Warum haben Sie die Dermatologie als Fachgebiet gewählt?
Nach dem Abitur wollte ich wieder Geld verdienen. Dazu machte ich erst das Krankenpflegepraktikum,
um danach Nachtwachen im Krankenhaus zu übernehmen. Eine Station, die noch Stellen
frei hatte, war eine dermatologische Station. Mir gefiel das Klientel: Männer, Frauen,
Kinder, Senioren und lichtscheue Gestalten im alten Frankfurt.
Welcher Fall ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?/Was war Ihr außergewöhnlichster
Fall?
Mein erster Fall als frischgebackener Stationsarzt war ein 2-jähriger Junge mit einer
Calcinosis cutis totalis. Der gesamte Unterkörper und die Beine eingemauert wie bei
einem Krokodil. Ich bin dann für eine Ausbildung in die USA nach Oklahoma City gegangen
und konnte deshalb den Fall nicht mehr verfolgen, war aber beeindruckt, was Dermatologie
sein kann.In den USA konnte ich dann ein Torre-Muir-Syndrom diagnostizieren und diagnostizierte
gleich noch 3 Fälle mit, nachdem ich das Problem mit dem Leitsymptom erkannt hatte.
Von wem haben Sie besonders viel gelernt?
Auch wenn er nie mein direkter Lehrer war, habe ich von Prof. Braun-Falco am meisten
gelernt.
Was war der beste Rat, den Sie während Ihrer Karriere erhalten haben?
Vielleicht der von Prof. Nasemann, der mir immer sagte, wenn man das Wesen der Dermatose
verstehen will, muss man die Histopathologie beurteilen. Deshalb gehörte das Mikroskop
fast immer zu meiner Diagnostik dazu.
Was ist momentan die wichtigste Entwicklung in der Dermatologie?
Auch wenn es immer wichtig ist, neue Antikörper zu entwickeln, so gibt es zu vielen
Krankheiten in der Dermatologie noch viele Fragen zu klären, z. B.: Ist die Pityriasis
rosea wirklich eine Viruserkrankung HHV5/6? Wissen wir darüber so viel wie über COVID-19?
Was passiert beim Lichen ruber und wie leitet sich die optimale Therapie ab? Wie ist
das bei der Alopezia areata? Es gibt noch viel zu tun.
Wo sehen Sie die Zukunft der Dermatologie?
Die Zukunft ist Morphologie, oder sie wird nicht sein.
Was raten Sie jungen Kollegen?
Sich nicht zu früh auf eine Spezialität innerhalb des Fachgebiets zu spezialisieren,
um den Überblick nicht zu verlieren.