Prof. Dr. med. Christiane Bayerl
In der Corona-Zeit waschen wir häufig und gründlich die Hände und tragen Desinfektionsmittel
auf – und das mehrmals täglich. Das irritative Handekzem sehen wir daher durchaus
häufiger in den Sprechstunden. Das chronische Handekzem (CHE) galt als vernachlässigte
Erkrankung [1]. Erfreulicherweise lesen wir nun wieder vermehrt zum CHE in unseren dermatologischen
Zeitschriften und das ist gut so und wichtig.
Ein Großteil des beruflichen Lebenswerks unseres geschätzten und früh verstorbenen
Kollegen Diepgen hat sich mit dieser Thematik befasst. Die Leitlinie zum CHE hat er
maßgeblich geprägt [2]. Sie steht nun zur Überarbeitung an. Die Jahres-Inzidenzrate des CHE liegt bei 5 – 8 %.
Nur ein Drittel der Betroffenen suchen den Arzt auf. 90 % der Berufserkrankungen sind
durch das chronische Handekzem bedingt. Die direkten Kosten für die Medizinische Versorgung
belaufen sich auf 2650 Euro pro Patient und Jahr. Die indirekten Kosten, die durch
das Fehlen am Arbeitsplatz und den Produktionsverlust bedingt sind, liegen bei 6150
Euro pro Jahr [3].
Das klinische Bild des CHE ist heterogen und es besteht kein Konsens zur Einteilung.
Bisher übliche Klassifikationen richten sich nach der Ätiologie (allergisch, irritativ,
atopisch) oder/und der Morphologie (dyshidrotisch, hyperkeratotisch) [1]
[4]. Charakteristisch für die Proteinkontaktdermatitis (Bäcker, Fleischer, Köche) ist
die berufliche Auslösung und der frühe Beginn unter 40 Lebensjahren [5]. Evidenzbasierte Hautschutzprogramme beinhalten Patientenschulung, Vermeidung der
Allergene und Irritantien, Substitution und Protektion. Über §3-Maßnahmen der Berufsgenossenschaften
wird versucht, einem CHE, bevor es zur Umschulung zwingt, frühzeitig entgegenzuarbeiten.
Das Heidelberger Register CARPE sammelt Daten zum Handekzem und wertet den Erfolg
von Schulungsmaßnahmen aus [4]
[6].
Die Therapie des CHE besteht in Pflegemitteln, topischen Steroiden mit günstiger Benefit-Risk-Ratio,
topischen Calcineurin-Inhibitoren und Teer-Zubereitungen, deren Wirkung wir nun seit
den Forschungen zum Arylhydrokarbonrezeptor besser verstehen [2]
[7]
[8]. Weitere Maßnahmen sind Iontophorese und UV-Therapien wie Schmalspektrum-UVB, UVA-1
und Psoralen-UVA. Systemische Immunsuppresiva und orale Retinoide/Alitretinoin werden
bei schweren Fällen eingesetzt. Langzeittherapien mit systemischen Steroiden verbieten
sich, Antihistaminika sind ohne Effekt [2]. Eine neue Studie hat sich mit dem Einsatz von Alitretinoin bei Kindern auseinandergesetzt;
Kopfschmerzen waren die häufigste Nebenwirkung [9]. Deglotinib, ein Pan-Januskinase-Inhibitor für die topische Anwendung, war in einer
Behandlungszeit von 8 Wochen nicht signifikant besser als die Grundlage im Kontrollarm
der klinischen Studie. Es wird diskutiert, dass die Behandlungszeit im Therapiearm
zu kurz gewählt worden war [10]. Calcipotriol, als topisches Therapeutikum bei Psoriasis bekannt, konnte beim CHE
bei allen klinischen Typen gute Wirkung zeigen [11]. Bei atopischem Handekzem mit Therapieversagen auf die üblichen systemischen Immunsuppressiva
der bisherigen Leitlinie war Dupilumab effektiv. Im Handekezem-Score (HECSI) zeigte
sich bei 60 % der Probanden eine Besserung um 75 % [12]. Studien mit der Indikation CHE sind notwendig, und das scheint nun verstanden zu
werden.
Ihre
Christiane Bayerl, Wiesbaden