Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/a-1214-8330
Akne inversa und Krebsrisiko
Assessment of Overall and Specific Cancer Risks in Patients With Hidradenitis Suppurativa.
JAMA Dermatol 2020; e201422
DOI: 10.1001/jamadermatol.2020.1422
Die Pathogenese der Hidradenitis suppurativa oder Akne inversa ist weitgehend unklar. Genetische und Umweltfaktoren in Kombination mit einer aberrierenden Immunantwort sowie einer chronischen Inflammation werden diskutiert. Die entstellende Hauterkrankung belastet nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen, sie geht möglicherweise auch mit einem erhöhten Krebsrisiko einher.
#
Zu diesem Schluss kommen koreanische Wissenschaftler in der Fachzeitschrift JAMA Dermatology. Um das allgemeine und tumorspezifische Malignomrisiko von Patienten mit einer Akne inversa zu klären, identifizierten die Forscher mithilfe der staatlichen koreanischen Krankenversicherung 22 468 Personen, die sich zwischen 2009 und 2017 mindestens 2-mal aufgrund einer neu diagnostizierten Akne inversa in ärztliche Behandlung begeben hatten. Patienten mit einer Akne inversa- oder Krebsdiagnose zwischen 2007 und 2008 schlossen sie von der Analyse aus. Das Vergleichskollektiv bildeten 179 734 bezüglich des Alters, des Geschlechts sowie des Versicherungstyps gematchte Personen, die weder an einer Akne inversa noch einer malignen Erkrankung litten. Anhand der Versicherungsdaten prüften die Wissenschaftler anschließend, wie viele Patienten bzw. Gesunde im Verlauf an einem malignen Tumor erkrankten.
Ergebnisse
Die Studienpersonen – rund 64 % Männer – waren im Schnitt 33,6 Jahre alt. Komorbiditäten (Hypertonie, Diabetes, Dyslipidämie, alkoholtoxische Lebererkrankung, COPD, chronische Nierenerkrankung, Herzinsuffizienz) beobachteten die Forscher signifikant häufiger in der Gruppe der Akne inversa-Patienten. Die Inzidenzraten maligner Erkrankungen betrugen im Akne inversa-Kollektiv 357,6 und im Kontrollkollektiv 290,3 pro 100 000 Personenjahre. Bei Berücksichtigung der Begleiterkrankungen errechnete sich für die Hauterkrankung im Vergleich zu den Kontrollen ein signifikant erhöhtes allgemeines Krebsrisiko (adjustierte Hazard Ratio/aHR 1,28; 95 % KI 1,15 – 1,42). Die Patienten mit einer Akne inversa erkrankten insbesondere signifikant häufiger an einem Hodgkin-Lymphom (aHR 5,08; 95 % KI 1,21 – 21,36), einem Mundhöhlen- oder Pharynxkarzinom (aHR 3,10; 95 % KI 1,60 – 6,02), einem Tumor des zentralen Nervensystems (aHR 2,40; 95 % KI, 1,22 – 4,70), einem nichtmelanozytären Hautkrebs (HR 2,06; 95 % KI 1,12 – 3,79), einem Prostatakarzinom (aHR 2,05; 95 % KI 1,30 – 3,24) oder einem kolorektalen Karzinom (aHR 1,45; 95 % KI 1,09 – 1,93). Weibliche Akne inversa-Patienten unterschieden sich von ihren gesunden Kontrollen bezüglich des allgemeinen Krebsrisikos nicht wesentlich, hatten jedoch ein erhöhtes Risiko für Mundhöhlen-/Pharynxkarzinome sowie für kolorektale Karzinome. Männliche Patienten hatten sowohl ein erhöhtes allgemeines Krebsrisiko als auch ein erhöhtes Risiko für Hodgkin-Lymphome, ZNS-Tumore, Mundhöhlen-/Pharynxkarzinome, nichtmelanozytären Hautkrebs sowie Prostatakarzinome. Die Analyse im Hinblick auf den Schweregrad der Hauterkrankung ergab: Eine mäßig bis schwere Akne inversa ging im Vergleich zur leichten Erkrankung mit einem deutlicheren allgemeinen Malignomrisiko einher (aHR 1,49; 95 % KI 1,15 – 1,92 vs. aHR 1,24; 95 % KI 1,11 – 1,40). Gleiches galt auch für die meisten der einzelnen Tumorentitäten.
Sollten sich die Ergebnisse der populationsbasierten Kohortenstudie in weiteren ethnischen Kollektiven bestätigen, so das Fazit der Autoren, müssen zukünftig Patienten mit einer Akne inversa noch sorgfältiger auf klinische Anzeichen maligner Erkrankungen überwacht werden. Zusätzlich halten sie es für wichtig, die Betroffenen intensiv zu einer Lebensstiländerung (Rauchen, Alkoholkonsum, Übergewicht) zu motivieren.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell
#
#
Publication History
Article published online:
08 February 2021
© 2021. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany