Aktuelle Dermatologie 2021; 47(03): 86
DOI: 10.1055/a-1288-5801
Derma-Fokus

Komplikationsrate nach stationärer Tumorexzision

Artamonova I. et al.
Postoperative complications in dermatological patients undergoing microscopically controlled surgery in inpatient setting (next-day surgery): A single-center epidemiological study.

J Dtsch Dermatol Ges 2020;
DOI: 10.1111/ddg.14148
 

Die Komplikationsrate ambulanter schnittrandkontrollierter dermatochirurgischer Exzisionen, der sogenannten Mohs-Chirurgie, ist gut untersucht. Wie häufig Infektionen, Blutungen und Nekrosen bei den in Deutschland üblichen stationären mikroskopisch kontrollierten Eingriffen mit verzögertem Wundverschluss auftreten, ist dagegen im Wesentlichen unklar. Kollegen aus Brühl, Aachen und Bonn füllen nun diese Wissenslücke.


Sie werteten die Daten von 319 Patienten aus, welche sich im Jahr 2017 an der Klinik für Dermatologie und Allergologie der RWTH Aachen im Rahmen einer stationären Behandlung einem mikroskopisch kontrollierten dermatochirurgischen Eingriff unterzogen hatten. In allen Fällen wurde das entnommene Gewebe in Formalin fixiert und in Paraffin eingebettet. Der Wundverschluss erfolgte erst bei histologischem Nachweis der Tumorfreiheit der Schnittränder: am nächsten Tag oder – bei Notwendigkeit einer Nachresektion – einige Tage später. Zur Defektdeckung kamen verschiedene Techniken zum Einsatz: Der einfache Wundverschluss durch Mobilisation der Schnittränder, Verschiebelappenplastiken, Hauttransplantationen sowie die Verwendung künstlichen Hautersatzes. In einigen Fällen entschieden sich die Operateure für eine Sekundärheilung. Die Wissenschaftler prüften nun, wie häufig nach diesen Eingriffen Wundkomplikationen auftraten und welche Faktoren hierfür prädisponierten.

Ergebnisse

Die Studienpatienten hatten ein medianes Alter von 74 Jahren und unterzogen sich insgesamt 528 Hauteingriffen. Ihr Klinikaufenthalt dauerte im Median 2 Nächte, wobei die Liegedauer mit der Komplexität des Wundverschlusses zunahm. 62,7 % der Operationen betrafen männliche und 13,1 % immunsupprimierte Patienten. Die am häufigsten exzidierten Tumore stellten Basazellkarzinome (25,6 %), Plattenepithelkarzinome (22,3 %) und maligne melanozytäre Neoplasien (22,1 %) dar. 48,7 % der Exzisionen betrafen den Kopf bzw. das Gesicht. In 64,6 % der Fälle gelang der Wundverschluss durch einfache Mobilisation der Schnittränder, in 4,7 % durch eine Verschiebelappenplastik, in 8,7 bzw. 5,9 % durch Spalt- oder Vollhauttransplantate und in 6,2 % durch künstlichen Hautersatz. 7,4 % der Wunden heilten sekundär. Eine perioperative Antibiotikaprophylaxe erfolgte in 4,4 % der Fälle. 31,1 % der Eingriffe erfolgten unter Antikoagulation. Blutungskomplikationen, Nekrosen bzw. Wundinfektionen beobachteten die Studieninitiatoren bei 3,8, 1,7 bzw. 5,1 % der Exzisionen. Die multivariate Analyse ergab: Ein Blutungsereignis stellte einen signifikanten Risikofaktor für eine Wundinfektion dar. Blutungen, Wundinfektionen sowie der Wundverschluss mittels Vollhauttransplantat stellten ferner signifikante Risikofaktoren für eine Nekrose dar. Ein signifikanter Zusammenhang zwischen einem begleitenden Diabetes mellitus, einer Immunsuppression oder einer chronischen Herz- oder Niereninsuffizienz und der Inzidenz von Wundinfektionen und Nekrosen bestand dagegen nicht.

Fazit

Nach einem – wie in Deutschland üblich – mikroskopisch kontrollierten dermatochirurgischen Eingriff mit Wundverschluss am Folgetag oder später, so das Fazit der Wissenschaftler, besteht im Allgemeinen ein geringes Risiko für Wundkomplikationen. Dieses ähnelt dem bei Mohs-Eingriffen beobachteten Risiko. Ob die für ambulante Mohs-Eingriffe entwickelten Empfehlungen zum perioperativen Management auf die deutsche Praxis übertragen werden können, müssen nun größere prospektive Studien klären.

Dr. med. Judith Lorenz, Künzell




Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
10. März 2021

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