Gesundheitsökonomie & Qualitätsmanagement 2020; 25(04): 190
DOI: 10.1055/a-1248-5466
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Roland-Berger-Studie – Mehrheit der Krankenhäuser droht Defizit

Martin Kucera

Die jüngst von Roland Berger veröffentliche Krankenhausstudie, für die das Beratungsunternehmen Ende Mai bis Anfang Juni 600 deutsche Klinikmanager befragt hat, bietet einen ersten Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr. Demnach erwarten nur 29 Prozent der Klinikmanager einen Umsatzanstieg, im Vorjahr waren es noch 66 Prozent. Ganze 59 Prozent erwarten dagegen, dass die Umsätze stagnieren (19 Prozent im Vorjahr). 17 Prozent rechnen sogar damit, dass die Umsätze zurückgehen (16 Prozent in 2019). Auch was die roten Zahlen angeht, wird sich die ohnehin angespannte Lage durch die Krise weiter verschlechtern: Hatten im vergangenen Jahr bereits 32 Prozent der Krankenhäuser ein Minus verzeichnet, so rechnet in 2020 57 Prozent mit einem Defizit. Besonders hart dürften die Umsatzrückgänge große Häuser treffen: 72 Prozent der Krankenhäuser mit mehr als 1 000 Betten rechnen mit einem Defizit.

Das defizitäre Missverhältnis ist laut den Studienautoren vor allem darin begründet, dass in großen Krankenhäusern die Auslastung in der Krise am stärksten zurückgegangen ist. Schließlich hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Krankenhäuser Mitte März angewiesen, die Zahl der Beatmungsplätze zu erhöhen und für genügend Intensivbetten für Covid-19-Patienten freizuhalten. Allerdings sind nicht alle benötigt worden, weshalb gerade großen Häuser, die mehr Betten freihalten konnten, deutlichere Auslastungsrückgänge zu verzeichnen hätten als kleinere. Hier ist die Belegung der Intensivstationen demnach um 27 Prozent gesunken, bei 500 bis 1 000 Betten dagegen nur um 6 Prozent. Auch auf Normalstationen verzeichnen die großen Häuser mit 37 Prozent die größten Belegungsrückgänge. Dass die Auslastungspauschale nicht ausreiche, um die Erlösausfälle zu kompensieren, sagen 75 Prozent der Kliniken mit mehr als 1 000 Betten. In kleineren Häusern sieht das nur etwa die Hälfte der Manager so.

Martin Kucera, Berlin



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Article published online:
16 September 2020

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