Das pelvine Stauungssyndrom (Pelvic Congestion Syndrom = PCS) erfuhr in den vergangenen
20 Jahren zunehmende Aufmerksamkeit. Man geht davon aus, dass rund 15 % der Frauen
im reproduktionsfähigen Alter (18–50 Jahre alt) an einem PCS leiden. Das PCS ist definiert
als chronisch persistierender Beckenschmerz bei Frauen während einer Dauer von mindestens
6 Monaten. Ursächlich wird eine „pelvine venöse Insuffizienz“ (PVI) postuliert. Die
PVI wird am häufigsten durch einen Reflux in der Vena ovarica sinistra nach einer
oder mehreren Schwangerschaften verursacht.
Durch die Erschöpfung der pelvinen Drainagekapazität können sich an den Beinen Varizen
mit spezifischen morphologischen Mustern ausprägen.
Dieser Symptomen-Komplex, für welchen das Ärzteteam der Venenklinik Bellevue Kreuzlingen
den Ausdruck Ovarialveneninsuffizienz-Syndrom (OVIS) prägte, betrifft nach deren Statistik
7,4 % aller Frauen unabhängig vom Alter.
Bei einem insgesamt sehr variablen Beschwerdebild sind früh auftretende postoperative
Rezidivvarizen perinealen, subglutaealen oder pudendalen Ursprungs charakteristisch.
Beschwerden im Kontext dieser Varizen stellen oft den primären Behandlungsgrund dar
und sind oft der einzige klinische Hinweis auf das Vorliegen einer venösen Überlastung
im Beckenbereich. Nach Sicherung der Diagnose eines OVIS mittels Schnittbildverfahren
(MR-Phlebographie) kann der Ovarialvenenreflux durch eine Sanierung des proximalen
Insuffizienzpunktes entweder chirurgisch mittels laparaskopischen Clippings oder radiologisch
mit gezielter Coil-Embolisation behandelt werden. Zu beiden Therapiemethoden gibt
es bis heute keine publizierten grösseren Fallserien mit Langzeitverlauf.
Im Zeitraum von 2009 bis 2017 wurden an der Venenklinik Bellevue Kreuzlingen total
107 Patientinnen mit OVIS chirurgisch mittels laparoskopischen Clippings der linken
Vena ovarica behandelt. In der vorliegenden Studie sollen alle Patientinnen erneut
aufgeboten und nachuntersucht werden.
Primäres Studienziel: Häufigkeit von Rezidivvarizen der unteren Extremitäten nach
Clipping der V. ovarica sinistra (Klinik und Duplexsonographie). Verlaufs-MR-Phlebographie:
Anatomischer Zusammenhang allfälliger Rezidivvarizen mit dem Beckenvenensystem im
Langzeitverlauf nach Clipping.
Sekundäres Studienziel: Dokumentation des Einflusses des Clippings der V. ovarica
sinistra auf die Bein- und Beckenbeschwerden im Rahmen des Pelvic Congestion Syndroms,
mittels Fragebogen und Score. Verlaufs-MR-Phlebographie: Anatomischer Zusammenhang
allfälliger Symptome mit dem Beckenvenensystem im Langzeitverlauf nach Clipping.
Der Vorstand der Schweizerischen Gesellschaft für Phlebologie hat dieses Projekt unter
mehreren hochkarätigen wissenschaftlichen Projekt-Bewerbungen ausgewählt. Wir gratulieren
der Preisträgerin sehr herzlich und warten gespannt auf die Resultate, welche die
Erstautorin zum Abschluss als Vortrag an einem der nächsten offiziellen Tagungen der
SGP präsentieren und selbstverständlich auch publizieren wird.
Verantwortlich für Mitteilungen der SGP:
Prof. Dr. med. Jürg Hafner, Zürich