Einleitung
Mit der Einführung der ersten Immunmodulatoren (gemeint sind hier rekombinante monoklonale
Antikörper und Fusionsproteine) in die Therapie der Psoriasis vulgaris hat die Dermatologie
als Fachdisziplin einen enormen Schub erhalten. Der Werbe-Slogan des ersten Unternehmens,
das ein Biological in den Markt bringen wollte (Biogen: Alefacept, Amevive®, erhielt keine Zulassung) in den frühen 2000ern („… bringt Immunologie in die Dermatologie“),
hat sich in einem Maße bewahrheitet, wie es damals kaum zu erwarten war. Im Jahr 2003
startete dann die Anwendung des ersten monoklonalen Antikörpers in der Psoriasistherapie
(Serono: Efalizumab, Raptiva®), dicht gefolgt vom Fusionsprotein Etanercept (Pfizer: Enbrel®), das vorher bereits einige Jahre in der Rheumatologie eingesetzt worden war. Heute
stehen mehr als 10 Biologicals (die Biosimilars mitgezählt) für die Psoriasistherapie
und die Behandlung der Akne inversa zur Verfügung, und längst können auch die allergischen
Erkrankungen mit monoklonalen Antikörpern behandelt werden. Diese Entwicklungen haben
das Arsenal dermatologischer Therapien enorm erweitert, ohne dass die topische Therapie
[1] oder der Einsatz bewährter Therapeutika (MTX, Fumarsäure-Ester, Vitamin-A-Säure-Analoga,
Cyclosporin) dadurch obsolet geworden wären. Im Gegenteil: Die dermatologische Therapie
kann viel individueller gestaltet werden. In Anbetracht der hervorragenden Wirksamkeit
von Biologicals als Immunmodulatoren bei chronisch entzündlichen Dermatosen haben
viele Dermatologen wahrscheinlich schon vergessen, wo „wir herkommen“. Wurde vor gut
15 Jahren noch PASI 50 bei 30 % der Psoriasispatienten als therapeutischer Erfolg
dargestellt, sprechen wir heute von PASI 100 als Therapieziel für die Mehrheit der
Patienten. Die Immunologie ist also in vollem Maße in der Dermatologie angekommen.
Wir fokussieren uns hier auf Psoriasis, Atopische Dermatitis, Urtikaria, Akne inversa
und überlassen die Beurteilung der Entwicklungen in der Dermato-Onkologie den Fachexperten.
Soweit wir öffentlich zugänglichen Statistiken entnehmen können, verordnen etwa 1000
dermatologische Praxen (also etwa 20 %) regelmäßig Biologicals. Es wird seine Gründe
haben, warum diese Zahl recht niedrig erscheint. Wir möchten die Erfahrungen darstellen,
die wir in unserer Praxis bei der Umsetzung der entsprechenden Strategie, schwere
chronisch entzündliche Dermatosen leitliniengerecht mit Biologicals zu therapieren,
gesammelt haben. Wir wollen zeigen, dass dies eine Entscheidung ist, die durchaus
Einfluss auf die gesamte Praxis und ihr Leistungsspektrum hat. Wir wollen hier nicht
im Einzelnen erläutern, wie die Biologicals als Immunmodulatoren wirken und welche
Studienergebnisse zu Wirksamkeit und Sicherheit vorliegen. Das überlassen wir Publikationen
und Referaten angesehener Experten [2]
[3]
[4]. Vielmehr wollen wir darstellen, was es heißt, Biologicals unter den Bedingungen
des Alltags in einer dermatologischen GKV-Praxis zu verordnen und die Therapie zu
managen.
Wir möchten an dieser Stelle keine Diskussion über Pathogenese und Immunmechanismen
beginnen. Dies ist Inhalt hochkarätiger dermatologisch-immunologischer Publikationen
[5]
[6]
[7]. Der Einfachheit halber unterteilen wir die Dermatosen, welche in der Praxis mit
Biologicals behandelt werden in „ T1“ (pro-entzündliche Zytokine an der Pathogenese
beteiligt, wie IL-6, TNF, IL-17, IL-12/23), und „T2“ (anti-entzündliche Zytokine an
der Pathogenese beteiligt, wie IL-4, IL-13 sowie, damit wohl assoziiert, das IgE).
Diese Einteilung ist natürlich sehr vereinfacht, sie hilft uns aber im klinischen
Alltag, weil sie uns direkt (oder indirekt) zu den Targets der Immunmodulation und
damit zu den anzuwendenden Biologicals führt. Wir werden im Folgenden mit den generischen
Namen („ximabs, zumabs, umabs“ etc.) arbeiten. In [Tab. 2] sind die entsprechenden Handelsnamen einmalig aufgeführt.
Ergebnisse
Spezialsprechstunde Immundermatologie – Management der Therapie mit Biologicals (und
anderen Systemtherapeutika) in der dermatologischen Praxis
Unsere internen Analysen von 2000 Patientenkontakten eines Praxis-Arztes zeigen einen
Anteil von etwa 160 Kontakten zu Patienten mit Psoriasis mit oder ohne begleitende
Psoriasis-Arthritis sowie zu etwa 170 Patienten mit Atopischer Dermatitis (inklusive
dyshidrotisches Handekzem) und zu etwa 50 Patienten mit chronisch spontaner und induzierbarer
Urtikaria. In diesem Patientenkollektiv sind natürlich alle Schweregrade vertreten.
Bei aller Individualität eint diese Patienten eines: eine lange Erkrankungsdauer mit
einer sehr heterogenen „Therapiegeschichte“. Hier einen schnellen Überblick zu bekommen,
therapeutische Entscheidungen zu treffen, Patienten aufzuklären etc. übersteigt den
Zeitrahmen der „normalen“ Sprechstunde eindeutig. Eingedenk dieser Analysen beschlossen
wir, eine Spezialsprechstunde Immundermatologie zu etablieren. Patienten, die entsprechend
in der normalen Sprechstunde selektiert worden waren, wurden zu 20- bis 30-minütigen
Konsultationen einbestellt und hier von 2 Ärzten und 2 MFAs betreut (Details siehe
unten). Zunächst fand diese Sprechstunde an einem Nachmittag statt. Später haben wir
der Sprechstunde einen ganzen Tag gewidmet. Die Gründe dafür sind vielfältig und haben
mit der Zunahme von Patienten mit chronischen Dermatosen zu tun, die wir zurückführen
auf: Patienten aus Kliniken, die an Studien teilgenommen haben und nun ambulant weiter
betreut werden sollen; Patienten aus der eigenen Praxis, die in Anbetracht positiver
Therapie-Neuigkeiten „wieder erscheinen“; steigende Anzahl von Überweisungen aus anderen
dermatologischen und Hausarztpraxen. Wir betreuen derzeit etwas mehr als 100 Patienten
pro Quartal mit chronischen, immunologisch bedingten Hautkrankheiten sowie weiteren
Autoimmunerkrankungen in der Spezialsprechstunde ([Tab. 1]). Davon erhalten etwa 60 Patienten eine Systemtherapie, davon werden etwa 50 mit
Biologicals behandelt ([Tab. 2]). Termine in der Spezialsprechstunde werden v. a. an Patienten vergeben, die auf
eine Therapie eingestellt, ggf. umgestellt und, einem entsprechenden Algorithmus folgend
(siehe unten), dokumentiert werden. Ebenso erhalten alle Patienten unter Systemtherapie
zeitnah einen Termin, wenn Probleme auftreten (Nebenwirkungen, mangelnde Therapieeffizienz).
In den Phasen „zwischendurch“, also wenn lediglich injiziert wird, erfolgt die Terminvergabe
für die normale Sprechstunde.
Tab. 1
Diagnosen bei Patientinnen und Patienten in der Spezialsprechstunde Immundermatologie[*].
|
Diagnose
|
Anzahl Patienten
|
|
Psoriasis vulgaris (inkl. Psoriasis guttata, Psoriasis inversa)
|
55
|
|
Psoriasis-Arthritis (klinisch im Vordergrund stehend)
|
15
|
|
Atopische Dermatitis
|
34
|
|
Urtikaria
|
8
|
|
Acne inversa
|
5
|
|
Systemischer Lupus Erythematosus (SLE)
|
3
|
|
M. Sjögren
|
2
|
|
M. Behçet
|
2
|
|
Psoriasis mit reaktiven Arthritiden bei CVID (Verdachtsdiagnose)
|
|
|
Systemische Sklerodermie
|
1
|
|
Mycosis fungoides und Parapsoriasis en plaques
|
3
|
* Es wurden Patienten gezählt, die mindestens einmal im Rahmen der Spezialsprechstunde
in den letzten 6 Monaten betreut wurden, nachdem sie vorher in der Akut-Sprechstunde
vorgesprochen und dort einen Termin bekommen hatten.
Tab. 2
Systemtherapie bei Patienten mit chronischen Dermatosen in der Spezialsprechstunde
Immundermatologie[*].
|
Diagnose
|
Therapie
|
Anzahl Patientinnen/Patienten
|
|
Psoriasis vulgaris
|
Secukinumab (Cosentyx®)
|
9
|
|
Psoriasis vulgaris
|
Ixekizumab (Taltz®)
|
4
|
|
Psoriasis vulgaris
|
Tildrakizumab (Ilumetri®)
|
3
|
|
Psoriasis vulgaris
|
Brodalumab (Kyntheum®)
|
1
|
|
Psoriasis vulgaris
|
Risankizumab (Skyrizi®)
|
1
|
|
Psoriasis vulgaris und Psoriasis-Arthritis
|
Ustekinumab (Stelara®)
|
1 (Mitbetreuung Rheumatologe
|
|
Psoriasis-Arthritis (im Vordergrund)
|
Adalimumab Biosimilars (Amgevita®, Hulio®, Idacio®)
|
3
|
|
Psoriasis-Arthritis (im Vordergrund)
|
MTX
|
4
|
|
Psoriasis palmoplantaris
|
Adalimumab Biosimilar
|
1
|
|
Psoriasis vulgaris
|
Dimethylfumarat (Skilarence®)
|
7
|
|
Handekzem (atopisch, Kontaktekzem)
|
Alitretinoin (Toctino®)
|
3
|
|
Acne inversa
|
Adalimumab Biosimilar
|
1
|
|
Atopische Dermatitis
|
Cyclosporin
|
1
|
|
Atopische Dermatitis
|
Dupilumab (Dupixent®)
|
19
|
|
Chronische spontane Urtikaria
|
Omalizumab (Xolair®)
|
5
|
|
Gesamt
|
Alle Systemtherapien
|
63
|
* Es wurden Patienten gezählt, die im analysierten Halbjahr mindestens einmal mit der
Therapie behandelt wurden, unabhängig von ggf. Therapie-Abbruch, Umstellung oder Verlassen
unserer Betreuung (Umzug). Kurzzeittherapie mit hoch-dosierten Steroiden (intern)
z. B. bei Atopischer Dermatitis und Urtikaria wurden hier nicht aufgeführt.
Die Auswahl der Patienten zur Einstellung auf eine Systemtherapie (speziell Biologicals)
folgt streng den Angaben der Fachinformation der entsprechenden Präparate sowie den
Leitlinien der Fachgesellschaften und entsprechenden Check-Listen (siehe: BVDD Checkliste
Systemtherapie Atopische Dermatitis). Aus diesen Materialien wurden entsprechende
Kriterien zur Therapieeinstellung erarbeitet. Diese werden in der Krankenakte dokumentiert.
Hinsichtlich der einzelnen Präparate wurden sog. Therapiealgorithmen erarbeitet, die
jeden Arbeitsschritt beschreiben. Bei allen Patienten mit Biological-Therapie erfolgt
vor Beginn der Behandlung die Erhebung von klinischen Daten, der Lebensqualität-Parameter,
der entsprechenden Laborwerte (bei den T1-Therapien immer und nur zu Beginn mit Quantiferon®-Test) sowie die Überprüfung des Impfstatus ([Abb. 1], beispielhaft für Ixekizumab). Ebenso wird der Schweregrad der Erkrankung fotodokumentiert.
Bei allen Biological-Patienten erfolgt die Erhebung dieser Daten im ersten Quartal
der Behandlung monatlich (Dupilumab- und Omalizumab-Patienten ohne Labor), danach
einmal im Quartal. Basierend auf diesen Algorithmen wurden „Laufzettel“ erstellt ([Abb. 2], beispielhaft für Tildrakizumab) und jeder Patientenakte beigefügt. Diese ermöglichen
einen raschen Überblick, in welcher Phase sich die Behandlung befindet und welche
Aufgaben zum Termin zu erledigen sind.
Abb. 1 Therapiealgorithmus am Beispiel der Behandlung der Psoriasis mit Taltz (Therapie-Einstellung
und -Start).
Abb. 2 „Laufzettel“ für Patienten mit Tildrakizumab-Therapie der Psoriasis.
In den ersten 3 Monaten der Behandlung mit einem Biological erfolgt die Injektion
grundsätzlich in der Praxis, nachfolgend können Patienten die Injektion in häuslicher
Umgebung vornehmen. Zum Erlernen dieser Fertigkeit wird eine kleine Schulung durch
unsere MFA-Kolleginnen angeboten.
Unsere Analysen zeigen, dass wir für die Umsetzung der Algorithmen für Einleitung,
Dokumentation und Management der Therapie mit Biologicals (und durchaus auch anderen
Systemtherapeutika) etwa 4 Stunden pro Quartal benötigen. Unsere Arbeitsaufteilung
verlangt knapp 2 Stunden ärztlicher Tätigkeit pro Quartal und Patient sowie etwas
mehr als 2 Stunden Tätigkeit der MFAs. Von den über 60 Patienten, die bei uns mit
Systemtherapie behandelt werden, sind 3 PKV versichert. Bisher werden 6 Patienten
in Registern und Beobachtungsstudien dokumentiert.
Immunmodulation in der Therapie von T1-Dermatosen
Zu den T1-Erkrankungen, die wir in der dermatologischen Praxis mit Systemtherapeutika
behandeln, gehören Psoriasis, Psoriasis-Arthritis und Akne inversa. Bevor wir näher
auf unseren Umgang mit Biologicals eingehen, sei ausdrücklich bemerkt, dass wir Psoriasis
und Psoriasis-Arthritis entsprechend der Leitlinien und gemäß der Zulassung der Medikamente
häufig initial mit Dimethylfumarat (DMF; Plaque-Psoriasis im Vordergrund) und MTX
(Arthritis im Vordergrund) erfolgreich behandeln. Der Langzeitanwendung sind bei etwa
der Hälfte der ursprünglich eingestellten Patienten (ca. n = 20 im Analyse-Zeitraum)
wegen der Nebenwirkungen (Magen-Darm-Probleme, Erhöhung der Leberwerte) Grenzen gesetzt.
Jedoch führen wir über einen mehrmonatigen bis mehrjährigen Zeitraum 7 Patienten mit
DMF und 4 Patienten mit MTX. Erstere profitieren häufig von der variablen Dosierung,
die sie dem Krankheitsverlauf und evtl. auftretenden Nebenwirkungen (Flash, Magen-Darm-Probleme)
selbstständig anpassen und uns darüber informieren. Dies muss den Patienten im Aufklärungsgespräch
ebenso gründlich und verständlich erläutert werden wie die Notwendigkeit regelmäßiger
Blutabnahmen. Beim MTX erläutern wir den Patienten die häufig etwas später einsetzende
Wirkung (auf die Gelenkerkrankung) und weisen auf die regelmäßigen Laborkontrollen
hin.
Entsprechend dem Titel dieser Arbeit legen wir den Schwerpunkt auf die Biologicals.
Wir haben uns zum Ziel gesetzt, möglichst alle therapeutischen Prinzipien der Immunmodulation
einzusetzen (IL-17, IL-12/23, TNFα), auch um unsere eigenen Erfahrungen zu sammeln.
Wo wir diesbezüglich stehen, zeigt [Abb. 3], die die Therapiedauer der einzelnen Patienten darstellt. In keinem Fall würden
wir einen Wirksamkeitsvergleich wagen und vergleichende Aussagen machen zum Nebenwirkungsprofil.
Die Biologicals haben sich in unseren Händen in nahezu allen Fällen als hervorragend
wirksam und gut beherrschbar hinsichtlich der sehr seltenen Nebenwirkungen gezeigt,
wobei wir natürlich keine Aussagen zum Langzeitverlauf wagen. Wir haben bisher ([Tab. 2]) im Falle der mittelschweren bis schweren Plaque-Psoriasis ohne nachweisliche Gelenkbeteiligung
die IL-17-Blockade (Ixekizumab, Secukinumab), die IL-17-Rezeptor-Blockade (Brodalumab)
sowie die IL-23-Blockade (Tildrakizumab, Risankizumab) verwendet. Wir betreuen gemeinsam
mit einer rheumatologischen Praxis einen Patienten mit Ustekinumab (IL-12/23-Blockade).
Im Falle einer Psoriasis-Arthritis bei eher mäßigem Plaquebefall der Haut setzen wir
Adalimumab-Biosimilars ein. Hier vertrauen wir auf die jahrelangen Erfahrungen, v. a.
auch in der Rheumatologie, die ein hohes antientzündliches therapeutisches Potenzial
nahelegen. Dies ist auch der Grund für den Einsatz eines Adalimumab-Biosimilars bei
bisher einem Patienten mit Akne inversa. In einem weiteren Fall haben wir eine letztendlich
sehr erfolgreiche Therapie eines Patienten mit massiver Psoriasis vulgaris und starkem
palmo-plantaren Befall mit einem Adalimumab-Biosimilar erreicht nach erfolgloser vorheriger
MTX-Therapie (s. c.) und abgebrochener DMF-Behandlung. Psoriasis-Arthritis sowie sehr
hohe Entzündungslast (palmo-plantarer Befall) sind für uns Kriterien für den Einsatz
der TNF-Blockade. Und bei der klassischen mittelschweren bis schweren Plaque-Psoriasis?
Wir haben bisher keine klare Idee, welche Auswahlkriterien für die 3 IL-17(R)-blockierenden
oder die 3 IL-23-hemmenden Substanzen angelegt werden können. Wir haben bei einem
unserer 4 Ixekizumab-Patienten (entsprechend 1/13 Patienten mit IL-17-Blockade) nach
gutem initialem Ansprechen (PASI von 16 auf 6 in 4 Wochen) ein Rezidiv gesehen, welches
zu einer Suberythrodermie führte. Wir haben für diese Verschlechterung keine Erklärung.
Möglicherweise hat eine (nicht bemerkte) subklinische Infektion dazu geführt, vielleicht
war ein temporärer Alkoholabusus im Spiel. Jedoch scheinen Infektionen unter Biological-Therapie
(IL-17- oder IL-23-Blockade) die Psoriasis nicht in dem Maße zum Rezidiv zu triggern,
wie wir das von der topischen Therapie und dem MTX her kennen. Wir haben unseren Patienten
von Ixekizumab auf Risankizumab umgestellt, eine Team-Mehrheitsentscheidung. Der zweite
Vorschlag war TNF-Blockade mit Adalimumab-Biosimilar (Entzündungslast). Unter IL-23-Blockade
gab es eine rasche, deutliche Besserung, aber wir bleiben vorsichtig. Als weiteren
Grund eines Nichterreichens von PASI 75 oder gar PASI 100 haben wir die Komedikation
mit einem Betablocker vermutet (5 von 16 Patienten). Unsere Versuche, beim Hausarzt/Internisten
einen Wechsel der Therapie durchzusetzen, waren nicht immer erfolgreich. Wir haben
bei allen 23 Patienten mit den Diagnosen Psoriasis, Psoriasis-Arthritis und Akne inversa,
die wir im analysierten Zeitraum mit Biologicals therapierten, keinerlei schwere Nebenwirkungen
registriert. Die bei wenigen Patienten beobachteten (und gemeldeten) Infekte der oberen
Atemwege verliefen leicht und wurden von uns eher der Jahreszeit (Oktober-Januar)
zugeordnet und hatten wohl nichts mit den Biological-Wirkmechanismen zu tun. Ein Patient
(IL-17-Blockade) hatte nach 8 Wochen die Therapie beendet, offenbar der hervorragenden
Besserung des Krankheitsbildes geschuldet. Mehrfache Telefonate konnten ihn nicht
dazu bewegen, die Praxis wieder aufzusuchen. Ein Patient ist offensichtlich umgezogen.
Bei 5 Patienten unter Secukinumab haben wir kurze Zeit (3–8 Wochen) nach Therapieabbruch
aus unterschiedlichen Gründen (Patientenwunsch, weil Besserung; berufliche Gründe
mit mehrmonatiger Abwesenheit) Rezidive gesehen, die schnell und heftig einsetzten
und fast wie Rebound-Phänomene wirkten (PASI-Rezidiv > > PASI-Anamnese). Unser Ixekizumab-Abbrecher
ist laut (nicht überprüfbarer) telefonischer Auskunft einer Angehörigen seit Monaten
rezidivfrei. Unter unseren 20 Patienten mit T1-Erkrankungen auf Biologicals injizieren
sich 7 das jeweilige Präparat selbst in häuslicher Umgebung oder lassen einen Verwandten/Partner
injizieren.
Abb. 3 Dauer der Biological-Therapie bei Patienten mit Atopischer Dermatitis und Psoriasis.
Immunmodulation in der Therapie von T2-Dermatosen
Gleich zu Beginn: Wir betreuen eine Patientin, die seit mehr als 4 Jahren die anamnestisch
schwere Atopische Dermatitis mit Cyclosporin A (0,5 mg/kg Körpergewicht pro Tag ohne
Unterbrechung) sehr gut beherrscht (EASI-Werte 1–5). Es sind keine Laborwert-Anomalien
feststellbar, der Blutdruck ist normal. Im Analysezeitraum wurden 19 Patienten betreut,
deren mittelschwere bis schwere Atopische Dermatitis (EASI 12–36) mit Dupilumab behandelt
wird. Alle Patienten haben über ein sofortiges Ansprechen berichtet, wobei der Juckreiz
immer etwas „schneller ansprach“ und bereits wenige Tage bis max. 2 Wochen nach Erstinjektion
deutlich nachließ. Wir beobachten durchaus, dass die Patienten eine 50 %-ige rasche
EASI-Reduktion als großartig empfinden, wo das Behandlungsteam deutlichen Raum für
Verbesserung sieht. 12 von 19 Patienten berichten, dass sie zunächst noch parallel
topische Steroide angewendet haben, diese aber langsam ausschleichen. Mehrfach haben
wir nach wenigen Wochen den fast euphorischen Bericht gehört: „Ich brauche kein Kortison
mehr!“. 3 Patienten, die eine nachgewiesene Sensibilisierung (IgE RAST) gegen Baumpollen
und Gräser-Frühblüher aufweisen, berichten vom Ausbleiben der jahrelang beobachteten
saisonalen Krankheits-Exazerbation. Bei mehreren Patienten wird, parallel zur Dupilumab-Therapie,
eine Hyposensibilisierung weitergeführt. 3/19 Patienten hatten ein behandeltes Asthma
bronchiale, wurden aber wegen der entsprechend schweren Atopischen Dermatitis auf
Dupilumab (300 mg s. c. alle 14 Tage nach einmaliger Gabe von 2 × 300 mg s. c. zur
Aufsättigung) eingestellt. In Zusammenarbeit mit dem Pulmologen erfolgte eine Reduzierung
der Asthmatherapie (nicht im Detail gezeigt). Wir sehen bei einer Subgruppe unserer
Patienten (7/19) eine vergleichsweise geringere Verbesserung des klinischen (Haut-)Zustandes
(EASI-Verbesserung in Woche 8 bei ca. 50 %) bei deutlicher Juckreizreduzierung. Diese
Patienten (und andere nicht) schildern ein „Wiederaufflammen“ der Erkrankung wenige
Tage vor der folgenden Dupilumab-Injektion. Uns fällt die Parallelität (weniger EASI-Reduktion,
Auf-und-Ab der Erkrankung) auf, ohne dass wir den Befund objektivieren könnten. Weder
die IgE-Werte noch spezifische Sensibilisierungen (RAST), Geschlecht, Alter, Schweregrad
etc., geben einen Hinweis (CAVE: niedrige Fallzahl), jedoch werden wir das weiter
beobachten. Allen 7 Patienten gemeinsam ist der starke Hautbefall im Gesicht mit Erythem,
Infiltration, teils Schuppenkrusten. Alle Patienten hatten ein starkes Lidrandekzem
sowie eine periorbital ausgeprägte Dermatitis. 5 Patienten wurden wegen einer meist
geringgradig ausgeprägten Konjunktivitis von Augenärzten mitbetreut. Die Augenbeteiligung
bestand bei den entsprechenden Patienten dauerhaft oder periodisch auch vor Einleitung
der Behandlung mit Dupilumab. Unsere bisher 6 Behandlungen mit Omalizumab ergaben
1-mal komplette Remission nach 6 Monaten, 2-mal teilweise Besserung und 1-mal keinen
klinischen Effekt nach 4 Monaten. Die 2 übrigen Anwendungen wurden gerade erst gestartet.
Die mit Biologicals behandelten Patienten waren bei den T2-Erkrankungen im Durchschnitt
etwas jünger und weiblicher ([Abb. 4]). 3 Patienten (2 weiblich) waren jünger als 18 Jahre und profitierten von der diesbezüglichen
Zulassungserweiterung für Dupilumab. 2 von ihnen wurden mit der Gewichts-adjustierten
Dosis von 200 mg, ein Patient mit 300 mg behandelt. Wir sahen keine Unterschiede in
der Wirksamkeit, weder untereinander noch im Vergleich zur adulten Patientengruppe.
Bei einem Patienten, der an einer Phase-3-Studie mit Dupilumab teilgenommen hatte,
ergab sich eine mehrmonatige Therapiepause ([Abb. 3]). Trotz des Einsatzes von hoch potenten topischen Steroiden kam es nach wenigen
Wochen zu einem schweren Rezidiv, der schwerste anamnestische EASI wurde erreicht.
Nach Wiedereinstellung auf Dupilumab-Therapie kam es innerhalb von 4 Wochen zur deutlichen
Besserung (EASI 26 auf EASI 5).
Abb. 4 Alters- und Geschlechterverteilung unserer Patienten mit systemischen Therapien.
Von unseren 19 Dupilumab-Patienten injizieren 10 ab dem 4. Behandlungsmonat selbst
oder lassen einen Verwandten/Partner in häuslicher Umgebung injizieren. Sogar einige
Patienten, die mit erheblicher Spritzenangst in die Praxis kamen, haben diese Fertigkeit
in einer kleinen Schulung durch unsere MFA-Kolleginnen rasch erlernt.
Diskussion
Seit mehr als 15 Jahren sind Biologicals (monoklonale Antikörper und Fusionsproteine)
fester Bestandteil der Therapie chronisch entzündlicher und allergischer Dermatosen.
Die modernen Therapien sind Inhalt entsprechender Leitlinien (Nast A et al., AWMF-S3-Leitlinie
013-100) und publizierter Experten-Konsens-Empfehlungen [8]. Mit der Entdeckung neuer Targets werden neue Biologicals hinzukommen [3]. Neue Stoffklassen (z. B. Kinase-Inhibitoren) stehen kurz vor Marktzulassung. In
unserer Praxis wurde im letzten Jahr die Entscheidung getroffen, Biologicals bei entzündlichen
(T1-) und allergischen (T2-)Dermatosen im Rahmen einer Spezialsprechstunde konsequent
leitliniengerecht einzusetzen, wenn die entsprechende Indikation besteht. Dies ist
eine strategische Entscheidung, welche durchaus betriebswirtschaftliche, organisatorische
und medizinische Konsequenzen für die gesamte Praxis hat. Sieht man sich beispielhaft
die betriebswirtschaftliche Imbalance an (Honorar pro Quartal vs. Personalkosten v. a.
für Dokumentationsaufwand), dann verwundert es nicht, dass nur ein Teil der dermatologischen
Praxen in Deutschland Biologicals einsetzt, was dem Versorgungsstandard für die Psoriasis-Patienten
nicht zuträglich ist [9]. Einen aktuellen Überblick über die Nutzung von Biologicals für die Therapie der
Psoriasis erhält man im PsoBest-Register (https://www.psobest.de/informationen-fuer-pruefaerzte/). Etwas jünger, aber von wachsender Bedeutung, ist das TREAT-Register für Patienten
mit Atopischer Dermatitis (http://www.treatgermany.org/treatgermany/aktuelles/).
Wir haben uns mit dieser Arbeit u. a. das Ziel gestellt, retrospektiv den Behandlungsverlauf
von Patienten mit chronischen T1- und T2-Dermatosen auszuwerten. Wenn auch in kleinem
Maßstab, so erheben wir hier wirkliche „Real World Data“, denn die Patienten waren
natürlich in keiner Weise selektiert, eine Dokumentation der Patienten in Nicht-Interventionellen
Studien (finanziert durch die Herstellerfirmen) erfolgte nur bei sehr wenigen Patienten,
und auch die Register PsoBest und TREAT wurden noch sehr (zu) wenig genutzt, was sich
ändern wird auf der Basis der geschaffenen Strukturen und Abläufe.
Wir haben dem hohen Aufwand der Dokumentation der Therapie mit Biologicals Rechnung
getragen mit der Etablierung einer Spezialsprechstunde Immundermatologie. Hier und
im normalen Sprechstundenbetrieb sehen die behandelnden Ärzte und MFA jeden Patienten,
der eine Immunmodulation mit Biologicals erhält, bei jedem Praxiskontakt. Dies mag
übertrieben anmuten, ist aber eine bewusste Entscheidung unseres Teams, resultierend
aus der Tatsache, dass es sich um die am schwersten kranken Patienten (abgesehen von
onkologischen Patienten) in der Praxis handelt, die mit den teuersten Therapeutika,
die wir einsetzen, behandelt werden. Hinzu kommt, dass wir uns in einem ständigen
Lern-Prozess befinden und beim Management der Biological-Therapien sehr viel über
Präparate, Krankheiten, Patienten und den Praxisalltag lernen. Die Patienten erhalten
viel Zeit, ihre Fragen zu stellen, deren Beantwortung häufig genug eine Herausforderung
darstellt (Box 1). Die Gespräche sind uns und den Patienten auch deshalb sehr wichtig, weil psychosoziale
Komorbidität bei Atopischer Dermatitis und Psoriasis ein bekanntes Phänomen darstellt
[10]. Wir wollen also die Patienten unter der immunmodulierenden Therapie mit Biologicals
gut führen und haben uns deshalb entschlossen, konsequent den „1 × im Quartal“-Modus
zu negieren. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass trotz ausführlicher Aufklärungsgespräche
nicht alle Patienten in eine Behandlung mit Biologicals einwilligten, trotz des Bestehens
schwerer Erkrankungen. Bei den Psoriatikern sahen wir dies in 3 von etwa 20 Gesprächen,
bei Urtikaria-Patienten in 1 von 7, und selbst bei schweren Ekzemerkrankungen lehnten
4 von ca. 15 Patienten es ab, mit Biologicals behandelt zu werden. Die Gründe dafür
ergaben sich zumeist aus den gestellten Fragen (Box 1). Die meisten unserer Patienten haben einen sehr wechselhaften Verlauf ihrer chronischen
Dermatosen, sodass die Dokumentation von Schweregrad-Scores (PASI, EASI, USS) in „Woche
0“ nur eine Momentaufnahme in einer langen Krankheitsgeschichte darstellt. Wo dies
geboten schien, erhoben wir also einen „anamnestischen Score“, d. h. unsere MFAs erfragten
und dokumentierten während des Scorings den schwersten Hautbefall, der erinnerlich
war. In zahlreichen Fällen konnten Fotos, die uns die Patienten zur Verfügung stellten
(Handyaufnahmen), zu einer guten Dokumentation beitragen.
Box 1: Was fragen Biological-Patienten – das Aufklärungsgespräch
-
Immunmodulation bei Schuppenflechte, Neurodermitis und Quaddelsucht: Bekomme ich dann
AIDS?
-
Welche Nebenwirkungen sind zu erwarten?
-
Muss ich nun ein Leben lang gespritzt werden? Wann kann die Therapie beendet werden?
Sind Unterbrechungen, z. B. bei Schwangerschaft, möglich?
-
Die Herstellung der Biologicals erfolgt durch Gentechnik – Gentechnik ist gefährlich!
-
Die Therapie ist sehr teuer – bezahlt das meine Krankenkasse oder muss ich zuzahlen?
-
Wie sind die Langzeiterfahrungen mit den Biologicals hinsichtlich des Auftretens von
Infektionen und Krebs?
-
Darf eine Hautkrankheit mit so teuren Medikamenten behandelt werden? Wenn ich nicht
zustimme, behandeln Sie mich dann anders weiter?
-
Warum soll ich mich impfen lassen vor der Therapie? Verschlimmert das nicht meine
Hautkrankheit?
-
Warum soll ich eine Tumor-Nekrose-Faktor-Blockade bekommen, das erhöht doch die Gefahr
von Tumoren?
Wir haben bisher im Fall der ausgeprägten mittelschweren bis schweren Plaque-Psoriasis
ohne nachweisliche Gelenkbeteiligung die IL-17-Blockade (Ixekizumab, Secukinumab),
die IL-17-Rezeptor-Blockade (Brodalumab) sowie die IL-23-Blockade (Tildrakizumab,
Risankizumab) verwendet. Wir werden in nächster Zeit ebenso den dritten IL-23-Antikörper
(Guselkumab) einsetzen. Wir haben mehrfach überlegt, den Kinase-Inhibitor Tofaticinib
als orales Therapeutikum bei der Psoriasis-Arthritis einzusetzen. Diese Stoffklasse
wird unser therapeutisches Arsenal für die chronisch entzündlichen Dermatosen in den
kommenden Jahren wesentlich erweitern. Dass wir hier noch keine Erfahrungen gesammelt
haben, liegt v. a. daran, dass wir mangels des Impfstoffs (Shingrix®) keine Impfung gegen Herpes Zoster vornehmen können, was uns bei der Therapie mit
Kinaseinhibitoren unabdingbar erscheint [11]. Auch liegen mittlerweile Beobachtungen von Nebenwirkungen dieser Impfung vor, die
zusätzlich zu diskutieren sind. Wir haben in nahezu allen Fällen der Anwendung der
Biologicals sowohl bei T1- als auch bei T2-Erkrankungen sehr positive Erfahrungen
hinsichtlich der Wirksamkeit gemacht. Häufig werden in Referaten vergleichende Aussagen
gemacht, die dann (die Abbildung an der Wand) relativiert werden. Dies ist wissenschaftlich
nicht seriös. Ohne vergleichende (Head-to-Head-)Studie kein Wirksamkeitsvergleich!
Und selbst die Studienergebnisse sind, auf den einzelnen Patienten übertragen, wenig
aussagestark. Solche „Head-to-Head“-Studien gab es u. a. zum Vergleich von Ixekizumab
mit Guselkumab [12] und Ixekizumab mit Adalimumab [13] sowie Risankizumab als IL-23 p19-Blocker mit Ustekinumab, das IL-12 und IL-23 blockiert
[14]. Trotz dieser wichtigen Studienergebnisse haben wir für uns die Frage nach Kriterien
für die Auswahl von IL-17- (oder IL-17R-) vs. IL-23-blockierenden Immunmodulatoren
bei der Psoriasis noch nicht beantwortet. In bestimmten Situationen wie langer dienstlicher
Abwesenheit, häufigem Reisen, psychologischen Problemen mit häufigen Praxisbesuchen
kann der Injektions-Wochenrhythmus der IL-23-Hemmer (0–4-16–28 …) günstig sein. Die
Pausen machen möglicherweise bei anderen Patienten Mühe, sind doch die Patienten aus
der Vergangenheit einen anderen Therapierhythmus gewohnt. Die Bewerbung der Injektionshäufigkeit
halten wir eher für eine Marketingmaßnahme. Wir können uns nach wie vor nicht vorstellen,
Patienten mit derart schweren Erkrankungen und der entsprechend wichtigen (und teuren)
Therapie nur deshalb nur einmal im Quartal zu sehen, weil dies bez. Injektionsmodus
so in der Fachinformation steht.
Wie lange sollen wir therapieren? Diese Frage stellt sich nicht nur ein großer Teil
unserer Patienten (Box 1), sondern auch wir Ärzte. Trotz Vorliegens immer länger reichender Fortsetzungsstudien
(Long Term Follow-up Study) zu verschiedenen Präparaten [15]
[16] und der sorgfältigen Überwachung durch die Behörden weltweit hinsichtlich Arzneimittelsicherheit,
ist es kaum vorstellbar, dass wir lebenslang das IL-17 oder das IL-23 blockieren.
Abgesehen von den entstehenden Kosten ist das auch eine Frage der Ressourcen in der
Praxis. Wir glauben, dass mit 60–80 Patienten auf Biologicals die Kapazitätsgrenze
für eine sorgfältige medizinische Patientenbetreuung und v. a. gute Dokumentation
in einer Praxis unserer Größe und Ausstattung erreicht ist. Fragt sich nur, was wir
dann zukünftig den Patienten mit schwerer Atopischer Dermatitis (1–2 Kandidaten für
Biological-Therapie pro Monat stellen sich vor) oder schwerer Psoriasis (1–2 pro Quartal)
anbieten. Wenn wir Patienten nicht aus einer Biological-Therapie wieder „herausbekommen“
(also de facto heilen, denn unterbrechen und auf das Rezidiv warten bringt wenig,
siehe unsere Erfahrungen), dann werden die Patientenkollektive unter Biological-Therapie
auf Größen anwachsen, die wir nicht mehr managen können. Zentrumsbildung als Schlagwort
nutzt bei den derzeitigen „Durchschnitts-Honoraren“ wenig.
Schlussbemerkung
Diese Arbeit entstand zu Beginn der Corona-Krise. Es stellte sich natürlich sofort
die Frage nach dem Umgang mit unseren Patienten unter Immunmodulation (Biologicals).
Nach persönlicher Rücksprache mit 2 Universitätshautkliniken haben wir uns zu diesem
Zeitpunkt entschlossen, keine Therapie abzubrechen, was beim Injektionsrhythmus über
Wochen oder gar Monate ohnehin nicht relevant ist. Dies wurde bestätigt durch ein
Rundschreiben von PsoNet und PsoBest „Verfahrensweise bei der Systemtherapie bei Patienten
mit Psoriasis während der pandemischen Phase von SARS-CoV-2 (Coronavirus)“ vom 18. 03. 2020.
Jedoch verzichteten wir vorübergehend auf Neueinstellung der T1-Patienten auf Systemtherapien
wie MTX, DMF und Adalimumab (Bauchgefühl). Wir haben weiterhin Patienten auf Dupilumab
eingestellt, wo dies indiziert war. Wir haben die T1-Patienten schriftlich über die
besondere Situation und notwendige Hygiene-Maßnahmen aufgeklärt. Den T2-Patienten
wurden die Fragen reaktiv beantwortet. Alle Patienten erwiesen sich als sachlich,
ruhig und zu diesem Zeitpunkt sehr kooperativ. Alle Patienten setzten ihre jeweiligen
Therapien fort. Es ergab sich jedoch ein deutlich erhöhter Rede- und Informationsbedarf.
Zum Glück hatten wir unsere Spezialsprechstunde Immundermatologie.