Fallbeispiel: Ein unsanfter Einstieg
Fallbeispiel: Ein unsanfter Einstieg
Harzklinikum, Wernigerode. Eigentlich sollte die Frühgeborenenstation unseres Perinatalzentrums
ein ruhiger, stiller Ort sein. Hier bieten wir für Babys, die Wochen vor ihrem Geburtstermin
das Licht der Welt erblicken, und für deren Mütter eine Versorgung in reizarmer Umgebung.
Doch heute dringen schrille Schreie aus einem der Bettchen. Eine Schwester bemüht
sich, das Kind zu umgrenzen, zu halten, etwas Glukoselösung zum Saugen anzubieten,
dann das sich erbrechende Baby wieder hoch zu nehmen. Es wimmert, überstreckt sich
opistoton, das Gesichtchen schmerzverzerrt. An Kopf und Körper fallen Hämatome und
Ödeme auf. Jede Berührung der Schwester löst heftige Schmerzreaktionen aus. Die Windel
ist bei jeder Versorgung voll von wässrigem Durchfall. Der Po wird wund und ist bald
eine offene nässende Wunde. Erst als es etwas Opiat-Lösung bekommt, beruhigt es sich
und fällt in einen unruhigen Schlaf, schreckt jedoch bei der kleinsten Störung hoch.
Es ist der zweite Lebenstag eines Neugeborenen, dessen Mutter mit Polamidon substituiert
wird. Sie beteuerte uns, auf der niedrigsten Substitutionsdosis ihres Lebens zu sein.
Egal, wie gut organisiert und geplant man die Frau durch die Schwangerschaft begleitet:
Den Entzug, den die Mutter nicht schafft, muss das Neugeborene durchleben. Darauf
muss sich das interdisziplinäre Team fachlich vorbereiten und in der Praxis Hand in
Hand zusammenarbeiten.
Drogen und Sucht
Nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gilt als Droge jede Substanz, die in einem lebenden Organismus Funktionen zu verändern vermag. Hierzu
zählen nicht nur illegale Drogen, sondern auch sog. Genussmittel wie Alkohol, Tabak
und Kaffee sowie Schmerz- und Beruhigungsmittel.
Drogen lassen sich grundsätzlich nach ihrer vorherrschenden Wirkung einteilen:
-
stimulierend wirken z. B. Methamphetamin, Kokain oder Koffein
-
dämpfend und angstlösend wirken z. B. Alkohol, Cannabis, Opioide oder Benzodiazepine
-
außerdem gibt es die Gruppe der halluzinogenen Substanzen wie beispielsweise LSD oder Psylocibin
Es kann in der Wirkung dosisabhängig Überschneidungen geben. Drogen können je nach
Substanz also ganz unterschiedlich wirken. Entsprechend unterschiedlich stellt sich
auch der Entzug von der jeweiligen Droge dar. Die Risiken fürs Kind potenzieren sich
bei multiplem Substanzgebrauch der Mutter, da sich die Wirkungen der einzelnen Suchtmittel
gegenseitig beeinflussen und verstärken können.
Eine Sucht ist eine chronische Krankheit, die zu anhaltend fortbestehenden Hirnfunktionsänderungen
führt. Dabei wird Sucht als das körperliche und geistige Verlangen nach einer Substanz
definiert, nach deren Konsum sich das physische und psychische Wohlbefinden der süchtigen
Person massiv verbessert. Trotz des eigenen Wissens um ihre Abhängigkeit von dieser
Substanz gelingt es nur wenigen Konsumenten, die Sucht zu überwinden. Zu Rückfällen
kommt es nicht aus freiem Willen.
Anamnese von Drogenkonsum in der Schwangerschaft
Anamnese von Drogenkonsum in der Schwangerschaft
Es gibt keine verlässliche Statistik bezüglich Drogenkonsums in der Schwangerschaft
in Deutschland, wohl aber zur Häufigkeit von Drogenkonsum generell, auch nach Altersgruppen
unterteilt. Die einzigen Drogen, zu denen es Daten bezüglich der Häufigkeit des Konsums
in der Schwangerschaft gibt, sind Alkohol und Nikotin. Alkohol ist zugleich die außer-
und innerhalb der Schwangerschaft mit Abstand am häufigsten konsumierte und am meisten
unterschätzte Droge. Außerdem spielt Alkohol eine wichtige Rolle im Sinne eines Beikonsums
der Konsumentinnen illegaler Drogen. Gleiches gilt auch für Nikotin. Illegale Drogen
werden häufiger von jüngeren Menschen konsumiert und so sind insbesondere Frauen im
gebärfähigen Alter betroffen. [5]
[6]
[7]
Alkohol
In der Schwangerschaft geben je nach Untersuchung in Deutschland 14–58 % der Schwangeren
an, Alkohol zumindest gelegentlich zu konsumieren. Hierbei ist der Alkoholkonsum vor
Bekanntwerden der Schwangerschaft bereits ausgeschlossen. Ein exzessiver Alkoholkonsum
im Sinne eines Rauschtrinkens wird von 1,2–3,5 % der Schwangeren betrieben, wiederum
nach Bekanntwerden der Schwangerschaft. Eine kleinere Studie zeigte Prävalenzen für
das Rauschtrinken 1x / Monat von 4 % und weitere 4 % der Schwangeren gaben an, Alkohol
mehrmals pro Woche zu konsumieren.
Schädigungen, die durch intrauterine Alkoholexposition hervorgerufen sind, werden
unter dem Oberbegriff Fetale Alkoholspektrumstörung (FASD – fetal alcohol spectrum
disorder) zusammengefasst [20]. Die fetale Alkoholspektrumstörung tritt in Deutschland bei etwa 10 000 Kindern
pro Jahr auf. Hierbei ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Kindliche Schädigungen
durch Alkohol liegen bei mindestens 1 % und damit deutlich höher als das generelle
Risiko für chromosomale Schädigungen inklusive Trisomie 21 (0,2 %) und auch Schädigungen
durch prä- und / oder intrapartale Asphyxie mit Cerebralparese (0,2–0,3 %).
Diese Daten stehen in einem krassen Gegensatz zu unseren im Harzklinikum Wernigerode
anamnestisch erhobenen Fällen von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft. Kaum eine
Frau gibt an, Alkohol zu trinken, auch nicht auf direkte Nachfrage. Deshalb ist es
wichtig zu wissen, welche Risikofaktoren es für Alkoholkonsum in der Schwangerschaft
gibt.
Risikofaktoren für Alkoholkonsum in der Schwangerschaft
Folgende Risikofaktoren stehen in Zusammenhang mit Alkoholkonsum in der Schwangerschaft
[1]
[4]:
-
Höheres maternales Alter (>25 Jahre bzw. >30 Jahre)
-
kein Migrationshintergrund
-
hoher sozioökonomischer Status (höhere Bildung, höheres Einkommen etc.)
-
hoher Alkoholkonsum vor der Schwangerschaft
-
Konsum illegaler Drogen und / oder Nikotinkonsum
-
ungewollte Schwangerschaft; Z. n. Abruptio
-
alleinstehend
-
psychische Störungen
Eine ausführliche Beschreibung aller Risikofaktoren finden Sie im Artikel „Fetale
Alkoholspektrumstörung – Diagnose und frühe Förderung“ von Dr. Mirjam N. Landgraf,
der in DIE HEBAMME 5 / 2017 erschienen ist [20].
Alkoholkonsum in der Schwangerschaft erschließt sich nicht auf den ersten Blick und
wird selten im Anamnesegespräch angegeben. Für die frühe Prävention ist es daher wichtig,
dass betreuende Fachkräfte Risikofaktoren abklären, die Frauen, ihre Partner und die
anderen Kinder beobachten und sensibel nach dem Alkoholkonsumverhalten in der Familie
fragen.
Nikotin
Etwas anders als beim Alkoholkonsum sieht die Situation beim Rauchen aus. In aller
Regel wird ein Nikotinkonsum bereitwillig angegeben, wenn auch die Menge der täglich
konsumierten Zigaretten zumeist deutlich höher liegt als dokumentiert. In Deutschland
rauchen etwa 10 % der Frauen trotz bestehender Schwangerschaft weiter. Dies hat, durch
die wohlbekannten Gefahren für das Kind, insbesondere Plazentainsuffizienz und deren
Folgen, auch Konsequenzen für das geburtshilfliche Vorgehen in Terminnähe. So soll
laut Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe der Risikofaktor
Nikotinabusus für den IUFT unbedingt in die Entscheidung über die Geburtsplanung mit
einfließen und ggf. eine Einleitung gegenüber abwartendem Verhalten bei Terminüberschreitung
bevorzugt werden [2]
[6].
Cannabis
Cannabis erfährt gegenwärtig eine zunehmende gesellschaftliche Akzeptanz. Der Konsum
von Cannabis ist anamnestisch meist unproblematisch zu erheben. Lange Zeit galt er
als unproblematisch bezüglich kindlicher Schäden. Durch Studien in Ländern, in denen
der Konsum legal ist, z. B. in einigen Bundesstaaten der USA oder in den Niederlanden,
wissen wir heute mehr über die Folgen: Cannabis wirkt neurotoxisch und wird mit Anenzephalie
und IUFT in Verbindung gebracht. Aus diesen Ländern wissen wir auch, dass Cannabis
mit einer Häufigkeit von 2-5 % in der Schwangerschaft konsumiert wird. [9]
[10]
[11]
Methamphetamine und Heroin
Frauen, die die wesentlich selteneren „harten“ Drogen wie Methamphetamine (z. B. Crystal)
oder Heroin konsumieren, fallen spätestens in Entzugssituationen auf. Manchmal wird
der Konsum aber auch vorher angegeben, dies gilt insbesondere, wenn sich die Schwangere
in einem Substitutionsprogramm befindet (Polamidon, Subutex). Es ist wichtig, zu wissen,
dass ein moderater Konsum illegaler, auch harter Drogen nicht im äußeren Erscheinungsbild
auffallen muss. Die häufig in Umlauf gewesenen „Vorher-Nachher-Bilder“ von Crystalkonsumenten
kommen in der Regel aus Ländern, in denen das Gesundheitssystem nicht vergleichbar
mit dem unseren ist und sind somit nicht auf Deutschland übertragbar. Menschen, die
stimulierende Drogen konsumieren, können durchaus ganz normal gesellschaftlich eingebunden
sein und einem geregelten Beruf nachgehen.
Auswirkungen des Chrystalkonsums auf Schwangerschaft und Geburt
Die höchste Prävalenz für den Konsum von Chrystal bei Frauen liegt in der Altersspanne
zwischen 20 und 30 Jahren. Für die Schwangerschaft und Geburt ergeben sich zahlreiche
Probleme durch Crystalkonsum: Durch sexuelle Enthemmung kommt es vergleichsweise häufig
zu Geschlechtsverkehr ohne Kontrazeption und zu wechselnden Sexualpartnern mit dem
Risiko, sich mit sexuell übertragbaren Erkrankungen zu infizieren, z. B. HIV / Aids.
Durch einen gestörten Menstruationszyklus der Konsumentinnen bestehen häufig eine
Terminunklarheit sowie eine späte Schwangerschaftserfassung. Etwa 20 % werden nach
der 20. SSW erstmalig zur Schwangerschaftsvorsorge vorstellig, bei 14 % gibt es keinerlei
Vorsorge. Das Risiko für Frühgeburtlichkeit sowie fetale Retardierung ist um den Faktor
3 erhöht, außerdem steigt das Risiko für eine vorzeitige Plazentalösung durch die
vasokonstruktive Wirkung von Crystal über eine Adrenalinausschüttung. Aus diesem Grund
ist auch eine pränatale Asphyxie bei mangelhafter Plazentaperfusion möglich. Diese
Problematik besteht bei allen stimulierenden Drogen (z. B. Kokain, Ecstasy). Des Weiteren
kann es durch die neurotoxische Wirkung von Crystal zu Organschäden wie Mikrozephalie
kommen. Außerdem werden vermehrt kardiale Schädigungen und Nierenschäden sowie Lippenkiefergaumenspalten
beobachtet. Während der Geburt ist bei Frauen, die Chrystal konsumieren, mit einer
verminderten maternalen Belastbarkeit bei gesteigerter Aggressivität und geringer
Frustrationstoleranz zu rechnen. [3]
[8]
Schwangerschaftsvorsorge bei Drogenkonsum
Schwangerschaftsvorsorge bei Drogenkonsum
Wesentlich für die Vorsorge ist, konsequent jede Schwangere nach Alkohol-, Nikotin-
und Drogenkonsum zu fragen und dies zu dokumentieren. Keinesfalls sollte ein Drogenscreening
ohne Zustimmung der Schwangeren erfolgen, weil das notwendige Vertrauensverhältnis
dadurch nachhaltig gestört werden kann.
Bei bekanntem Drogenkonsum sollten eine Organsonographie sowie regelmäßige Wachstums-
und Dopplerkontrollen durchgeführt werden.
Eine präpartale Vorstellung in der Geburtsklinik ist sinnvoll, da gerade in der Ausnahmesituation
während der Geburt eine bekannte Umgebung und bekannte Gesichter das notwendige Vertrauen
schaffen können. Außerdem kann so frühzeitig Kontakt zu den Kinderärztinnen und Kinderärzten
aufgenommen werden, die sich auf das Kind einstellen und der Schwangeren einen möglichen
Ablauf für das Kind nach der Geburt erklären können.
Im Rahmen der Vorsorge können und sollten der Frau auch Hilfen angeboten werden (s. u.
„Runder Tisch“). Der Kontakt zu einer Familienhebamme kann bereits hergestellt werden,
möglicherweise wird auch Hilfe bei Behördengängen benötigt. Mit Einverständnis der
Schwangeren ist auch die Weiterleitung an eine Suchtberatungsstelle oder an das Jugendamt
denkbar. Diese Angebote sollten ohne Druck erfolgen, damit sich die Frau nicht aus
Angst, man könne ihr das Kind wegnehmen, der Vorsorge entzieht.
Bei Schwangeren mit Drogenkonsum sollten eine Organsonographe, regelmäßige Wachstums-
und Dopplerkontrollen durchgeführt werden. Sinnvoll ist die vorgeburtliche Vorstellung
in der Geburtsklinik und die frühe Vernetzung mit einer Familienhebamme und Suchtberatungsstelle.
Betreuung drogenabhängiger Schwangerer während der Geburt
Betreuung drogenabhängiger Schwangerer während der Geburt
Wir wissen, dass der Umgang mit drogenabhängigen Schwangeren schwierig sein kann.
Während der Geburt potenzieren sich diese Schwierigkeiten oftmals. Hebamme und Geburtshelfer / in
sollten sich bewusstmachen, dass es sich bei einer Sucht um eine Erkrankung handelt,
die häufig mit einer anhaltenden Hirnfunktionsänderung einhergeht. Das aktuelle Verhalten
stellt also keinen persönlichen Angriff dar, auch wenn es so aussehen mag. Insbesondere
gilt zu beachten:
-
Keiner drogenabhängigen Gebärenden sollten Schmerzmittel vorenthalten werden. Dies
geschieht häufig aus Angst, eine Abhängigkeit zu unterhalten.
-
Je nachdem, welche Drogen konsumiert werden, muss die Schmerztherapie während der
Geburt angepasst werden, oft sind hohe Dosen notwendig. Bei Frauen in Substitutionsprogrammen
kann eine entsprechende Erhöhung des Substitutionsstoffes Sinn machen, andere Opioide
können problematisch sein.
-
Eine PDA als regionales Verfahren ist in der Regel unproblematisch bei Drogenkonsum.
Falls eine präpartale Vorstellung in der Geburtsklinik erfolgt, kann hier in Absprache
mit den Schmerztherapeuten ein konkretes Vorgehen bereits festgelegt werden.
Interdisziplinäres Management nach der Geburt
Interdisziplinäres Management nach der Geburt
Im Folgenden geben wir Einblicke in die interdisziplinäre Betreuung von Neugeborenen
und deren Familien am Harzklinikum Wernigerode nach einer durch Substanzabusus geprägten
Schwangerschaft.
Anamnese des Neugeborenen
In manchen Fällen wird der Drogenmissbrauch der Mutter während der Schwangerschaft
erst nach der Geburt festgestellt. Die wenigsten Neugeborenen werden jedoch wie im
eingangs beschriebenen Fall auffällig. Oft zeigen sie vielmehr unspezifische Zeichen,
z. B. Unruhe, heftiges Saugbedürfnis und Berührungsempfindlichkeit. Dies sind Zeichen,
die bei anderen Erkrankungsbildern (wie Infektion, Dehydratation, Kernikterus oder
leichtem Hirnödem nach Asphyxie) ebenfalls auftreten können. Daher kommt der Anamnese
des Neugeborenen und einem gewissen Gespür der Untersuchenden für besondere Verhaltensauffälligkeiten
ein hoher Stellenwert in der Detektion von Substanzmissbrauch zu. Meist ergibt sich
aus verschiedenen Puzzle-Teilen der Verdacht auf einen intrapartalen Drogenabusus.
Und erst in der erbetenen Urinprobe der Mutter oder des Neugeborenen findet sich der
Beweis dafür. Damit beginnt die Suchtberatung im Wochenbett und auf unserer Neonatologie.
Klarer ist der Fall, wenn der Drogenabusus schon in der Schwangerschaft bekannt wurde,
die Mutter dahingehend eine Therapie und Betreuung erfahren hat. Hier kommt dem „Runden-Tisch“
eine besondere Rolle zu: Dieses Treffen findet idealerweise bereits im 2. Trimenon
statt und hat das Ziel, alle Beteiligten zusammenzubringen und einen gemeinsamen Wissensstand
zu erarbeiten. Teilnehmer sind die Schwangere selbst, ihr Suchttherapeut / Substitutionsmediziner,
ein Vertreter des Jugendamts, ein ambulanter Gynäkologe und Perinatalmediziner. Diese
Abstimmung schafft Transparenz und Effizienz in der Organisation und Planung des weiteren
Lebens der wachsenden Familie.
Das Neonatale Abstinenzsyndrom (NAS)
Je nach Substanz treten bei den Neugeborenen unterschiedliche Symptome zutage. Nicht
jedes Neugeborene zeigt nach Schwangerschaft mit Drogenabusus das Vollbild der Symptome
eines Neonatalen Abstinenzsyndroms wie muskuläre Hypertonie, Hyperexzitabilität, Spucken,
Erbrechen, Diarrhö oder / und Krämpfe [16]
[17].
Grob verallgemeinert kann man sagen: Bei den Substanzen kehren sich die Wirkungen
um und in der durch die Geburt erzwungenen Abstinenz reagieren die Säuglinge entsprechend
advers. Aufputschende Mittel ziehen nach einer Phase der Irritation häufig Lethargie
und Trinkschwäche nach sich. Sedierende, schmerzlindernde Mittel führen dagegen zu
Vulnerabilität, gesteigertem Schmerzempfinden und vermehrtem Saugbedürfnis.
Neonatales Abstinenzsyndrom nach Opiatabusus
Am deutlichsten zeigt sich das Neonatale Abstinenzsyndrom im Falle eines Opiatabusus
oder einer Substitution mit Methadon. Während die Droge schmerzstillend, sedierend,
angstlösend wirkt und den Muskeltonus senkt (Harnverhalt, Verstopfung), so sind nach
der Geburt Schmerzen, Hyperexzitabilität, exzessives Saugen, Spucken, Erbrechen und
Durchfälle zu beobachten. Die auf unseren Nervenzellen natürlicherweise vorkommenden
Opioidrezeptoren benötigen wir zur interzellularen Kommunikation für eine normale
Vernetzung insbesondere im Nervensystem. Wenn ein heranwachsender Fötus unter stetiger
Sedierung mit Opiaten diese Vernetzung seiner Nervenzellen erreichen will, so muss
er das 1000-fache dieser Rezeptoren auf den Zelloberflächen ausbilden, damit noch
einige „nichtblockierte“ eine normale Funktion aufbauen können.
Nach der Geburt stoppt der ständige Zustrom von Opiat über die Nabelschnur. Die hochregulierten
Opiat- / Schmerzrezeptoren sind nun frei und senden unblockiert kleinste Irritationen
als 1000-fach verstärktes Schmerzsignal an das Neugeborenengehirn. Untersuchungen
haben ergeben, dass diese Vulnerabilität zeitlebens zumindest teilweise bestehen bleibt.
Verschiedene Forscher sehen hier auch eine der bedeutendsten Ursachen für die hohe
Affinität dieser Kinder, später ebenfalls eine Sucht auszubilden.
Therapeutisches Ziel ist das konsequente Herunterregulieren dieser Rezeptoren, indem
man sie mit einer nach und nach immer niedrigeren Dosis von Opioiden blockiert. Abruptes
Absetzen kann zu einem Rebound des NAS bis hin zu epileptischen Krämpfen führen.
Bei Polamidonsubstitution ist zudem eine Thrombozytenfunktionsstörung zu beobachten,
die mit vermehrten Hämatomen und Petechien bei Spontangeborenen einhergeht.
Entzugssymptomatik bei Nikotinkonsum
Das weitverbreitete Rauchen wird seitens seiner Entzugssymptomatik meist unterschätzt.
Einige Experten vergleichen die Stärke der Abhängigkeit mit der von Heroin. Die Dauer
der Entzugssymptomatik beim Neugeborenen ist jedoch deutlich kürzer, wenn auch die
Symptome den Kindern von opiatabhängigen Müttern ähneln.
Hyperexzitabilität, exzessives Saugen, Spucken, Erbrechen und Durchfälle sistieren
meist 3-4 Tage nach Geburt und sind mit nichtmedikamentösen Methoden recht gut zu
beherrschen. Nur selten müssen sedierende Substanzen, wie Phenobarbital verabreicht
werden.
Wenn die ersten Tage überstanden sind, entwickeln sich die Kleinen meist ganz normal.
Babys von Rauchern begleitet aber ein Paket von erhöhten Risiken, wie z. B. SID (plötzlicher
Kindstod), Allergien, Asthma, Neurodermitis, hyperreagibles Bronchialsystem.
Entzugssymptomatik bei Abhängigkeit von Stimulantien
Amphetamine, Methamphetamin, Kokain etc. sind Stimulantien, bei denen die Entzugserscheinungen
eher durch einen niedrigen Muskeltonus und Trinkschwäche geprägt sind. Sie können
aber auch ein buntes Bild aus Unruhe, vermehrtem Saugbedürfnis, Tremor und Irritabilität
zeigen, die ihr Maximum um den 3. Lebenstag haben [16].
Entzugssymptomatik bei Cannabiskonsum
Die Neugeborenen von Cannabis konsumierenden Müttern zeigen in den ersten Lebenstagen
häufig wenig Symptome, die klar dem Drogenabusus zuzuordnen wären. Durch die Legalisierung
von Cannabis häufen sich aber Daten über die Neurotoxizität und die Langzeitfolgen
gerade aus Regionen wie den Niederlanden und der amerikanischen Westküste [13]. In einer 1978 begonnenen longitudinalen Studie wurden 84 Schwangere, aus Familien
mit mittleren Einkommen stammend, begleitet [21]. Bei den Kindern zeigten sich:
-
ab 4. Lebensjahr: niedrigere Werte, sich verbal zu äußern, niedrigere Gedächtnisleistung
-
ab 6. Lebensjahr: schlechteres Sprachverständnis, Gedächtnis-, Seh- Wahrnehmungsfunktionen
und Leseaufgaben, verminderte anhaltende Aufmerksamkeit
-
9–12 Lebensjahr: keine globalen Intelligenzdefizite oder Defizite auf den verbalen
Subskalen der IQ-Tests, sondern Defizite in den Exekutivfunktionen wie Impulskontrolle
und visuelles Problemlösen
-
13–16 Lebensjahr: Aufmerksamkeit, Problemlösung, visuelle Wahrnehmung, analytische
Fähigkeiten, ausdauernde Aufmerksamkeit vermindert
-
18–22 Lebensjahr: funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRI) zeigt Veränderung
der neuronalen Aktivität bei Arbeitsgedächtnisaufgaben
Interessant: je höher die Dosis pränatal, desto höher die Dysfunktion auf hyperreaktiven / impulsiven
Skalen
Entzugssymptomatik bei Missbrauch nichtnarkotisierender Medikamente
Ein Vergleich nichtnarkotisierender Medikamente, die psychomotorische Veränderungen
analog einer Entzugssymptomatik bei Neugeborenen hervorrufen, findet sich in [Tab. 1].
Tab. 1
Drogen und ihre Entzugssymptomatik beim Neugeborenen.
Droge
|
Symptome
|
Beginn
|
Dauer
|
Alkohol
|
Hyperaktivität, Schreien, Irritabilität, Saugschwäche, vermehrtes Saugbedürfnis, Tremor,
Krämpfe, gestörter Schlaf, Schwitzen
|
3–12 Stunden
|
18 Monate
|
Barbiturate
|
Irritabilität, heftige Krämpfe, Hyperakusis, schrilles Schreien, vasomotorische Instabilität,
Diarrhö, Unruhe, hoher Muskeltonus, vermehrtes Saugbedürfnis, Erbrechen, unruhiger
Schlaf
|
1–14 Tage
|
4-6 Monate
|
Coffein
|
Nervosität, Erbrechen, Bradykardie, Tachypnoe
|
ab Geburt
|
1-7 Tage
|
Langwirksame Benzodiazepine (Chlordiazepoxide)
|
Irritabilität, Tremor
|
Tage – 3 Wochen
|
9 Monate
|
Kurzwirksame Benzodiazepine (Diazepam)
|
muskuläre Hypotonie, Trinkschwäche, Hypothermie, Apnoen, arterielle Hypertonie, Tachypnoe,
Hyperreflexie, Hyperexzitabilität, Erbrechen
|
Stunden – Wochen
|
8 Monate
|
Trizyklische Antidepressiva
|
Hypothermie, Zyanose, Zittrigkeit,
|
Stunden – Wochen
|
4 Tage
|
Ethchlorvynol (GABAerges Hypnotikum)
|
Lethargie, Erbrechen, Irritabilität, vermehrtes Saugen, Saugschwäche, muskuläre Hypotonie
|
|
10 Tage
|
Hydroxyzin (Antihistaminikum)
|
Tremor, Lethargie, Erbrechen, Irritabilität, schrilles Schreien, Myoklonien, Tachypnoe,
Tachykardie, vermehrtes Saugen, Saugschwäche
|
|
5 Wochen
|
Urethane (Meprobamat)
|
Irritabilität, heftige Krämpfe, Bauchschmerzen, gestörter Schlafrhythmus
|
|
9 Mo
|
SSRIs
|
Irritabilität, schrilles Schreien, Unruhe, hoher Muskeltonus, vermehrtes Saugbedürfnis,
Trinkschwäche, Hypoglykämie, Krämpfe, unruhiger Schlaf
|
Stunden – Tage
|
1–4 Wochen
|
Quelle: Hwang, Barfield, Smith et al. (2013) [17]
Langzeitfolgen von Drogenabusus beim Kind
Langzeitfolgen von Drogenabusus beim Kind
Neurotoxische Substanzen wie Alkohol und Cannabis sind bezogen auf ihre Langzeitfolgen
fürs Kind durch Substanzmissbrauch der Mutter in der Schwangerschaft hervorzuheben.
Sie heben sich in ihrem Risiko für Lern-, Verhaltens-, Impulskontrollstörungen deutlich
von anderen ab [14]
[16]
[17]. Betroffene Jugendliche fallen in der Schule unter strukturierter Förderung möglicherweise
wenig auf, finden jedoch schwer in eine Eigenverantwortung und Selbststrukturierung.
Diese „schwierigen“ Kinder leben in Familien, in denen die Eltern ihren Alltag mithilfe
von Substanzen regulieren und bewältigen. Hier unterstützend und wenn nötig regulierend
einzugreifen, fällt in den Bereich der Jugendämter. Diese Kontakte müssen von Anfang
an gebahnt werden. Wenn sie ein fester Bestandteil des Behandlungskonzeptes sind,
wird dies gut akzeptiert und es mindert den Beigeschmack der „bösen Kontrollpolizei“.
Therapiestrategien im Wochenbett
Therapiestrategien im Wochenbett
Nichtmedikamentöse Therapie
Nichtmedikamentöse Therapiestrategien im Wochenbett beziehen an erster Stelle die
Mutter ein und helfen ihr, ein besseres Selbstverständnis zu schaffen. Eine große
Chance liegt darin, die Mutter sowohl im Umgang mit den Besonderheiten ihres Babys
als auch mit ihren eigenen Selbstvorwürfen und Schuldgefühlen anzuleiten.
Sanfte Pflege von Mutter und Kind
Für eine sanfte Pflege in ruhiger, abgedunkelter Umgebung benötigt man eine ausreichende
Personaldecke, um die sinnvolle 1:1-Betreuung umzusetzen. Auch sollte auf eine Kontinuität
bei der Pflege geachtet werden. Es gibt nur wenige Situationen, die eine Schwester
oder einen Pfleger der Neonatologie so herausfordern wie die Gegebenheit, ein Baby
nicht beruhigen zu können. Häufig sind die Pflegenden selbst Eltern und müssen die
Mutter des Kindes anleiten und schulen, aus deren Drogenmissbrauch das kindliche Leid
resultierte. Dabei gilt es dennoch, ihr mit Respekt und Achtung gegenüberzutreten.
Den Schwestern und Pflegern, die diesen inneren Konflikt jeden Tag leben und trotzdem
Liebe und Geduld mit Mutter und Kind aufbringen, gehört unser höchster Respekt.
Gutes Pflegepersonal und ausreichend Zeit ermöglichen es, die medikamentöse Therapie
durch diese Strategien deutlich zu begrenzen. Das hat eine Reduktion der Nebenwirkungen,
der Nachwirkungen und bei Verkürzung der Therapiedauer auch eine Kostensenkung zur
Folge.
Abb. 1 Optimaler Raum für Neugeborene mit Neonatalem Abstinenzsyndrom: abgedunkelte, ruhige
Umgebung mit einem Minimum an Störfaktoren wie Licht oder Geräuschen. (Quelle: Andreas
Gerhardt, Harzklinikum Wernigerode, [rerif])
Abb. 2 Beispiele für sanfte Pflege: halten, wiegen, umgrenzen, pucken, facilitated tucking.
(Quelle: Andreas Gerhardt, Harzklinikum Wernigerode, [rerif])
Abb. 3 Ausreichend Zeit und sanfte Pflege können eine Begrenzung der medikamentösen Therapie
ermöglichen. (Quelle: Andreas Gerhardt, Harzklinikum Wernigerode, [rerif])
Abb. 4 Schmerzlinderung mit Glucose 20 % (non-nutritives Saugen). (Quelle: Andreas Gerhardt,
Harzklinikum Wernigerode, [rerif])
Abb. 5 Ein geregelter Schlaf-Wach-Rhythmus strukturiert den Tagesablauf. (Quelle: Andreas
Gerhardt, Harzklinikum Wernigerode, [rerif])
Herausforderungen für die Pflege im Wochenbett bei Drogenabusus
-
besondere Interaktion zwischen Mutter und Pflegepersonal
-
„Konkurrenz“ um bessere Elternschaft (eigene Vorstellung von Familie)
-
gegenseitiges Misstrauen („Mütter glauben, Schwestern wollen Ihnen das Kind wegnehmen
…“)
-
Mitleid mit dem Kind, Wut auf die Mutter
-
Frustration (Regeln vs. Unzuverlässigkeit)
Respektvoller und wertschätzender Umgang mit Eltern
In der Neonatologie und Wochenbettbetreuung liegt der Fokus auf einem respektvollen
und wertschätzenden Umgang mit den Eltern. Obligat ist dabei ein engmaschiges Herzkreislaufmonitoring
des Säuglings, um Apnoen und Krampfanfälle zu detektieren. Das Bonding der Mutter
an das Kind sollte unmittelbar nach der Geburt erfolgen. Regelmäßiges Kangarooing
muss von vielen Müttern erst erlernt werden. Bei fehlender innerer Ruhe der Mutter
ist eine enge Kooperation mit den Suchttherapeuten notwendig.
Die Vulnerabilität im Wochenbett, durch die neue Situation, den Schlafmangel, Schmerzen
und die hormonelle Umstellung erhöhen das Rückfallrisiko. Tägliche Physiotherapie
ergänzt die entwicklungsfördernde Pflege und entlastet die betreuende Schwester.
Abb. 6 Fürs Bonding und Kangarooing braucht die Mutter innere Ruhe – ggf. ist eine Kooperation
mit den Suchttherapeuten notwendig. (Quelle: Andreas Gerhardt, Harzklinikum Wernigerode,
[rerif])
Abb. 7 Die Eltern werden wertschätzend und respektvoll behandelt und in die Betreuung ihres
Babys einbezogen. (Quelle: Andreas Gerhardt, Harzklinikum Wernigerode, [rerif])
Abb. 8 Die basale Stimulation durch Physiotherapie hat das Ziel der maximalen Stress- und
Schmerzreduktion. (Quelle: Andreas Gerhardt, Harzklinikum Wernigerode, [rerif])
Ein Wort zum Stillen bei Müttern mit Suchtproblematik
Einige Autoren sehen das Stillen bei Suchtkranken als problematisch. Doch nach unseren
Erfahrungen möchten viele Mütter stillen und dies fördern wir besonders auch bei Methadon-substituierten
Frauen [13]. Da dies nur ohne Beikonsum möglich ist, stimmen sie häufig regelmäßigen Urinkontrollen
zu und arbeiten enger mit dem Suchtherapeuten und Drogenberatern zusammen. Die Mutter-Kind-Bindung
setzt hier einen Therapiewillen bei der Frau frei und bei Gelingen der Stillbeziehung
messen wir diesem auch einen prädiktiven Wert bei.
Medikamentöse Therapie
Nicht immer korrelieren Substanzdosis oder Dauer des Abusus der Mutter mit der Stärke
der Entzugssymptome beim Neugeborenen. Begleitende Umstände, z. B. Infektionen, Geburtskomplikationen
oder individuelle Gegebenheiten des Neugeborenen machen manchmal eine medikamentöse
Therapie notwendig.
Besonders bei Opiatkonsum, wenn aufgrund von Durchfällen und wundem Po offene Pflege
notwendig ist oder wenn Phototherapie eine Begrenzung durch Pucken des Kindes unmöglich
macht, setzen wir orale Morphinverdünnung ein. Diese titrieren wir je nach Schwere
von Symptomen, die wir mittels des Finnegan-Scores monitoren [Tab. 2].
Ergänzend applizieren wir Phenobarbital und Clonidin. Unser Eindruck ist aber, dass
mehr Substanzen in der Therapie diese sehr verkomplizieren und die Reduktion erschweren.
Tab. 2
Finnegan-Score.
Klinisches Kriterium
|
1
|
2
|
3
|
4
|
5
|
Häufiges Gähnen
|
ja
|
–
|
–
|
–
|
–
|
Marmorierte Haut
|
ja
|
–
|
–
|
–
|
–
|
Verstopfte Nase
|
–
|
ja
|
–
|
–
|
–
|
Niesen
|
ja
|
–
|
–
|
–
|
–
|
Atmung
|
> 60 / min
|
> 60 / min, Dyspnoe
|
–
|
–
|
–
|
Übermäßiges Saugen
|
ja
|
–
|
–
|
–
|
–
|
Trinkschwäche
|
–
|
ja
|
–
|
–
|
–
|
Erbrechen
|
–
|
Regurgitation
|
im Schwall
|
–
|
–
|
Stühle
|
–
|
dünn
|
wässrig
|
–
|
–
|
Quelle: Hwang, Barfield, Smith et al. (2013) [17]
Die Zeit nach der Klinik
Rückt die Klinikentlassung näher, beginnen wir, die Mitarbeiter des Jugendamts, der
Drogenberatung und die Hebamme für die häusliche Betreuung zu integrieren. Bei gemeinsamen
Treffen am „Runden-Tisch“ besprechen wir mit ihnen das weitere Vorgehen, die Hausbesuche
und wägen ab, ob die Unterbringung in einem Mutter-Kind-Heim sinnvoll ist. Gegebenenfalls
wird schließlich Letztere geplant und organisiert. Oft sind mehrere Treffen notwendig.
Ein gleicher, gemeinsamer Wissensstand über die Absprachen schafft Vertrauen und beschleunigt
die Umsetzung der Vereinbarungen.
Bei einigen Müttern bestand schon in der Schwangerschaft oder entsteht während der
Entzugsphase ihres Babys der Wunsch nach einer Rehabilitation. Für uns ist dahingehend
die enge Zusammenarbeit mit einer Suchtklinik ein großer Bonus. Manche Frauen beginnen
dort während der Schwangerschaft schon ihre Therapie. Geburtshilflich werden sie in
unserem Perinatalzentrum begleitet. Um die Geburt zieht die Mutter auf die Wochenstation
und die Suchttherapeuten begleiten sie bei uns kontinuierlich, bis das Neugeborene
nach überstandenem Entzug oder nach Frühgeburtlichkeit von unserer Neonatologie entlassen
werden kann. Dann erfolgt die Fortsetzung der mütterlichen Suchttherapie in der Rehaklinik
und unser Hebammenteam begleitet sie. In dieser Kontinuität liegt für die Mutter die
Möglichkeit, schneller Vertrauen zu fassen. Zudem sichert sie den betreuenden Disziplinen
einen gleichen Informationsstand.
Wünsche für die Zukunft
Auch in unserem Perinatalzentrum liegen Wünsche und Ideen oft fern von gelebter Realität.
Was bereits in Einzelfällen erfolgreich praktiziert wurde, ist jedoch weit entfernt
von einer eingeübten Routine. Wir wünschen uns trotz Personalknappheit und geringen
zeitlichen Ressourcen:
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Engmaschigere Betreuung im Zeitraum der Geburt (3 Monate vor und nach der Geburt)
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Optimierung der Koordination für den „Runden Tisch“ aus Substitutionsärzten, Hebammen,
Jugendamt, Sozialdienst
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Psychologische Unterstützung und Deeskalationstraining für unser Pflege-Team
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Mehr Rückmeldung der ambulanten Kinderärzte über den weiteren Verlauf der kleinen
Patienten