Aktuelle Rheumatologie 2021; 46(02): 120
DOI: 10.1055/a-1295-5963
Für Sie notiert

Ankylosierende Spondylitis: TNF-Inhibitoren verlangsamen radiologischen Progress

Contributor(s):
Judith Lorenz
Koo BS. et al.
Tumour necrosis factor inhibitors slow radiographic progression in patients with ankylosing spondylitis: 18-year real-world evidence.

Ann Rheum Dis 2020;
79: 1327-1332.
DOI: 10.1136/annrheumdis-2019-216741.
 

Für Patienten mit einer ankylosierenden Spondylitis, die unzureichend auf nichtsteroidale Antiphlogistika ansprechen, stellen Hemmer des Tumornekrosefaktors (TNF) eine klinisch wirksame Therapieoption dar. Wissenschaftler aus der Republik Korea gingen nun der Frage nach, ob die langfristige Behandlung mit diesen Wirkstoffen auch den radiologischen Krankheitsprogress günstig beeinflusst.


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Im Rahmen einer retrospektiven Studie werteten sie umfangreiche Daten von 1280 Patienten mit einer ankylosierenden Spondylitis aus, welche sich zwischen 2001 und 2018 an der Universität Seoul in Behandlung befunden hatten. 595 Personen hatten im Beobachtungszeitraum mindestens einmal TNF-Inhibitoren (z. B. Adalimumab, Etanercept, Infliximab, Golimumab) erhalten. Die Analyse umfasste 338 dieser Patienten, bei welchen sowohl mindestens ein Zeitintervall mit als auch ein Zeitintervall ohne TNF-Inhibitor-Anwendung ausgewertet werden konnte. Alle Studienpatienten waren regelmäßig radiologisch untersucht worden. Anhand dieser Aufnahmen erhoben die Forscher nun den modifizierten Stoke Ankylosing Spondylitis Spinal Score (mSASSS) und prüften, inwiefern sich dieser in den Zeiträumen mit bzw. ohne TNF-Inhibitor-Behandlung verändert hatte.

Ergebnisse

Zum Zeitpunkt der Diagnose waren die Studienpatienten (90% Männer) im Schnitt 33,1 Jahre alt. Die Krankheitsdauer betrug durchschnittlich 12,6 Jahre. Die Analyse umfasste 2364 Zeitintervalle, wobei die 1281 Intervalle „mit TNF-Inhibitor“ durchschnittlich 633,0 und die 1083 Intervalle „ohne TNF-Inhibitor“ 209,8 Tage dauerten. Die multivariate Analyse ergab: Eine Augenbeteiligung sowie die Erythrozytensedimentationsrate zu Intervallbeginn korrelierten mit einer Zunahme der mSASSS-Veränderungsrate, weibliches Geschlecht sowie der BASDAI (Bath Ankylosing Spondylitis Disease Activity Index) bei Intervallbeginn dagegen mit einer Abnahme. Ferner bestand ein signifikanter Zusammenhang zwischen den TNF-Inhibitoren und einer Abnahme der mSASSS-Veränderungsrate. Die ITPW (Inverse Probability of Treatment Weighting)-Analyse deutete auf einen kausalen Effekt der TNF-Inhibitoren bezüglich der mSASSS-Veränderungsrate hin: Unter TNF-Inhibitoren nahm die mSASSS-Veränderungsrate signifikant ab, wobei die bezüglich verschiedener Kovariablen adjustierten jährlichen mSASSS-Veränderungen in Intervallen mit TNF-Inhibitor-Behandlung 0,848 und in Intervallen ohne diese Therapie 0,960 betrugen.

Fazit

Bei Berücksichtigung verschiedener Störvariablen wie beispielsweise der Entzündungsparameter, so das Fazit der Autoren, verlangsamen TNF-Inhibitoren im Vergleich zu anderen Therapiestrategien ohne diese Wirkstoffe die radiologische Progression der ankylosierenden Spondylitis deutlich. TNF-Inhibitoren stellen daher ihrer Einschätzung nach einen wichtigen modifizierbaren Faktor im Hinblick auf den radiologischen Krankheitsprogress dar.

Dr. med. Judith Lorenz, Künzell


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Publication History

Article published online:
08 April 2021

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