Beziehung zwischen HIV-Infektion und ihrer Neuromanifestationen
Zu Ehren von Prof. Dr. Ingo W. Husstedt
Das vorliegende Themenheft widmet sich der Beziehung zwischen der HIV-Infektion und
ihrer Neuromanifestationen. Dabei gibt es 2 Anlässe für dieses Themenheft: einen allgemeinen
und einen konkreten.
Die Neuromanifestationen der HIV-Infektion sind seit den 1980er-Jahren gut bekannt,
sie standen jedoch nie im Mittelpunkt der Forschungsaktivitäten und der therapeutischen
Bemühungen. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die meisten Forschenden zu Beginn
der HIV-Pandemie aus dem Bereich der Inneren Medizin und der Dermatologie kamen. Inzwischen
sind aber Neuromanifestationen ein zunehmend wichtigeres Gebiet geworden, da aufgrund
der guten Therapiemöglichkeiten die Überlebenszeit der Infizierten aus statistischer
Sicht fast normal geworden ist und somit Neuromanifestationen, die sich häufig erst
spät im Verlauf der Infektion entwickeln, immer mehr zutage treten. Insofern soll
dieses Heft dazu beitragen, die Aufmerksamkeit auf Neuromanifestationen der HIV-Infektion
zu erhöhen und die diagnostische und therapeutische Sicherheit zu verbessern. Für
Deutschland hat sich dazu eine eigene wissenschaftliche Fachgesellschaft gegründet,
die sich anfangs noch Deutsche Neuro-Aids Arbeitsgemeinschaft genannt hatte, die sich
aber inzwischen Deutsche Gesellschaft für Neuro-AIDS und Neuroinfektiologie nennt.
Diese Gesellschaft wurde 1996 gegründet und ist bis heute in der Erforschung und Fortbildung
der Neuromanifestationen aktiv.
Die Beiträge in diesem Heft widmen sich somit den wichtigsten Themenbereichen der
Neuromanifestationen. Der Beitrag von Katrin Hahn gibt eine Übersicht über die peripheren
Neuromanifestationen. Es wird nämlich leider häufig übersehen, dass auch das periphere
Nervensystem direkt oder indirekt von der HIV-Infektion betroffen sein kann. Der Beitrag
von Matthias Maschke beschäftigt sich mit dem wichtigen Thema der opportunistischen
Infektionen, die nicht nur die inneren Organe, sondern auch das Nervensystem befallen
können. Der Beitrag von Gabriele Arendt ist besonders wichtig, da er die Grundlagen
für die kognitive Beeinträchtigung durch eine HIV-Infektion erläutert. Dieses Phänomen
beeinträchtigt die Lebensqualität der Betroffenen erheblich. Hier ist insbesondere
die Expertise der Neurologie gefragt. Auch 2 weitere Artikel beschäftigen sich mit
mehr unspezifischen Symptomen, die aber die Lebensqualität der Betroffenen erheblich
beeinträchtigen können. Es handelt sich hier um Schlafstörungen von Svenja Happe und
Kopfschmerzen von Stefan Evers, die sowohl als direkte Folge der viralen Infektion
als auch als Folge der sekundären Erkrankungen und der Therapie auftreten können.
Ein weiterer Beitrag von Ingo Husstedt und Koautoren schließlich enthält eine Originalarbeit
zu Geschlechtsunterschieden bei der HIV-Infektion. Hier gibt es nicht nur psychosozial,
sondern auch biologisch Unterschiede im Verlauf und in den symptomatischen Folgen
der Infektion. Diese Originalarbeit ist unter Supervision von Prof. Ingo W. Husstedt
entstanden und bildet insofern die Überleitung zu dem konkreten Anlass für dieses
Themenheft.
Maßgeblicher Initiator und Gründungsmitglied der genannten Neuro-AIDS Arbeitsgemeinschaft
war nämlich Husstedt vom Universitätsklinikum Münster. Husstedt hat einige Jahre nach
Gründung der Arbeitsgemeinschaft deren Vorsitz übernommen und ihn jetzt erst aus Altersgründen
abgegeben. Insofern handelt es sich bei diesem Heft auch um eine Anerkennung für seine
Verdienste um Forschung und Fortbildung im Bereich der Neuromanifestationen der HIV-Infektion.
Husstedt hat am Universitätsklinikum Münster über viele Jahre eine sehr große Spezialambulanz
für diese Neuromanifestationen aufgebaut. Ihm sind wesentliche Impulse und Fortschritte
in der Forschung zu kognitiven Beeinträchtigungen und zur Polyneuropathie durch die
HIV-Infektion zu verdanken. Husstedt ist Autor oder Koautor von 71 Artikeln, die in
internationalen Zeitschriften zu diesem Thema erschienen sind. Darüber hinaus hat
er zahlreiche Artikel in deutschen Fortbildungszeitschriften verfasst. Er ist Autor
von mehreren Büchern und von zahlreichen Buchkapiteln, die sich mit dem Thema beschäftigen.
Regelmäßig hat er auf Fachkongressen und insbesondere auch auf den Jahrestagungen
der DGN über das Thema Neuro-AIDS referiert, sodass er untrennbar mit der Integration
dieses Spezialgebietes in die allgemeine Neurologie in Deutschland verbunden ist.
Bis heute setzt er sich auf Vorträgen, in Veröffentlichungen und in anderen Zusammenhängen
und Gremien für die Wichtigkeit der Neuromanifestationen einer HIV-Infektion ein.
Insofern soll ihm mit diesem Themenheft auch Dank gesagt werden für seinen unermüdlichen
Einsatz und insbesondere für die Betreuung zahlreicher Menschen mit Neuromanifestationen
durch eine HIV-Infektion. Dies ist verbunden mit der Hoffnung, dass er auch in Zukunft
in dem (noch) kleinen Kreis der Neurologen aktiv bleiben wird, die sich mit diesem
Spezialgebiet beschäftigen.
Gabriele Arendt, Düsseldorf, Stefan Evers, Coppenbrügge