DeQuattro K.
et al.
Relationships Between Adverse Childhood Experiences and Health Status in
Systemic Lupus Erythematosus.
Arthritis Care Res (Hoboken) 2020;
72: 525-533
DOI:
10.1002/acr.23878
Die Forscher analysierten hierzu die Daten von 269 erwachsenen SLE-Patienten, welche
an der California Lupus Epidemiology Study (CLUES) teilgenommen hatten und
verglichen sie mit einer Stichprobe von Teilnehmern des California Behavioral Risk
Factor Surveillance System (BRFSS), welche in der selben geografischen Region lebten
und den CLUES-Teilnehmern bezüglich des Alters, des Geschlechts sowie der
ethnischen Abstammung bestmöglich ähnelten. Alle SLE-Patienten und
Kontrollen waren mithilfe eines speziellen Fragebogens zu traumatischen
Kindheitserlebnissen befragt worden. Ferner werteten die Forscher umfangreiche
Informationen zum subjektiven sowie zum ärztlich objektivierten
Gesundheitszustand der SLE-Patienten aus und prüften den Zusammenhang mit
dem Grad der Kindheitstraumata, wobei sie soziodemografische Einflussvariablen, den
Bildungsgrad sowie die Lupusnephritis und den juvenilen Erkrankungsbeginn
berücksichtigten.
Ergebnisse
Die CLUES-Patienten (89,6% Frauen) waren im Schnitt 45 Jahre alt und in
16,4% der Fälle war die SLE-Diagnose in der Kindheit gestellt
worden. Insgesamt unterschieden sich die SLE-Patienten und die Vergleichspersonen
aus der Allgemeinbevölkerung bezüglich des allgemeinen Grads
traumatischer Kindheitserfahrungen nicht wesentlich. In den einzelnen
Domänen beobachteten die Forscher allerdings zum Teil deutliche
Unterschiede. Beispielsweise berichteten signifikant mehr BRFSS-Befragte
über Missbrauchserfahrungen (45,2 vs. 34,2%; p<0,001),
über emotionalen Missbrauch (36,5 vs. 21,6%; p<0,001) sowie
über häusliche Gewalt (21,0 vs. 10,0%; p<0,001),
wogegen die CLUES-Teilnehmer tendenziell häufiger über sexuellen
Missbrauch berichteten (19,0 vs. 14,1%; p=0,06). 63,1% der
SLE-Patienten hatten mindestens eine und 19,3% mindestens 4 negative
Kindheitserfahrungen erlitten. Ältere Patienten, Latinos bzw. Afroamerikaner
sowie Personen ohne Collegeabschluss, nicht jedoch Patienten mit einer
Lupusnephritis, waren überproportional häufig betroffen. Die
multivariate Analyse im Hinblick auf den Zusammenhang zwischen negativen
Kindheitserfahrungen und der subjektiven SLE-Erkrankungsschwere ergab: Mit
zunehmender Traumatisierung verschlechterten sich die Krankheitsaktivität,
depressive Belastungen, funktionelle Einschränkungen sowie der allgemeine
Gesundheitszustand. Ein signifikanter Zusammenhang mit der ärztlich
dokumentierten SLE-Aktivität, dem Schädigungsgrad oder der
Erkrankungsschwere bestand dagegen nicht.
Ein erheblicher Anteil der SLE-Patienten hat in der Kindheit traumatische
Erfahrungen machen müssen, so die Autoren. Diese Stressoren wirken sich
nachhaltig auf den subjektiven Krankheitsverlauf aus und müssen bei der
Betreuung der Betroffenen berücksichtigt werden: Die Stärkung
ihrer Resilienz mittels klinischer und psychischer Interventionen seien hierbei
ein wichtiges Behandlungsziel. Die hohe Traumaprävalenz in der
Bevölkerung müsse ferner Anlass zu verstärkten
Präventivmaßnahmen geben.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell