PPH 2021; 27(02): 53
DOI: 10.1055/a-1334-8748
Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

Fritz-Stefan Rau
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Fritz-Stefan Rau

Große Schritte bringen uns schnell voran, aber kleine Schritte bringen uns oft weiter.

Anke Maggauer-Kirsche (*1948; deutsche Lyrikerin und Aphoristikerin; Quelle: Maggauer-Kirsche A. Ganz schön rot geworden. Aphorismen. Pforzheim: Brunner Verlag; 1998)

vor über 45 Jahren wurde die Psychiatrie-Enquête erstellt. Damals lag die deutsche Psychiatrie darnieder, die Zustände waren menschenverachtend. Der Weg zu einer humaneren Versorgung war holprig, aber 1975 war es endlich soweit und die Psychiatrie in Deutschland schlug neue Pfade ein. Regelmäßig schauen wir zurück und prüfen, was aus dem Vorhaben geworden ist, die Situation psychisch erkrankter Menschen zu verbessern. Deshalb beleuchten wir im Schwerpunkt dieser Ausgabe die Gemeindepsychiatrie: Welche lebensweltorientierten Angebote gibt es? Wie wird die gewünschte Gemeindenähe gelebt? Und wie ist die Berufsgruppe der Pflegenden eingebunden? Fest steht: Heute ist die Gemeindepsychiatrie ein sehr differenziertes komplementäres System. Drei Fokusse haben wir in diesem Heft herausgegriffen: Das Modell Assertive Community Treatment, das zum Ziel hat, Betroffene in ihrem sozialen Umfeld zu unterstützen; die ambulante Psychiatrische Pflege im Maßregelvollzug; und ein Modell, das die systemische Sichtweise in der gemeindenahen Versorgung einbringt.

Die 1975 angestoßene Psychiatriereform ist und bleibt ein andauernder Prozess, der leider oft sehr kleinschrittig ist, uns aber dennoch weit gebracht hat. Gehen wir die nächsten kleinen Schritte.

Ich wünsche Ihnen eine interessante und anregende Lektüre.

Ihr

Fritz-Stefan Rau



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Article published online:
22 March 2021

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