Ramiro S.
et al.
Is treat-to-target really working in rheumatoid arthritis? a longitudinal
analysis of a cohort of patients treated in daily practice (RA BIODAM).
Ann Rheum Dis 2020;
79: 453-459
DOI:
10.1136/annrheumdis-2019-216819
An der internationalen prospektiven Beobachtungsstudie nahmen 571 Patienten aus 10
Ländern teil, welche an einer aktiven RA (44-joint disease activity
score/DAS44 > 2,4) litten und neu auf konventionelle oder
biologische DMARDs (disease-modifying anti-rheumatic drugs) eingestellt wurden bzw.
einen Therapiewechsel vollzogen. Mit Biologika vorbehandelte Patienten schlossen die
Forscher von der Studienteilnahme aus. Alle Patienten wurden über einen
Zeitraum von 2 Jahren in vierteljährlichen Intervallen bezüglich der
Krankheitsaktivität beurteilt und entsprechend in Form einer
Treat-to-Target-Strategie behandelt. Das Therapieziel bildete dabei die Remission
(DAS44 <1,6): Wurde sie nicht erreicht, erfolgte die Therapieintensivierung
durch Dosissteigerung oder additiver Wirkstoffgabe (biologische DMARDs,
konventionelle DMARDs, Kortikosteroide). Bei Eintritt der Remission wurde dagegen
die Therapieintensität nicht verändert. Als primären
Studienendpunkt definierten die Wissenschaftler das Erreichen der DAS44-Remission
zum nächsten 3-Monats-Kontrolltermin. Ferner objektivierten sie die
Remissionsrate gemäß 28-joint disease activity score-erythrocyte
sedimentation rate (DAS28-ESR), Clinical Disease Activity Index (CDAI), Simplified
Disease Activity Index (SDAI) sowie American College of
Rheumatology/European League Against Rheumatism
(ACR/EULAR)-Definition.
Ergebnisse
Die Studienteilnehmer (78% Frauen) waren im Schnitt 56 Jahre alt und litten
durchschnittlich seit 6,5 Jahren an der RA. Insgesamt werteten die Forscher 4356
Behandlungstermine aus. Bei 59% dieser Termine wurde die
Treat-to-Target-Strategie korrekt angewendet, in den übrigen 3 bzw.
38% dagegen nicht, da entweder trotz Remissionseintritt eine
Therapieintensivierung erfolgte oder aber trotz hoher Krankheitsaktivität
eine solche unterblieb. Das Befolgen der Treat-to-Target-Strategie führte im
Vergleich zum Nichtbefolgen zu keiner wesentlich höheren DAS44- oder
DAS28-ESR-Remissionrate 3 Monate später, erhöhte aber die Chancen
auf eine Remission gemäß CDAI-, SDAI- sowie
ACR/EULAR-Definition. Eine nachhaltige Treat-to-Target-Strategie (Befolgen
der Strategie an mindestens 2 aufeinander folgenden Terminen) ging mit einer
signifikant höheren Wahrscheinlichkeit für eine DAS44-Remission
(Odds Ratio 1,19; 95% KI 1,03–1,39) sowie für eine
ACR/EULAR-Remission (Odds Ratio 1,49; 95% KI 1,24–1,81)
einher.
Das Treat-to-Target-Konzept funktioniert auch in der Praxis, so das Fazit der
Autoren: RA-Patienten profitieren hinsichtlich der Remissionschancen von der
Behandlungsstrategie – insbesondere wenn es an mehreren
Betreuungsterminen in Folge korrekt angewendet wird. Angesichts dieser
Studienergebnisse sollten ihrer Ansicht nach alle Rheumatologen ihren Patienten
diese Therapiestrategie anbieten.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell