Singh S.
et al.
Comparative Risk of Cardiovascular Events With Biologic and Synthetic
Disease-Modifying Antirheumatic Drugs in Patients With Rheumatoid Arthritis: A
Systematic Review and Meta-Analysis.
Arthritis Care Res (Hoboken) 2020;
72: 561-576
DOI:
10.1002/acr.23875
Mittels systematischer Literaturrecherche identifizierten sie 14 vergleichende
Beobachtungsstudien an erwachsenen RA-Patienten. Das Studiendesign sah in allen
Fällen für die Vergleichsgruppen eine aktive medikamentöse
Therapie vor. Die Forscher konzentrierten sich auf folgende Pharmaka: TNFi
(Tumornekrosefaktor-Inhibitoren), Nicht-TNFi-Biologika (z. B. Abatacept,
Tocilizumab), gezielt wirkende synthetische DMARDs (z. B. Tofacitinib) sowie
konventionelle synthetische DMARDs. Alle Publikationen berichteten das Risiko
für schwere kardiovaskuläre (Myokardinfarkt, koronare
Revaskularisierung, Herzkreislauftod, Angina, Herzinsuffizienz, periphere
Arterienerkrankung, abdominales Aortenaneurysma) und/oder akute
zerebrovaskuläre Ereignisse (Stroke, transitorische ischämische
Attacke/TIA). Als primären Studienendpunkt definierten die Forscher
das Risiko für schwere kardiovaskuläre bzw. zerebrovaskuläre
Komplikationen, wobei sie die Behandlung mit TNFi als Referenz nutzten.
Ergebnisse
Im Hinblick auf das Risiko für schwere kardiovaskuläre Komplikationen
zeigte sich: Im Vergleich zur Behandlung mit TNFi schützte Tocilizumab vor
diesen Ereignissen (Odds Ratio 0,59; 95% KI 0,34–1,00), Abatacept
hatte diesbezüglich hingegen keine signifikante Wirkung. Unter der
Behandlung mit konventionellen synthetischen DMARDs stieg das Herzkreislaufrisiko
deutlich an (Odds Ratio 1,58; 95% KI 1,16–2,15), wobei es keinen
Unterschied machte, ob Methotrexat hierbei ein- (Odds Ratio 1,45; 95% KI
1,09–1,93) oder ausgeschlossen wurde (Odds Ratio 2,57; 95% KI
1,32–5,00). Tocilizumab und Abatacept unterschieden sich hinsichtlich des
kardiovaskulären Risikos nicht wesentlich. Die Auswertung des
zerebrovaskulären Risikoprofils ergab: Weder Tocilizumab noch Abatacept
unterschieden sich bezüglich des Stroke/TIA-Risikos von der
TNFi-Therapie. Gleiches galt für den Vergleich
Tocilizumab/Abatacept. Eine Behandlung mit konventionellen DMARDs
erhöhte hingegen im Vergleich zur TNFi-Therapie das Risiko signifikant (Odds
Ratio 1,19; 95% KI 1,03–1,38). Vergleichende Studien zum kardio-
bzw. zerebrovaskulären Risiko unter Tofacitinib lagen den Wissenschaftler
nicht vor.
Tocilizumab schützt RA-Patienten offenbar besser vor schweren
Herzkreislaufkomplikationen als TNFi, schlussfolgern die Autoren. Letztere
schützen dagegen im Vergleich zu konventionellen synthetischen DMARDs
– vermutlich aufgrund einer effektiveren Entzündungskontrolle
und damit Atheroskleroseprävention – sowohl besser vor
kardiovaskulären Ereignissen als auch vor Schlaganfällen bzw.
TIAs. Weitere prospektive Studien müssen nun ihrer Ansicht nach diese
Thematik genauer beleuchten.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell