Bruns J. B., Bruns A. J. S. Stuttgart: Georg Thieme Verlag 2019; 256 S, 602 Abb, 107,99
€. ISBN 9783132050617
In den letzten Jahrzehnten hat die bildgebende Diagnostik insbesondere durch Sonografie,
Computertomografie und Kernspintomografie einen sehr hohen Stellenwert erlangt. Dies
hat leider dazu geführt, dass in der klinischen Ausbildung die rudimentäre klinische
Untersuchung wohl noch gelehrt wird, spezielle Tests hingegen, welche Rückschlüsse
auf die Anatomie und deren Pathologien zulassen, zunehmend in Vergessenheit geraten
sind. Zudem wurden zahlreiche weitere klinische Tests im Laufe der Zeit entwickelt
und verfeinert, welche zum Teil nur dem Experten für die jeweilige Körperregion bzw.
das jeweilige Gelenk bekannt sind. Die klinische Untersuchung lässt sich relativ schlecht
textlich erklären. Aus diesem Grund ist das vorliegende Buch besonders positiv hervorzuheben,
da durch zahlreiche klinische Bilder die Tests so anschaulich dargestellt und beschrieben
werden, dass diese auch vom ungeübten Untersuchenden durchgeführt werden können. Dennoch
ist es natürlich selbstverständlich notwendig, die klinische Untersuchung in der täglichen
Praxis zu üben und die Anwendung durch eine/n erfahrene/n Untersucher/in überprüfen
zu lassen, um letztendlich Sicherheit zu gewinnen.
Das Werk ist systematisch nach anatomischen Regionen geordnet. Alle Untersuchungstechniken
werden an klinischen Bildern, ergänzt durch zahlreiche Schemazeichnungen, demonstriert.
Besonders hervorzuheben sind die Textkästen, die auf mögliche Fehler ebenso hinweisen
wie auf Pathologien nach denen explizit gesucht werden muss, wie z. B. dem Kompartmentsyndrom
des Unterschenkels bei Verletzung der unteren Extremität. Neben den klinischen Tests
der Gelenke und der Wirbelsäule wird auch die neurologische Untersuchung dezidiert
beschrieben. So werden die Dermatome der verschiedenen Körperregionen in Schemazeichnungen
farblich gut voneinander abgrenzbar dargestellt. Sehr viele Tests sind den Untersuchungstechniken
der manuellen Medizin entnommen und helfen dem Untersuchenden sehr spezifisch die
Schmerzursache bzw. die Bewegungsstörung auch dort zu erkennen, wo viele Gelenke nah
beieinander liegen, wie z. B. in der Handwurzel, der Fußwurzel oder an der Wirbelsäule.
Zusammenfassend bietet das Werk einen sehr guten Überblick über die Untersuchungstechniken
des Bewegungsapparates und ist somit schon Studierenden im praktischen Jahr aber auch
jungen AssistentInnen besonders zu empfehlen. In Zeiten zunehmender Spezialisierung
der Ärzteschaft ist es auch erfahrenen KollegInnen zur Rekapitulation in Körperregionen,
welche sie nicht so häufig untersuchen, eine willkommene Hilfe. Nicht nur OrthopädInnen
und UnfallchirurgInnen, sondern auch internistischen RheumatologInnen und HausärztInnen
ist dieses Buch sehr zu empfehlen, um unbekannte, in Arztbriefen beschriebene Tests
in Wort und Bild sehr schnell nachzuvollziehen.
Prof. Dr. Ralph Gaulke, Hannover
Kurzgefasste Schulterchirurgie
Kurzgefasste Schulterchirurgie
Frank J., Meyer R. Stuttgart, New York: Georg Thieme Verlag 2020. 296 S., 542 Abb.,
157,99 €. ISBN 9783131983213
Nach der kurzgefassten Handchirurgie, welche eine langjährige Tradition hat, und der
kurgefassten Fußchirurgie erscheint nun die kurzgefasste Schulterchirurgie im Thieme
Verlag. Nach einer einleitenden Darstellung der Schulteranatomie und der klinischen
Tests sowie der apparativen Diagnostik und hier insbesondere der Kernspintomografie
und der Schultersonografie, wird die Lagerung zur Operation ausführlich dargestellt.
Zu den Krankheitsbildern des Schultergürtels und des Glenohumeralgelenkes werden sowohl
die konservativen als auch die operativen Verfahren prägnant dargestellt. Das Buch
ist sehr reich an farbigen klinischen Bildern, aber auch an Abbildungen der bildgebenden
Diagnostik von ausgezeichneter Schärfe. Ergänzt werden diese durch sehr ansprechende
und übersichtliche Schemazeichnungen.
Die „Kurzgefasste Schulterchirurgie“ ist somit allen OrthopädInnen und UnfallchirurgInnen
zu empfehlen, welche sich zum einen einen Überblick über die Subdisziplin der Schulterchirurgie
verschaffen wollen und zum anderen ein Werk suchen, in dem sie ihr Wissen kurz und
knapp rekapitulieren können.
Prof. Dr. Ralph Gaulke, Hannover
Manual of Fracture Management – Wrist
Manual of Fracture Management – Wrist
Jupiter J. B., Campbell D. A., Nunez F. A. Stuttgart, New York: Georg Thieme Verlag
2019; 524 S., 2000 Abb., 174,99 €. ISBN 9783132428416
Das englischsprachige Werk der AO Trauma zur Frakturversorgung am Handgelenk stellt
sehr ausführlich und reich bebildert die AO-Techniken zur Versorgung von Frakturen
des distalen Radius sowie der Handwurzelknochen dar. Da das Buch von der AO Trauma
herausgegeben wird, werden ausschließlich Operationstechniken mit Implantaten der
AO dargestellt. Die Techniken sind die gleichen, welche seit Jahren in den Kursen
der AO vermittelt werden.
Die verschiedenen Frakturtypen werden in ihrer Differenzialtherapie in Bezug auf die
Repositions- und Fixationstechniken ausführlich dargestellt. Die Philosophien und
Indikation für die verschiedenen Plattendesigns werden ausführlich erläutert. Da das
Buch insgesamt von den Bildern lebt und wenig Text enthält, ist es auch für Leserinnen
und Leser, die lediglich über englische Grundkenntnisse verfügen, sehr gut verständlich.
Auch minimalinvasive Plattenosteosynthesen bei distalen Radiusfrakturen durch sogenannte
Brückenplatten, welche funktionell einen Fixateur interne darstellen, zwischen dem
Radius und dem Mittelhandknochen werden ausführlich dargestellt. Auf mögliche technische
Fehler wird ausführlich hingewiesen. Aufgrund dessen, dass die meisten Autorinnen
und Autoren aus Amerika kommen, sind die Zugänge über dem Handgelenk meistens gerade
in Längsrichtung ausgerichtet und nicht geschwungen, wie sie im deutschsprachigen
Raum in handchirurgischen Kreisen üblich sind, um einer postoperativen Bewegungseinschränkung
durch eine Kontraktur der Narbe entgegenzuwirken. Auch Korrekturoperationen nach fehlverheilten
Frakturen werden ausführlich dargestellt. Entsprechende Videos sind online verfügbar.
Zusammenfassend beinhaltet das Buch eine ausführliche Anleitung für all diejenigen,
welche sich mit der operativen Therapie frischer Handgelenkfrakturen sowie der Korrektur
fehlverheilter Frakturen beschäftigen. Auch für Leserinnen und Leser, die Implantate
anderer Hersteller bevorzugen, hält das Buch zahlreiche Tipps und Tricks bereit, die
die Frakturversorgung sehr erleichtern.
Prof. Dr. Ralph Gaulke, Hannover
Spine Surgery in an Aging Population
Spine Surgery in an Aging Population
Brooks N. P., Streyer A. L. Stuttgart, New York: Georg Thieme Verlag 2020. 208 S,
83 Abb., 144,99 €. ISBN 9781626239142
Die Altersmedizin rückt zunehmend in den Blickpunkt, da ältere Menschen länger aktiv
bleiben und sich dadurch die Gefahr von Verletzungen erhöht. Außerdem werden die Menschen
im Durchschnitt immer älter, wodurch praktisch Jede/r im Laufe seines Lebens eine
Osteoporose entwickelt und somit zu spontanen Frakturen der Wirbelsäule ebenso neigt
wie zu Frakturen nach Bagatellverletzungen.
Bevor das Buch sich mit den Therapien in der Alterstraumatologie an der Wirbelsäule
auseinandersetzt, werden zunächst die Besonderheiten des älteren Menschen sowie altersbedingte
Veränderungen an der Wirbelsäule dargelegt. Die Diagnostik und die Therapie der Osteoporose
beim alternden Wirbelsäulenpatienten werden ausführlich behandelt. Noch wichtiger
als die Operationstechnik erscheint die Indikationsstellung für eine konservative
oder operative Therapie im Lichte der Nebenerkrankungen und des Aktivitätsanspruches
des Patienten. Auch die optimale präoperative Vorbereitung, welche sehr wichtig ist,
damit die Patienten den Eingriff gut überstehen und sich hinterher schnell von diesem
erholen, wird systematisch behandelt.
Nach diesen einleitenden Kapiteln wird dann die Behandlung der Wirbelsäule beginnend
an der Halswirbelsäule bis zur lumbalen Wirbelsäule dargestellt. Einzelne Kapitel
sind der Rückenmarkverletzung mit und ohne Myelopathie sowie der lumbalen Stenose
und degenerativen Halswirbelsäulenveränderungen gewidmet. Auch die nichtchirurgische
Schmerztherapie wird mit ihren Fallstricken beschrieben.
Den Abschluss bilden 3 Kapitel zur Augmentation bei Insuffizienzfrakturen, der minimalinvasiven
Chirurgie im Alter und Techniken der Instrumentierung. Die Texte sind klar verständlich
in kurze Abschnitte gegliedert, sodass diese auch für nicht englische Muttersprachler
gut verständlich dargelegt sind. Erfreulich ist der konventionelle Aufbau mit Literaturangaben
am Ende jeden Kapitels, was die mühsame Suche am Ende des Gesamtwerkes erspart.
Insgesamt ist dieses Buch nicht nur für WirbelsäulenchirurgInnen, sondern für alle
OrthopädInnen und UnfallchirurgInnen sehr zu empfehlen, da die Anzahl der traumatischen
und degenerativen Veränderungen der Wirbelsäule aus obengenannten Gründen weiter zunehmen
wird.
Prof. Dr. Ralph Gaulke, Hannover