Corman VM.
et al.
SARS-CoV2 asymptomatic and symptomatic patients and risk for transfusion transmission.
Transfusion 2020;
60: 1119 -1122
Im Hinblick auf die Sicherheit von Blutspenden stellt sich aktuell die Frage, ob die
Coronavirus-Krankheit 2019 (COVID-19) durch Blut übertragen werden kann und wie lange
SARS-CoV-2-positive Patienten mit minimalen Symptomen von der Blutspende zurückgestellt
werden müssen. Victor Corman von der Charité hat zusammen mit Kollegen von 3 Instituten
für Virologie die Labordaten von SARS-CoV-2-Infizierten ausgewertet.
Orale Abstriche, Sputum und Blutproben von 18 asymptomatischen und symptomatischen
Patienten mit einer SARS-CoV-2-Infektion wurden untersucht, um das Risiko einer transfusionsbedingten
Übertragung abzuschätzen. Der Erregernachweis erfolgte mittels RT-PCR, da derzeit
nur der Nachweis von SARS-CoV-2 selbst bzw. dessen RNA-Bestandteilen zuverlässig den
Rückschluss erlaubt, ob eine Person zum Zeitpunkt der Untersuchung infiziert ist (asymptomatisch
oder symptomatisch).
Die Übertragung erfolgte bei 2 Patienten in China, bei den anderen 16 sehr wahrscheinlich
innerhalb Deutschlands. 12 der 18 Patienten waren männlich und 6 waren weiblich. Drei
Patienten waren asymptomatisch, 7 wiesen grippeähnliche Symptome auf, 5 hatten grippeähnliche
Symptome und zusätzlich Fieber, 2 litten an einer Lungenentzündung und 1 Patient musste
wegen eines akuten Atemnotsyndroms (ARDS) künstlich beatmet werden. Drei der 18 Patienten
erfüllten die Voraussetzungen für eine Blutspende in Deutschland.
Die oralen Abstriche oder Sputum aus den unteren Atemwegen waren bei allen 18 Patienten
RT-PCR-positiv. Dagegen konnte im Blut oder Serum bei fast allen Patienten (17 von
18) keine SARS-CoV-2-RNA nachgewiesen werden. Lediglich bei dem schwer erkrankten
Patienten mit ARDS konnte in 1 von 8 bei ihm untersuchten Serum-/Plasmaproben eine
RNAämie nachgewiesen werden.
Fazit
Sowohl im Blut asymptomatischer Patienten als auch bei Patienten mit milden Symptomen
konnte kein SARS-CoV-2-Genom nachgewiesen werden. Die Studie belegt auch, dass eine
Infektion mit SARS-CoV-2 ohne merkliche Manifestation klinischer Symptome verlaufen
kann. Da Patienten mit Symptomen einer Infektionskrankheit nicht zur Blutspende zugelassen
werden, scheint das Risiko einer Transfusionsübertragung von SARS-CoV-2 vernachlässigbar
gering zu sein.