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DOI: 10.1055/a-1262-2073
Wie wird man Uniklinikum? Neue Wege des Medizinstudiums in Deutschland
How to Become a University Hospital? New Ways of Studying Medicine in Germany- Zusammenfassung
- Abstract
- Einleitung
- Material und Methodik
- Ergebnisse
- Diskussion
- Anerkennung
- Literatur
Zusammenfassung
Die Nachfrage nach Studienplätzen der Humanmedizin übersteigt seit vielen Jahren deutlich das Angebot der staatlichen Medizinfakultäten in Deutschland. Durch den zunehmenden Ärztemangel steigt auf der anderen Seite der Bedarf an ausgebildeten Medizinerinnen und Medizinern. Um diese Lücke zu schließen, wurden in den letzten Jahren zahlreiche Möglichkeiten neu eröffnet, in Deutschland Humanmedizin zu studieren. Neben Neugründungen von Fakultäten sind insbesondere Kooperationen von Kliniken mit europäischen Universitäten und Privatuniversitäten zu nennen. Dieser Beitrag gibt eine Übersicht über die Optionen und Rahmenbedingungen.
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Abstract
The demand for capacities to study medicine has for many years clearly exceeded the supply of the state medical faculties in Germany. On the other hand, the growing shortage of doctors is increasing the demand for trained medical students. To close this gap, numerous new opportunities have been opened up in recent years to study human medicine in Germany. In addition to the establishment of new faculties, cooperation between clinics and European universities as well as the foundation of private universities is particularly noteworthy. This article provides an overview of the options and general conditions.
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Einleitung
Das Studium der Humanmedizin in Deutschland ist sehr beliebt. Der Arztberuf ist gesellschaftlich hoch angesehen. In einer OECD-Studie ist Ärztin/Arzt bei weiblichen Jugendlichen mit 15,6 % das beliebteste und bei männlichen mit 6 % das drittbeliebteste Berufsziel [1]. Das Risiko einer Arbeitslosigkeit ist mit 1,3 % selbst unter den Akademikern sehr gering [2]. Mit 88 % folgt der Arztberuf dem Beruf der Feuerwehrleute als zweitangesehenster Beruf in Deutschland, und zwar seit 12 Jahren in Folge [3].
Derzeit arbeiten in Deutschland knapp 400 000 Ärztinnen und Ärzte, davon 51,5 % im stationären Sektor, 39 % in Praxen und 8,5 % in anderen Bereichen [4]. Die Verdienstchancen sind im Vergleich zu anderen akademischen Berufen sehr gut. Diese Faktoren führen dazu, dass das Studium einer Zulassungsbeschränkung unterliegt. Bisher muss man sich auf einer zentralen Plattform (www.hochschulstart.de, Nachfolge der ZVS) registrieren und bewerben. Die Vergabe erfolgt nach Quoten: der Abiturbestenquote, einer Kombination aus Abiturnote, Zusatzqualifikationen (wie Pflegeausbildung, FSJ, Rettungsdienst) und Medizinertests (Test für Medizinische Studiengänge, TMS; Hamburger Naturwissenschaftstest, HAM-Nat) im Rahmen des Auswahlverfahrens der Hochschulen sowie momentan noch einer Quote über die Wartezeit.
Im Jahr 2019 haben sich über 60 700 Abiturientinnen und Abiturienten auf einen der 11 145 Studienplätze (Sommersemester und Wintersemester zusammen) an den 37 medizinischen Fakultäten der staatlichen Universitäten beworben, sodass weniger als jede/r Fünfte berücksichtigt werden konnte.
Während in den 80er-Jahren durch die Generation der Baby-Boomer noch eine „Arztschwemme“ bestand, treten jetzt durch die restriktive Medizinstudiumsquote zunehmend Probleme auf, Arztstellen mit deutschen Absolventen zu besetzen. Dieses Phänomen ist auf verschiedene Aspekte zurückzuführen:
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Die Tätigkeit in der Klinik zum Beginn der Facharztausbildung ist zunehmend unattraktiver geworden. Es ging zeitweise nur die Hälfte des Absolventenjahrgangs der Medizinstudenten in einen kurativen Bereich [5] [6] [7] [8].
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Der Arztberuf wird weiblicher. Der Anteil der Medizinstudentinnen ist auf 65 % und der Ärztinnen auf 47,2 % gestiegen. Dadurch stieg der Anteil von Teilzeitstellen und Ausfallzeiten durch Mutterschutz und Elternzeit. Die Zahl der Teilzeitstellen hat sich in den letzten 15 Jahren vervierfacht [9].
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Durch kürzere Arbeitszeiten, bedingt auch durch striktere Umsetzung von Arbeitszeitgesetzen, stehen weniger Arztstunden zur Verfügung.
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Die Zahl der Medizinstudienplätze hat sich nach der Wiedervereinigung von über 98 500 im WS 1990/91 bis 2007 auf 78 500 reduziert. Seit 10 Jahren steigen die Zahlen der Studienplätze wieder sukzessive an bis auf das Niveau zur Zeit der Wiedervereinigung [10].
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Die Patientenzahlen haben sich deutlich erhöht: Zwischen 2009 und 2017 stieg die Zahl der Behandlungsfälle in den Krankenhäusern von 17,8 auf 19,5 Millionen. In den Praxen kommen etwa eine Milliarde Arztkontakte jährlich dazu [11].
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Die Ärzteschaft wird alt. 8 % der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte hat bereits das 65. Lebensjahr vollendet. Weitere 12 % sind schon zwischen 60 und 65 Jahre alt.
Dem dadurch sich abzeichnenden Ärztemangel versucht die Gesundheitspolitik aktuell durch eine Erhöhung der Medizinstudienplätze zu begegnen. Da die Zahl der Studienplätze einer Fakultät insbesondere durch die Bettenzahl der Universitätsklinika determiniert wird und es in den letzten Jahrzehnten zu einer Reduktion der Zahl der Krankenhausbetten in Deutschland gekommen ist, können die bestehenden Fakultäten ihre Studienplätze nicht einfach aufstocken. Finanzielle Gründe spielen dabei eine wichtige Rolle: Auch aufgrund der Etablierung des Fallpauschalenabrechnungssystems (Diagnosis Related Groups, DRG) im Krankenhauswesen hat sich von 1991 – 2017 die Zahl der Krankenhausbetten in Deutschland um ein Viertel verringert [12]. Darüber hinaus ist das Studium der Humanmedizin das teuerste Studium: Ein Studienplatz kostet im Jahr über 30 000 € [13]. Zum Vergleich: Rechts- und geisteswissenschaftliche Studienplätze verursachen nur Kosten um 5000 € pro Studienplatz und Jahr für Forschung und Lehre. Daher haben finanzstarke Bundesländer mehr Spielraum, die Zahl an Medizinstudienplätzen zu erhöhen.
Eine Möglichkeit der Aufstockung von Studienplätzen ist, dass bisher nichtuniversitäre Kliniken assoziiert und in die Universität integriert werden. Ein weiterer Weg, die Zahl der Studienplätze an deutschen staatlichen Universitäten zu erhöhen, ist die Gründung neuer medizinischer Fakultäten mit begleitender Umwandlung von meist kommunalen Krankenhäusern in Universitätskliniken.
Um die gestiegene Nachfrage und den Bedarf zu decken, haben neben der schon seit 1982 bestehenden Privatuniversität Witten-Herdecke weitere Privatuniversitäten in Deutschland ihren Studienbetrieb aufgenommen. Dazu gibt es in vielen Ländern die Möglichkeit für deutsche Abiturienten, Humanmedizin im Ausland zu studieren und dann die Approbation in Deutschland anerkannt zu bekommen. Einige dieser Universitäten haben inzwischen Kooperationen mit deutschen Kliniken etabliert, sodass ein Teil des Studiums an Krankenhäusern in Deutschland außerhalb des Systems der deutschen Medizinfakultäten abgeleistet werden kann. Wenn die Ausbildung adäquat ist, ist eine berufliche Tätigkeit in Deutschland auch mit ausländischem, innereuropäischem Abschluss aufgrund der europäischen Berufsfreiheit i. d. R. problemlos möglich. Da der Ärztemangel insbesondere in ländlichem Gebiet evident ist und der Allgemeinmedizin am meisten der Nachwuchs fehlt, gehen einzelne Fakultäten den Weg, ihre Medizinstudentinnen und -studenten zu verpflichten, sich zunächst für einige Zeit in der Region als Allgemeinmediziner niederzulassen.
In diesem Beitrag haben wir die Optionen inklusive ihrer Rahmenbedingungen, wie Zulassungskriterien und Studiengebühren, untersucht und sie systematisch näher erläutert.
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Material und Methodik
Nach einem Brainstorming und Internetrecherche wurden neue medizinische Fakultäten in Deutschland kontaktiert und gebeten, einen Fragebogen auszufüllen. Die Fragen bezogen sich auf:
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seit wann/ab wann gibt es das Medizinstudium
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Zugang zum Medizinstudium (über Hochschulstart, direkte Bewerbung, Aufnahmekriterien)
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Anzahl der Studienplätze
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Art des Studienganges (Modell- oder Regelstudiengang, Dauer, Physikum? PJ? Abschluss, Anerkennung in Deutschland)
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Kosten des Studiums
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Studiensprache
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Rechtsform des Klinikums
Als Kriterien zur Aufnahme in die Studie wurden ein Beginn der medizinischen Ausbildung innerhalb der letzten 15 Jahre und eine bereits erfolgte Ausschreibung von Studenten der Humanmedizin definiert.
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Ergebnisse
Innerhalb des Zeitraumes 2008 – 2020 wurden unserer Kenntnis nach 12 neue medizinische Fakultäten in Deutschland bzw. Medical Schools oder deutsche Ableger von europäischen Universitäten gegründet. Wir haben 9 Fakultäten gebeten, den Fragebogen auszufüllen ([Tab. 1]). Von den 9 Fakultäten haben 7 erst in den letzten 5 Jahren ihre Ausbildungstätigkeit aufgenommen.
Die Aufnahme von Krankenhäusern in die neuen medizinischen Fakultäten wird in folgende Gruppen eingeteilt (siehe auch [Abb. 1]):


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Umstrukturierung von kommunalen Krankenhäusern in Universitätsklinika parallel zur Gründung einer staatlichen oder kommunalen medizinischen Fakultät bzw. durch die Aufnahme in eine bereits existierende staatliche Universität (Medizinische Fakultät der Universität Augsburg, Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Integration des Johannes Wesling Klinikums Minden in die Ruhr-Universität Bochum),
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Umstrukturierung von kommunalen oder privaten Krankenhäusern in Universitätsklinika durch die Kooperation mit einer medizinischen Fakultät eines Staates der Europäischen Union: Aufnahme des Klinikums Oldenburg in die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg in Kooperation mit der Rijksuniversiteit Groningen (Niederlande), Aufnahme des Klinikums Nürnberg Nord in die Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg (Österreich), Aufnahme des Klinikverbundes Regiomed in die Medical School REGIOMED in Kooperation mit der Universität Split (Kroatien), Kooperation der Asklepios Kliniken Hamburg GmbH über ihre als gemeinnützig anerkannte Tochtergesellschaft Asklepios Medical School GmbH mit der Semmelweis Universität Budapest (Ungarn),
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Kooperation von privaten Universitäten mit kommunalen Krankenhäusern (Kooperation der Medical School Hamburg GmbH mit den MSH Campus Helios Kliniken Schwerin, Kooperation der HMU Health and Medical University Potsdam GmbH mit dem Ernst-von-Bergmann Klinikum Potsdam).
Die Studentenaufnahme erfolgt entweder durch das zentrale Aufnahmeverfahren der Hochschulen (Hochschulstart) oder durch ein individuelles Auswahlverfahren nach direkter Bewerbung.
Es wird entweder nach dem Regelstudiengang (Ruhr-Universität Bochum, Universität Split, Semmelweis Universität Budapest, Medical School Hamburg, HMU Health and Medical University Potsdam) oder nach Modellstudiengang (Universität Augsburg, Rijksuniversiteit Groningen, Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane) gelehrt, entsprechend ist auch die Art der Prüfungen mit oder ohne Physikum. Dazu gibt es eigene Studienordnungen, die nicht an den deutschen Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin NKLM angelehnt sind (Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg).
Die Universitäten Ruhr-Universität Bochum, Universität Split, Semmelweis Universität Budapest, Medical School Hamburg (MSH), Health und Medical University (HMU) Potsdam bieten in den integrierten/kooperierenden Klinika (entsprechend Johannes Wesling Klinikum Minden, Klinikverbund Regiomed, Asklepios Kliniken, MSH Campus Helios Kliniken Schwerin und Ernst-von-Bergmann Klinikum Potsdam) nur die Möglichkeit des klinischen Studiums an, d. h. erst ab dem 3. oder 4. Studienjahr. An der Medical School Hamburg (MSH) und der Health and Medical University (HMU) Potsdam finden die ersten beiden vorklinischen Studienjahre am MSH Campus Hamburg bzw. am HMU Campus Potsdam statt.
Die Kosten des Studiums in den staatlichen deutschen Universitäten werden vom jeweiligen Bundesland übernommen. Es entstehen lediglich Semestergebühren und Immatrikulationsgebühren. Bei den ausländischen, kommunalen oder privaten Universitäten werden die Kosten des Studiums von den Studenten selbst entrichtet oder durch Stipendien beglichen, die die assoziierten Krankenhäuser zur Verfügung stellen. Die aktuellen Kosten des Gesamtstudiums belaufen sich dort auf 72 000 – 125 000 €.
Es gibt noch weitere Optionen, einen Teil des Medizinstudiums in Deutschland zu verbringen, die nicht im Detail in der Tabelle aufgeführten werden. Sie werden im Folgenden kurz dargestellt:
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Kassel School of Medicine in Kooperation mit der University of Southampton, UK (5 Jahre Studium, Kosten ca. 75 000 €, seit 2013, eine Anerkennung der Abschlüsse nach dem Brexit ist noch ungeklärt)
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Universität Neumarkt Campus Hamburg (UNCH) in Kooperation mit Neumarkt am Mieresch, Rumänien (6 Jahre Studium, Kosten ca. 80 500 €, seit 2019)
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Digitale Medizinhochschule EDU Malta in Kooperation mit Helios (5 Jahre Studium, Kosten ca. 117 000 €, Status derzeit unklar, Start 2018)
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Diskussion
Als schnellste Möglichkeit der Aufstockung von Studienplätzen erscheint das Modell, nichtuniversitäre Krankenhäuser zu assoziieren und in eine staatliche deutsche Universität zu integrieren. Diesem Modell, welches auch der Tradition der Entwicklung deutscher medizinischer Fakultäten nach dem Zweiten Weltkrieg entspricht, ist die Ruhr-Universität Bochum durch die Integration des Johannes Wesling Klinikums Minden gefolgt [14]. Ein weiterer, direkter, aber auch teurer Weg, die Zahl der Studienplätze an staatlichen deutschen Universitäten zu erhöhen, ist die Gründung neuer medizinischer Fakultäten mit begleitender Umwandlung von meist kommunalen Krankenhäusern in Universitätskliniken, welchen der Freistaat Bayern durch die Gründung einer – nach Erlangen, München, Regensburg, Ulm und Würzburg – zusätzlichen medizinischen Fakultät, der medizinischen Fakultät der Universität Augsburg, realisiert hat [15]. Ebenso ist in Niedersachsen die medizinische Fakultät in Oldenburg neu gegründet worden.
Parallel zu den deutschen Universitäten kann im europäischen Ausland Humanmedizin studiert werden. Dazu gibt es in vielen Ländern der Europäischen Union die Möglichkeit für deutsche Abiturienten, Humanmedizin komplett im Ausland zu studieren und dann die Approbation in Deutschland anerkannt zu bekommen. Einige dieser Universitäten haben inzwischen Kooperationen mit deutschen Kliniken etabliert, sodass ein Teil des Studiums an Krankenhäusern in Deutschland entweder innerhalb (Klinikum Oldenburg, [16]) oder außerhalb des Systems der deutschen Medizinfakultäten privat abgeleistet werden kann. Diese Krankenhäuser gehören sowohl zu den Kommunen (Regiomed-Kliniken Coburg [17], Klinikum Nürnberg Nord [18]) als auch zu privaten Klinikketten (Asklepios Campus Hamburg, [19]). Manche dieser Klinika hoffen dadurch, ihren ärztlichen Nachwuchs zu akquirieren. Wenn die Ausbildung adäquat ist, ist eine berufliche Tätigkeit in Deutschland auch mit ausländischem, innereuropäischem Abschluss aufgrund der europäischen Berufsfreiheit i. d. R. problemlos möglich.
Parallel zum staatlichen System und dem innereuropäischen Ausland kann man an Privatuniversitäten in Deutschland und bei der Bundeswehr Humanmedizin studieren. In den letzten Jahren haben neben der Privatuniversität Witten-Herdecke weitere Privatuniversitäten in Deutschland ihren Studienbetrieb aufgenommen. Das einzige Bundesland ohne medizinische Fakultät, das Land Brandenburg, hat die Gründung einer privaten Hochschule in kommunaler (zunächst Bernau, Brandenburg/Havel, Neuruppin) und gemeinnütziger Trägerschaft wohlwollend begleitet. Inzwischen lehrt die flächendeckende Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB) [20] in Hochschulkliniken, kommunalen Krankenhäusern und Praxen, die über die Grenzen Brandenburgs auch in Sachsen-Anhalt verteilt sind. Seit 2020 wird die Forschung und Lehre der MHB durch das Land Brandenburg gefördert. Letztlich hat die Hochschulunternehmerin Ilona Renken-Olthoff in den letzten 2 Jahren 2 private medizinische Hochschulen (GmbH) gegründet, die Medical School Hamburg, die mit den MSH Campus Helios Kliniken Schwerin [21], und die HMU Health and Medical University Potsdam, die mit Ernst-von-Bergmann Klinikum Potsdam [22] kooperieren. Den größten Vorteil der privaten Universitäten in Deutschland und im innereuropäischen Ausland stellt zumeist die kleine Studentenzahl pro Semester und das daher entstehende optimale Dozent-Studenten-Verhältnis dar. Die Studiengänge wurden hier vom Wissenschaftsrat akkreditiert, und die Studierenden nehmen an denselben Prüfungen (Physikum, Staatsexamina) teil wie die der staatlichen Universitäten.
Der schnelle Eindruck, dass private Universitäten nur für Kinder wohlhabender Eltern vorgesehen sind, erscheint nicht korrekt zu sein. In Deutschland existieren bereits 106 private Hochschulen mit 244 000 Studierenden, d. h. 8.5 % aller Studierenden in Deutschland sind an einer privaten Hochschule immatrikuliert [23]. Anders als vielfach diskutiert, sind private Hochschulen nicht primär für Elite-Studierende interessant. Mehr als 90 % der Hochschulen bilden ältere, oft berufstätige und in Teilzeit Studierende aus. Private Hochschulen finanzieren sich zu 75 % aus Studienbeiträgen, da sie oft von Bund-Länder-Programmen ausgeschlossen sind. Es gibt eine breite Palette an Finanzierungsangeboten für die Studiengebühren.
In unserem Beitrag haben wir die vielen Medizinischen Fakultäten im europäischen Ausland nicht besprochen, an denen deutsche Studierende Humanmedizin in deutscher, englischer oder Landessprache studieren können. Wenn die Studiengänge vergleichbar sind, werden i. d. R. die lokalen Abschlüsse durch die deutschen Approbationsbehörden anerkannt und eine Approbation in Deutschland erteilt. Die Auflagen zur Anerkennung der Studienabschlüsse eines außereuropäischen Landes sind i. d. R. deutlich höher. Hier müssen gelegentlich noch weitere Kenntnisprüfungen abgelegt werden.
Der Prozess der Neugründungen medizinischer Fakultäten ist ungebremst. Für das Wintersemester 2018/2019 konnte man sich erstmals an der medizinischen Fakultät Bonn-Siegen für das Fach Humanmedizin bewerben. Im Wintersemester 2021/22 soll die Medizinische Fakultät OWL der Universität Bielefeld mit einem Modellstudiengang Humanmedizin starten. Die Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg wird ab dem Wintersemester 2021/22 zusätzlich am Medizincampus Oberfranken in Kooperation mit dem Campusklinikum Bayreuth die klinischen Semester anbieten. So besteht die Hoffnung, dass in Zukunft mehr Studierende der Humanmedizin in Deutschland ausgebildet werden und dadurch der Arbeitsmarkt mit gut ausgebildeten Ärztinnen und Ärzten entlastet wird.
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Anerkennung
Die Hochschulklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Immunologisches Zentrum, Städtisches Klinikum Dessau ist Health Care Provider des Europäischen Netzwerkes für Seltene und Komplexe Erkrankungen der Haut (ERN Skin) und am ERASMUS + „Harmonized European Dermato-Venereology Undergraduate blended LEARNing Implementation and Training (HEduLearnIt)“-Projekt beteiligt.
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Interessenkonflikt
Die Autorinnen/Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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Literatur
- 1 OECD. Dream Jobs? Teenagersʼ Career Aspirations and the Future of Work. 2020 http://www.oecd.org/berlin/publikationen/Dream-Jobs.pdf
- 2 Bundesagentur für Arbeit. Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt, April 2019, Akademikerinnen und Akademiker. https://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Arbeitsmarktberichte/Berufe/generische-Publikationen/Broschuere-Akademiker.pdf
- 3 Capital. Im Internet (aufgerufen am 15.04.2020): https://www.capital.de/karriere/das-sind-die-angesehensten-berufe
- 4 Bundesärztekammer. Ärztestatistik zum 31.12.2019. https://www.bundesaerztekammer.de/ueber-uns/aerztestatistik/aerztestatistik-2019/berufstaetige-aerzte/
- 5 Hauk A. Ärztlicher Arbeitsmarkt: Alternativen zur kurativen Tätigkeit. Dtsch Arztebl 2008; 105: A-59/B-51/C-51
- 6 Bundesgesundheitsministerium. Gutachten zum „Ausstieg aus der kurativen ärztlichen Versorgung in Deutschland“ Abschlussbericht. 2004 https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Gesundheit/Berichte/Abschlussbericht_Gutachten_zum_Ausstieg_aus_der_kurativen_aerztlichen_Berufstaetigkeit_in_Deutschland.pdf
- 7 Martin W. Arbeitsmarkt Ärzte: Kaum Lust auf Karriere. Dtsch Arztebl 2020; 117: 2
- 8 Pressemitteilung Bundesärztekammer. Ärztestatistik 2018. 29.03.2019. Montgomery: Es ist höchste Zeit, den Ärztemangel ernsthaft zu bekämpfen. https://www.bundesaerztekammer.de/presse/pressemitteilungen/news-detail/montgomery-es-ist-hoechste-zeit-den-aerztemangel-ernsthaft-zu-bekaempfen/
- 9 Beerheide R. Ärztinnenstatistik: Ärztinnen gelangen selten in Spitzenpositionen. Dtsch Arztebl 2017; 114: A-452/B-394/C-384
- 10 Statista. Anzahl der Studenten im Fach Allgemeinmedizin in Deutschland im Zeitraum von 1998 bis 2019. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/6706/umfrage/entwicklung-der-anzahl-der-medizinstudenten/
- 11 Maybaum T. Arztzahlen: Zuwachs nicht ausreichend. Dtsch Arztebl 2019; 116: A-674/B-552/C-543
- 12 Statista. Anzahl der Krankenhausbetten in Deutschland in den Jahren 1998 bis 2017. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/157049/umfrage/anzahl-krankenhausbetten-in-deutschland-seit-1998/
- 13 Statistisches Bundesamt. Hochschulstatistische Kennzahlen: Monetäre hochschulstatistische Kennzahlen – Fachserie 11 Reihe 4.3.2. 2017 https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bildung-Forschung-Kultur/Hochschulen/_inhalt.html
- 14 https://www.muehlenkreiskliniken.de/johannes-wesling-klinikum-minden.html
- 15 https://www.uni-augsburg.de/de/fakultaet/med/
- 16 https://www.klinikum-oldenburg.de/de/fachpersonal/european_medical_school/
- 17 https://www.regiomed-kliniken.de/studieren-bei-regiomed.aspx
- 18 https://www.asklepios.com/ach/
- 19 https://www.klinikum-nuernberg.de/DE/paracelsus-universitaet/index.html
- 20 https://www.mhb-fontane.de/startseite.html
- 21 https://www.helios-gesundheit.de/kliniken/schwerin/
- 22 https://www.health-and-medical-university.de/klinikum-evb/klinikum-ernst-von-bergmann/
- 23 Stifterverband. Private Hochschulen beliebter denn je. Im Internet (aufgerufen am 24.06.2020): https://www.stifterverband.org/pressemitteilungen/2020_06_24_studie_private_hochschulen
Korrespondenzadresse
Publication History
Article published online:
08 February 2021
© 2021. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 OECD. Dream Jobs? Teenagersʼ Career Aspirations and the Future of Work. 2020 http://www.oecd.org/berlin/publikationen/Dream-Jobs.pdf
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- 3 Capital. Im Internet (aufgerufen am 15.04.2020): https://www.capital.de/karriere/das-sind-die-angesehensten-berufe
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- 5 Hauk A. Ärztlicher Arbeitsmarkt: Alternativen zur kurativen Tätigkeit. Dtsch Arztebl 2008; 105: A-59/B-51/C-51
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- 8 Pressemitteilung Bundesärztekammer. Ärztestatistik 2018. 29.03.2019. Montgomery: Es ist höchste Zeit, den Ärztemangel ernsthaft zu bekämpfen. https://www.bundesaerztekammer.de/presse/pressemitteilungen/news-detail/montgomery-es-ist-hoechste-zeit-den-aerztemangel-ernsthaft-zu-bekaempfen/
- 9 Beerheide R. Ärztinnenstatistik: Ärztinnen gelangen selten in Spitzenpositionen. Dtsch Arztebl 2017; 114: A-452/B-394/C-384
- 10 Statista. Anzahl der Studenten im Fach Allgemeinmedizin in Deutschland im Zeitraum von 1998 bis 2019. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/6706/umfrage/entwicklung-der-anzahl-der-medizinstudenten/
- 11 Maybaum T. Arztzahlen: Zuwachs nicht ausreichend. Dtsch Arztebl 2019; 116: A-674/B-552/C-543
- 12 Statista. Anzahl der Krankenhausbetten in Deutschland in den Jahren 1998 bis 2017. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/157049/umfrage/anzahl-krankenhausbetten-in-deutschland-seit-1998/
- 13 Statistisches Bundesamt. Hochschulstatistische Kennzahlen: Monetäre hochschulstatistische Kennzahlen – Fachserie 11 Reihe 4.3.2. 2017 https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bildung-Forschung-Kultur/Hochschulen/_inhalt.html
- 14 https://www.muehlenkreiskliniken.de/johannes-wesling-klinikum-minden.html
- 15 https://www.uni-augsburg.de/de/fakultaet/med/
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- 17 https://www.regiomed-kliniken.de/studieren-bei-regiomed.aspx
- 18 https://www.asklepios.com/ach/
- 19 https://www.klinikum-nuernberg.de/DE/paracelsus-universitaet/index.html
- 20 https://www.mhb-fontane.de/startseite.html
- 21 https://www.helios-gesundheit.de/kliniken/schwerin/
- 22 https://www.health-and-medical-university.de/klinikum-evb/klinikum-ernst-von-bergmann/
- 23 Stifterverband. Private Hochschulen beliebter denn je. Im Internet (aufgerufen am 24.06.2020): https://www.stifterverband.org/pressemitteilungen/2020_06_24_studie_private_hochschulen

