Holsgaard-Larsen A.
et al.
Effects of progressive resistance training prior to total HIP arthroplasty
– a secondary analysis of a randomized controlled trial.
Osteoarthritis Cartilage 2020;
28: 1038-1045
DOI:
10.1016/j.joca.2020.04.010
Diesen und anderen Fragen gingen dänische Wissenschaftler im Rahmen einer
randomisierten kontrollierten Studie nach. An der Untersuchung nahmen 80 Patienten
teil, welche sich aufgrund einer primären Coxarthrose an der
Universitätsklinik Kopenhagen einer totalen Hüftarthroplastik
unterzogen. Die Hälfte der Studienteilnehmer absolvierte vor dem Eingriff
über einen Zeitraum von 10 Wochen zweimal pro Woche ein auf die
Explosivkraft der unteren Extremität abgestimmtes Krafttraining unter
physiotherapeutischer Anleitung. Die 40 Kontrollen erhielten die übliche
Operationsvorbereitung, welche unter anderem eine Anleitung zu gering intensivem
Heimtraining ohne spezifische Kraftübungen umfasste. Als primären
Studienendpunkt definierten die Wissenschaftler das mittels Hip Osteoarthritis
Outcome Score (HOOS) erfasste subjektive Behandlungsergebnis der Subskala
„Aktivitäten des täglichen Lebens“ nach 12 Monaten.
Ferner objektivierten sie die Subskalen „Schmerz“,
„Symptome“, „Sport und Freizeit“ sowie
„gelenkbezogene Lebensqualität“ nach 3, 6, 9 und 12 Monaten
Nachbeobachtungszeit. Zusätzlich erhoben die Forscher verschiedene objektive
funktionelle Parameter wie die Gehgeschwindigkeit, das Treppensteigen, das Aufstehen
aus dem Sitzen sowie die isometrische Muskelkraft der Hüft- und
Knieextensoren und die Körperzusammensetzung.
Ergebnisse
Das Studienkollektiv bildeten 52 Frauen und 28 Männer im Durchschnittsalter
von 70,4 Jahren. Nach der zwölfmonatigen Nachbeobachtungszeit konnten Daten
von je 34 Patienten beider Studiengruppen ausgewertet werden. Nach 12 Monaten erwies
sich das präoperative Krafttraining weder im Hinblick auf die
Aktivitäten des täglichen Lebens noch im Hinblick auf die weiteren
HOOS-Subskalen als vorteilhaft. Gleiches galt für das Aufstehen aus dem
Sitzen, die Gehgeschwindigkeit sowie die fettfreie Körpermasse. Lediglich im
Hinblick auf das Hinauf- und das Hinuntersteigen von Treppen beobachteten die
Forscher in der Interventionsgruppe einen signifikanten Effekt von 1,3 bzw. 1,6
Sekunden. Zum Erhebungszeitpunkt nach 3 Monaten zeigte sich ferner ein klinisch
signifikanter Behandlungsvorteil des Krafttrainings im Hinblick auf die
HOOS-Subskala „Sport und Freizeit“, die Muskelkraft der
Knieextensoren an beiden Beinen, das Aufstehen aus dem Sitzen sowie die maximale
Gehgeschwindigkeit und das Treppensteigen.
Ein Training der Explosivkraft vor totalem Hüftgelenkersatz, so das Fazit
der Autoren, wirkt sich 12 Monate nach der Operation im Vergleich zur
Routinebetreuung weder günstig auf die funktionelle
Leistungsfähigkeit noch auf die Muskelkraft der Patienten aus.
Allerdings bietet das Krafttraining nach 3 Monaten einen Rehabilitationsvorteil,
so dass ihrer Ansicht nach eine entsprechende präoperative Vorbereitung
unter dem Aspekt der beschleunigten postoperativen Erholung in Betracht gezogen
werden sollte.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell