Aktuelle Kardiologie 2020; 9(04): 351-356
DOI: 10.1055/a-1200-1322
Kurzübersicht

Begründung für die neuen LDL-Cholesterin-Zielwerte

Rationale of the New LDL-Cholesterol Goals
Sylvia Otto
Klinik für Innere Medizin I, Kardiologie, Angiologie, Pneumologie und Internistische Intensivmedizin, Universitätsklinikum Jena
,
P. Christian Schulze
Klinik für Innere Medizin I, Kardiologie, Angiologie, Pneumologie und Internistische Intensivmedizin, Universitätsklinikum Jena
,
Oliver Weingärtner
Klinik für Innere Medizin I, Kardiologie, Angiologie, Pneumologie und Internistische Intensivmedizin, Universitätsklinikum Jena
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Zusammenfassung

Die aktualisierte Dyslipidämie-Leitlinie von 2019 definiert noch tiefere Therapieziele in Abhängigkeit der individuellen Risikokategorie, sowohl für die Primär- als auch für die Sekundärprävention. LDL-Cholesterin bleibt das primäre Maß zur Risikoabschätzung und Haupt-Therapieziel. Daneben sollte Lp(a) einmal im Erwachsenenalter zur Identifikation von Risikopersonen bestimmt werden. Die letzten großen randomisierten Studien zu Ezetimib und PCSK9-Inhibitoren konnten eine weitere relative Risikoreduktion für kardiovaskuläre Ereignisse nachweisen. Dabei ist die Verringerung des kardiovaskulären Risikos proportional zur absoluten LDL-C-Senkung. Für Patienten mit sehr hohem Risiko ist das neue LDL-C-Ziel < 1,4 mmol/l (55 mg/dl) bzw. eine zusätzliche prozentuale Reduktion des LDL-C-Ausgangswerts um ≥ 50%. Eine ausreichende zelluläre Cholesterinversorgung besteht bei LDL-Spiegeln von nur 25 mg/dl (0,65 mmol/l), wie sie zur Geburt vorliegen.

Abstract

The updated guideline dyslipidaemias from 2019 defines even lower therapeutic goals for primary and secondary prevention according to the individual risk category. LDL-cholesterol remains the primary measure of cardiovascular risk and main therapeutic goal. Lp(a) should be measured once in each adult to identify high risk persons. The latest randomized trials for ezetimibe and PSCK9-inhibitors could show a further relative risk reduction of cardiovascular events. Though, the reduction of cardiovascular risk is proportional to the absolute lowering of LDL-C. For patients at very high risk the new LDL-C goal is < 1.4 mmol/l (55 mg/dl) or an additional reduction of ≥ 50% of the baseline level. The cellular cholesterol need is covered by LDL-C levels of only 25 mg/dl (0.65 mmol/l), similarly to those existing at birth and early childhood.

Was ist wichtig?
  • LDL-Cholesterin (LDL-C) ist ein kausaler Risikofaktor für arteriosklerotische kardiovaskuläre Erkrankungen und ist das primäre Maß zur Risikoeinschätzung. Eine Absenkung von LDL-C verringert proportional das kardiovaskuläre Risiko. Eine ausreichende zelluläre Cholesterinversorgung besteht bei Plasma-LDL-C-Spiegeln von nur 25 mg/dl, wie sie zur Geburt vorliegen.

  • Stufentherapie. Hochdosis-Statine, Ezetimib und PCSK9-Inhibitoren kommen allein und nachfolgend in Kombination bis zum Erreichen des LDL-C-Ziels zum Einsatz. Hierunter ist eine Absenkung des LDL-C um bis zu 85% vom Ausgangswert möglich.

  • LDL-C-Ziele sind abhängig von der Risikokategorie. Dies betrifft sowohl die Primär- als auch Sekundärprävention. Bei sehr hohem Risiko ist das neue LDL-C-Ziel < 1,4 mmol/l (55 mg/dl) bzw. eine zusätzliche prozentuale Reduktion des LDL-C-Ausgangswerts um ≥ 50% bei hohem und sehr hohem Risiko.

  • Extremes Risiko als neue Risikokategorie. Bei Patienten mit mehrfachen (> 1) kardiovaskulären Ereignissen innerhalb von 2 Jahren ist ein LDL-C < 1,0 mmol/l (40 mg/dl) anzustreben.

  • Lipoprotein(a) sollte einmal im Erwachsenenalter bestimmt werden, um Personen mit erhöhtem Lebenszeitrisiko für kardiovaskuläre Erkrankungen zu identifizieren.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
09. Juli 2020

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