Aktuelle Rheumatologie 2020; 45(06): 507
DOI: 10.1055/a-1267-3908
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Amputationen: Kombination von Diabetes und Gicht erhöht Risiko deutlich

LaMoreaux et al.
EULAR Abstract No. 2058: Amputation procedures in patients with gout compared to patients with diabetes.

DOI: 10.1136/annrheumdis-2020-eular.2058.
 

    Menschen, die sowohl an Gicht als auch an Diabetes leiden, haben gegenüber dem Bevölkerungsdurchschnitt ein rund 25 Mal so hohes Risiko für eine Amputation peripherer Gliedmaßen, etwa von Füßen, Zehen oder Unterschenkel. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die Experten aus den USA auf dem virtuellen Jahreskongress der europäischen Rheumaliga EULAR 2020 präsentiert haben.


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    „Gicht wird zunehmend mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre und stoffwechselassoziierte Komplikationen in Verbindung gebracht, auch die Nieren sind oft betroffen, nun kommt noch das erhöhte Amputationsrisiko dazu“, sagt EULAR-Präsident Prof. Iain B. McInnes aus Glasgow, Schottland, Großbritannien. Wie hoch das Risiko einer Amputation der äußeren Gliedmaßen genau ist, konnte Dr. Brian LaMoreaux, Lake Forest/USA in einer aktuellen Studie zeigen.

    Dafür wertete der Experte 190 Mio. Datensätze aus einer Patientendatenbank aus. Die Forscher teilten die Patienten anhand ihrer Krankheitsgeschichte in vier Gruppen ein, je nachdem ob sie nur an Gicht, nur an Diabetes, an beiden Erkrankungen zugleich oder an keiner der beiden Erkrankungen litten. Anschließend verglichen sie, wie viele Patienten aus diesen Gruppen sich einer Amputation der äußeren Gliedmaßen unterziehen mussten. Bei Patienten ohne eine der beiden Erkrankungen betrug die Amputationsrate 0,03%. Demgegenüber stieg sie bei Patienten mit Gicht allein bereits auf 0,16%. Bei Menschen, die nur an Diabetes und nicht an Gicht litten, verdreifachte sich dieser Wert nahezu auf 0,46%. „Patienten, die entweder nur von Gicht oder Diabetes betroffen sind, haben bereits ein signifikant erhöhtes Risiko einer Amputation. Treten beide Erkrankungen in Kombination auf, potenziert sich dieser Effekt nochmals deutlich“, sagt LaMoreaux. Nach Erkenntnissen seiner Studie lag die Amputationsrate bei Patienten mit Diabetes und Gicht bei 0,77%.

    Auch für den klinischen Alltag sind diese Erkenntnisse von höchster Relevanz, wie Prof. John Isaacs, Vorsitzender des wissenschaftlichen Programm-Komitees beim EULAR betont: „Je mehr wir über die Risiken und Präventionsmöglichkeiten von Diabetes und Gicht wissen, desto besser können wir Patienten gezielt aufklären und therapeutische Strategien entwickeln – und sie so möglicherweise vor gravierenden Eingriffen wie einer Amputation bewahren“. Gerade der Verlust eines Körperteils sei für viele Menschen schwerwiegend, so der Experte.

    Nach einer Pressemitteilung der EULAR


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    Publication History

    Article published online:
    04 December 2020

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