Historisches und Aktuelles aus Neurologie und Psychiatrie
Wieder ist fast ein Jahr vergangen, wir steuern ungebremst auf das Weihnachtsfest
und den Jahreswechsel zu. In wenigen Tagen ist das Jahr 2020 schon wieder Geschichte,
aber wahrscheinlich wird es uns allen noch lange in Erinnerung bleiben. Aufgrund der
Corona-Pandemie verlief dieses Jahr deutlich anders als wohl von den meisten Menschen
angenommen: Einschränkungen im Alltag und Kontaktbeschränkungen sind das eine, die
wirtschaftlichen Folgen, die heute noch nicht abzusehen sind, das andere. Und auch
wenn es noch dauern wird, bis die Corona-Pandemie überstanden ist und wir zu unserem
früheren Leben zuzückkehren werden, sollten wir dennoch positiv auf das kommende Jahr
blicken, denn ein wirkungsvoller Impfstoff scheint in Aussicht zu sein.
Umso mehr hat es uns gefreut, dass trotz des erhöhten Arbeitsaufwands in Klinik und
Praxis in diesem Jahr wieder so viele interessante Manuskripte bei uns zur Veröffentlichung
eingereicht wurden. Die Herausgeber und der Verlag bedanken sich herzlich bei allen
Autoren und Autorinnen für ihr Engagement für die Nervenheilkunde.
Mit dieser Ausgabe der Nervenheilkunde möchten wir Ihnen deshalb wieder die vielfältigen
Themen aus den Bereichen der Neurologie und Psychiatrie präsentieren. Den Anfang macht
ein Beitrag zur amyotrophen Lateralsklerose (ALS) von Kirsten Hüning und Kollegen.
Neben dem Medikament Riluzol befinden sich mehrere Wirkstoffe im Stadium der Erprobung
im Rahmen von Studien. Für die symptomatische Behandlung der ALS liegen allerdings
nur wenige Studien vor. Diese Arbeit gibt eine Übersicht über die pharmakologischen
und nicht pharmakologischen Therapiemöglichkeiten bei ALS.
Im historischen Artikel von Jana Prokop und Axel Karenberg geht es um das Leben und
Wirken der Nervenärztinnen Martha Ulrich und Toni Schmidt-Kraepelin. Mithilfe dieser
beiden Biografien sollen die berufliche Laufbahn und Lebensumstände von Nervenärztinnen
zwischen 1900 und 1950 beleuchtet werden. Beide Frauen praktizierten als Fachärztinnen
und publizierten wissenschaftliche Arbeiten, ohne aufgrund zeitgenössischer Hürden
die Chance einer akademischen Karriere zu haben.
Wieder zurück in der heutigen Zeit berichten Nadine Wolf und Robert Wolf über das
Phänomen „Smartphone addiction“. Immer wieder wurde darauf hingewiesen, dass exzessive
Smartphone-Nutzung Merkmale abhängigen Verhaltens aufweisen und damit einen eigenständigen
Störungswert erlangen kann. In diesem Kontext wurde der Begriff der „smartphone addiction“
eingeführt. In dieser Übersicht wird der aktuelle Wissensstand zu diesem Phänomen
zusammengefasst.
Im CME-Fortbildungsartikel von Klaus Spremann, Georg Adler und Johannes Treib geht
es um Entscheidungen und Kommunikation im Heilberuf. Dem Arzt kommt neben den medizinischen
Maßnahmen auch eine kommunikative Aufgabe mit mehreren Zielen zu, die jeweils spezielle
kommunikative Ansätze verlangen. Um welche es sich dabei handelt diskutieren die Autoren.
Dag Moskopp berichtet in einer Ergänzung zu seiner 2017 in Nervenheilkunde erschienenen
historischen Darstellung zum Begriff des Hirntodes über Missverständnisse und Kommunikationsprobleme,
die das Thema Hirntod – insbesondere an der Schnittstelle zur postmortalen Organspende
– seit Anbeginn begleiten. Philosophische und religionswissenschaftliche Aspekte werden
angesprochen, und weitere historische Details erörtert.
Anhand einer selektiven Literaturrecherche präsentiert Karl Georg Häusler in seinem
Übersichtsartikel die Datenlage zur Häufigkeit periprozeduraler Schlaganfälle im Rahmen
ausgewählter kardialer Interventionen. Zudem werden prozedurspezifische Ansätze zur
Schlaganfallprävention vorgestellt und therapeutische Maßnahmen diskutiert.
Ganz vergessen werden soll das Corona-Virus aber auch in dieser Ausgabe nicht. Über
die Auswirkungen der Infektion auf das zentrale Nervensystem wird immer mehr berichtet.
Ramy Adbelnaby und Kollegen berichten über einen Fall von SARS-CoV-2-induzierter Enzephalopathie
mit einer biphasischen klinischen Präsentation, welche erst nach einem neurologisch
unauffälligen Zeitraum aufgetreten ist.
Die Herausgeber und der Verlag wünschen Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ruhige
und erholsame Feiertage sowie ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2021.
Anja Borchers