Hammer BH.
et al.
Ultrasound shows rapid reduction of crystal depositions during a
treat-to-target approach in gout patients: 12-months results from the
NOR-Gout study.
Ann Rheum Dis 2020;
79: 1500-1505
In die Studie wurden Patienten aus einem norwegischen Zentrum eingeschlossen, die
innerhalb des letzten Monats einen akuten Gichtanfall erlitten hatten und bei
denen keine Kontraindikationen für eine Urat-senkende Therapie vorlagen.
Die Diagnose Gicht wurde u. a. durch eine mikroskopische Untersuchung
der Gelenkflüssigkeit und eine Untersuchung des Serum-Uratspiegels
(>360 μmol/L/>6 mg/dl)
gesichert.
Die Patienten erhielten (wenn sie nicht schon unter Therapie waren) eine
Urat-senkende Therapie mit 100 mg Allopurinol täglich
(alternativ 40mg Febuxostat). Dabei wurden Urat-Werte unter
360 μmol/L angestrebt
(bzw.<300 μmol/L wenn klinische Tophi vorhanden
waren). Bei Bedarf (hohe Urat-Werte im Verlauf) wurde die Allopurinol-Dosis auf
bis auf 900 mg (bzw. maximal 120 mg Febuxostat) täglich
erhöht.
Bei der initialen Präsentation, sowie nach 3, 6 und 12 Monaten wurde an
Gelenken, Sehnen und Sehen-Ansätzen von Händen, Ellenbogen,
Knien, Knöcheln und Füßen beidseitig eine
Ultraschalluntersuchung durchgeführt (Handgelenke: radioulnar,
radiokarpal, mediokarpal, Metacarpophalangealgelenke,
Metatarsophalangealgelenke. Knorpeloberflächen: distale Femurkondyle,
Talus. Sehnen-und Ansätze: tricpes brachii, quadriceps femoris,
Patellar- (proximal und distal), Achilles).
Die im Ultraschall sichtbaren Natriumuratablagerungen wurden nach den
OMTERACT-Kriterien (outcome measures in rheumatology) klassifiziert in
Doppel-Kontur-Ablagerungen (DC; Kristallablagerungen auf der Oberfläche
von Knorpel), Tophi (größere Aggregate) und Aggregate. An den
ersten Metatarsalen wurden außerdem nach Erosionen gesucht. Die Autoren
verwendeten ein neues semiquantitatives Scoring-System von 0–3
(0=keine, 1=möglich, 2=sicher,
3=deutlich), um das Ausmaß der Ablagerungen (DC, Tophi und
Aggregate) während der Nachbeobachtung zu quantifizieren. Für
jeden Typ Ablagerung errechneten sie bei jedem Patienten einen Summenscore
(Addition der Scores an den unterschiedlichen Stellen).
Insgesamt wurden 209 Patienten in die Studie eingeschlossen. Das mittlere Alter
betrug 56,4 Jahre, die mittlere Krankheitsdauer 7,9 Jahre, 95,2% waren
Männer. 27% hatten bei Studieneinschluss den ersten Gichtanfall
erlitten, 21,6% zwei, 34,8% drei bis fünf und
16,7% mehr als fünf.
Die Serum-Urat-Spiegel der Teilnehmer sanken nach 12 Monaten im Mittel
(Standardabweichung) von 500 (77) auf 312 (49) µmol/L
(p<0,001). Auch CRP und Blutsenkungsgeschwindigkeit sanken
signifikant.
Die Studie zeigte, dass im Ultraschall am häufigsten Ablagerungen (DC,
Tophi und Aggregate) im Metatarsophalangealgelenk zu erkennen sind. Bei etwa
35% waren in dem Gelenk DC zu erkennen, bei etwa 45% Tophi und
bei etwa 51% Aggregate. Bei etwa jedem sechsten Patienten wurden
außerdem Ablagerungen am Knorpel des distalen Femurs und des Talus,
sowie an der Trizeps- und der distalen Patellarsehne gefunden. Ablagerungen an
anderen Stellen wurden seltener beobachtet.
Erosionen im Metatarsophalangealgelenk gingen mit höheren Summenscores
für die Kristallablagerungen einher. DC an irgendeiner der untersuchten
Stellen wurden bei Studienbeginn bei 92,9% der Teilnehmer gefunden,
Tophi bei 93,4% und Aggregate bei 99,1%.
Nach 12 Monaten Therapie sanken die mittleren Summenwerte für DC (4,3 bis
1,3), Tophi (6,5 bis 3,8) und Aggregate (9,3 bis 6,7) ab (p<0,001), die
größten Veränderungen zeigte sich bei DC.
Harnsäurekristalle bei Gicht lassen sich im Ultraschall nachweisen.
Die vorliegende Studie zeigt, dass Kristallablagerungen unter einer
Harnsäure-senkenden Therapie sichtbar an Größe
abnehmen. Vor allem am Metatarsophalangealgelenk sind die
Veränderungen gut zu beobachten.
Marisa Kurz M. Sc. B. A. München