Aktuelle Dermatologie 2021; 47(01/02): 12
DOI: 10.1055/a-1285-0394
Derma-Fokus

Exzision ist beim Basalzellkarzinom der Kürretage mit Imiquimod-Gabe überlegen

Sinx KAE. et al.
Surgery versus combined treatment with curettage and imiquimod for nodular basal cell carcinoma: One-year results of a noninferiority, randomized, controlled trial.

J Am Acad Dermatol 2020;
83: 469-476
 

Welchen Stellenwert haben minimalinvasive bzw. nicht-invasive Therapieoptionen bei weißem Hautkrebs? Die Autoren stellen hier die Hypothese auf, dass eine lokale Therapie mittels Imiquimod nach einer erfolgten Kürretage beim nodulären Basalzellkarzinom der herkömmlichen typischen Therapieoption – der chirurgischen Exzision mit Sicherheitsabstand – gleichwertig ist, gleichzeitig aber die Vorteile eines minimalinvasiven Eingriffs bietet.


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Das Basalzellkarzinom ist eine langsam wachsende, lokalinvasive Form des weißen Hautkrebs und damit eine der häufigsten Krebserkrankungen überhaupt. Dermatopathologen unterscheiden noduläre, superfizielle und infiltrative Subtypen, wobei der noduläre Subtyp am häufigsten ist. Die Therapie besteht typischerweise in einer chirurgischen Exzision. Als alleinige, alternativlose Therapieoption stellt man diese allerdings zunehmend infrage, denn: die hohe Prävalenz führt zu einer hohen Belastung für OP-Kapazitäten. Außerdem birgt eine operative Entfernung auch immer die Gefahr von Komplikationen mit sich. Zuletzt erreicht man nicht immer ein kosmetisch zufriedenstellendes Ergebnis. Doch welche (weniger invasiven) Alternativen gibt es? Beim superfiziellen Subtyp wird bereits häufig eine topische Therapie mit Imiquimod oder 5-Fluoruracil eingesetzt. Beim nodulären Typ zeigten Studien allerdings bisher schlechtere Ergebnisse nach alleiniger Imiquimod-Therapie im Vergleich zur chirurgischen Exzision. Die Leitlinien schlagen zudem eine Kürretage und Elektrodissektion vor, wobei letztere oftmals ungenügende kosmetische Ergebnisse zeigt. Die Autoren formulieren die Hypothese, dass eine Kürretage – ohne nachfolgende Elektrodissektion – eine höhere Wirksamkeit von Imiquimod ermöglichen kann, und zwar durch besseres Eindringen ins Gewebe. Aus dieser Motivation führen sie hier eine Nichtunterlegenheitsstudie von Kürretage mit Imiquimod-Therapie (als minimalinvasive Therapieoption) im Vergleich zur herkömmlichen chirurgischen Exzision bei nodulärem Basalzellkarzinom durch.

Methoden

In einer multizentrischen, randomisierten Studie rekrutierten die Forscher 145 Patienten und teilten sie randomisiert einer der beiden Gruppen zu:

  • Kürretage und Imiquimod (N = 73): Der Tumor wurde kürretiert und Imiquimod 5 % ab einer Woche danach über 6 Wochen an je 5 Tagen 1-mal täglich dünn auf und um die Tumorlokalisation aufgetragen.

  • Chirurgische Exzision (N = 72): Der Tumor wurde unter Lokalanästhesie mit einem 3 mm Sicherheitsabstand lokal exzidiert.

Nach einem Jahr untersuchten die Forscher die Patienten erneut klinisch-dermatologisch im Hinblick auf Tumorresiduum oder Lokalrezidiv, bei Verdacht nahmen sie eine Probebiopsie. Außerdem erfassten sie als sekundäre Endpunkte u. a. Patientenzufriedenheit, Schmerzsymptomatik und kosmetisches Ergebnis.


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Ergebnis

Nach einem Jahr zeigte sich:

  • In der Gruppe der Patienten mit Kürretage und Imiquimod zeigten etwa 14 % der Patienten ein Residuum oder Lokalrezidiv und damit signifikant mehr als in der Gruppe mit chirurgischer Exzision mit 0 %.

  • Es gab keinen Unterschied bezüglich dieses Vergleiches, verglich man getrennt für kleine  < 7 mm) vs. größere (> 7 mm) Basalzellkarzinome.

  • Patienten mit Kürretage und Imiquimod hatten bessere kosmetische Ergebnisse (in Bezug auf die Einschätzung durch den Untersucher, in der Selbsteinschätzung fand man keine signifikanten Unterschiede).

Die Ergebnisse widerlegen somit deutlich die Hypothese einer Nichtunterlegenheit der Therapie mit Kürretage und Imiquimod im Vergleich zur chirurgischen Exzision: Die chirurgische Exzision lieferte deutlich bessere Ergebnisse. Angesichts der Erfolgsraten von Imiquimod allein von über 80 % bleibt die Frage offen, ob die Kombination mit Kürretage überhaupt einen Mehrwert bringt. Letztendlich bleibt zu erkennen: Auch wenn man durch Kürretage und Imiquimod einen Großteil der Patienten heilen konnte, ist die chirurgische Exzision unersetzbar.

Fazit

Die Autoren konnten hier die vermutete Nichtunterlegenheit von Kürretage mit Imiquimod-Gabe gegenüber chirurgischer Exzision nicht zeigen. Offen bleibt, inwiefern angesichts der guten Daten von Imiquimod beim superfiziellen Basalzellkarzinom bei der nodulären Form Unterschiede in der Therapierbarkeit bestehen und ob die Kombination von Kürretage und topischer Arzneimittelgabe einen Mehrwert bieten kann. Dafür sind zukünftig Studien mit möglichst langen Follow-up-Zeiträumen notwendig.

David Eckert, Ravensburg


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Publication History

Article published online:
08 February 2021

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