Rabe K.
et al.
Triple Inhaled Therapy at Two Glucocorticoid Doses in Moderate-to-Very-Severe COPD.
N Engl J Med 2020;
383: 35-48
DOI:
10.1056/NEJMoa1916046
Klaus Rabe von der LungenClinic Grosshansdorf und ein internationales Wissenschaftlerteam
führten daher unterstützt von Astra Zeneca die ETHOS-Studie durch, die 2 ICS-Dosierungen
berücksichtigte. Für die 52 Wochen dauernde randomisierte Phase-3-Studie rekrutierten
sie Patienten mit moderater bis schwerer COPD und mindestens einer Exazerbation im
vorausgegangenen Jahr und randomisierten sie zu gleichen Teilen in 4 Studienarme:
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2-mal tägliche Inhalation einer Tripeltherape mit dem ICS Budesonid in einer Dosierung
von 320 μg zusammen mit dem LAMA Glykopyrroniumbromid in einer Dosis von 18 μg und
dem LABA Formoterol in einer Dosis von 9,6 μg
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2-mal tägliche Inhalation einer Tripeltherapie wie oben, aber mit einer Budesonid-Dosis
von 160 μg
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eine duale LAMA-LABA-Therapie mit 18 μg Glykopyrroniumbromid plus 9,6 μg Formoterol
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eine duale Therapie mit ICS plus LABA (320 μg Budesonid plus 9,6 μg Formoterol).
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Primärer Endpunkt der Studie war die auf ein Jahr bezogene Rate moderater oder schwerer
Exazerbationen in der modifizierten Intention-to-Treat (mITT)-Population, die alle
Patienten umfasste, die eine Behandlung entsprechend der Randomisierung begonnen hatten.
Tripel unabhängig von ICS-Dosis überlegen
Randomisiert worden waren insgesamt 8588 Patienten, die mITT-Population umfasste 8509
Patienten. Die mittlere jährliche Rate moderater oder schwerer Exazerbationen lag
bei den 2137 Patienten mit Tripeltherapie und der höheren Budesonid-Dosis bei 1,08
und bei den 2121 Patienten mit Tripeltherapie mit der niedrigeren ICS-Dosis bei 1,07.
Bei dualer LAMA-LABA-Therapie betrug die geschätzte jährliche Rate moderater oder
schwerer Exazerbationen bei dualer Therapie mit der 1,42 (n = 2120 Patienten) und
mit der ICS-LABA-Kombination 1,24 (n = 2131 Patienten).
Die Exazerbationsrate war damit bei Tripeltherapie mit der höheren ICS-Dosis signifikant
niedriger als bei der LAMA-LABA-Kombination (Ratenverhältnis [Rate Ratio, RR] 0,76;
95 % Konfidenzintervall [KI] 0,69 – 0,83; P < 0,001) oder der ICS-LABA-Kombination
(RR 0,87; 95 % KI 0,79 – 0,95; p = 0,003). Entsprechend war auch die Tripeltherapie
mit der niedrigeren ICS-Dosis den dualen Therapien überlegen; das RR im Vergleich
zur Glycopyrroniumbromid-Formoterol-Therapie lag bei 0,75 (95 % KI 0,69 – 0,83; p < 0,001)
und im Vergleich zur Budesonid-Formoterol-Kombination bei 0,86 (95 % KI 0,79 – 0,95;
p = 0,002).
Die Wissenschaftler fanden auch eine gegenüber beiden dualen Therapien signifikant
reduzierte Mortalität bei der Tripeltherapie mit der höheren Budesonid-Dosis, während
die Mortalität bei der niedrigeren Budesoniddosis nur im Vergleich zur LAMA-LABA-Kombination
signifikant niedriger war.
Nebenwirkungen traten mit 61,7 % – 64,5 % betroffenen Patienten in den Studienarmen
vergleichbar häufig auf. Bestätigte Pneumonien waren mit ICS häufiger mit 3,5 % – 4,5 %,
während nur 2,3 % der Patienten in der Glycopyrroniumbromid-Formoterol-Gruppe unter
der Therapie eine Pneumonie entwickelten. In den ICS-Gruppen waren auch bekannte lokale
Nebenwirkungen von ICS häufiger wie Dysphonie oder Candidiasis, nicht aber systemische
Kortikosteroidnebenwirkungen wie Diabetes mellitus, Frakturen oder okulare unerwünschte
Effekte.
Die Studie bestätigt die Tripeltherapie bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer
COPD und Exazerbationen, wobei mit der niedrigeren Budesonid-Dosis eine bessere Krankheitskontrolle
erreicht wurde als mit der dualen Therapie bei höherer Budesonid-Dosis. Deshalb ist
nach Meinung der Autoren die Empfehlung zu überprüfen, bei symptomatischer COPD mit
Exazerbationen trotz LAMA- oder LABA-Therapie die Therapie zuerst durch die Addition
eines ICS in einer dualen Therapie zu eskalieren.
Friederike Klein, München