Aktuelle Rheumatologie 2020; 45(06): 503-504
DOI: 10.1055/a-1265-3617
Für Sie notiert

Bewältigungsstrategien sollten bei Patientenaufklärung beachtet werden

Contributor(s):
Maddalena Angela
Farhat MM. et al.
Consideration of coping strategies for patients suffering from systemic lupus erythematosus: reflection for a personalised practice of patient education.

Clin Exp Rheumatol 2020;
38: 705-712
 

    Ein systemischer Lupus erythematodes (SLE) zu erheblichen psychischen Belastungen führen und hat Auswirkungen in allen Lebensbereichen. Häufig wenden Patienten Bewältigungsstrategien an, um die Auswirkungen der Erkrankung zu bewältigen. Farhat et al. beschreiben Bewältigungsstrategien von SLE-Patienten, ziehen Rückschlüsse auf die Auswirkungen der Therapie und evaluieren die Einhaltung der medikamentösen Behandlung durch die Patienten.


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    Die Experten entdeckten im Rahmen der Analyse Zusammenhänge zwischen Bewältigung, psychischem Stress und dem subjektiv wahrgenommenen Nutzen der Behandlung. Das Wissen über die verschiedenen Bewältigungsstrategien könnte bei der Patientenaufklärung einfließen und somit von Vorteil sein. Die Forscher schlossen in diese prospektive multizentrische Längsschnittstudie aus Frankreich erwachsenen Patienten mit SLE ein, die sich in Hydroxychloroquin-Behandlung befanden. Die Wissenschaftler baten die Patienten, Fragebögen auszufüllen, um deren Bewältigungsfähigkeiten, ängstlichen und depressiven Symptome, die Lebensqualität und Compliance am Tag des Studieneinschlusses zu bewerten. Zur Bewertung der Bewältigungsfähigkeiten beantworteten die SLE-Patienten die französische Version der „Ways of Coping Checklist“ zur Diagnostik von Belastung und Belastungsbewältigung, in der 3 Dimensionen der Bewältigung untersucht wurden: problemzentrierte Bewältigung, emotionszentrierte Bewältigung und Suche nach sozialer Unterstützung. Außerdem erhoben die Wissenschaftler über zahlreiche weitere Fragebögen den Stress der Patienten bei der Bekanntgabe der SLE-Diagnose, die persönliche Einstellung zur medikamentösen Behandlung, deren Nutzen und die Therapietreue und die eigene Einschätzung zu Kenntnissen über die Erkrankung und auftretenden Komplikationen. Um die Einhaltung der HCQ-Einnahme objektiv beurteilen zu können, entnahmen die Experten den Patienten bei 2 Besuchen im Abstand von 3 und 6 Monaten Blutproben und bestimmten die HCQ-Konzentration im Blut durch eine zentrale Laboranalyse im toxikologischen Labor mittels Hochleistungs-Flüssigkeitschromatografie-Technik bestimmt. Die Krankheitsaktivität bestimmten die Forscher über den SLE-Aktivitätsindex SLEDAI. Zur Auswertung der Fragebögen führten die Forscher eine Clustering-Analyse durch.

    Insgesamt 158 SLE-Patienten nahmen an der Studie teil. 73,5% der Patienten griffen auf problemzentrierte, 61,4% auf emotionszentrierte Bewältigungsstrategien zurück und 39,5% begaben sich auf die Suche nach sozialer Unterstützung. Die Forscher identifizierten 4 Cluster für Bewältigungsstrategien:

    • Cluster 1 (n=38) hatte die höchste Punktzahl für problemzentrierte Bewältigung, eine niedrige Punktzahl für emotionszentrierte Bewältigung, aber die höchste Punktzahl für die Suche nach sozialer Unterstützung. Diese Patienten wiesen Stress bei der SLE-Diagnose auf. Die Lebensqualität befand sich im mittleren Bereich

    • Cluster 2 (n=77) hatte die höchste Punktzahl für problemzentrierte Bewältigung, eine hohe Punktzahl für emotionszentrierte Bewältigung und eine hohe Punktzahl für die Suche nach sozialer Unterstützung. Diese Patienten wiesen starken Stress bei der SLE-Diagnose auf, hatten oft Angstzustände und eine beeinträchtigte Lebensqualität.

    • Cluster 3 (n=34) hatte eine mittlere Punktzahl für problemzentrierte Bewältigung, die niedrigste Punktzahl für emotionszentrierte Bewältigung und eine niedrige Punktzahl für die Suche nach sozialer Unterstützung. Diese Patienten bewerteten den Nutzen der Behandlung vergleichsweise hoch und wiesen wenig Stress zum Zeitpunkt der SLE-Diagnose auf. Sie berichteten über deutlich weniger Angstsymptome als in den anderen Gruppen und eine sehr gute Lebensqualität.

    • Cluster 4 (n=8) hatte die niedrigste Punktzahl für problemzentrierte Bewältigung, die höchste Punktzahl für emotionszentrierte Bewältigung und die niedrigste Punktzahl für die Suche nach sozialer Unterstützung. Diese Patienten waren die jüngsten Probanden, wiesen starken Stress bei der SLE-Diagnose auf, waren sehr überzeugt, krank zu sein und dass die Behandlung mehr schadet als nützt. Sie wiesen hohe Ängstlichkeits- und Depressionswerte auf.

    Fazit

    Für eine individuelle Patientenbetreuung muss nicht nur ein gutes Wissen über die Erkrankung an den Patienten gebracht werden, sondern es müssen auch psychologische Parameter wie Bewältigungsstrategien betrachtet werden, um eine bestmögliche Lebensqualität zu gewährleisten. Therapiegruppen sollten deshalb gut durchmischt werden, da jede Bewältigungsstrategie Lösungen anbieten kann und Patienten von Bewältigungsstrategien anderer lernen können, so die Autoren.

    Dr. Maddalena Angela Di Lellis, Tübingen


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    Publication History

    Article published online:
    04 December 2020

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