Allgemeinmedizin up2date 2020; 1(01): 51-70
DOI: 10.1055/a-1162-1596
Symptome – Syndrome

Nahrungsmittelunverträglichkeiten – „wenn Essen krank macht“

Manuel Magistro
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Unklare abdominelle Beschwerden wie Bauchschmerzen, Durchfälle, Blähungen, Verstopfung oder Unwohlsein sind häufige Beratungsanlässe in der allgemeinmedizinischen Sprechstunde. Oft verbergen sich hinter diesen Beschwerden Nahrungsmittelunverträglichkeiten, vor allem in Bezug auf Laktose, Fruktose und Histamin. Der Beitrag erklärt die pathophysiologischen Mechanismen und stellt praxisnah (Differenzial-) Diagnosen und therapeutische Optionen vor.

Kernaussagen
  • Nicht immunologische nicht toxische Nahrungsmittelunverträglichkeiten (NMU) sind häufig (> 20 – 25 %), Nahrungsmittelallergien sind selten (2 – 8 %) – auch wenn viele Patienten bei Reaktionen nach dem Verzehr von Lebensmitteln an eine Allergie glauben.

  • Lebensmittel-Intoleranzen basieren auf nicht immunologischen Reaktionen (Pseudoallergien) und defekten (Co­)Enzym­Funktionen (Enzymopathien).

  • Die häufigsten in der allgemeinmedizinischen Praxis vorkommenden NMU sind die Laktose-, Fruktose- und Histamin-Intoleranz. Sie zeigen ein breites teils unspezifisches Spektrum unterschiedlicher Symptome, die durch eine gute Anamnese differenzialdiagnostisch unterschieden werden können.

  • Der H2­Atemtest ist der Goldstandard in der Diagnostik bei Kohlenhydrat-Malabsorptions-Syndromen.

  • Häufigste Auslöser für Pseudoallergien sind biogene Amine (wie das Histamin), die selbst vasoaktiv sind und allergieähnliche Symptome hervorrufen.

  • Die Therapie der nicht toxischen Lebensmittelunverträglichkeiten beruht auf der Elimination der auslösenden Lebensmittel, Inhaltsstoffe bzw. Substanzen.

  • FODMAP sind bestimmte kurzkettige Kohlenhydrate, die diverse gastrointestinale Symptome verursachen können. Eine low-FODMAP-Ernährung kann erfolgreich bei diversen Intoleranzen und dem Reizdarmsyndrom sein.

  • Die Diagnose einer Histamin-Unverträglichkeit wird primär klinisch gestellt, da keine aussagekräftigen Laborparameter zur Verfügung stehen. Die Therapie sollte individuell an die Symptomatik der betroffenen Patienten angepasst sein. Eine histaminarme Ernährung ist zu empfehlen, additiv kann die Gabe von DAO-Präparaten und/oder Antihistaminika versucht werden.



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Article published online:
18 November 2020

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