptome der TA.
Therapie und Prognose
Eine vollständige TA ist nicht mit dem Leben vereinbar. Die
Ergebnisse der chirurgischen Therapie der TA sind bisher
enttäuschend. Es sind nur 4 Fälle von kurzzeitig
Überlebenden in der Literatur zu finden. Hier sind
multidisziplinäre Ansätze erforderlich. Es existieren keine
Berichte über Patienten, die das Kleinkindalter überlebt
haben [62].
Eine Trachealagenesie ist auch bei bereits pränataler
Diagnosestellung mit dem Leben nicht vereinbar.
3. Seltene Formen der Laryngitis
3. Seltene Formen der Laryngitis
Die unspezifische akute und chronische Laryngitis sind häufige Erkrankungen
und haben eine Vielzahl von Ursachen. Sowohl bei den akuten als auch den chronischen
Formen gibt es seltene Subgruppen. Zu den seltenen Formen der akuten Laryngitis
zählen die ulceromembranösen Kehlkopfentzündungen, eine
Gruppe verschiedener Erkrankungen, bei denen es zu fibrinösen Auflagerungen
auf der Schleimhaut kommt. Klassische Beispiele stellen hierbei die Diphtherie und
die Laryngitis ulceromembranosa Plaut-Vincenti dar [67]. In den letzten 10 Jahren gab es aufgrund der Seltenheit der
Fälle keine aktuellen Publikationen zur Larynxdiphtherie, somit wird sie an
dieser Stelle nur erwähnt. Zu den seltenen Formen der chronischen Laryngitis
zählen einige spezifisch entzündliche Erkrankungen, an erster Stelle
die Larynxtuberkulose, über die im Folgenden ausführlicher berichtet
wird. Weiterhin sind an dieser Stelle die Lepraerkrankungen des Larynx zu nennen.
Die laryngeale Syphilis ist extrem selten. Primär-, Sekundär- und
Tertiäraffekte manifestieren sich typischerweise eher in Mundhöhle
und Oropharynx und nur in seltenen Fällen im Kehlkopf. Hierzu findet sich in
der aktuellen Literatur lediglich ein Fallbericht [68].
3.1. Larynxtuberkulose
In der Literatur finden sich über 700 Publikationen zur
Larynxtuberkulose. Besonders häufig finden sich Artikel aus den 50er
Jahren, aber auch in den letzten Jahren wurde regelmäßig zur
Larynxtuberkulose publiziert.
Klinisches Erscheinungsbild
Die Tuberkulose stellt global gesehen ein durchaus relevantes Krankheitsbild
dar. In Europa allerdings – insbesondere in Deutschland –
zählt sie aber zu den seltenen Erkrankungen. Männer sind
etwa doppelt so häufig betroffen wie Frauen. In der Regel erkranken
junge Erwachsene. Es besteht eine häufige Assoziation zu
HIV-Infektionen von bis zu 50% [69]. In der Endoskopie zeigen sich sowohl ulzerierende als auch
hypertroph-granulierende Manifestationen [70]. Prinzipiell sind alle Bezirke des Kehlkopfes involviert,
allerdings sind die Stimmlippen häufiger betroffen als andere
Bereiche. In der älteren Literatur werden die posterioren
Larynxanteile als Prädilektionsort definiert, Grund hierfür
sei die Retention infektiösen Sputums aus den tiefen Atemwegen in
der Postkrikoidregion. Neuere systematische Beobachtungsstudien haben dies
allerdings nicht bestätigt. Typisch ist ein einseitiger Befall,
z. B. als sogenannte Monochorditis einer Stimmlippe [71]. Aufgrund des unspezifischen
Erscheinungsbildes kann die Larynxtuberkulose mit Larynxkarzinomen
verwechselt werdern. Fast alle Patienten zeigen auch Auffälligkeiten
im Röntgen-Thorax, auch wenn nur ein Teil dieser Patienten unter
chronischem Husten leidet.
Diagnostik
Die Diagnose wird gesichert über eine Biopsie mit histologischem
Nachweis verkäsender epitheloidzelliger Granulome und
säurefester Stäbchen durch eine Ziehl-Neelsen
Färbung oder die PCR sowie Sputumanalysen mit dem kulturellen
Nachweis von Mycobacterium tuberculosis [72]. Fast alle Patienten zeigen einen zusätzlichen
pulmonalen Befall, daher sind Röntgen-Thorax Aufnahmen von
großer Wichtigkeit [73]. Die
Sputumkultur ist in der Regel positiv, allerdings nimmt diese Untersuchung
aufgrund der langen Kultivierungsdauer viel Zeit in Anspruch. Es besteht
eine Meldepflicht bei Erkrankung und Tod sowie beim Nachweis von
Mykobakterien.
Therapie
Nach bestätigter Diagnose sollte die Therapie so früh wie
möglich begonnen werden. Eine Rückbildung der
Larynxläsionen tritt in der Regel wenige Wochen nach Beginn der
Therapie ein. Üblicherweise erfolgt eine 6-monatige
tuberkulostatische Therapie [74].
Allerdings kommt es gerade im Kehlkopf nicht selten zu einer
ausgeprägten Narbenheilung. Typischerweise treten Fixierungen des
Cricoarytenoidnoidgelenks auf, posteriore glottische Stenosen, subglottische
Stenosen und eine daraus resultierende persistierende Dysphonie und
belastungsabhängige Dyspnoe.
Prognose
Unter adäquater Therapie ist die Prognose bezüglich der
Ausheilung der Erkrankung sehr gut. Funktionell kommt es allerdings
häufig zu einer komplexen Narbenbildung, deren Therapie aufwendig
ist [75].
Die Monochorditis ist eine typische Manifestationsform der
Larynxtuberkulose.
3.2. Lepra laryngis
Zur Lepra laryngis finden sich nur einzelne Fallberichte oder jahrzehntealte
Publikationen.
Klinisches Erscheinungsbild
Die durch das Mycobakterium leprae verursachte Erkrankung findet man
heutzutage hauptsächlich in den tropischen und subtropischen
Gebieten Asiens, v. a. in Indien. Langanhaltender und enger
Körperkontakt ist eine Voraussetzung für eine Infektion,
folglich betrifft die Erkrankung häufig Personen, die in engen
räumlichen Verhältnissen zusammenwohnen. Da kühlere
Temperaturen die Teilungsfähigkeit der Leprabakterien
begünstigen, ist die Nasenschleimhaut besonders stark besiedelt und
gilt damit als Keimreservoir und Hauptinfektionsquelle. Typisch ist die
Bildung von Granulationsgewebe (Leprome), welches sich bevorzugt um
periphere Nerven gruppiert und diese im Verlauf zerstört. Im Falle
von Lepramanifestationen der Nasenschleimhaut kommt es in ca. 30%
der Fälle auch zu einem laryngealen Befall. Leprome finden sich fast
ausschließlich auf den prominenten Anteilen des Kehlkopfes, also dem
freien Rand der Epiglottis wieder, wo sie tumorartig aufgetriebene
Raumforderungen darstellen.
Diagnostik
Gemäß den Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes (www.rki.de) erfolgt die
Diagnosesicherung idealerweise über eine histologische Untersuchung
oder den Nachweis spezifischer DNA mittels PCR in Haut- bzw.
Schleimhautbiopsien. Gelegentlich gelingt ein Erregernachweis auch aus
Lymphflüssigkeit, die durch Anritzen der Haut an definierten Stellen
gewonnen wird. Es besteht eine Meldepflicht bei Erkrankung und Tod.
Therapie und Prognose
Die Therapie der Lepra orientiert sich an der Therapie der Tuberkulose. Es
erfolgt eine mehrmonatige medikamentöse Polytherapie. Im Kehlkopf
kommt es zu einer narbigen Abheilung der Läsionen. Beschrieben
werden auch Sensibilitätsstörungen aufgrund von
Schädigungen des Nervus laryngeus superior mit daraus resultierenden
Aspirationspneumonien [67]
[76].
Leprome manifestieren sich bevorzugt in Nachbarschaft zu peripheren
Nerven und führen zu Sensibilitätsstörungen. Bei
Manifestation im Kehlkopf kann dies zur Aspirationsneigung
führen.
3.3. Laryngeale Leishmaniose
Die Leishmaniose ist eine infektiöse
parasitär-granulomatöse Erkrankung, die durch die Protozoen
Leishmania (L) brasiliensis, L. amazonensis, L. panamensis oder L. guyanensis
verursacht werden kann. Die Übertragung erfolgt durch den Stich der
Sandmücke [77]. Die Krankheit wird in
3 klinische Manifestationen unterteilt: die viscerale Form (Kala-Azar), die
kutane Form und die mukokutane Form. Die Schleimhautleishmaniose manifestiert
sich in der Regel durch die hämatogene Ausbreitung der Erkrankung Monate
oder Jahre nach der Hautinfektion [78]. Sie
wird häufig in Lateinamerika beobachtet, Erreger ist L. brasiliensis
[79]. Das Auftreten von mukokutanen
Manifestationen hängt von der Virulenz des Parasiten und der
Immunkompetenz des Wirtes ab und ist selbst in endemischen Gebieten eine seltene
Erkrankung. Häufigste betroffene Lokalisationen sind Nase, Pharynx,
Larynx und Mundhöhle. Die Ansteckung erfolgt in der Regel im Rahmen von
Auslandsreisen. Dem Robert-Koch-Institut werden ca. 20 Erkrankungen pro Jahr in
Deutschland gemeldet.
Klinisches Erscheinungsbild
Die Laryngoskopie zeigt klinisch in der Regel ausgedehnte
Entzündungen mit Erythem und Ödemen. Es können
eitrige Exsudate vorliegen. In fortgeschrittenen Fällen kommt es zu
einer Gewebezerstörung, die teilweise ausgedehnt ist und oft
differenzialdiagnostisch als bösartige Erkrankung fehlinterpretiert
wird.
Diagnostik
Die Diagnose der Leishmaniose erfolgt in der Regel durch den zytologischen
oder histologischen direkten Parasitennachweis. Leishmanien können
hierbei intrazellulär nachgewiesen werden. Des Weiteren bieten sich
immunologische Tests an, z. B. der Nachweis von Antikörpern
in der Immunfluoreszenz oder über den ELISA. Die höchste
Sensitivität und Spezifität besitzt die PCR, die an
Knochenmark- oder Hautproben oder auch aus dem peripheren Blut
durchgeführt wird. Entscheidend sind die Entnahme einer Biopsie und
die Erhebung einer Reiseanamnese.
Therapie und Prognose
Die adäquate Therapie der kutanen Läsionen kann das Risiko
einer Schleimhauterkrankung vermindern, welche auch Jahre nach der
Primärinfektion auftritt [80].
Therapie der Wahl ist die Applikation von liposomalem Amphotericin B
(AmBisome, z. B. Gilead Science GmbH, Martinried, Deutschland). Als
Mittel der zweiten Wahl gilt Miltefosin p.o. (Impavido, Paesel und Lorei
GmbH Co KG, Rheinberg, Deutschland). Die Krankheit kann theoretisch durch
eine adäquate Therapie geheilt werden, nicht selten tritt keine
vollständige Heilung ein. Gerade die kutane Form führt zu
oft entstellenden Narbenformationen. Bei der Diagnose sollte auch die
Immunkompetenz des Patienten überprüft werden (HIV-Test).
Der Primärprophylaxe (Einsatz von Repellenzien) kommt eine besondere
Bedeutung zu.
Die Larynxleishmaniose kann sich Jahre nach einer Hautmanifestation
entwickeln, sie kann aufgrund ihres klinischen Bildes als Larynxkarzinom
fehldiagnostiziert werden.
4. Gutartige Tumoren
4.1. Gutartige epitheliale Tumoren
4.1.1. Juvenile und adulte Papillome
Die Datenlage in der Literatur zur rezidivierenden respiratorischen
Papillomatose ist sehr umfangreich. Es finden sich mehr als 800
Originalarbeiten und Übersichtsartikel. An dieser Stelle soll die
Erkrankung nur kurz zusammengefasst werden. Die Autoren verweisen auf die
zahlreichen ausführlichen Übersichtsartikel zum Thema.
Klinisches Erscheinungsbild
Laryngeale Papillome sind die häufigsten gutartigen epithelialen
Tumoren des Kehlkopfes [81]. Es werden 2
Formen unterschieden, die juvenile Form, welche erstmalig vor dem 12.
Lebensjahr diagnostiziert und in der Regel im Kleinkindalter manifest wird,
und die adulte Form, die v. a. junge, präferenziell
männliche Erwachsene betrifft [82]. Beide Unterformen haben eine vergleichbare Inzidenz von
2–4 pro 100 000 Einwohnern und zählen damit zu den
seltenen Erkrankungen. Ausgelöst werden Larynxpapillome durch
verschiedene Subtypen des humanen Papillomavirus HPV, allen voran durch HPV
6 und HPV 11. HPV 11 scheint hier mit aggressiveren Verläufen
assoziiert zu sein. Das Auftreten an Übergangszonen zwischen
verschiedenen Epithelien (z. B. zwischen Plattenepithel und
respiratorischem Epithel) ist typisch, Kehlkopfpapillome finden sich daher
v. a. an den Stimmlippen selbst [83]. Der Infektionsweg ist nach wie vor nicht vollends
geklärt, eine peripartale Infektion wird als Ursache für die
juvenile Form angenommen. Es lässt sich ein Zusammenhang mit dem
Vorhandensein mütterlicher anogenitaler Papillome nachweisen. Bei
der adulten Form werden zusätzlich sexuelle Übertragungswege
diskutiert [84]. Das klinische
Erscheinungsbild hängt von der Lokalisation und der
Größe der Papillome ab. Chronische Heiserkeit und im Verlauf
Obstruktion der Atemwege stehen im Vordergrund. In den meisten
Fällen betreffen die Papillome die Larynxschleimhaut. Eine tracheale
oder sogar bronchiale Ausbreitung ist sehr selten und mit einer besonders
schlechten Prognose vergesellschaftet [85].
Diagnostik
Bereits in der indirekten Laryngoskopie kann häufig eine
Verdachtsdiagnose gestellt werden. Papillome sind charakterisiert durch eine
blumenkohlartige Oberfläche mit einer charakteristischen
Gefäßzeichnung ([Abb.
5]). Beweisend ist die histologische Untersuchung. Der Nachweis von
HPV-DNA im Gewebe zählt heutzutage zum diagnostischen Standard.
Hilfreich zur Identifikation auch kleiner Manifestationen können
spezielle bildverstärkende Verfahren sein, z. B. Narrow-Band
Imaging oder vergleichbare Techniken [86].
Abb. 5 Papillomatose. (*) Larynxpapillomatose (hier
HPV Typ 6) mit pathognomonischen Gefäßschlingen;
flexible Laryngoskopie (chip/tip).
Therapie
Üblicherweise erfolgt die Abtragung von störenden oder
kritisch ausgedehnten Papillomherden durch transorale mikrochirurgische
Verfahren. Derartige Resektionen sind streng auf das Epithel
beschränkt, da das Virus das subepitheliale Gewebe nicht
befällt. Radikale Resektionen sind obsolet, sie verhindern keine
Rezidive, gefährden aber die Funktionalität des Kehlkopfes.
Rezidive entstehen in der Regel in benachbarten Schleimhautbezirken, die
ebenfalls virusinfiziert sind. Üblich sind wiederholte Sitzungen mit
symptomorientierten Papillomabtragungen durch verschiedene
Maßnahmen. Das Auftreten von Rezidiven ist pathognomonisch
für die Erkrankung. Die chirurgischen und medikamentösen
Therapieverfahren sollen in diesem Kapitel nur kurz benannt werden, hier
wird auf die einschlägige Literatur verwiesen. Während in
Europa die Verwendung des CO2 Lasers mit gewebeschonender
Verdampfung der Papillome häufig Therapie der Wahl darstellt, werden
in den USA oft Shaververfahren an erster Stelle eingesetzt. Die neuere
Literatur beschreibt den Einsatz auch anderer Laserarten. Es existieren
zahlreiche Publikationen zur medikamentösen Therapie. Diese hat zum
Ziel, die Intervalle zwischen den Operationen zu verlängern und ist
damit als adjuvante Maßnahme zu sehen. Interferon-alpha stellte die
erste Behandlungsstrategie zur Unterstützung des Immunsystems bei
Papillom-Patienten dar, allerdings wird das Medikament heutzutage aufgrund
relevanter systemischer Nebenwirkungen nur noch selten eingesetzt. Im
Vordergrund stehen stattdessen die intraläsionale, teils auch
systemische Anwendung von Bevacizumab (Avastin, z. B. Haemato
Pharm GmbH, Schönefeld, Deutschland) und Cidofovir (Tillomed Pharma
GmbH, Ahrensberg, Deutschland). Der VEGF-Antikörper Bevacizumab wird
bereits routinemäßig bspw. in der Augenheilkunde eingesetzt
und kann als Angiogenesehemmstoff der Neuentstehung von Papillomherden
entgegenwirken. Cidofovir wird ausführlich in der Literatur
diskutiert, wobei eine abschließende Bewertung der sehr
unterschiedlichen Studien durchaus problematisch ist. In jedem Fall sind
wiederholte Applikationen erforderlich, woraus eine relevante
Toxizität resultieren kann. Neuere Daten zum COX-2-Inhibitor
Celecoxib zeigen keinen Vorteil für die Patienten. In einer Phase II
Studie wird derzeit die Effektivität von Pembrolizumab auf das
Papillomwachstum untersucht [87]. Es
existieren zudem kleine Fallserien, in denen der 4-fache Impfstoff Gardasil
(MSD Vaccins, Lyon, Frankreich) bei Papillompatienten eingesetzt wurde,
teils finden sich hierzu vielversprechende Ergebnisse an kleinen Fallzahlen
oder in Fallberichten. Der pathophysiologische Mechanismus des an sich
präventiven Ansatzes ist bis heute nicht verstanden, man vermutet
jedoch, dass insbesondere eine Infektion bisher noch nicht betroffener
Areale vermieden werden kann [88].
Prognose
Die rezidivierende respiratorische Papillomatose ist prinzipiell eine durch
die aktuellen therapeutischen Möglichkeiten nicht heilbare
Erkrankung. Die prophylaktischen Effekte einer flächendeckenden
Vakzinierung werden sich in den nächsten Jahrzehnten darstellen.
Prognostisch besonders ungünstig sind eine hohe
Wachstumsgeschwindigkeit sowie ein Befall der Trachea. Berichte zur malignen
Entartung bei Erwachsenen existieren, es wird von einer Malignisierungsrate
von ca. 2% ausgegangen [87].
Das Ziel der Therapie bei einer Larynxpapillomatose ist eine schonende
Abtragung der Papillome mit dem Shaver oder dem Laser unter Erhalt der
Funktion des Kehlkopfes.
4.1.2. Pleomorphe Adenome
Pleomorphe Adenome des Kehlkopfes sind sehr selten, in der Literatur sind 28
Fälle beschrieben.
Klinisches Erscheinungsbild
Adenome im Larynxbereich leiten sich von den seromukösen
Drüsen ab und sind histologisch mit den entsprechenden Tumoren der
Kopfspeicheldrüsen identisch. In den großen
Speicheldrüsen stellt das pleomorphe Adenom den häufigsten
gutartigen Tumor dar. Seltener kommt es in den kleinen
Speicheldrüsen vor, davon besonders selten im Kehlkopf [89]. Monomorphe Adenome mit
tubulärer, azinärer oder papillärer Histomorphologie
treten im Kehlkopf extrem selten auf. Etwas häufiger werden
pleomorphe Adenome beschrieben, aber auch diese sind sehr selten [90]. Es handelt sich um langsam wachsende,
schmerzlose submuköse Raumforderungen, die mit einem unspezifischen
klinischen Bild einhergehen. Radiologisch und klinisch sind sie nicht von
anderen gutartigen Tumoren unterscheidbar. Selten tritt eine maligne
Transformation auf, 2 Fälle sind in der Literatur hierzu beschrieben
[90]
[91]. Typische Lokalisationen für das pleomorphe Adenom
sind die Supraglottis [92] und die
Subglottis [93] bzw. die Trachea [94] in ungefähr gleich
häufiger Verteilung. Selten manifestieren sie sich auf Glottisniveau
[95]
[96]. Die Symptomatik ist abhängig von der Lokalisation
und der Größe. Es können Heiserkeit, Dysphagie oder
(teils lebensbedrohliche) Dyspnoe auftreten [93].
Diagnostik
Die radiologische Bildgebung (CT und MRT) dient in erster Linie der
Ausdehnungsbestimmung. Eine differenzialdiagnostische Einordnung gelingt
damit nicht. Hier ist eine Exzision, bei größeren Tumoren
eine Biopsie mit histologischer und immunhistologischer Begutachtung
notwendig. Voraussetzung ist die Identifikation epithelialer und
myoepithelial-stromaler Komponenten. Typisch für das pleomorphe
Adenom sind die Expression von Zytokeratin, S100, Glial fibrillary acidic
protein (GFAP) und Vimentin [97].
Therapie
Die Therapie der Wahl ist chirurgisch. Das Behandlungskonzept sollte neben
der vollständigen Tumorentfernung funktionelle Aspekte zum Ziel
haben. Dabei werden sowohl offene Zugangswege, z. B. über
eine laterale Pharyngotomie [95],
teilweise aber auch transorale mikrochirurgische Sanierungen beschrieben
[93]
[98]. Es wurde über Rezidive berichtet, wie man sie auch
an anderer Stelle findet.
Prognose
Es bleibt offen, ob die in der Literatur beschriebenen Rezidive
Residualbefunde nach inkompletter Entfernung oder echte Rezidive darstellen.
In der Literatur werden zudem 2 Fälle eines Karzinoms ex pleomorphem
Adenom im Kehlkopf beschrieben, ansonsten scheint die Prognose gut zu
sein.
Der Schlüssel zur Diagnose ist die immunhistologische
Charakterisierung. Therapeutisches Ziel ist optimalerweise die
vollständige Tumorentfernung bei gleichzeitigem Funktionserhalt
des Larynx.
4.2. Gutartige nicht-epitheliale Tumoren
4.2.1. Chondrome
Bei der Literatursuche finden sich 85 Publikationen. Diese umfassen ca. 250
Fälle, davon 3 Kinder [99].
Klinisches Erscheinungsbild
Chondrome gehören neben den Chondrosarkomen zu den Tumoren des
Kehlkopfskeletts [100]. Die
Häufigkeit von Chondromen und Chondrosarkomen innerhalb der Gruppe
aller Larynxneoplasien liegt deutlich unter 1%. In
70–75% der Fälle gehen Chondrome von der
lumenwärts gerichteten Seite der Ringknorpelplatte aus [101], gefolgt vom Schildknorpel [102]. Einzelne Fallberichte beschreiben
auch endolaryngeale Chondrome an den Arytenoidknorpeln, meist unilateral, in
seltenen Fällen auch bilateral [103]. Des Weiteren publizierten Yang und Lin über ein
Larynxchondrom an der Epiglottis [104] und
Ozcan et al. über ein Chondrom des Hyoids [105]. Betroffen sind meist junge Erwachsene
unter dem 50. Lebensjahr, wobei Männer in einem Verhältnis
von 4:1 häufiger betroffen sind als Frauen [106]. Klinisch imponieren die Tumoren als
steinharte, häufig kugelige, von glatter Schleimhaut
überzogene, meist nach innen und außen wachsende
Raumforderungen. Die Symptomatik variiert je nach Größe und
Lokalisation der Tumoren. Gerade bei den endolaryngealen Befunden dominieren
Dysphonie oder zunehmende Dyspnoe mit inspiratorischem Stridor. In der
typischen Lokalisation am Ringknorpel wachsen die Tumoren auch Richtung
Ösophaguseingang und können Schluckstörungen
hervorrufen. Ansonsten handelt es sich entweder um tastbare Raumforderungen
am äußeren Hals oder Zufallsbefunde im Rahmen einer
Bildgebung aus anderen Gründen. Durch ein langsames Wachstum umfasst
die Anamnese oft mehrere Jahre. Knorpeltumoren kommen auch in der Trachea
vor. Diese Ekchondrome werden gelegentlich als Zufallsbefund bei Endoskopien
gefunden. Sie sind meist klein und nicht therapiebedürftig.
Diagnostik
Wie bei allen seltenen Tumoren sind initiale Fehldiagnosen häufig.
Die wichtigsten bildgebenden Verfahren sind die Computertomografie und die
Kernspintomografie. Allerdings kann weder durch CT noch durch MRT
zuverlässig zwischen Chondrom und Chondrosarkom differenziert
werden. Es empfehlen sich hochauflösende Computertomografien, in
denen sich eine vom Knorpel ausgehende Gewebsvermehrung am Larynxskelett
darstellt. In 80% finden sich hierbei Verkalkungen. Die
häufigsten radiologischen Differenzialdiagnosen sind Karzinome mit
Knorpelinfiltration, laryngeale Manifestationen einer Chondromatose oder
posttraumatische Verkalkungen [107]. Im
Rahmen der diagnostischen Mikrolaryngoskopie können die Tumoren des
Kehlkopfskeletts meist relativ sicher diagnostiziert werden [108]. Auch hier ist eine Differenzierung
zwischen Chondrom und Chondrosarkom nicht möglich. Letztendlich
zählt dabei ausschließlich die histologische Aufarbeitung,
bei der sich hyaline Knorpelformationen darstellen, die normalem Knorpel
sehr ähnlich sind. Als Merkmale der Chondrome gegenüber den
Chondrosarkomen gelten ein niedrigerer Zellanteil, regelrechte
Kerngröße und –morphologie sowie fehlende
Mitosefiguren. Chondrom und Chondrosarkom können auch synchron oder
metachron auftreten [109].
Therapie
Chondrome werden chirurgisch reseziert, ein Larynxerhalt ist hier unbedingt
anzustreben. Vor allem werden hier großzügige offene
chirurgische Therapien angeführt, teilweise mit temporärer
Tracheotomie und mehrschrittigen Rekonstruktionen mit Rippenknorpel [108]. Kleine glottische Befunde
können auch transoral mikrolaryngoskopisch abgetragen werden [103]. Es gibt keine Evidenz in der
Literatur über einen Unterschied zwischen initial konservativen
funktionserhaltenden Teilresektionen von Chondromen mit Nachbeobachtung
über viele Jahre oder einer primär radikalen Operation [101]
[110]. Es finden sich auch Berichte über Laryngektomien bei
extrem großen Tumoren [111].
Prognose
Eine frühzeitige Diagnostik ist zur möglichst
funktionserhaltenden Therapie wünschenswert. Die Tumoren wachsen
sehr langsam und müssen daher lange Zeit nachgesorgt werden, stets
müssen Chondrosarkome als Differenzialdiagnose in Betracht gezogen
werden [102].
Typisch ist der Bezug des Tumors zum Kehlkopfskelett, das sehr langsame
Wachstum und die knochenharte Konsistenz. Eine Differenzierung zum
Chondrosarkom ist letztendlich nur histopathologisch
möglich.
4.2.2. Lipome
In der Literatur finden sich derzeit 49 Artikel über Larynxlipome mit
insgesamt ca. 130 beschriebenen Fällen.
Klinisches Erscheinungsbild
Lipome zählen generell zu den häufigsten gutartigen Tumoren
des Menschen. Sie machen 4–5% aller gutartigen Tumoren aus.
Im Kehlkopf sind sie allerdings selten, ca. 0,6% der gutartigen
Larynxtumoren sind Lipome [112]
[113]. Noch seltener sind sie in der Trachea
zu finden, kommen dort aber vor. Sie treten meist ab dem 40. Lebensjahr auf,
Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen. Im Kehlkopf
können alle Lokalisationen betroffen sein, unter anderem auch die
Stimmlippen [114], der
präepiglottische Raum [115] oder
kombiniert extra- und intralaryngeal [112]. Meist treten sie isoliert auf, können aber auch im
Rahmen von Lipomatosen den Larynx involvieren [116]. Die Symptomatik ist unspezifisch und hängt von der
Lokalisation und Größe des Befundes ab. Klinisch imponieren
die Tumoren weich, gelblich, teils lappig, teils polypenartig. In vielen
Fällen ragen sie in das Kehlkopflumen hinein oder wölben die
Schleimhaut breitflächig vor. Auch lebensbedrohliche Obstruktionen
können sich entwickeln. Es gibt seltene Unterformen von Lipomen im
Larynx, z. B. Spindelzelllipome und pleomorphe Lipome. Hier sind in
der Literatur 8 Fälle beschrieben [117]
[118]
[119]
[120]
[121]
[122].
Diagnostik
Lipome lassen sich prinzipiell gut in der Sonografie abbilden, allerdings bei
eingeschränkter Darstellbarkeit innerhalb des Larynx aufgrund des
Kehlkopfskeletts. Mit der MRT können lipomatöse Tumoren
eindeutig identifiziert werden, jedoch ist eine Differenzierung zwischen
Lipomen und Liposarkomen oder Lipoblastomen kaum möglich [114]. Histologisch findet sich ausgereiftes
Fettgewebe mit zarten Gefäßen und schmalen bindegewebigen
Septen. Typisch für Spindelzelllipome sind CD 34 positive,
spindelförmige Zellen mit reichlich fibrösem und myxoidem
Stroma, durchsetzt von reichlich Fettgewebe [117].
Therapie
Eine chirurgische Therapie ist die einzige Option auf Sanierung des Tumors.
Offene Zugänge sind bei großen oder schlecht
zugänglichen Befunden indiziert, ansonsten dominiert die transorale
Mikrochirurgie [118] oder eine Kombination
aus beiden [123]. Neuere Publikationen
beschreiben eine Entfernung über die transorale robotische Chirurgie
[119]. Kleine, im Rahmen einer
Bildgebung erkannte Zufallsbefunde können nach histologischer
Einordnung (Abgrenzung Liposarkom) zunächst weiter radiologisch
kontrolliert werden, sofern keine funktionellen Beeinträchtigungen
vorliegen.
Prognose
Bei inkompletter Entfernung können die verbliebenen Residuen durch
Nachwachsen zu erneuten Beschwerden führen. Nach kompletter
Entfernung sind Rezidive selten, eine Nachsorge über viele Jahre ist
zu empfehlen.
Die Abgrenzung zwischen Lipom und Liposarkom ist nur histologisch und
nicht durch die Bildgebung erfolgen. Eine vollständige
Exstirpation ist anzustreben.
4.2.3. Rhabdomyome
In der Literatur finden sich 34 Berichte zu insgesamt 40 Fällen.
Klinisches Erscheinungsbild
Rhabdomyome sind üblicherweise Tumoren der Herzmuskulatur. Unter den
extrakardialen Lokalisationen ist die Kopf-Hals-Region am häufigsten
betroffen, v. a. die Hals- und Gesichtsmuskulatur sowie die
Muskulatur im Oropharynx und der Zunge [124]. Auch laryngeale Manifestationen sind beschrieben, diese
sind äußerst selten [125].
Männliche Patienten entwickeln etwas häufiger Rhabdomyome
als weibliche. Die Tumoren treten normalerweise solitär auf und nur
sehr selten im Rahmen von Syndromen [126]
[127]. Es werden
prinzipiell 2 verschiedene Typen unterschieden: die adulte Form, welche im
Larynx häufiger ist [128], sowie
die fetalen Formen [127]. Hier
differenziert man zwischen fetal-zellulären und fetal-myxoiden
Unterformen. Die Symptomatik ist unspezifisch und hängt von der
Größe und der Lokalisation der Tumoren ab.
Üblicherweise gehen laryngeale Rhabdomyome vom Musculus vocalis aus,
können aber auch die äußeren Kehlkopfmuskeln
betreffen. In der Trachea wurde diese Entität bislang nicht
beschrieben.
Diagnostik
In der Computertomografie und der Kernspintomografie imponieren Rhabdomyome
als kontrastmittelaufnehmende, scharf begrenzte Tumoren, es gibt kein
eindeutiges differenzialdiagnostisches Kriterium. Notwendig ist eine
Biopsie, bei der sich polygonale, vakuolisierte Zellen mit ausgiebig
feingranulärem eosinophilem Zytoplasma finden ([Abb. 6]). Beweisend ist die
Immunhistologie mit Expression von Desmin, Myoglobin, muskelspezifischem
Aktin (MSA) und einer Negativität für Zytokeratin, S 100, CD
68 R, Chromogranin A und Synaptophysin [129].
Abb. 6 Rhabdomyom. a Histologisch sieht man einen Tumor
mit großen polygonalen, länglichen Zellen mit
reichlich granulärem eosinophilem Zytoplasma, welches
teilweise eine Querstreifung erkennen lässt, und kleinen,
rundlichen Zellkernen mit distinkten Zellgrenzen. Mitosen kommen
sehr selten vor oder fehlen vollständig. b Bei
stärkerer Vergrößerung sieht man eine
Querstreifung der Tumorzellen. c Immunhistochemisch sieht man
eine kräftige Expression von Desmin. d Myogenin
reagiert in einzelnen Zellen nukleär positiv.
Therapie
Therapie der Wahl ist die komplette chirurgische Entfernung. Sowohl
endoskopische als auch offene Zugangswege sind beschrieben, in den meisten
Fällen sind phonochirurgische Rekonstruktionsmaßnahmen
erforderlich.
Prognose
Die Prognose ist sehr gut, es existiert nur ein Bericht über ein
Rezidiv nach kompletter chirurgischer Entfernung [130].
Laryngeale Rhabdomyome gehen meist vom M. vocalis aus.
4.2.4. Paragangliome
In der Literatur finden sich 67 Publikationen mit 77 beschriebenen
Fällen zu Paragangliomen des Kehlkopfes.
Klinisches Erscheinungsbild
Paragangliome sind meist gutartige neuroendokrine Tumoren des extra-adrenalen
chromaffinen Gewebes des autonomen Nervensystems. Laryngeale
Paragangliomzellen finden sich v. a. supraglottisch (90%),
aber auch subglottisch und sind assoziiert mit den Nervi laryngeales
superiores und inferiores. Sie machen 0,6% aller Larynxtumoren aus
[131]. Die funktionellen Beschwerden
sind abhängig von der Größe und der Lokalisation.
Meist handelt es sich um unifokale Läsionen, selten um ein
multilokuläres Geschehen [132].
Auch in der Trachea können Paragangliome auftreten. Nicht selten
verursachen die Tumoren Schmerzen.
Diagnostik
In der Regel erfolgt zunächst eine bioptische Sicherung des Tumors.
Kleine Tumoren werden hierbei meist bereits total entfernt. In der Regel
sind die Befunde allerdings so groß, dass die definitive Sanierung
separat erfolgen muss. Bei der Probenentnahme kann es zu starken Blutungen
kommen. Histologisch weisen Paragangliome eine alveoläre
Grundstruktur auf, sie setzen sich aus sogenannten
„Zellballen“ zusammen, die durch ein Fasernetz
zusammengehalten werden und in einem gut vaskularisierten Stroma liegen.
Immunhistochemisch wird die Diagnose durch Darstellung von Chromogranin,
Synaptophysin und neuronenspezifischer Enolase untermauert, in den
Stützzellen findet sich das S-100 Protein [67]. Nach der bioptischen Sicherung sollte
eine ausführliche „Staging“-Diagnostik stattfinden.
Neben der Kernspintomografie, aber auch der Computertomografie,
können aufgrund der häufig exprimierten
Somatostatinrezeptoren nuklearmedizinische Methoden zum Einsatz kommen,
bspw. ein Dotatate-PET, was zusätzlich zum Ausschluss
multilokulärer Paragangliome dient [131]. In den letzten Jahren konnte diverse
Genveränderungen identifiziert werden, die für die Enstehung
von Paragangliomen im Kopf-Hals-Bereich verantwortlich sind. Der
vorherrschende Signalweg betrifft das Enzym Succinat-Dehydrogenase (SDH),
welches aus den fünf Untereinheiten SDH-A, SDH-B, SDH-C, SDH-D und
SDH-AF2 besteht. Veränderungen in jeder der fünf
Untereinheiten führen zu SDH-defizienten Tumoren, jeweils definiert
als Paragangliom-Syndrom 1–5 [133]. Laryngeale Manifestationen sind nur für den
Paragangliom Typ 1 (SDH-D) beschrieben worden, entsprechende
Veränderungen sind auf dem Chromosom 11q23.1 lokalisiert [133]
[134]. Innerhalb eines Europäischen Registers (Head and Neck
Paraganglioma Registry) wurden die unterschiedlichen Mutationsuntergruppen
von 121 Paragangliom-Patienten zusammengestellt und statistisch ausgewertet
[135].
Therapie
Therapie der Wahl ist die Chirurgie. Häufig werden offene Zugangswege
beschrieben, bspw. über eine laterale Pharyngotomie oder eine
Thyrofissur. Naik et al. berichten über eine präoperative
superselektive Embolisation der Arteria thyreoidea superior mit
anschließender Larynxteilresektion über eine laterale
Pharyngotomie inklusive Tracheotomie [136]. Auch transorale laserchirurgische Verfahren werden
durchgeführt [137]. In der
Literatur finden sich zudem Berichte über eine erfolgreiche
primäre Strahlentherapie [138].
Medikamentöse Ansätze mit Octreotid (Sandostatin
z. B. Kohlpharma GmbH, Merzig, Deutschland) können zur
Symptomreduktion und Verlaufsstabilisierung eingesetzt werden, insbesondere
bei nicht resektablen Läsionen mit positiver initialer
Octreotid-Szintigrafie [139].
Prognose
Es kommt in ca. 15% der Fälle zu Rezidiven. Hier muss an eine
selten auftretende maligne Entartung gedacht werden [140]. Eine langfristige Nachsorge ist
notwendig.
Paragangliome können Schmerzen verursachen. Ein
nuklearmedizinisches Staging ist zu empfehlen. Therapie der Wahl ist die
Chirurgie, wobei die hohe Blutungsneigung der Tumoren zu beachten
ist.
4.2.5. Schwannome
Zu Larynxschwannome finden sich 82 Publikationen in der Literatur.
Klinisches Erscheinungsbild
Schwannome oder auch Neurilemmome (früher: Neurinome) zählen
zu den neurogenen Tumoren, sie gehen von den Schwann-Zellen aus. Schwannome
treten zwar häufig in der Kopf-Hals-Region auf, der Larynx ist
hierbei allerdings sehr selten betroffen. In der Literatur werden
tendenziell mehr weibliche Patienten mit Larynxschwannomen beschrieben als
männliche, in der Regel mittleren Alters. Selten finden sich
Kehlkopfschwannome auch bei Kindern [141].
Innerhalb des Larynx kommen sie in verschiedensten Lokalisationen vor [142]
[143], z. B. (am häufigsten) an der aryepiglottischen
Falte und der Arytenoidregion ([Abb. 7])
[144], im präepiglottischen
Raum [145], im paraglottischen Raum [146], an den Taschenfalten, den
Stimmlippen, der Epiglottis und in der Subglottis. Auch im Tracheallumen
können Schwannome auftreten. Ursprung sind sowohl Äste des
Nervus laryngeus superior als auch inferior. Die Beschwerden sind
abhängig von der Größe und der Lokalisation,
häufig sind Schwannome Zufallsbefunde im Rahmen einer
Hals-Bildgebung.
Abb. 7 Schwannom. (*) plexiformes Larynxschwannom
supraglottisch links; flexible Laryngoskopie (chip/tip)Schwannom.
Diagnostik
In der präoperativen Diagnostik steht das MRT im Vordergrund mit
einem hyperintensen Signal in der T2 Wichtung und einer
Kontrastmittelaufnahme, für die aufgrund des schwachen nativen
Signals eine T1 Wichtung gewählt wird. Eine sorgfältige
phoniatrische Funktionsdiagnostik ist erforderlich, sofern aufgrund der
Tumormasse eine Beweglichkeit überhaupt beurteilt werden kann.
Letztendlich sind nur histologische und immunhistochemische Untersuchungen
beweisend. Histologisch finden sich wirbel- und zopfartig angeordnete
fusiforme Zellen mit einer Palisadenstellung der Kerne. Auch im Kehlkopf
unterscheidet man die zwei architektonischen Typen Antoni A (kompakt mit
vertikalen Palisaden) und Antoni B (locker myxomatös). Bei
Schwannomen aber auch Neurofibromen ist bspw. die Markerkonstellation CD34
(-), SMA (-), S-100 (+) typisch ([Abb.
8]). Hierbei spricht der immunhistologische S-100-Protein-Nachweis
für einen neurogenen Ursprung. Dieser ist aber nicht absolut
spezifisch.
Abb. 8 Schwannom. Die Abbildungen zeigen ein plexiformes
Schwannom. a Schwannome sind Nervenscheidentumore, die
vollständig oder fast vollständig aus
differenzierten neoplastischen Schwann‘schen Zellen
bestehen. In der Übersicht sieht man ein für
plexiforme Schwannome charakteristisches mehrknotiges Wachstum.
b/c) Bei stärkerer
Vergrößerung erkennt man, im Gegensatz zu
klassischen Schwannomen, die einen Wechsel zwischen Antoni a
und a Wachstumsmuster zeigen, einen etwas monotoneren, recht
zellreichen, spindelzelligen Tumor ohne Atypien, Nekrosen oder eine
gesteigerte mitotische Aktivität als Zeichen eines benignen
Tumors.
Therapie
Schwannome werden nicht selten als Zufallsbefunde im Rahmen einer
Hals-Bildgebung entdeckt. Bei Befunden ohne funktionelle Störungen
kann nach einer histologischen Sicherung zunächst eine
„wait-and-scan“ Strategie verfolgt werden. Ansonsten ist die
Therapie der Wahl die chirurgische Entfernung, meist über die
transorale Mikrochirurgie [143], aber auch
über offene Zugänge, teilweise mit Tracheotomie [145]. In der jüngeren Literatur
finden sich Berichte zur transoralen robotischen Entfernung mit dem Da Vinci
System [119]
[147].
Prognose
In der Literatur wurden 5 Fälle von Rezidiven beschrieben. In der
Regel bestehen postoperativ sensible oder (je nach Ursprung des Schwannoms)
auch motorische Defizite. Daher ist eine phoniatrische Anschlussbetreuung
erforderlich.
Schwannome zeigen sich meist an den aryepiglottischen Falten,
können allerdings in allen Bereichen des Larynx auftreten.
4.2.6. Neurofibrome
Es finden sich in der Literatur 51 Publikationen zu Neurofibromen des Larynx,
teils als Fallserien publiziert. Bei Kindern wurden bis dato 63
Fälle beschrieben.
Klinisches Erscheinungsbild
Bei Neurofibromen handelt es sich um neurogene Tumoren mit einem
überwiegend faserigen Anteil, die aus dem Endoneurium hervorgehen.
Histologisch unterscheidet man einfache, zellreiche und plexiforme
Neurofibrome. Manifestationen im Kehlkopf treten meist im Rahmen einer
generalisierten Neurofibromatose im Sinne eines Morbus Recklinghausen
(Neurofibromatose (NF) I) auf [148]
[149]. Gerade hier manifestiert sich die
Erkrankung v. a. bei (Klein-)Kindern. Es sind aber auch isolierte
Kehlkopfmanifestation beschrieben. Neurofibrome machen 0,05% der
gutartigen Larynxtumoren aus [150]. Die
Klinik ist abhängig von der Größe und der
Lokalisation der Befunde. Wie auch Schwannome finden sich Neurofibrome meist
supraglottisch und selten subglottisch oder in der Trachea [151].
Diagnostik
Die Kernspintomografie ist die bildgebende Diagnostik der Wahl. Neurofibrome
sind hyperintens in der T2 Wichtung mit zentralen intermediären
Arealen, in der T1-Wichtung haben sie ein schwaches bis mittelstarkes
Signal. Eine klare Unterscheidung zu Schwannomen ist nicht immer
möglich. Allerdings kann das MRT häufig zwischen plexiformen
unscharf begrenzten und nicht-plexiformen scharf begrenzten Untertypen
unterscheiden [152]
[153]. Die immunhistologische
Markerkombination von Neurofibromen gleicht denen der Schwannome.
Therapie
Wie bei den Schwannomen stellt auch hier die „wait-and-scan“
Strategie eine interdisziplinär zu diskutierende Option dar. Moderne
Therapieverfahren konzentrieren sich auf endoskopische transorale
Resektionen oder Teilresektionen [154].
Gerade plexiforme Neurofibrome sind besonders unscharf begrenzt und daher
immer schwer zu resezieren [149]. In der
Literatur gibt es keinen beschriebenen Fall, in dem es nicht zu einem
Rezidiv gekommen wäre, sogar nach totaler Laryngektomie. Der Trend
geht daher eindeutig weg von radikalen Resektionen und hin zu
funktionserhaltenden (Teil-)Resektionen mit engmaschigen klinischen und
bildgebenden Kontrollen. Eine Tracheotomie sollte so lang wie
möglich vermieden werden [155].
Prognose
Aufgrund der häufigen Rezidive auch nach radikalen Operationen sind
konservativ-chirurgische Vorgehensweisen angezeigt, im Zweifelsfall im Sinne
von Teilresektionen. Daher müssen die Patienten langfristig
nachgesorgt werden, regelmäßige MRT Kontrollen sind
notwendig. Des Weiteren besteht die Möglichkeit der malignen
Entartung, die unbedingt bedacht werden muss.
Laryngeale Neurofibrome kommen in der Regel im Rahmen von generalisierten
Neurofibromatosen und nur selten isoliert vor.
4.2.7. Granularzelltumore
In der Literatur finden sich 76 Publikationen zur Thematik mit ca. 100
Fällen.
Klinisches Erscheinungsbild
Granularzelltumore zählen zu den Tumoren neuroektodermaler Herkunft,
sie gehen von den Schwann-Zellen aus. Die Mundhöhle und speziell die
Zunge sind besonders häufig betroffen, ca. 10% der
Kopf-Hals-Manifestation betreffen den Kehlkopf [156]. Sowohl Kinder als auch Erwachsene entwickeln
Granularzelltumoren, die Geschlechterverteilung ist ausgeglichen [157]. Die Prädilektionsstelle
innerhalb des Kehlkopfes ist der posteriore Anteil der Stimmlippen ([Abb. 9]) [158]. Die Tumoren imponieren als blasse, submukös
wachsende Masse auf den Stimmlippen, das Leitsymptom ist die Dysphonie [159]. In 5% der Fälle
zeigen sich mehrere laryngeale Manifestationen [160]. Granularzelltumore kommen auch in der Trachea vor, hier ist
das weibliche Geschlecht häufiger betroffen. Typischerweise befallen
sie den zervikalen Anteil.
Abb. 9 Granularzelltumor. (*) Granularzelltumor
hinteres Drittel Stimmlippe rechts; flexible Laryngoskopie
(chip/tip).
Diagnostik
Die Diagnose kann ausschließlich über histologische und
immunhistologische Untersuchungen gestellt werden, da das klinische Bild
unspezifisch ist und der Tumor makroskopisch eher einer Zyste
ähnelt. Typisch sind submukös wachsende polygonale
fein-granuläre Zellen (daher der Name), die positiv für S
100, CD 57, CD 68 und SOX 10 sind [161].
Die S 100-Positivität ist typisch für neurogene Tumoren
([Abb. 10]).
Abb. 10 Granularzelltumor. a Bei der mikroskopischen
Untersuchung sieht man einen in großen Verbänden
gewachsenen Tumor mit großleibigen, unscharf begrenzten
eosinophilen Tumorzellen, die ein granuläres Zytoplasma
zeigen. Die Zellkerne sind meist zentral gelegen mit
gleichförmigen, leicht hyperchromatischen und
vergrößerten vesikulären Zellkernen. In der
Immunhistochemie reagieren die Tumorzellen positiv für
b S100 und c SOX10 als Hinweis für einen
neuroektodermalen Ursprung. d Darüber hinaus
reagieren die Tumorzellen positiv für CD68.
Therapie
Üblicherweise werden die Tumoren transoral laserchirurgisch exzidiert
[160]
[162]. Bei seltenem subglottischem Befall sind offene chirurgische
Verfahren zu bevorzugen [163].
Prognose
Die Prognose nach kompletter Exzision ist mit einer Rezidivrate zwischen 2
und 3% gut. Für Granularzelltumoren werden maligne
Transformationsraten zwischen 1 und 2% beschrieben, allerdings
existiert in der Literatur nur ein Bericht über eine laryngeale
maligne Transformation [164].
Granularzelltumoren
sehen aus wie Zysten, die Verdachtsdiagnose könnte durch die
ungewöhnliche Lage im hinteren Stimmlippendrittel
aufkommen.
4.2.8. Hämangiome
In der Literatur finden sich über 300 Publikationen zu
Hämangiomen des Larynx.
Klinisches Erscheinungsbild
Laryngeale Hämangiome treten in kavernöser und
kapillärer Form auf. Bei den Erwachsenen wird hauptsächlich
das kavernöse, bei den Neugeborenen und Kindern das
kapilläre Hämangiom beobachtet. Kindliche Hämangiome
sind wesentlich häufiger und klassischerweise in der Subglottis
lokalisiert ([Abb. 11]), Mädchen
sind häufiger betroffen als Jungen. Hämangiome bei
Erwachsenen sind deutlich seltener und treten v. a. supraglottisch
auf [165]. Makroskopisch erscheinen
Hämangiome als breitbasig aufsitzende, schleimhautüberzogene
und blau-rötlich imponierende Erhabenheiten, teilweise allerdings
auch als gestielte Polypen mit glatter oder höckeriger
Oberfläche. Symptomatisch werden die Patienten je nach Lage des
Tumors, bei subglottischen Befunden in der Regel durch inspiratorischen
Stridor, Atemanstrengung, Husten und rascher Sauerstoffentsättigung
[166]. Während kindliche
Hämangiome in den ersten Lebensmonaten eine Wachstumstendenz
aufweisen, zeigt sich um das erste Lebensjahr eine Involution [167]. Hämangiome können
auch in der Trachea auftreten.
Abb. 11 Hämangiom. (*) Kongenitales
Hämangiom subglottisch links bei multiplen
Mittellinienhämangiomen; flexible Laryngoskopie
(chip/tip).
Diagnostik
Neben der endoskopischen Untersuchung spielt die Bildgebung eine
große Rolle. Typischer Befund in der Kernspintomografie ist eine
asymmetrische Verengung der subglottischen Atemwege in der koronaren
Bildgebung. Die Kernspintomografie ist Bildgebung der Wahl.
Hämangiome imponieren als solide Tumoren mittlerer
Intensität in der T1-Wichtung sowie hyperintens in der T2 Wichtung.
Flow-voids sind typisch für Shuntformationen [168]. Die histologische Diagnostik ist
nicht immer einfach, als immunhistologischer Marker für infantile
Hämangiome kann das Glukosetransportprotein 1 herangezogen
werden.
Therapie
Für subglottische Hämangiome werden in der Literatur
verschiedene Therapien diskutiert. Entscheidend ist das Ausmaß der
subglottischen Lumeneinengung. Bei geringen Verengungen wird ein
konservatives Vorgehen (watch-and-wait) vorgeschlagen, hier sind
regelmäßige Nachsorgen erforderlich. Bei mittelgradigen
Lumeneinengungen bis zu 50% werden Kortikosteroide empfohlen, bei
größeren Einengungen bis 70% die Laserbehandlung. In
der Literatur werden dazu schneidende und angiolytische
Lasermodalitäten (CO2-, KTP- und Nd:YAG-Laser)
beschrieben [167]. Eine Tracheotomie wird
als Notfallmaßnahme bei großen Befunden oder bei
multilokulären Läsionen angeraten. Offene chirurgische
Exzisionen sind ausgedehnten subglottischen Befunden mit einer
Lumeneinengung von mehr als 70% vorbehalten. Rekonstruktionen
(z. B. mit Rippenknorpel) sollten in diesen Fällen mit in
die Planung einbezogen werden. Es existieren diverse pharmakotherapeutische
Ansätze (z. B. Interferon oder Vincristin). Die
Strahlentherapie ist vor Jahrzehnten verlassen worden, eine Kryotherapie
wird ebenfalls nicht mehr empfohlen. Als Akutmaßnahme eignet sich
eine Behandlung mit Propranolol für mehrere Monate. Die Therapie mit
Betablockern scheint hauptsächlich bei Kindern zu wirken und wird
dort oft auch als Primärtherapie eingesetzt [169]
[170].
Prädilektionsstelle für kindliche laryngeale
Hämangiome ist die Subglottis. Über die
Kernspintomografie kann die Diagnose häufig verifiziert werden.
Therapieentscheidung hängen vom Ausmaß der
subglottischen Lumeneinengung ab.
5. Seltene bösartige Tumoren
5. Seltene bösartige Tumoren
Die derzeitige Inzidenz, Prävalenz und Mortalität von Kehlkopfkrebs
wird auf 2,76 Fälle/Jahr pro 100 000 Einwohner, 14,33
Fälle pro 100 000 Einwohner bzw. 1,66
Todesfälle/Jahr pro 100 000 Einwohner geschätzt
[171]. Plattenepithelkarzinome sind klar am
häufigsten, nur 5% der Fälle sind seltene epitheliale und
nicht-epitheliale Larynxmalignome. Im Folgenden werden einigen Entitäten
beispielhaft näher beleuchtet.
5.1. Karzinome
5.1.1. Adenosquamöses Karzinom des Larynx (LASC)
Bei der Literaturrecherche finden sich 31 Publikationen. Bisher wurden etwa
100 Fälle im oberen Aerodigestivtrakt beschrieben [172].
Klinisches Erscheinungsbild
Das adenosquamöse Karzinom ist ein äußerst seltenes
und hoch aggressives Malignom. Der Larynx stellt den häufigsten
Manifestationsort dar [173]. Zu den
Risikofaktoren gehören Nikotin- und Alkoholkonsum. Eine Assoziation
mit high-risk Formen humaner Papillomaviren wurde diskutiert, scheint
allerdings unwahrscheinlich [174]
[175]. Die Erkrankung tritt in der Regel in
fortgeschrittenem Alter auf, wobei bei einem Geschlechterverhältnis
von 4:1 Männer deutlich häufiger betroffen sind. Die
Symptome sind abhängig von der exakten Lokalisation und der
Ausdehnung des Karzinoms und eher unspezifisch. Eine lokoregionäre
Lymphknotenmetastasierung tritt in 75% der Fälle auf, zum
Zeitpunkt der Erstdiagnose haben 25% der Patienten bereits
Fernmetastasen, vornehmlich in der Lunge [176].
Diagnostik
Neben der klinischen Untersuchung und der Panendoskopie mit Biopsie sind
bildgebende Verfahren wie Computertomografie und Kernspintomografie
indiziert. Die histologische Sicherung kann schwierig sein, da das Karzinom
häufig submukös wächst und daher in
Frühstadien übersehen werden kann. Histologisches
Charakteristikum ist die biphasische Morphologie des Tumors mit
squamöser und cribriform-tubuloglandulärer Differenzierung
in enger Nachbarschaft. Typisch sind zudem intraluminale Muzinansammlungen.
Histomorphologisch ist die Abgrenzung zum Mukoepidermoidcarcinom nicht
einfach, daher sind immunhistochemische Zusatzuntersuchungen erforderlich.
Hierbei können p63, carcinoembryonales Antigen sowie niedrig- und
hochmolekulares Zytokeratin (CK) nachgewiesen werden. CK 20 ist negativ
[177]. Die sichere Abgrenzung zum
Mukoepidermoidkarzinom und zum konventionellen Plattenepithelkarzinom ist
wichtig, da das LASC eine deutlich schlechtere Prognose aufweist. Eine
Publikation von Yoshimura und Kollegen zeigte, dass Biopsien aus oralen ASC
relativ selten korrekt histologisch befundet wurden [178].
Therapie
Es existiert kein klarer Konsens bezüglich einer adäquaten
Therapie des LASC. Je nach Größe des Tumors umfasst sie eine
oft radikale Operation mit Berücksichtigung des Lymphabflusses,
gefolgt von einer adjuvanten Therapie in Form einer Strahlentherapie mit
oder ohne Chemotherapie.
Prognose
Die Krankheit hat mit einer 5-Jahres-Überlebensrate von nur
13–25% eine deutlich schlechtere Prognose als das
konventionelle Plattenepithelkarzinom. Todesursachen sind sowohl
Lokalrezidive als auch Fernmetastasen. Zur schlechten Prognose tragen neben
dem aggressiven Wachstumsverhalten des Tumors auch potentielle histologische
Fehlinterpretationen mit daraus resultierenden falschen Therapiekonzepten
bei. Eine möglichst frühzeitige Diagnostik
ermöglicht die Einleitung einer adäquaten Therapie und ist
prognostisch relevant [173].
Adenosquamöse Karzinome habe eine schlechte Prognose, die
Abgrenzung zu Mukoepidermoidkarzinomen oder Plattenepithelkarzinomen
gelingt meist nur immunhistochemisch.
5.1.2. Lymphoepitheliales Karzinom des Larynx (LLEC)
Dieses Karzinom ist mit 0,2% der Larynxtumore extrem selten. In der
Literatur sind bisher lediglich 40 Fälle beschrieben [179]
[180].
Klinisches Erscheinungsbild
Lymphoepitheliale Karzinome sind Epstein-Barr-Virus (EBV)-assoziierte Tumore,
die v. a. im Nasen-Rachen-Raum lokalisiert sind und eine endemische
geografische Verteilung v. a. in Südostasien haben [181]
[182]. Das LLEC ist im Vergleich zur nasopharyngealen Manifestation
sehr selten. Eine EBV-Assoziation wird kontrovers diskutiert, sie scheint in
jedem Fall deutlich geringer als im Nasopharynx. Das Karzinom ist
häufig in der Supraglottis lokalisiert, selten auch subglottisch
oder in der Trachea [183]. Mit einem
Verhältnis von 3:1 sind Männer häufiger betroffen
als Frauen, bevorzugt zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr [182]. Im Gegensatz zu lymphoepithelialen
Nasopharynxkarzinomen betreffen LLEC weniger häufig die asiatische
als mehr die weiße Bevölkerung. Die klinische Symptomatik
ist unspezifisch [184].
Diagnostik
Neben der klinischen Untersuchung und der Panendoskopie inklusive Biopsie
sind wie bei allen anderen Larynxtumoren auch die Computertomografie
und/oder Magnetresonanztomografie zur Therapieplanung notwendig. Ein
vornehmlich submuköses Wachstum erschwert das Erkennen des Tumors
v. a. in frühen Stadien, die adäquate Probenentnahme
und die Therapieplanung. Nicht selten stellen zervikale
Lymphknotenmetastasen das Initialsymptom dar, sodass die Diagnostik
über eine Lymphknotenbiopsie erfolgt und zunächst an ein
Nasopharynxkarzinom denken lässt. Eine EBV-Assoziation wird durch
die in situ Hybridisierung eruiert. Hier ist der Nachweis von „EBV
encoded small RNA (EBER)“ beweisend. Wichtige weitere
Differenzialdiagnosen sind das Non-Hodgkin-Lymphom, undifferenzierte
Karzinome und das maligne Melanom [179]
[185]. Zudem muss eine
Larynxmetastase eines Nasopharynxkarzinoms ausgeschlossen werden.
Therapie
Wie das lymphoepitheliale Karzinom des Nasen-Rachen-Raumes ist das LLEC in
hohem Maße strahlensensibel, sodass die Radiatio die Therapie der
Wahl darstellt. Sie gewährleistet eine gute lokale Tumorkontrolle
[186]
[187]. Aufgrund der häufig vorhandenen, teils ausgedehnten
lokoregionären Metastasen ist eine Bestrahlung des
Lymphabflussgebietes immer erforderlich. Die Rolle der Chemotherapie ist
noch nicht eindeutig geklärt, es wird allerdings postuliert, dass
eine begleitende Chemotherapie die Rate von Fernmetastasen reduzieren
könnte [182]
[187]
[188].
Prognose
Etwa ein Drittel der LLEC-Patienten verstirbt aufgrund ihrer Erkrankung,
meist an Fernmetastasen [182]
[189].
Das lymphoepitheliale Larynxkarzinom wird primär
strahlentherapeutisch behandelt.
5.1.3. Adenoidzystisches Karzinom des Larynx
In der Literatur finden sich über 200 Artikel zum adenoidzystischen
Karzinom des Kehlkopfes. Die meisten dieser Artikel stellen Berichte mit
mehreren beschriebenen Fällen dar.
Klinisches Erscheinungsbild
Das adenoidzystische Karzinom (ACC) stellt eines der häufigsten
Tumoren der kleinen Speicheldrüsen dar. Die Dichte der kleinen
Speicheldrüsen innerhalb der laryngealen Schleimhaut ist mit
23–47 Drüsen/cm2 ca.
20–40-fach geringer als in der Mundhöhle [190]. Dies ist ein Grund für die
Seltenheit des laryngealen ACC mit<1% unter allen
Larynxtumoren. Das ACC ist unter beiden Geschlechtern nahezu gleich verteilt
mit einem medianen Altersdurchschnitt von ca. 50 Jahren [191]
[192]. Die häufigste Lokalisation ist die Subglottis ([Abb. 12]) mit Ausdehnung in die Trachea
[193]
[194]. Das ACC der Supraglottis und der Stimmlippenebene ist sehr
selten. Je nach Lokalisation können Symptome wie
Globusgefühl, Heiserkeit, Dyspnoe und Stridor auftreten. Die Tumoren
wachsen sehr langsam. Daher entwickeln sich auch die Symptome entsprechend
verzögert. Ein eindeutiger Risikofaktor für die Entstehung
eines ACC konnte bis jetzt nicht identifiziert werden.
Halslymphknotenmetastasen treten in der Regel sehr selten auf,
Fernmetastasen, insbesondere Lungenmetastasen, können sich analog zu
den ACC anderer Lokalisationen auch nach vielen Jahren manifestieren [195]
[196].
Abb. 12 Adenoidzystisches Karzinom. (*)
Adenoidzystisches Karzinom subglottisch links; flexible
Laryngoskopie (chip/tip).
Diagnostik
Die Schnittbilddiagnostik ist zur Ausdehnungsbestimmung und Therapieplanung
erforderlich. Allerdings muss hier angemerkt werden, dass die Ausdehnung
aufgrund des diffusen submukösen Tumorwachstums und der
häufig vorhandenen Perineuralscheideninfiltration nicht selten
unterschätzt wird. Beweisend sind histologische und
immunhistologische Untersuchungen. ACC zeigen eine Vielzahl
tubulärer und cribriformer Strukturen. Eine
Perineuralscheideninfiltration ist ubiquitär. Immunhistochemische
Marker sind KIT (CD 117) in den inneren Epithelzellen und p63 sowie SMA in
den peripheren myoepithelialen Zellen. Zudem erfolgen Färbungen
gegen MYB und MYB/NFIB [197]. Wesentliche
genetische Alteration stellt eine t(6;9) Chromosomen Translokation oder
seltener eine t(8;9) Translokation dar. Die entstehenden Fusionen
involvieren das MYB oder MYBL1 Onkogen und das Transkriptionsfaktor-Gen NFIB
([Abb. 13]).
Abb. 13 adenoidzystisches Karzinom. a Das
adenoidzystische Karzinom ist ein Speicheldrüsenkarzinom,
das aus epithelialen sowie myoepithelialen Zellen besteht und ein
charakteristisches tubuläres, kribriformes und solides
Wachstum zeigt. In den Tumordrüsen findet sich
häufig eine amorphe basophile Matrix. Aufgrund der typischen
Morphologie ist meist die Diagnose am konventionell-morphologischen
Präparat möglich. Hier sieht man ausgedehnte
Tumorinfiltrate unter der laryngealen Schleimhaut. Das Karzinom
bildet eine Perineuralscheideninfiltration (siehe b) und eine
Lymphangiosis carcinomatosa (siehe c) aus. Zudem zeigt sich
hier eine Infiltration der Nebenschilddrüse (in d)
und Schilddrüse (in e).
Therapie und Prognose
Die Chirurgie ist aufgrund der relativ geringen Strahlensensibilität
dieser Tumoren als Therapie der Wahl anzusehen. Aufgrund der oben
beschriebenen Wachstumsmuster ist ein radikales Vorgehen, nicht selten im
Sinne einer totalen Laryngektomie erforderlich, wobei auch bei einer
radikalen Operation häufig R1-Situationen bezüglich der
Perineuralscheideninfiltration resultieren [190]
[198]
[199]. Obwohl ACC eine relative
Strahlenresistenz zeigen, konnte in einigen Studien eine verbesserte lokale
und lokoregionäre Tumorkontrolle durch die adjuvante Radiotherapie
in R1 Siutationen aufgezeigt werden [200]
[201]
[202]. Chen und Kollegen berichteten, dass
die lokale Tumorkontrolle bei Patienten mit ACC im Kopf-Hals-Bereich nach 5
und 10 Jahren mit einer adjuvanten Bestrahlung bei 92 bzw. 84% lag
und ohne Strahlentherapie 80% bzw. 61% betrug. [203] In Ergänzung zu einer IMRT
(z. B. 50 Gy) kann eine Schwerionenbestrahlung die Prognose
verbessern [204].
Prognose
Prognosebestimmende Faktoren sind der Resektionsstatus, die
Tumorgröße und die Perineuralscheideninfiltration [205]. Die 5-Jahres-Überlebensrate
von Patienten mit einem laryngealen ACC liegt zwischen
43–75% [206]
[207]
[208]. Die hohe Streubreite ist durch die geringen Fallzahlen zu
erklären. Die lokale Tumorkontrollrate ist durch eine radikale
Operation mit ggf. adjuvanter Bestrahlung in der Regel gut, die Patienten
versterben fast ausschließlich an Fernmetastasen.
Chirurgische Ansätze sind die Therapie der Wahl bei
adenoidzystischen Larynxkarzinomen. Die Prognose wird durch eine
späte Fernmetastasierung determiniert.
5.1.4. Mukoepidermoidkarzinom (MEC)
Es existieren lediglich ca. 100 Fallberichte zu dieser
Tumorentität.
Klinische Erscheinungsbild
Die Symptome des MEC ähneln den Symptomen anderer Tumoren im
Kehlkopf. Die Tumoren kommen sowohl supraglottisch als auch subglottisch vor
[209]. Es existiert ein Bericht
über ein 12-jähriges erkranktes Kind, typischerweise sind
aber Erwachsene betroffen [210].
Diagnostik
Neben der klinischen Untersuchung und der Panendoskopie inklusive Biopsie
sind bildgebende Verfahren wie die Computertomografie und/oder
Magnetresonanztomografie indiziert. Die Diagnose erfolgt durch eine
histologische Sicherung. Die Evaluation kann anspruchsvoll sein, es besteht
das Risiko einer Verwechslung des Tumors mit z. B.
Plattenepithelkarzinomen, Adenokarzinomen, adenosquamösen Karzinomen
oder neuroendokrinen Karzinomen [211]. MEC
bestehen aus 3 Zelltypen: Epidermoidzellen, Schleim-sezernierenden Zellen
und Intermediärzellen. Histologisch wird eine Differenzierung in
low- (niedrig maligne), intermediate- (mittelgradig maligne) und high-grade
(hoch maligne) Typen vorgenommen.
Therapie
Die therapeutische Vorgehensweise orientiert sich an der Behandlung von MEC
der Speicheldrüsen. Führend ist die Operation mit
häufig anschließender adjuvanter Bestrahlung, ggf. in
Kombination mit einer Chemotherapie.
Prognose
Die Differenzierung ist einer der wichtigsten Prognosefaktoren beim MEC. So
besitzen low- und intermediate-grade Tumoren nach adäquater
chirurgischer Sanierung eine gute Prognose mit einer
10-Jahres-Überlebensrate von 90% bzw. 70%.
High-grade Tumoren hingegen haben eine 10-Jahres-Überlebensrate von
nur 25%. Bei gut differenzierten, kleinen und nicht metastasierten
Tumoren kann auf eine adjuvante Therapie zugunsten eines engmaschigen
Nachsorgekonzeptes verzichtet werden [212]
[213].
Die Prognose von MEC des Kehlkopfes hängt von der Differenzierung
ab.
5.1.5. Neuroendokrine Karzinome des Larynx (NEC-L)
Die NEC-L stellen eine Gruppe von seltenen neuroendokrinen Karzinomen des
Kopfes und Halses dar. In der Literatur sind ungefähr 500
Fälle beschrieben.
Klinisches Erscheinungsbild
Analog zu NECs anderer Lokalisationen wie der Lunge wird auch im Larynx
zwischen 3 verschiedenen Subtypen unterschieden: dem gut differenzierten
(G1) NEC-L (Synonym: Carcinoid), dem mäßig differenzierten
(G2) NEC-L (Synonym: atypisches Karzinoid) und dem schlecht differenzierten
(G3) NEC-L, welches wiederum in kleinzellige (sm) und großzellige
(lc) Typen unterteilt wird [214]. Das G1
NEC-L ist am seltensten, gefolgt vom G3 Typ, während das G2 NEC-L am
häufigsten vorkommt. Diese Unterscheidung hat therapeutische
Auswirkungen, da sich das klinische Verhalten und das Ansprechen auf die
Behandlung zwischen den Subtypen stark unterscheiden.
Das NEC-L betrifft vermehrt das männliche Geschlecht mit einem
Geschlechterverhältnis von 3:1, mit Ausnahme von gut differenzierten
NEC-L, bei denen keine Präferenz für das Geschlecht
beobachtet wurde [214]
[215]. Der Erkrankungs-Peak liegt im 5.
Lebensjahrzehnt und es besteht häufig eine Nikotinanamnese. Die
häufigste Lokalisation ist die Supraglottis. NEC-L verursachen
unspezifische Symptome wie Heiserkeit, Dysphagie oder Halsschmerzen. In sehr
seltenen Fällen kann aufgrund einer tumorinduzierten
Hormonüberproduktion ein paraneoplastisches Syndrom auftreten [216]. Besonders zu nennen ist die hohe
Tendenz der NEC-L zur dermalen Metastasierung, die laut Literatur in bis zur
20% der Fälle auftritt [217]
[218]
[219]. Daher ist im Rahmen des Stagings die
gründliche Inspektion der Haut zwingend erforderlich.
Diagnostik
Neben der klinischen Untersuchung einschließlich Panendoskopie mit
Biopsie des Primärtumors kommen verschiedene diagnostische Verfahren
zum Einsatz. Als bildgebende Verfahren sind hier die Sonografie, die
Computertomografie sowie das PET-CT (FDG-PET-CT/Dotatate-PET-CT) zu
nennen [220]. Für die
immunhistologische Diagnostik werden verschiedene Marker herangezogen wie
Zytokeratin, EMA und mindestens ein positiver neuroendorkiner Marker
(z. B. Chromogranin A, Synaptophysin, neural cell adhesion molecule
NCAM (CD56)) [221]. NEC können
verschiedene Hormone wie Serotonin, Calcitonin, Wachstumshormone, Insulin,
Gastrin oder Glucagon sezernieren. Zur Beurteilung der Prognose des
Patienten ist eine Expressionsanalyse von Ki 67 obligatorisch.
Das medulläre Schilddrüsenkarzinom sollte als
Differenzialdiagnose in Betracht gezogen und insbesondere bei
erhöhten Serumcalcitoninspiegeln, die v. a. beim G2 NEC-L
auftreten können, ausgeschlossen werden [218]. Auch muss ein NEC-L von einer laryngealen Metastase eines
NEC anderen Ursprungs (z. B. Lunge) abgegrenzt werden.
Therapie
Die therapeutische Entscheidung sollte in erster Linie
multidisziplinär und Subtypen-spezifisch getroffen werden. Bei G1
NEC-L wird eine lokale Resektion im Sinne einer entweder offenen oder
transoralen endoskopisch-laserchirurgischen partiellen Laryngektomie
empfohlen. G2 NEC-L stellen die größte Subgruppe dar. Die
Therapieplanung ist anspruchsvoll, da 30% der Patienten bei
Erstvorstellung bereits Fernmetastasen aufweisen. Eine radikale chirurgische
Resektion ist indiziert. Eine elektive Neck dissection sollte
durchgeführt werden, nicht selten finden sich okkulte Metastasen.
Die Sensitivität von G2 NEC-L gegenüber einer
Strahlentherapie ist fraglich. Es konnte gezeigt werden, dass Patienten, die
als Therapie eine primäre Strahlentherapie erhielten, ein
niedrigeres krankheitsspezifisches Überleben aufwiesen als
Patienten, die chirurgisch behandelt wurden. Rezidive können auch
nach der konventionellen Nachbeobachtungszeit von 5 Jahren auftreten, sodass
eine Nachbeobachtung auf 10 Jahre ausgedehnt werden sollte. Patienten mit
einem G3 sm- und lc-NEC-L entwickeln frühzeitig Fernmetastasen. In
diesen Fällen ist die Behandlung ähnlich wie beim
neuroendokrinen Lungenkarzinom und besteht aus einer Kombination aus
Strahlentherapie und Chemotherapie [215].
Prognose
Der Verlauf der Erkrankung hängt im Wesentlichen vom
Differenzierungsgrad ab. Die Rezidivrate beträgt 35%
für das G1 NEC-L und 81% für das lc-NEC-L. Patienten
mit einem G2- oder einem G3- lc-NEC-L entwickeln häufiger
Fernmetastasen als Patienten mit einem G1- NEC-L [215]. Das krankheitsfreie Überleben
(DFS) nach 5-Jahren von G1-NEC-L beträgt 80%. Im Gegensatz
dazu beträgt das 5-Jahres DFS für G2-, G3 sm-NEC-L und
lc-NEC-L 52, 19 bzw. 15% [215].
Es existiert eine Vielzahl neuroendokriner Karzinome. Dies unterstreicht
die Notwendigkeit einer interdisziplinären Therapieplanung.
Aufgrund der hohen Tendenz der NEC-L zur dermalen Metastasierung ist
eine gründliche Inspektion der Haut zwingend erfordelrich.
5.2. Bösartige nicht-epitheliale Tumoren
Etwa 4,3% der Sarkome treten im Kopf- und Halsbereich auf [222]. Diese heterogene Krankheitsgruppe ist
gekennzeichnet durch eine Vielzahl histologischer und klinischer
Erscheinungsbilder, wodurch die Therapieplanung eine Herausforderung darstellt.
Im Kehlkopf finden sich sowohl Sarkome des Skeletts als auch Weichteilsarkome.
J. Le Vay, B. O’Sullivan und Kollegen untersuchten die Prognose
für verschiedene Typen von Kopf- und Hals-Sarkomen. Sie fanden heraus,
dass gut differenzierte Sarkome und die Subtypen Liposarkom, Fibrosarkom oder
Chondrosarkom relativ langsam wachsende Tumore darstellen mit einer geringen
Inzidenz von Metastasen. Auf der anderen Seite zeigen die schlecht
differenzierten und biologisch aggressiven Tumoren wie das Angiosarkom,
osteogene Sarkome oder das Neurofibrosarkom eine erhöhte Neigung zur
Fernmetastasierung [223]
[224].
Das Chondrosarkom tritt als Sarkom des Skelettsystems mit Abstand am
häufigsten auf, während Weichteilsarkome extrem selten sind. Im
folgenden Kapitel werden das Chondrosarkom und das Rhabdomyosarkom näher
besprochen. Bezüglich der Entitäten Fibrosarkom, Liposarkom,
Synovialsarkom, Angiosarkom und Leiomyosarkom wird auf die gängige
Literatur verwiesen.
5.2.1. Laryngeales Chondrosarkom
In der Literatur finden sich über 300 Publikationen zu
Larynx-Chondrosarkomen, eine Abschätzung der Anzahl bekannter
Fälle ist schwierig.
Klinisches Erscheinungsbild
Das laryngeale Chondrosarkom (LCS) ist die am häufigsten vorkommende
Form des Sarkoms im Kehlkopf. Nach dem Plattenepithelkarzinom und dem
Adenokarzinom ist das Chondrosarkom die dritthäufigste
bösartige Erkrankung des Kehlkopfes. Chondrosarkome sind
häufiger als Chondrome. Die klinischen Symptome sind unspezifisch
und unterscheiden sich nicht von anderen Larynxneoplasien. LCS metastasieren
lokoregionär mit einer Rate von 2% sehr selten [225]
. Fernmetastasen treten in ca.
8,5% auf, häufig betroffen sind die Lunge und Knochen [226]. Das LCS entsteht meist aus dem
hyalinen Knorpel des Ringknorpels ([Abb.
14]) [227].
Abb. 14 Chondrosarkom. (*) low-grade (G1)
Chondrosarkom am Aryhöcker und Krikoid rechts; flexible
Laryngoskopie (chip/tip).
Diagnostik
Die histologische Sicherung im Rahmen einer Panendoskopie ist für die
Diagnose unerlässlich. Histologisch können die am
häufigsten vorkommenden gut differenzierten Chondrosarkome nur
schwer von Chondromen unterschieden werden. Entscheidend ist die Anzahl von
Mitosen, die Hyperzellularität sowie Kernpleomorphismen und andere
Kernanomalien ([Abb. 15]). Die
Infiltration des benachbarten gesunden Knorpels oder Knochens
schließt ein Chondrom aus und spricht für das Sarkom.
Immunhistochemische Untersuchungen dienen v. a. zur Beurteilung der
Mitoseaktivität. Die Computertomografie und die
Magnetresonanztomografie liefern wichtige Informationen über die
Tumorausdehnung und das angrenzende gesunde Weichgewebe.
Abb. 15 Chondrosarkom. a Chondrosarkome des Larynx sind
maligne mesenchymale Tumoren des hyalinen Knorpels. In der
Übersicht erkennt man einen lobulär aufgebauten
Tumor mit chondroider Matrix und erhöhter
Zellularität. Der Tumor liegt unter dem laryngealen
Oberflächenepithel. b Bei stärkerer
Vergrößerung zeichnet sich die nukleäre
Pleomorphie und Hyperchromasie der neoplastischen Chondrozyten im
Gegensatz zum nicht neoplastischen Knorpelgewebe ab (rechte
Bildhälfte). Es finden sich auch Knorpellakunen mit zwei
Zellkernen.
Therapie
Die Chirurgie ist das Verfahren der Wahl zur Behandlung des LCS. Die rein
endoskopische Resektion hat ihre Vorteile in funktioneller Hinsicht und
aufgrund der geringeren Morbidität. Bei der Entscheidung für
die endoskopische Tumorresektion sollte jedoch berücksichtigt
werden, dass die Rezidivrate mit 50% sehr hoch ist [228]
[229]. In der Regel erfolgen offene chirurgische Verfahren,
idealerweise unter mikroskopischer Kontrolle. Tracheotomien können
hierbei nicht selten vermieden werden. Man muss beachten, dass der
Biopsiezugang im Rahmen der definitiven Therapie exzidiert werden muss. Dies
gilt insbesondere für die Zugänge von außen.
Aufgrund des meist langsamen Wachstums gut differenzierter Unterformen wird
heutzutage von einem radikalen chirurgischen Vorgehen häufig
abgesehen. Vielmehr steht der Organerhalt im Vordergrund, sodass die Tumoren
mit knappem Sicherheitsabstand schleimhaut- und damit funktionsschonend
abgetragen werden, gefolgt von einer engmaschigen kernspintomografischen
Nachsorge. Rezidive können ebenfalls durch möglichst
umschriebene chirurgische Maßnahmen behandelt werden. Die totale
Laryngektomie gilt heutzutage als ultima ratio.
Prognose
Die Prognose ist generell gut. Dubal und Kollegen führten eine
retrospektive Analyse des Tumorregisters SEER (United States National Cancer
Institute’s Surveillance, Epidemiology, and End Results) durch. Sie
registrierten 143 Fälle mit einem mittleren Alter von etwa 61
Jahren. Das männliche Geschlecht war mit 76% am
häufigsten betroffen. Bei der Analyse des krankheitsspezifischen
Überlebens wurden 96,5, 88,6 und 84,8% nach 1, 5 und 10
Jahren festgestellt [225]. In einer
anderen Studie untersuchten Oliver und Kollegen 592 LCS-Fälle. Eine
lokale Tumorresektion und die Laryngektomie waren die häufigsten
Therapieformen. Eine rein endoskopische Resektion kam mit 3,4% am
seltensten zu Einsatz. Die Rolle der adjuvanten Therapie wird kritisch
gesehen. Der Nutzen der Chemotherapie ist nicht belegt und wird daher nicht
empfohlen [230].
Die Therapie von Chondrosarkomen des Kehlkopfes erlaubt häufig
den Organerhalt. Die Tumoren wachsen langsam und werden heutzutage mit
mehr radikal operiert. Zu beachten ist, dass der Biopsiezugang im Rahmen
der definitiven Therapie exzidiert werden muss.
5.2.2. Rhabdomyosarkom
In der Literatur finden sich ca. 100 Artikel zu Rhabdomyosarkomen des
Kehlkopfes.
Klinisches Erscheinungsbild
Das Rhabdomyosarkom (RMS) ist ein mesenchymaler Tumor, der von der
quergestreiften Muskulatur ausgeht und der Gruppe der Weichteilsarkome
zuzuordnen ist. Etwa 1/3 der RMS treten im Kopf- und Halsbereich
auf, wobei die Augenhöhle, der Nasen-Rachen-Raum und die Nase
häufige Manifestationsorte sind. Der Kehlkopf ist sehr selten
betroffen. Nach der WHO werden RMS in drei histologische Gruppen eingeteilt.
Dazu gehören das embryonale RMS, das alveoläre RMS und das
pleomorphe RMS. Das embryonale RMS kann sowohl Kinder als auch Erwachsene
betreffen [231]. Das pleomorphe RMS tritt
ausschließlich bei Erwachsenen auf. Die Altersverteilung für
RMS ist wie folgt: 1% im Alter von<1 Jahr und 13%
für≥15-Jährige. Der Hauptanteil der Patienten
(>85%) ist somit zwischen 1 und 15 Jahre alt [232]. RMS betreffen v. a. die
Glottis und die Supraglottis und in mehr als 90% der Fälle
sind Männer betroffen. Die Symptome sind unspezifisch. Das
pleomorphe RMS ist gekennzeichnet durch eine hochmaligne Tumorbiologie.
Diagnostik
Neben der histologischen Sicherung im Rahmen einer Panendoskopie gelten
bildgebende Verfahren (CT und MRT) als Standardprozeduren. Entscheidend sind
immunhistologische Zusatzuntersuchungen. Typisch ist der Nachweis von Desmin
und Myogenin (MYF 4). Ebenso können die Marker MYOD1, fast Myosin,
Myoglobin, MSA und SMA nachweisbar sein ([Abb.
16]). Gerade die alveolären Subtypen exprimieren auch
nicht-myogene Marker wie Zytokeratin, EMA, CD 56, Chromogranin,
Synaptophysin, CD 20 und CD99. Als Besonderheit weisen alveoläre RMS
eine PAX3-FOX01 Genfusion auf, deren Nachweis differenzialdiagnostisch
hilfreich sein kann [233].
Abb. 16 Embryonales Rhabdomyosarkom. a Das embryonale
Rhabomyosarkom ist ein maligner Weichgewebstumor mit morphologischen
und immunphänotypischen Eigenschaften der embryonalen
Skelettmuskulatur. Histologisch bilden sich hier überwiegend
differenzierende Rhabdomyoblasten mit kräftig eosinophilem
und elongiertem Zytoplasma aus, die verstärkt nach
Vortherapie beobachtet werden können (wie in diesem Fall).
Die Zellkerne sind deutlich vergrößert und
hyperchromatisch. b Bei stärkerer
Vergrößerung sieht man einzelne mehrkernige
Tumorzellen (Pfeil) und ganz vereinzelt eine Querstreifung. c
Immunhistochemisch reagieren die Tumorzellen positiv für
Desmin und d Myogenin.
Therapie
Patienten mit Rhabdomyosarkomen sollten nur in spezialisierten Zentren
therapiert werden. Die pädiatrischen Patienten werden von der
Cooperativen Weichteilsarkom Studiengruppe (CWS) evaluiert. Hier wird eine
leitlinienkonforme Behandlungsempfehlung ausgesprochen. Laut Hicks und
Kollegen wird bei allen embryonalen RMS eine Chemotherapie bestehend aus
Vincristin und Actinomycin-D ohne Strahlentherapie favorisiert. In
ungünstigen histologischen Gruppen, darunter alveoläre,
undifferenzierte und anaplastische Formen, wird zusätzlich zu
Vincristin und Actinomycin-D auch Cytoxan sowie eine Strahlentherapie
verabreicht [231]. Bei Erwachsenen ist die
Operation bei resektablen Tumoren die Therapie der Wahl [234].
Prognose
Patienten mit embryonalem RMS haben eine gute Prognose. Die Prognose bei
alveolären RMS ist schlechter als bei embryonalen RMS. Nach Kissane
haben pleomorphe RMS die schlechteste Prognose [231].
Die therapeutische Planung der unterschiedlichen Formen von
Rhabdomyosarkomen erfolgt interdisziplinär. Die chirurgische
Therapie steht nur bei Erwachsenen an erster Stelle.
6. Laryngeale und tracheale Manifestationen von Allgemeinerkrankungen
6. Laryngeale und tracheale Manifestationen von Allgemeinerkrankungen
6.1. Rheumatoide Arthritis (RA)
Die RA ist eine entzündliche chronische Autoimmunerkrankung mit einer
Prävalenz von etwa 1%, die zu schweren Gelenk- und
Knochenschäden führen kann. Die fortschreitende Krankheit
manifestiert sich häufig im Kehlkopf, bis zu 75% der Patienten
können Stimmstörungen entwickeln [235]
[236].
Klinische Manifestation
Leitsymptom ist die Dysphonie, welche durch eine Affektion der
Cricoarytenoid-Gelenke verursacht wird. Darüber hinaus
können Schleimhautläsionen der Stimmlippen (z. B.
Knötchen) und neurogene muskuläre Störungen zu
Stimmveränderungen führen. Selten berichten betroffene
Patienten auch über Schmerzen beim Sprechen, chronischen Husten oder
Dyspnoe im Falle von beidseitigen Stimmlippenfixationen [237]
[238]
[239]
[240].
Diagnostik
In der Regel ist die rheumatische Grunderkrankung bekannt, die Diagnose wird
somit im Gesamtkontext gestellt. Strukturelle Veränderungen
können mithilfe der video-laryngostroboskopischen Untersuchung
dokumentiert werden. In den Anfangsstadien der Erkrankung ist eine
Rötung und Schwellung im Bereich der Aryknorpel typisch, eine
verdickte Stimmlippenschleimhaut, insbesondere in den posterioren Anteilen
entwickelt sich erst im Verlauf. Bei zunehmender Aryknorpelfixation wird der
Glottisspalt zunehmend enger. Relevant ist hier die Unterscheidung zwischen
primären Symptomen durch die Grundkrankheit und sekundären
Symptomen durch die immunsuppressive Kortikoidtherapie. Arthritisch bedingte
Beweglichkeitseinschränkungen der Kehlkopfgelenke können
funktionell im Rahmen einer Mikrolaryngoskopie bestätigt werden
[241]. Differenzialdiagnostisch ist zu
beachten, dass neben der RA auch andere Systemerkrankungen eine Affektion an
Cricothyroid- und Cricoarytenoid-Gelenk verursachen können [242]
[243]
[244]. In der
hochauflösenden CT lassen sich Gelenkveränderungen zum Teil
recht deutlich detektieren. Sie ist daher fester Bestandteil der
Diagnostik.
Therapie und Prognose
Führend ist die Therapie der Grunderkrankung. Unterstützend
kann eine logopädische Therapie angeboten werden. Steroide
können systemisch oder intraläsional appliziert werden [245]
[246]. Bei rheumatischen Stimmlippenknötchen wird nach
erfolgloser konservativer Therapie eine mikrochirurgische Behandlung
empfohlen.
75% aller Patienten mit rheumatoider Arthritis entwickeln
laryngeale Symptome.
6.2. Primäre laryngotracheale Amyloidose
Die primäre Amyloidose ist eine fortschreitende Systemerkrankung mit
Ablagerung von unlöslichen Proteinfasern (Amyloid) im Gewebe. Die
primäre Amyloidose hat in Deutschland eine Inzidienz von 6–10
Fällen pro 1000 000 Einwohnern pro Jahr, 15% der
Fälle treten lokalisiert auf, wobei ein kleiner Teil dieser
Fälle den Kehlkopf (PLA) betrifft [247]
[248]. Im Kopf-Hals-Bereich
kommen Amyloidablagerungen auch oral, pharyngeal und in den
Nasennebenhöhlen vor. Nur 400 Fälle von PLA sind in der
Literatur beschrieben worden. Bei der primären Amyloidose lagert sich
meistens Leichtketten-Amyloid (AL) ab. An dieser Stelle sei erwähnt,
dass die sekundäre Amyloidose (auf dem Boden chronischer
infektiöser und nicht infektiöse Erkrankungen, lymphatischen
Tumoren oder langfristiger Dialyse) deutlich häufiger auftritt. Bei der
systemischen Form können neben AL verschiedene andere Amyloidformen
nachgewiesen werden.
Klinische Manifestation
Die Krankheit schreitet langsam fort. Je nach Lokalisation können
unterschiedliche Symptome auftreten. Dazu gehören Dyphagie,
Heiserkeit, Dyspnoe und Stridor. Gelegentlich kann die Erkrankung als Asthma
oder chronisch obstruktive Bronchitis fehldiagnostiziert werden [249]. Klinisch liegen häufig
einzelne oder mehrere gelblich gefärbte polypoide, submuköse
Läsionen vor ([Abb. 17]). Meist
werden die einzelnen Herde nicht größer als 1 cm.
Betroffen sind v. a. junge Erwachsene. Prädilektionsregion
ist die Supraglottis. Ulzerationen können fokal ebenfalls
auftreten.
Abb. 17 Larynxamyloidose. (*) Laryngeale AL-Amyloidose
vom kappa-Leichtkettentyp Hemilarynx links; flexible Laryngoskopie
(chip/tip).
Diagnose
Die klinische Untersuchung einschließlich einer phoniatrischen
Beurteilung, bildgebende Verfahren (Computertomografie und
Magnetresonanztomografie) sowie die Panendoskopie mit Biopsie sind zur
Diagnosenstellung angezeigt. Der klinische Spiegelbefund ist typisch. Die
Kongorot-Färbung ist eine etablierte Technik zum Nachweis von
Amyloidablagerungen ([Abb. 18]) [250]. Eine umfassende Untersuchung zum
Ausschluss weiterer Amyloidablagerungen im Kopf-Hals-Bereich ist obligat,
außerdem muss zwingend nach Ursachen für sekundäre
Amyloidosen geforscht werden. Hierzu sind eine Knochenmarkspunktion, Blut-
und Urin-Untersuchungen zum Ausschluss einer Leichtketten-Erkrankung
erforderlich, insbesondere muss ein Plasmozytom als Ursache ausgeschlossen
werden. Die Universität Heidelberg betreibt ein Nationales
Klinisches Amyloidose Register.
Abb. 18 Amyloidose. a Laryngeale Schleimhaut mit
subepithelial, amorphen, extrazellulären eosinophilen
Ablagerungen, die in der Kongorotfärbung (siehe b)
eine charakteristische rötliche Reaktion, entsprechend
Amyloid erkennen lassen
Therapie
Die unterschiedlich ausgeprägten klinischen Beschwerden erfordern
eine patientenspezifische Therapieplanung. In den meisten Fällen ist
eine lokale mikrolaryngoskopische Abtragung suffizient möglich. In
einigen Fällen muss zur Sicherung der Atemwege eine Tracheotomie
durchgeführt werden [251].
Prognose
Trotz suffizienter Lokaltherapie liegt die Rezidivrate bei ca. 50%.
Systemische Therapeutika bei lokalisierter Kehlkopfmanifestation sind
wirkungslos [248]. Patienten, die
für eine Operation nicht in Frage kommen, können einer
Strahlentherapie zugeführt werden. Hierzu ist die Datenlage
allerdings spärlich [252]. Eine
systemische sekundäre Amyloidose hat eine schlechte Prognose,
aufgrund des multiplen Organbefalls (insbesondere Herz, Niere und Gehirn)
verläuft die Krankheit oft tödlich. Im Gegensatz zur
systemischen Amyloidose hat die lokale Amyloidose eine deutlich bessere
Prognose. An dieser Stelle sei auf die Amyloidose Selbsthilfegruppe
verwiesen, die unter www.amyloidose-selbsthilfe.de kontaktierbar ist.
Beim Nachweis von Amyloideinlagerungen im Kehlkopf muss eine
sekundäre Amyloidose, die eine schlechte Prognose hat,
ausgeschlossen werden.
6.3. Pemphigus vulgaris
Der Pemphigus vulgaris (PV) ist eine seltene bullöse Autoimmunerkrankung
der Haut und Schleimhäute. Ursächlich sind zirkulierende
Autoantikörper gegen Cadherine in den Desmosomen. Beim PV sind
Antikörper gegen Desmoglein 3 und Desmoglein 1 zu finden. Desmoglein 3
wird dabei besonders stark in den Schleimhäuten exprimiert [253]
[254].
Insbesondere die Kehlkopfbeteiligung kann eine lebensbedrohliche
Atemwegsobstruktion verursachen.
Klinische Erscheinung
Ein PV kann sich in verschiedenen Regionen des Kopfes und Halses
manifestieren. Läsionen in der Mundschleimhaut im Sinne von
Erosionen werden in 75–80% der Fälle beschrieben.
Der Befall des Kehlkopfes kann Symptome wie Stridor, Dyspnoe, Heiserkeit und
Hämoptyse verursachen.
Diagnose
Die hno-ärztliche Untersuchung der Schleimhäute des oberen
Aerodigestivtraktes ist von besonderer Bedeutung, eine Haut- oder
Schleimhautbiopsie zur Diagnosestellung obligatorisch. Histologisch kann
eine suprabasale Spaltbildung in der HE-Färbung nachgewiesen werden.
Zusätzlich werden die Auto-Antikörper in der direkten
Immunfluoreszenz dargestellt. Im Blut zirkulierende Antikörper gegen
Desmoglein-3 werden mit dem ELISA oder der indirekten Immunfluoreszenz
nachgewiesen. Der ELISA ist hochempfindlich und spezifisch [255].
Therapie und Prognose
Die Therapie wird interdiziplinär durchgeführt. Dazu
gehört die systemische Gabe von Glukokortikoiden und anderen
Immunsuppressiva. Rituximab, ein monoklonaler Antikörper, der gegen
das B-Zell-Antigen CD 20 gerichtet ist, kann ebenfalls zur Behandlung des PV
eingesetzt werden. Schmidt und Kollegen konnten zeigen, dass bei 95%
der Patienten eine Teilremission erreicht wurde [256]. Zudem finden sich vielversprechende neue Therapiekonzepte.
Dazu gehört der so genannte chimeric autoantibody receptor (CAAR).
Das Prinzip beruht darauf, dass die krankheitsverursachenden B-Zellen vom
CAAR erkannt und durch eine T-Zell-Aktivierung eliminiert werden [257]
[258]. Unbehandelt führt die Erkrankung zum Tod durch dermale
Flüssigkeitsverluste, Superinfektionen oder andere Komplikationen
der gestörten Hautbarriere. Bei adäquater Therapie liegt die
Langzeitüberlebensrate über 90%. Es existiert eine
Selbsthilfegruppe für Patienten mit Pemphiguserkrankungen (www.pemphigus-pemphigoid-selbsthilfe.de).
Unter adäquaten therapeutischen Maßnahmen hat der
Pemphigus vulgaris des Kehlkopfes eine gute Prognose.
6.4. Granulomatose mit Polyangiitis (GPA)
Die GPA, früher als Wegener-Granulomatose bezeichnet, ist eine
idiopathische Vaskulitis der mittleren und kleinen Arterien, die durch
nekrotisierende granulomatöse Entzündungen des respiratorischen
Systems sowie eine co-existierende Glomerulonephritis charakterisiert ist. In
Europa geht man von ca. 10 Fällen pro 1000 000 Einwohnern aus.
Die GPA ist eine schwere Erkrankung, das mittlere Überleben einer
unbehandelten generalisierten Form liegt bei 5 Monaten, in erster Linie aufgrund
von Nieren- und Lungenversagen. Moderne immunsuppressive Therapiekonzepte haben
die Prognose der Patienten deutlich verbessert, derzeit liegt das mediane
Überleben bei 21 Jahren nach der Diagnosestellungb [259].
Klinische Erscheinung
Eine Manifestation im Kehlkopf oder der Trachea in Form von Ulcera oder
subglottischen Stenosen tritt unregelmäßig auf. Selten sind
laryngotracheale Läsionen die einzigen Manifestationen der GPA. Die
subglottische Stenose findet sich bei 10–20% der GPA
Patienten und tritt häufiger im Kindesalter auf. Die Ursache
für die subglottische Stenose ist eine Zerstörung des
umliegenden Gewebes aufgrund der Vaskulitis und ein daraus resultierender
reduzierter Blutfluss, der mit einer exzessiven Fibrose einhergeht [260]. Subglottische Stenosen mit einer
Lumeneinengung bis zu 70% bleiben in der Regel asymptomatisch,
während höhergradige Befunde letztendlich zu
lebensbedrohlicher Atemnot führen können. Die Patienten
entwickeln häufig Atemnot, Stridor und selten Husten. Bis zum
jetzigen Zeitpunkt ist nur ein einziger Fall einer supraglottischen Stenose
im Rahmen einer GPA beschrieben worden [261]. Diverse Pharmaka können Schübe verursachen,
z. B. Propylthiouracil, Methimazol, Carbimazol, Sulfasalazin oder
Minocyclin [262].
Diagnose
Die Diagnose der GPA beruht auf den Kriterien des American College of
Rheumatology. Zwei der folgenden Kriterien müssen hierbei
erfüllt sein: Beteiligung der Nasennebenhöhlen,
Knotenbildungen, gemischte pulmonale Infiltrate oder Kavernenbildung im
Röntgen-Thorax, Hämaturie oder ähnliche
Veränderungen im Urinstatus sowie histologischer Nachweis von
Granulomen in der Arterienwand oder im perivaskulären Gewebe einer
Arterie oder Arteriolen [263]. Zur
Abklärung ist eine Biopsie erforderlich. Serologisch können
diverse Subtypen von sog. „antineutrophil cytoplasm
antibodies“ (ANCA) untersucht werden, typisch ist das Vorhandensein
von cANCAs. In floriden Krankheitssituationen liegt die Sensitivität
und Spezifität der ANCA-Testung bei 91 bzw. 99%. Im Rahmen
der generalisierten GPA sind ANCAs in 90–95% der
Fälle erhöht. Bei lokalisiertem Organbefall im
Hals-Nasen-Ohren Bereich sind die Level nur bei 50–70% der
Patienten positiv [264]. Die Diagnose
einer Larynx- oder Trachealmanifestation wird in erster Linie durch eine
flexible Endoskopie sowie eine hochauflösende Computertomtografie
des Halses gestellt.
Therapie und Prognose
In weniger fortgeschrittenen Fällen ist eine pharmakologische
Therapie ausreichend, unterstützt von topischen inhalativen
Glukokortikoiden oder optional umschriebenen chirurgischen Verfahren
(z. B. Laserchirurgie). Zu den gängigen
pharmakotherapeutischen Ansätzen gehören Glukokortikoide
sowie Cyclophosphamid, Rituximab, intravenöse Immunglobuline,
Abatacept, Methotrexat oder Azathioprin [259]. Trotz adäquater Pharmakotherapie benötigen
bis zu 80% der Patienten eine chirurgische Intervention, dies
beinhaltet eine transläsionale Injektion von Corticoiden,
endoskopische Dilatationen, radiäre Laserinzisionen, selten
Stentapplikationen, Tracheotomie oder offene Resektionen.
Bekanntermaßen kann jede chirurgische Prozedur zur Zunahme der
Stenose führen, deswegen sind erste chirurgische Schritte so wenig
invasiv zu halten wie möglich [265]. Informationen für betroffene Patienten findet man
unter anderem unter https://gpa-info.org.
Subglottische Stenosen
sind neben den Knorpelschäden am Nasengerüst
regelmäßig auftretende Manifestationen der GPA im
Hals-Nasen-Ohren-Bereich.
6.5. Sarkoidose
Die Sarkoidose besitzt in Deutschland eine Prävalenz von ca. 50 pro
100 000 Einwohnern und manifestiert sich hauptsächlich in der
Lunge und den Lymphknoten. Ein Befall des Larynx oder der Trachea ist eher
selten. Ein ausschließlicher Befall des Kopf-Hals-Bereichs kann
gelegentlich vorkommen [266].
Klinisches Erscheinungsbild
Die meisten Patienten erkranken in der 3. und 4. Lebensdekade. In seltenen
Fällen können auch Kinder betroffen sein. Je nach
Lokalisation äußert sich die Larynxsarkoidose durch
Dysphagie, Dysphonie, Husten oder Atemwegsobstruktion mit Dyspnoe. Im Falle
einer mediastinalen Lymphknotensarkoidose kann es auch zu Recurrensparesen
kommen [267]. Typisch ist eine
plötzlich auftretende ödematöse und plumpe
Aufquellung des laryngealen Gewebes. Dies kann pseudotumorartige
Veränderungen hervorrufen. Gelegentlich zeigen sich auch Granulome
oder Ulzerationen. Mit bis zu 80% sind die Epiglottis und die
aryepiglottischen Falten am häufigsten betroffen ([Abb. 19]), allerdings können auch
alle anderen Larynxbereiche befallen sein [235]
[268].
Abb. 19 Larynxsarkoidose. Manifestation einer Sarkoidose am
Larynx mit typischer Verplumpung der Epiglottis
Diagnostik
Die Diagnostik basiert auf drei Säulen: der klinischen und
radiologischen Präsentation, dem histologischen Nachweis nicht
verkäsender Granulome und dem Ausschluss relevanter
Differenzialdiagnosen. Zur radiologischen Abklärung der Sarkoidose
ist eine Computertomografie des Thorax erforderlich. Serologisch zeigen sich
bei der akuten Sarkoidose eine erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit
bei normalem CRP sowie häufig ein erhöhtes Gesamt IgG und
ein erhöhtes Serum-Calcium und Calcium im Urin. Die wichtigste
Differenzialdiagnose ist die Tuberkulose [269].
Therapie
Bei akuten Atemwegsobstruktionen kann eine entsprechende Atemwegsicherung
erforderlich werden, in extremen Fällen durch eine Tracheotomie. An
sich ist der Verlauf der Sarkoidose eher günstig, Spontanremissionen
treten nach 1–2 Jahren in über 50% der Fälle
auf. Nach 5 Jahren sind die meisten Fälle spontan abgeheilt. Die
Therapie richtet sich daher komplett nach dem Ausmaß des klinischen
Befundes. Bei kritischem Organbefall sind Kortikosteroide gut wirksam, diese
können sogar topisch appliziert werden. Beim Larynxbefall sollte zur
Vermeidung kritischer Atemwegsobstruktionen bereits frühzeitig mit
Kortikosteroiden therapiert werden. Hier sind neben den Steroiden auch
Mitomycin-Applikationen möglich [270]. In Deutschland existieren einige Selbsthilfegruppe
für Sarkoidosekranke, z. B. die Deutsche
Sarkoidose-Vereinigung e. V. und das Sarkoidose-Netzwerk e. V.
Die Sarkoidose heilt in den meisten Fällen spontan ab. Die
Therapie ist symptomorientiert.
6.6. Rezidivierende Polychondritis (relapsing polychondritis)
Zur rezidivierenden Polychondritis von Kehlkopf und/oder Trachea finden
sich in der Literatur ca. 100 Publikationen. Meist werden kleine Patientenserien
vorgestellt.
Klinisches Erscheinungsbild
Die rezidivierende Polychondritis (RP) ist eine seltene Autoimmunerkrankung,
die durch wiederkehrende Entzündungen des hyalinen Knorpels
gekennzeichnet ist. Die Erkrankung hat eine Inzidenz von
3–4,5:1.000.000, wobei Frauen 5-mal häufiger betroffen sind
als Männer [271]
[272]. Die Inzidenz der RP nimmt mit dem
Alter zu und hat ihren Höhepunkt im 4. Lebensjahrzehnt, wobei
5% der Fälle auch in der Kindheit auftreten [273]. Die Erkrankung ist durch
rezidivierende Entzündungen und Knorpelzerstörung,
insbesondere der Ohren, der Nase und den Atemwegen gekennzeichnet [274]
[275]. Die Mechanismen für die Initiierung von RP, die
Aufrechterhaltung der pathologischen Immunantwort und die nachfolgende
Knorpelzerstörung bleiben weitestgehend unklar. Mehrere Faktoren
scheinen beteiligt zu sein, darunter genetische Auffälligkeiten
(HLA-DR4), spezifische Antikörper gegen Knorpelstrukturen (Typ II
Kollagen, Matrilin-1) und die Modifikation der Zytokin- und
Chemokinsignaturen (MCP-1, MIP-1β und IL-8) [276]
[277]
[278]
[279]
[280]. Matrilin-1 ist ein vorwiegend im Trachealknorpel exprimiertes
extrazelluläres Matrixprotein [281]. In etwa 30% der Fälle werden
zusätzliche autoimmune rheumatologische und hämatologische
Pathologien beobachtet [274]
[282]. Klinisch können die Dauer und
der Schweregrad der Erkrankung erheblich variieren. Mehrere Organe
können betroffen sein, bei 50% der RP-Patienten liegt eine
Beteiligung des Kehlkopfes und der Trachea vor, was in einigen
Fällen zu einer lebensbedrohlichen laryngotrachealen Stenose
führen kann [283]. In einer
aktuellen Studie konnte gezeigt werden, dass die RP in über
20% mit anderen Autoimmunerkrankungen wie dem
Sjögren-Syndrom, der Autoimmunthyreoiditis, dem systemischen Lupus
erythematodes, dem Antiphospholipid-Syndrom oder der rheumatoiden Arthritis
vergesellschaftet ist [284].
Diagnostik
McAdam und Kollegen legten 1976 die ersten diagnostischen Kriterien
für die RP fest [274]. Die
Diagnose kann gestellt werden, wenn drei von sechs der folgenden Kriterien
erfüllt sind: 1. bilaterale aurikuläre Chondritis, 2.
nicht-erosive seronegative entzündliche Arthritis, 3. nasale
Chondritis, 4. ophthalmologische Entzündungen, 5. Chondritis der
Atemwege und 6. vestibulocochleäre Störungen [285]. Diese Kriterien wurden von Damiani
und Levine und von Michet und Kollegen modifiziert [286]
[287].
Therapie
RP-Patienten mit leichten Krankheitssymptomen werden in der Regel mit
nicht-steroidalen Entzündungshemmern (NSAR) und gegebenenfalls
Prednisolon behandelt. Bei schwerer Manifestation mit Schädigung der
Atemwege können hohe Dosen von Prednisolon erforderlich sein [288]. Sollte sich bei der Behandlung eine
Steroidresistenz entwickeln, können immunsuppressive Medikamente wie
Azathioprin, Cyclosporin A und eine Plasmapherese eingesetzt werden [289]. Darüber hinaus ist
Methotrexat ein wirksames und verhältnismäßig gut
verträgliches Medikament [290].
Dapson ist ein Antirheumatikum mit antibiotischer Wirkung, das als
Zweitlinientherapie eingesetzt werden kann, wobei jedoch die
vielfältigen Nebenwirkungen zu berücksichtigen sind. Es gibt
einige Berichte über eine erfolgreiche Therapie mit Infliximab [291]
[292].
Prognose
Der Verlauf der Erkrankung ist kaum vorhersehbar. Wiederkehrende
Entzündungsreaktionen des Knorpels führen zu einer
dauerhaften Zerstörung des betroffenen Gewebes und verursachen durch
die Beeinträchtigung von Trachea und Kehlkopf schwerwiegende
Atemwegsprobleme, die letal enden können.
Die RP wird anhand eines Symptomscores diagnostiziert. Die Erkrankung
wird primär medikamentös behandelt.
7. Seltene Erkrankungen der Schilddrüse
7. Seltene Erkrankungen der Schilddrüse
In einem letzten Abschnitt sollen die seltenen Erkrankungen der Schilddrüse
dargelegt werden. Hier wurde bewusst eine Auswahl getroffen.
7.1. Riedel-Struma
Zur Riedel-Struma finden sich ca. 100 Artikel in der Literatur. Es handelt sich
fast ausschließlich um Einzelfalldarstellungen.
Klinisches Erscheinungsbild
Die Riedel Struma ist eine fibrosierende Thyreoiditis und stellt eine seltene
Erkrankung mit einer Inzidenz von 1 pro 100 000 Einwohner dar. Die
Ursache der Erkrankung ist unklar. Es gibt Hinweise für eine
autoimmune Genese, allerdings wird auch eine fibrosierende IgG 4 assoziierte
Erkrankung diskutiert [293]. Typisch ist
eine stark verhärtete und vergrößerte
Schilddrüse. Bei Befall der umgebenden Strukturen am Hals kommt es
häufig zu Obstruktionen der oberen Atemwege. Hinzu kommen Dysphagie,
Stridor, teilweise auch Recurrensparesen.
Diagnostik
Bei der Untersuchung zeigt sich eine brettharte Masse im Jugulum, die nicht
verschieblich ist. Laborchemisch stellt sich in der Regel eine Hypothyreose
dar. Differenzialdiagnostisch ist zwar an ein Karzinom zu denken [294], wobei das klinische Erscheinungsbild
für die Riedel-Struma spricht. Im Ultraschall zeigt sich eine
hypoechogene, kaum durchblutete Schilddrüsenfibrosierung. Die
Computertomografie ist hilfreich zur Beurteilung einer extrathyroidalen
Ausbreitung und zur Abschätzung des Ausmaßes der
Fibrosierung [295]. Letztendlich kann die
Diagnose nur über eine offene Biopsie gestellt werden.
Typischerweise ist das fibröse Gewebe durchsetzt von eosinophilen
Infiltraten. Aufgrund der Seltenheit der Diagnose wird diese oft
verzögert gestellt. Zu den vier Diagnosekriterien gehören 1.
eine extrathyroidale Ausbreitung des Entzündungsprozesses, 2. das
Vorhandensein einer okklusiven Phlebitis, 3. der Ausschluss von Granulomen,
Riesenzellen, Lymphfollikeln und 4. der Ausschluss von Malignität
[296].
Therapie
Die Behandlung erfolgt mit Glukokortikoiden oder Tamoxifen. Chirurgische
Maßnahmen stellen eine Herausforderung dar, da sich das
Schilddrüsengewebe kaum vom umgebenden Normalgewebe lösen
lässt. Daher sollte eine umschriebene chirurgische Therapie nur zur
Vermeidung obstruktiver Symptome dienen.
Prognose
Die Erkrankung hat eine gute Prognose, Haupttodesursache ist die tracheale
Kompression. Die Sterblichkeitsrate liegt bei 5% [293].
Die Riedel-Struma wird mit Glukokortikoiden behandelt, die operative
Therapie ist rein symptomoperiert, nicht selten in Form von
Teilresektionen.
7.2. Allan-Herndon-Dudley-Syndrom (MCT8-Mangel)
Zum sehr seltenen MCT8-Defizienzsyndrom wurden bis dato 120 Artikel
publiziert.
Klinisches Erscheinungsbild
Schilddrüsenhormone sind essentiell für die Entwicklung und
Funktion des Zentralnervensystems. Sie werden über
transmembranöse zelluläre Transportproteine in das
Zellinnere transportiert. Dazu gehört der Monocarboxylat-Transporter
8 (MCT8). MCT8 ist spezifisch für den Transport von
Schilddrüsenhormonen und wird durch das SLC16A2-Gen kodiert. Eine
Genmutation führt zu einer seltenen (1-Jahres-Inzidenz 0,1 unter
100 000 Einwohnern) X-chromosomalen Erkrankung, die als
Allan-Herndon-Dudley-Syndrom bekannt ist und fast ausschließlich
männliche Patienten betrifft. Es handelt sich im eigentlichen Sinne
nicht um eine Erkrankung der Schilddrüse, wird aber dieser Gruppe
häufig zugeordnet. Phänotypisch zeigen die Patienten schwere
neurologische Symptome wie eine Paraparese mit Hypotonie, Bradykinesie,
Spastik, eine mäßige bis schwere mentale Retardierung mit
fehlender Sprachentwicklung sowie eine Epilepsie [297].
Diagnostik
Typische Laborkonstellation ist ein erhöhter Trijodthyronin
(T3)-Plasmaspiegel (periphere Hyperthyreose), ein vermindertes Thyroxin (T4)
und ein normaler oder leicht erhöhter TSH-Spiegel [297]
[298]. Eine genetische Untersuchung ist zur eindeutigen
Diagnosefindung erforderlich.
Therapie
T3-Analoga, die kein MCT8 benötigen, um die Zellmembran zu
durchqueren, könnten als therapeutische Wirkstoffe eingesetzt
werden. Dazu gehören z. B. das T3-Analogon
3,5-Dijodthyreopropionsäure und
3,5,3’-Trijodthyreoessigsäure [299]
[300]
[301]
[302]. Eine weitere therapeutische Möglichkeit besteht im
Einsatz von pharmakologischen Chaperonen, die eine
Konformationsstabilisierung mutierter Proteine
ermöglichen. In zwei Studien konnten Braun und
Kollegen zeigen, dass die Verwendung von pharmakologischen Chaperonen MCT8
in Zellmembranen wiederherstellen und den T3-Transport bei bestimmten Arten
von SLC16A2- Mutationen vermitteln kann [303]
[304].
Der MCT8-Mangel manifestiert sich vornehmlich durch schwere neurologische
Störungen.
7.3. Primäre kongenitale Hypothyreose (CH)
Es existiert eine umfassende Datenlage mit über 8.000 Artikeln
Klinisches Erscheinungsbild
Die kongenitale Hypothyreose (CH) wird in primäre und
sekundäre Formen klassifiziert. Die Ursachen der primären CH
sind Entwicklungsstörungen der Schilddrüse oder eine
fehlerhafte Schilddrüsenhormonsynthese. Die sekundäre CH
wird durch Störungen der zentralen Regulation im Hypothalamus oder
in der Hypophyse verursacht. Die Prävalenz für die
Erkrankung variiert regional stark, was wahrscheinlich auf das
unterschiedliche Vorkommen von Jod zurückzuführen ist.
Prinzipiell tritt die primäre CH bei 1:4000 Neugeborenen auf [305]
[306]
[307].
Diagnostik
Die Diagnose wird im Rahmen der vorgeschriebenen Labordiagnostik bei der
U2-Untersuchung gestellt. Die Erkrankung ist durch eine Erniedrigung oder
das vollständige Fehlen der Schilddrüsenhormone T3 und T4
sowie eine Erhöhung des TSH Spiegels gekennzeichnet. Werden im
Rahmen der Diagnostik neben T3 und T4 auch niedrige TSH-Werte gemessen,
handelt es sich dabei um eine seltene Form der zentralen Hypothyreose mit
einer Häufigkeit von 1:20.000 Neugeborenen [308].
Therapie
Therapie der Wahl ist eine frühzeitige Verabreichung des
Schilddrüsenhormons L-Thyroxin.
Die primäre kongenitale Hypothyreose wird im Rahmen der U2
Vorsorgeuntersuchung adressiert.
7.4. Medulläres Schilddrüsenkarzinom
Es existiert eine umfassende Datenlage mit 8200 Publikationen.
Klinisches Erscheinungsbild
Das medulläre Schilddrüsenkarzinom (MTC) entwickelt sich aus
den parafollikulären Zellen der Schilddrüse, die Calcitonin
sezernieren. Es macht etwa 5–10% aller
Schilddrüsenkarzinome aus und hat eine Inzidenz von 0,11 pro
100 000 [309]
[310]. Die Erkrankung tritt in 75%
der Fälle sporadisch und in 25% der Fälle als Teil
der autosomal dominant vererbten Erkrankung MEN (multiple endokrine
Neoplasie) Typ 2 und Typ 3 auf. MEN Typ 2 und Typ 3 werden
hauptsächlich durch eine Keimbahnmutation im RET-Protoonkogen
verursacht, das für einen Tyrosinkinase-Rezeptor kodiert [311]
[312]. Aufgrund der austosomal-dominanten Vererbung sollten
Angehörige von MEN-Patienten humangenetisch beraten werden. Es ist
jedoch zu beachten, dass eine negative Familienanamnese eine genetische
Veranlagung nicht ausschließt, da Generationen übersprungen
werden oder neue Mutationen auftreten können [313]
[314]. Zudem tritt das MTC bei diesen Patienten deutlich
früher auf als bei den sporadischen Fällen [315].
Diagnostik
Die zytologische Untersuchung durch eine Feinnadelaspiration (FNA) ist
für die Diagnose von MTC hilfreich, allerdings mit variabeler
Genauigkeit. Dieser Umstand ist auf das heterogene zytologische
Erscheinungsbild des MTC zurückzuführen, das
fälschlicherweise auch Erkrankungen wie follikuläre
Neoplasien oder Sarkome imitieren kann [309]. Beweisend für ein MTC ist der immunhistologische
Nachweis von Calcitonin. Serum-Calcitonin dient zudem als sensitiver
peripherer Tumormarker. Das Calcitonin-Screening ist ein hochempfindlicher
Test für die Früherkennung von MTC [316]. Calcitonin-Konzentrationen von
60–100 pg/ml können ein starker Indikator
für das MTC sein [314]. Bei gering
erhöhtem basalem Calcitonin wird zur Präzisierung der
Indikationsstellung der Operation ein Stimulationstest mit Pentagastrin oder
Kalzium empfohlen. Ab dem Grenzwert für stimuliertes Calcitonin
größer 100 pg/ml besteht die Indikation zur
Thyreoidektomie [314]. Darüber
hinaus sind bei allen Patienten mit neu diagnostiziertem MTC genetische
Mutationsanalysen obligatorisch [309]. Da
diese Tumoren keinen Jodmetabolismus aufweisen, damit also einer
Radiojodtherapie nicht zugänglich sind und MTC sehr rasch
hämatogen und lymphogen metastasieren, ist eine frühzeitige
Erkennung prognoseentscheidend. Bei Patienten mit familiären MTC ist
eine Nebennierenmarks- und Nebenschilddrüsendiagnostik obligat.
Ganglioneurome auf der Zunge können an eine MEN Typ 2b denken lassen
[317].
Therapie
Die totale Thyreoidektomie ist die Therapie der Wahl. Die Indikation besteht
bei histologisch oder biochemisch nachgewiesenem MTC. Bei stimulierten
Calcitoninwerten größer 100 pg/ml besteht
ebenfalls die OP-Indikation, unabhängig davon, ob ein Tumor in der
Bildgebung nachgewiesen werden kann oder nicht. Die Indikation zur zentralen
und lateralen Neck-dissection wird bei sporadischen MTC
großzügig gestellt. Bei den hereditären Formen
unterscheidet man über die Indikation zur prophylaktischen Neck
dissection in Abhängigkeit vom basalen Calcitoninwert. Bei Vorliegen
von Fernmetastasen können in palliativer Intention
Tyrosinkinase-Inhibitoren wie z. B. Cabozantinib und Vandetanib das
progressionsfreie Überleben verlängern [318]
[319]
[320]
[321]
[322]. Eine adjuvante Strahlentherapie sollte bei Patienten mit einem
erhöhten Risiko eines Lokalrezidivs oder einer Atemwegsobstruktion
in Betracht gezogen werden [323]. Eine
prophylaktische Thyreoidektomie bei Kindern mit Nachweis einer RET-Mutation
wird empfohlen. Diese sollte bei Höchstrisikopatienten bereits in
den ersten Lebensmonaten und bei Hochrisikopatienten (z. B.
Mutationen im Codon 634) vor dem 5. Lebensjahres erfolgen [309]. Calcitonin und CEA (carcinoembryonic
antigen) werden zur postoperativen Nachsorge bei Patienten mit MTC
eingesetzt. Selbstverständlich müssen neben dem MTC auch
Begleiterkrankungen, die im Rahmen des MEN auftreten, wie z. B. ein
Phäochromozytom, ein Hyperparathyreoidismus oder andere
Manifestationen, interdisziplinär behandelt werden.
Das MTC ist ein komplexes endokrinologisches Krankheitsbild. Es muss
immer interdisziplinär betreut werden.
Abb. 4
a Trachealagenesie bei einem Neugeborenen. Die Epiglottis ist
angelegt, das Larynxlumen verschlossen. Beatmung des Patienten
über den Ösophagus und die
ösophagobronchiale Fistel. b Trachealagenesie bei
einem Neugeborenen. Nun bei aufgeladener Epiglottis mit sichtbarem
freien Ösophaguslumen und komplett verschlossenem
Kehlkopflumen.