intensiv 2021; 29(01): 4-5
DOI: 10.1055/a-1254-3742
Einblick

Das Lazarus-Phänomen

Eurac Research

Warum es Minuten nach einer erfolglos beendeten Wiederbelebung zu einer spontanen Rückkehr der Lebensfunktionen kommt, ist bislang unbekannt, doch ist dieses als „Lazarus-Phänomen“ bekannte Ereignis keinesfalls selten, wie weltweite Umfragen ergeben haben. Ein internationales Team aus Notfallmedizinern hat nun erstmals alle in der medizinischen Fachliteratur publizierten Fälle im Bereich der erweiterten Wiederbelebung durch professionelle Helfer – 65 seit 1982 – systematisch analysiert. Unter „Lazarus-Phänomen“ fasst das Forscherteam alle Fälle von Notfallpatienten mit Herzkreislaufstillstand zusammen, die nach der professionellen Herz-Lungen-Wiederbelebung aufgegeben wurden und dann eine spontane Rückkehr des Kreislaufs hatten. Von den 65 beschriebenen Fällen hat ein Drittel (22 Personen) den Kreislaufstillstand überlebt, 82 Prozent davon – also 18 Patienten – ohne neurologischen Dauerschaden. Die wichtigste Empfehlung, die die Forscher daraus ableiten: Nach Beenden einer Herz-Lungen-Wiederbelebung soll ein Patient noch mindestens zehn Minuten mithilfe eines Elektrokardiogramms beobachtet und überwacht werden. Denn bei den 65 dokumentierten Fällen traten die Lebenszeichen im Durchschnitt nach fünf Minuten auf, die meisten innerhalb von zehn Minuten.

Die Studie ist im Scandinavian Journal of Trauma, Resuscitation and Emergency Resuscitation veröffentlicht, online unter bit.ly/2HL6XF5 (letzter Zugriff 11.11.2020).



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Article published online:
28 December 2020

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