Einteilung
Arzneimittelinteraktionen lassen sich in pharmakokinetische und pharmakodynamische
Wechselwirkungen unterteilen. Die ebenfalls mit durchaus relevanter Häufigkeit auftretenden
physikochemischen Inkompatibilitäten sollen in dieser Übersicht nicht beleuchtet werden.
Es wird zu deren weiterem Studium auf die einschlägige Literatur verwiesen.
Pharmakokinetik
Pharmakokinetische Interaktionen bedeuten Wechselwirkungen auf der Ebene des Weges
des Arzneimittels durch den Körper. Dabei können Absorption, Verteilung, Metabolismus
und Exkretion beeinflusst werden. Die größte klinische Bedeutung besitzen dabei Transport-
und Metabolisierungsprozesse.
Das Transportprotein mit der wichtigsten klinischen Interaktionsrelevanz ist das MDR-1 (Multidrug-Resistance-Protein 1) oder auch p-Glykoprotein. Es wird vorrangig in Leber, Niere, Darm, Gehirn, Plazenta und Hoden exprimiert.
Die physiologische Funktion besteht dabei primär in einem zellulären Auswärtstransport
xenogener Substanzen im Sinne einer Detoxifizierung [6]. Eine pharmakotherapeutische Hemmung von p-Glykoprotein führt in der Regel zu einer
Erhöhung der Bioverfügbarkeit entsprechender Substrate, eine Induktion zu einer Verringerung.
In [Tab. 1] sind typische Substrate von p-Glykoprotein aufgeführt sowie Inhibitoren und Induktoren
mit intensivmedizinischer Relevanz [7], [8].
Tab. 1 Substrate, Induktoren und Inhibitoren von p-Glykoprotein mit intensivmedizinischer
Relevanz.
p-Glykoprotein-Substrate
|
p-Glykoprotein-Induktoren
|
p-Glykoprotein-Inhibitoren
|
-
Carvedilol
-
Digitoxin
-
Diltiazem, Verapamil
-
Dexamethason
-
Ciclosporin, Sirolimus, Tacrolimus
-
Esomeprazol, Omeprazol, Pantoprazol
-
Furosemid
-
Midazolam
-
Morphin
-
Phenytoin
-
Rifampicin
|
-
Dexamethason
-
Phenytoin
-
Rifampicin
|
|
Weitere Transporter mit allgemeiner Relevanz für Arzneimittelinteraktionen sind das
BRCP (Breast-Cancer-Resistance-Protein) sowie organische Anionen- und Kationentransporter. Für Wechselwirkungen bei kritisch
Kranken spielen diese Proteine jedoch keine wesentliche Rolle [6].
Die Metabolisierung von Arzneimitteln lässt sich in 2 Phasen unterteilen:
In Phase I werden lipophile Substrate durch Oxidation, Reduktion oder Hydrolyse hydrophil,
um anschließend in Phase II durch Konjugationsreaktionen deren renale Ausscheidungsfähigkeit
zu erhöhen. Die Phase-I-Reaktionen erfolgen dabei durch Cytochrom-P450-abhängige Monooxygenasen (Cytochrom P450 = CYP). Von diesen existieren zahlreiche Subtypen, von denen insbesondere
CYP3A4, CYP2C9, CYP2C19, CYP2D6 sowie CYP1A2 für den klinischen Alltag hinsichtlich
eines Interaktionspotenzials besonders relevant sind. Das Cytochrom mit dem breitesten
Biotransformationsspektrum ist CYP3A4. Etwa 50% aller Arzneistoffe werden durch dieses
Protein metabolisiert [9], [10]. In [Tab. 2] sind typische Substrate von Cytochromen aufgelistet sowie Inhibitoren und Induktoren
mit intensivmedizinischer Relevanz [8], [10].
Tab. 2 Substrate, Induktoren und Inhibitoren von Cytochrom P450 mit intensivmedizinischer
Relevanz.
Enzym
|
Substrate
|
Induktoren
|
Inhibitoren
|
CYP1A2
|
Haloperidol
|
Rifampicin, Carbamazepin
|
Ciprofloxacin
|
CYP2C9
|
Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen
|
Rifampicin, Phenytoin, Carbamazepin
|
Amiodaron, Metronidazol, Fluconazol, Voriconazol
|
CYP2C19
|
Esomeprazol, Omeprazol
|
Rifampicin, Phenytoin, Carbamazepin
|
Fluconazol, Voriconazol, Esomeprazol, Omeprazol
|
CYP2D6
|
Haloperidol, Carvedilol, Metoprolol
|
nicht induzierbar!
|
Amiodaron
|
CYP3A4
|
Fentanyl, Sufentanil, Buprenorphin, Hydromorphon, Morphin, Haloperidol, Midazolam,
Diazepam, Atorvastatin, Simvastatin, Methylprednisolon, Hydrocortison, Ciclosporin,
Tacrolimus
|
Rifampicin, Phenytoin, Carbamazepin
|
Clarithromycin, Erythromycin, Fluconazol, Itraconazol, Voriconazol, Posaconazol, Diltiazem,
Verapamil, Amlodipin, Amiodaron
|
Phase-II-Reaktionen spielen bei Interaktionen in der Intensivmedizin nur eine untergeordnete
Rolle.
Pharmakodynamik
Neben pharmakokinetischen Interaktionen können auch Wechselwirkungen auf der Ebene
der Pharmakodynamik auftreten. Diese lassen sich jedoch aufgrund ihres substanzspezifischen
Wirkcharakters nicht in eine einfache Systematik einteilen [11]. Eine auf Intensivstationen typischerweise anzutreffende pharmakodynamische Interaktion
ist eine Verlängerung der frequenzkorrigierten QT-Zeit (QTc) bei kombinierter Anwendung von Arzneimitteln mit entsprechendem Risikoprofil. Wichtig
ist dabei jedoch, dass eine QTc-Zeit-Verlängerung allein nicht zwangsläufig zu einer
klinischen Manifestation wie Torsade-de-Pointes führen muss. Umgekehrt sollte jedoch
jede ventrikuläre Tachykardie im Sinne von Torsade-de-Pointes immer an eine mögliche
Arzneimittelinteraktion denken lassen. [Tab. 3] zeigt typische QTc-Zeit-verlängernde Arzneimittel mit intensivmedizinischer Relevanz
[12].
Tab. 3 QTc-Zeit-verlängernde Arzneimittel mit intensivmedizinischer Relevanz.
bekanntes Risiko
|
mögliches Risiko
|
bedingtes Risiko
|
-
Amiodaron
-
Ciprofloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin
-
Clarithromycin, Erythromycin
-
Domperidon
-
Droperidol, Haloperidol
-
Fluconazol
-
Ondansetron
-
Propofol
-
Sevofluran
-
Terlipressin
|
-
Buprenorphin, Hydrocodon
-
Dexmedetomidin
-
Melperon
-
Mirtazapin
-
Risperidon
-
Tacrolimus
-
Telavancin
|
|
Eine seltene Komplikation in der Intensivmedizin ist das Serotoninsyndrom, welches u. a. als pharmakodynamische Interaktion auftreten kann. [Tab. 4] führt typische Arzneimittel auf, die mit einem Serotoninsyndrom assoziiert sind
[13].
Tab. 4 Intensivmedizinisch relevante Arzneimittel, die mit einem Serotoninsyndrom assoziiert
sind.
serotonerger Mechanismus
|
Arzneistoffe
|
verminderter Serotoninabbau
|
|
Serotoninwiederaufnahmehemmung
|
-
selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer
-
Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer
-
trizyklische Antidepressiva
-
Buprenorphin
-
Valproat
-
Carbamazepin
-
Ondansetron
-
Metoclopramid
|
Serotoninagonist
|
|
Arzneimittel
Opioide
Opioide sind Standardtherapeutika in der Intensivmedizin. Ihre Wirkungen entfalten
sie über (partial-)agonistische Interaktionen mit µ-, κ- sowie δ-Rezeptoren auf spinaler
und supraspinaler Ebene [14]. Zur Analgosedierung werden insbesondere Fentanyl und Sufentanil eingesetzt. Zur
Schmerztherapie finden v. a. Morphin, Piritramid, Hydromorphon und Buprenorphin Verwendung
[15].
Fentanyl, Sufentanil und Buprenorphin sind Substrate von CYP3A4 und können daher durch relevante CYP3A4-Inhibitoren wie
Makrolidantibiotika, Azolantimykotika, Amiodaron oder Kalziumkanalblocker in ihrem
Abbau gehemmt werden, mit entsprechend erhöhten Plasmaspiegeln. CYP3A4-Induktoren
wie Rifampicin, Phenytoin oder Carbamazepin vermindern durch gesteigerte Biotransformation
die Opioid-Plasmakonzentrationen [16], [17].
Morphin und Hydromorphon sind Substrate der Uridindiphosphatglukuronyltransferase (UGT) und können durch deren
Hemmung bzw. Induktion beeinflusst werden [18]. Diese potenziellen Interaktionen führen jedoch in der Regel zu wenig klinischen
Problemen, da unzureichende Wirkungen bzw. Überdosierungen durch standardmäßiges Monitoring
von Analgesie und Sedierung auf Intensivstationen schnell erkannt und die Opioiddosierungen
entsprechend angepasst werden können [15].
Merke
Wechselwirkungen mit Einfluss auf die Plasmaspiegel von Opioiden und Sedativa können
durch standardmäßiges Monitoring von Analgesie und Sedierung auf Intensivstationen
schnell erkannt werden.
Es existieren Daten für Fentanyl und in geringem Umfang für Buprenorphin, die das Risiko eines Serotoninsyndroms belegen, wenn eine Kombination mit serotonergen
Substanzen erfolgt [13]. In der Intensivmedizin kommen dafür v. a. antidepressiv wirkende Substanzen wie
Trizyklika, selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI), Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer
(SNRI) oder Mirtazapin in Frage – sei es aufgrund einer vorbestehenden antidepressiven
Therapie oder im Rahmen einer Koanalgesie [19]. In diesem Zusammenhang sei auch darauf hingewiesen, dass das Oxazolidinon-Antibiotikum
Linezolid eine klinisch relevante Monoaminoxidase hemmende Wirkung besitzt und daher
ebenfalls in Kombination mit Fentanyl zu einem Serotoninsyndrom führen kann [20].
Sedativa
Propofol
Propofol ist neben Midazolam das am häufigsten eingesetzte Sedativum im Intensivbereich
[15]. Es wird vermutet, dass seine hypnotische Potenz über eine Modulation der hemmenden
Wirkung des Neurotransmitters Gammaaminobuttersäure (GABA) mittels ligandengesteuerter
GABAA-Rezeptoren hervorgerufen wird [21]. Propofol wird extensiv über diverse UGT und Cytochrome metabolisiert. Am besten
untersucht ist CYP2B6. Patienten mit einer Variante dieses Enzyms (CYP2B6*6-Allel)
besitzen eine reduzierte Biotransformationskapazität für Propofol mit entsprechender
Kumulation [22]. Weiterhin können über eine UGT-Hemmung Propofol-Plasmaspiegel durch Valproat erhöht
werden [23]. Zusätzlich sind pharmakodynamische Wechselwirkungen mit anderen sedierend wirkenden
Arzneistoffen wie Clonidin, Dexmedetomidin, Opioiden oder Neuroleptika zu erwarten
[15]. Propofol kann darüber hinaus allein oder in Komedikation mit weiteren Substanzen
in seltenen Fällen eine Rhabdomyolyse auslösen. Insbesondere Kombinationen mit Statinen
sowie Levofloxacin, Cotrimoxazol, Theophyllin, Risperidon, Venlafaxin, Mirtazapin
und Gabapentin gelten dabei als Risikofaktoren [24].
Merke
Propofol zählt zu den Arzneimitteln mit nachgewiesener QTc-Zeit-verlängernder Wirkung
[12]. Daher empfiehlt es sich, bei gemeinsamer Anwendung mit anderen QTc-Zeit-beeinflussenden
Medikamenten ([Tab. 3]) auf EKG-Veränderungen besonders zu achten.
Benzodiazepine
Benzodiazepine entfalten ihre pharmakologischen Wirkungen über eine Modulation der
hemmenden Wirkung des Neurotransmitters GABA mittels ligandengesteuerter GABAA-Rezeptoren [25]. Midazolam als intensivmedizinisch wichtigstes Benzodiazepin wird hauptsächlich über CYP3A4
metabolisiert. Sämtliche CYP3A4-Inhibitoren können daher prinzipiell zu einer Erhöhung
der Midazolamspiegel führen. Klinische Daten diesbezüglich existieren insbesondere
für Makrolidantibiotika, Azolantimykotika und Kalziumkanalblocker [8]. Im Gegensatz dazu führen Rifampicin und Phenytoin zu signifikant verminderten Midazolamspiegeln
[10]. Wie auch bei Propofol sind pharmakodynamische Wechselwirkungen zwischen Midazolam
und anderen sedierend wirkenden Arzneistoffen wie Clonidin, Dexmedetomidin, Opioiden
oder Neuroleptika beschrieben [15].
Als weiteres Benzodiazepin spielt Diazepam intensivmedizinisch gelegentlich noch beim Alkoholentzugsdelir oder dem akuten Krampfanfall
eine Rolle. Diazepam wird neben CYP3A4 auch in relevanten Mengen durch CYP2C19 metabolisiert
[25]. Daher sind prinzipiell die gleichen pharmakokinetischen Interaktionen zu erwarten
wie bei Midazolam. Darüber hinaus können durch die zusätzliche CYP2C19-Beteiligung
starke Hemmstoffe dieses Enzyms wie Esomeprazol und Omeprazol zu einem signifikanten
Anstieg des Diazepamspiegels führen. Für Esomeprazol wurden ein mehr als 80%iger Anstieg
der Diazepam-AUC (Area Under the Curve) sowie eine Verdopplung der Eliminationshalbwertszeit
beschrieben [8]. Sollte daher aus intensivmedizinischer Sicht ein Protonenhemmer gewünscht sein,
empfiehlt sich in solchen Fällen am ehesten Pantoprazol, da dieses CYP2C19 nur unwesentlich
beeinflusst [26].
Im Gegensatz zu Midazolam und Diazepam wird das noch häufig eingesetzte Lorazepam unwesentlich über das Cytochrom-P450-System metabolisiert. Die Biotransformation
erfolgt allerdings in relevantem Ausmaß mittels verschiedener UGT [25]. UGT-Inhibitoren wie Fluconazol, Ketamin, Morphin und Valproat zeigen in In-vitro-Untersuchungen
allerdings keinen relevanten Einfluss auf den Lorazepam-Metabolismus [27]. Die häufig in Interaktionsdatenbanken beschriebene Abbauhemmung von Lorazepam durch
Valproat mit der klinischen Empfehlung einer 50%igen Lorazepam-Dosisreduktion lässt
sich laut einer aktuellen Übersichtsarbeit jedoch nicht ableiten [28]. Insgesamt kann Lorazepam im Intensivbereich als wenig interaktionsanfällig eingestuft
werden.
Dexmedetomidin
Dexmedetomidin ist ein hochselektiver α2-Agonist mit zentral sedierender Komponente [29]. Es wird über CYP2A6, CYP1A2, CYP2E1, CYP2D6 und CYP2C19 metabolisiert und induziert
diese auch. Die klinische Relevanz ist allerdings bislang unklar. Weiterhin hemmt
es CYP2B6 und könnte daher theoretisch die Propofol-Clearance vermindern [30]. Bislang wurde dies jedoch nicht in entsprechenden Studien untersucht. Aus pharmakodynamischer
Sicht muss bei kombinierter Anwendung mit einer verstärkten Wirkung weiterer sedierender
Substanzen wie Opioiden, Propofol, Benzodiazepinen sowie volatilen Anästhetika gerechnet
werden. Der typische bradykardisierende Effekt der α2-Agonisten wird durch Betablocker potenziert [29].
Antibiotika
Fallbeispiel
Teil 2: Blutdruckentgleisung unter Antibiotikatherapie
Die bei der Patientin nebenbefundlich seit mehreren Jahren bestehende schwere essenzielle
Hypertonie war bereits mit einer antihypertensiven Sechsfachkombination aus Amlodipin,
Bisoprolol, Clonidin, Chlortalidon, Doxazosin und Valsartan behandelt worden. Darunter
erreichte die Patientin anamnestisch knapp normotensive Blutdruckwerte (140/70 mmHg
bei Aufnahme). Im Verlauf des aktuellen Normalstationsaufenthalts hatten sich jedoch
unter Beibehaltung der vorbestehenden Dosierungen die Blutdruckwerte deutlich erhöht.
Selbst unter Hinzunahme weiterer Antihypertensiva wie Dihydralazin und Nitrendipin
ließ sich keine Normotension mehr erreichen. Mit Blutdruckspitzen von 200/100 mmHg
erfolgt daher die IMC-Verlegung.
Nach IMC-Aufnahme und eingehendem Aktenstudium wird als mutmaßliche Ursache für die
Blutdruckentgleisung die antibiotische Therapie mit Rifampicin angesehen. Rifampicin
ist ein ausgeprägter Induktor von p-Glykoprotein, diversen Cytochromen und UGT [8], [10], [32]. Vier der 6 initial eingesetzten Antihypertensiva werden durch Rifampicin hinsichtlich
einer beschleunigten Clearance negativ beeinflusst. Dies sind Amlodipin, Bisoprolol,
Doxazosin und Valsartan [16], wodurch sich deren mangelhafter antihypertensiver Effekt während der Rifampicin-Komedikation
erklären lässt. Die Tagesdosen der eingesetzten Substanzen sind in [Tab. 5] dargestellt.
Tagesdosen der eingesetzten Antihypertensiva.
Tag
|
1
|
2
|
3
|
4
|
5
|
6
|
7
|
8
|
9
|
10
|
11
|
unter Rifampicin-Gabe
|
Rifampicin beendet
|
* durch Rifampicin-Enzyminduktion beeinflusste Substanzen
|
Amlodipin [mg]*
|
10
|
10
|
10
|
10
|
10
|
10
|
10
|
10
|
10
|
10
|
10
|
Bisoprolol [mg]*
|
10
|
10
|
10
|
10
|
10
|
10
|
10
|
10
|
10
|
10
|
10
|
Clonidin [µg]
|
475
|
475
|
475
|
475
|
475
|
475
|
475
|
475
|
475
|
475
|
475
|
Chlortalidon [mg]
|
25
|
25
|
25
|
25
|
25
|
25
|
25
|
25
|
25
|
25
|
25
|
Doxazosin [mg]*
|
16
|
16
|
16
|
16
|
16
|
16
|
16
|
16
|
16
|
16
|
16
|
Valsartan [mg]*
|
320
|
320
|
320
|
320
|
320
|
320
|
320
|
320
|
320
|
320
|
320
|
Urapidil [mg]
|
520
|
530
|
610
|
860
|
940
|
940
|
790
|
670
|
620
|
200
|
190
|
Betalaktame
Betalaktamantibiotika hemmen die bakterielle Zellwandbiosynthese durch Blockade der
Peptidoglykan-Quervernetzung und wirken daher bakterizid [31]. Die in der Intensivmedizin sehr häufig zur Anwendung kommenden Betalaktame werden
oft bewusst mit weiteren antiinfektiven Substanzen kombiniert. Dies können Antibiotika
anderer Substanzklassen oder Betalaktamaseinhibitoren sein. Ziel ist dabei stets eine
Erweiterung des antibakteriellen Wirkungsspektrums. Es handelt sich daher um erwünschte
pharmakodynamische Interaktionen. Für relevante unerwünschte Wechselwirkungen gelten
Betalaktamantibiotika als eher weniger anfällig. Aus pharmakokinetischer Sicht interessant
ist jedoch der beschleunigte Abbau von Aminoglykosiden unter Piperacillin-Komedikation.
Ursächlich dafür sind offenbar direkte chemische Interaktionen zwischen Betalaktamring
und Aminogruppen [32]. Da ein therapeutisches Drug-Monitoring von Aminoglykosiden heute weit verbreiteter
Standard ist, sollte diese Interaktion klinisch allerdings kaum Probleme bereiten.
Weiterhin ließ sich wiederholt zeigen, dass Carbapeneme die Plasmaspiegel von Valproat
deutlich reduzieren. Der Grund dafür könnte in einer nicht abschließend geklärten
Glukuronidierungsinteraktion liegen [33]. Auch hier gilt, dass durch standardmäßiges Drug-Monitoring entsprechende Valproat-Dosisanpassungen
ohne Schwierigkeiten erfolgen können.
Merke
Die häufig eingesetzten Betalaktamantibiotika gelten als eher wenig anfällig für relevante
unerwünschte Arzneimittelwechselwirkungen.
Linezolid
Linezolid gehört neben Tedizolid zur Substanzklasse der Oxazolidinone. Diese wirken
bakteriostatisch über die selektive Hemmung der bakteriellen Proteinbiosynthese grampositiver
Bakterien [34], [35]. Linezolid wird stark durch p-Glykoprotein metabolisiert. Induktoren dieses Enzyms
führen zu erniedrigten Linezolid-Spiegeln, Inhibitoren zu einer Spiegelerhöhung. Klinisch
konnte dies besonders für Rifampicin (Induktor) und Clarithromycin (Inhibitor) gezeigt
werden. Cytochrome spielen für die Linezolid-Biotransformationen dagegen keine Rolle
[32].
Merke
Linezolid besitzt eine klinisch sehr ausgeprägte Monoaminoxidase hemmende Wirkung
und kann daher insbesondere in Kombination mit Fentanyl oder Antidepressiva zu einem
Serotoninsyndrom führen [20].
Makrolide
Makrolidantibiotika wirken bakteriostatisch über die selektive Hemmung der bakteriellen
Proteinbiosynthese [36]. Sie werden selbst kaum durch andere intensivmedizinisch relevante Substanzen beeinflusst,
können aber aufgrund ihrer potenten Hemmung von p-Glykoprotein und diversen Cytochromen
zahlreiche andere Arzneimittel in deren Abbau hemmen. Dazu gehören insbesondere Esketamin,
Statine, Protonenpumpenhemmer, Midazolam, Tacrolimus, Ciclosporin, Methylprednisolon
sowie Oxycodon [32].
Erythromycin und Clarithromycin gelten darüber hinaus als Substanzen mit nachgewiesener QTc-Zeit-verlängernder Wirkung
[12]. Daher empfiehlt es sich, bei gemeinsamer Anwendung mit anderen QTc-Zeit-beeinflussenden
Medikamenten ([Tab. 3]) auf EKG-Veränderungen besonders zu achten.
Fluorchinolone
Fluorchinolone hemmen die bakterielle DNA-Gyrase (Topoisomerase II) sowie Topoisomerase
IV, wodurch es zu DNA-Strangbrüchen und daraus folgender Zelllyse kommt [37]. Wie Makrolide werden auch Fluorchinolone durch andere Arzneimittel wenig beeinflusst.
Cytochrome und p-Glykoprotein spielen beim Chinolonmetabolismus im Prinzip keine Rolle.
Lediglich Ciprofloxacin ist ein starker CYP1A2-Inhibitor. Allerdings gibt es kaum
intensivmedizinisch relevante CYP1A2-Substrate. Gelegentlich kommt Mirtazapin zur
Koanalgesie oder schon als vorbestehendes Antidepressivum zum Einsatz, dessen Abbau
gehemmt wird, und daher erhöhte Plasmaspiegel resultieren [10]. Ciprofloxacin, Levofloxacin und Moxifloxacin gelten als Substanzen mit nachgewiesener
QTc-Zeit-verlängernder Wirkung [12]. Wie auch schon bei den Makroliden empfiehlt es sich daher, bei gemeinsamer Anwendung
mit weiteren Risikosubstanzen ([Tab. 3]) auf EKG-Veränderungen besonders zu achten.
Rifampicin
Rifampicin hemmt die bakterielle DNA-abhängige RNA-Polymerase und daraus folgend die
bakterielle Proteinbiosynthese mit überwiegend bakterizider Wirkung [38]. Es gilt in der Intensivmedizin als schwerwiegender Interaktionspartner. Grund dafür
ist eine ausgeprägte Induktion von p-Glykoprotein, vieler relevanter Cytochrome sowie
diverser UGT [8], [10], [32]. Wirkstoffspiegelverminderungen durch Rifampicin konnten für eine Vielzahl intensivmedizinisch
relevanter Arzneistoffe in Studien nachgewiesen werden ([Tab. 1], [Tab. 2]).
Merke
Das Interaktionspotenzial von Rifampicin ist derart breit und komplex, dass sich bei
dessen Anwendung im Intensivbereich grundsätzlich die Beratung durch einen klinischen
Pharmazeuten empfiehlt.
Antimykotika
Azole
Azolantimykotika verursachen eine Hemmung der Ergosterolbiosynthese und somit eine
Schädigung der mykotischen Zellmembran mit überwiegend fungistatischer Wirkung [39]. Azole wie Fluconazol und Voriconazol werden über CYP3A4, CYP2C9 sowie CYP2C19 metabolisiert. Gleichzeitig sind sie auch
starke Inhibitoren dieser Enzyme. Daraus resultieren potenziell erhöhte Plasmaspiegel
von Arzneistoffen, die über diese Cytochrome biotransformiert werden, bei gleichzeitiger
Anwendung mit Azolantimykotika ([Tab. 2]) [8], [10]. Umgekehrt können starke Induktoren von CYP3A4, CYP2C9 und CYP2C19 die Plasmaspiegel
von Azolen reduzieren. Am wenigsten durch solche Effekte beeinflusst wird Fluconazol,
da es zu etwa 90% unverändert renal eliminiert wird. Der hepatische Metabolismus über
Cytochrome spielt demnach für Fluconazol nur eine untergeordnete Rolle, weshalb diese
Substanz aus pharmakokinetischer Sicht relativ interaktionsresistent ist [40]. Hingegen können stark verminderte Voriconazol-Plasmaspiegel bei kombinierter Anwendung
mit Rifampicin, Phenytoin oder Carbamazepin auftreten [10].
Fluconazol, Voriconazol und Posaconazol können die QTc-Zeit verlängern [12]. Daher empfiehlt es sich, bei gemeinsamer Anwendung mit anderen QTc-Zeit-beeinflussenden
Medikamenten ([Tab. 3]) auf EKG-Veränderungen besonders zu achten.
Merke
Azolantimykotika sind starke Cytochrominhibitoren mit breitem Interaktionsspektrum.
Echinocandine
Echinocandine hemmen die mykotische β-(1,3)-D-Glucansynthase, was zu einer erhöhten
Zellmembranpermeabilität mit daraus resultierender Zelllyse führt [41]. Die klinisch verfügbaren Echinocandine zeigen substanzspezifische Unterschiede
in ihrem Metabolismus.
So wird Caspofungin unabhängig vom Cytochom-P450-System biotransformiert. Allerdings hemmt es p-Glykoprotein
schwach und BRCP stark [42]. Im intensivmedizinischen Alltag bereitet dies in der Regel keine relevanten Probleme.
Allerdings führt Ciclosporin zu erhöhten und Tacrolimus zu erniedrigten Caspofungin-Plasmaspiegeln
bei gleichzeitiger Gabe. Die Ursache dieser Wechselwirkungen ist unklar [40]. Weiterhin wird Caspofungin durch Rifampicin, Dexamethason, Phenytoin und Carbamazepin
in seinem Abbau beschleunigt. Auch die Ursache dieser Interaktion ist letztlich nicht
eindeutig geklärt [43].
Anidulafungin wird wie Caspofungin CYP-unabhängig metabolisiert. Der Abbau erfolgt über eine spontane
Substanzdegradation. Eine weitere Hydrolyse und N-Acetylierung geschehen unabhängig
von Phase-II-Enzymen [40]. Anidulafungin ist ein starker Hemmstoff von BRCP [42]. Wie auch bei Caspofungin erhöht Ciclosporin die Plasmaspiegel von Anidulafungin.
Tacrolimus zeigt diesbezüglich jedoch keine Interaktion [40].
Micafungin wird über CYP3A4 metabolisiert und hemmt dieses auch leicht [44]. Aufgrund dieses Effekts kann Micafungin die Plasmaspiegel von Ciclosporin erhöhen,
ohne selbst von diesem beeinflusst zu werden [40]. Erstaunlicherweise zeigen selbst starke CYP3A4-Induktoren wie Rifampicin keinen
wesentlichen Einfluss auf die Micafungin-Pharmakokinetik [45].
Antiepileptika
In der Neurointensivmedizin kommen Antiepileptika regelmäßig zur Anwendung. Dies sind
insbesondere Valproat, Levetiracetam, Lacosamid, gelegentlich noch Phenytoin und in
zunehmendem Maß auch Brivaracetam [46].
Valproat wird über CYP2C9, CYP2C19, CYP3A4 und UGT metabolisiert und hemmt diese auch schwach
[23], [47]. Starke CYP-Induktoren wie Rifampicin, Phenytoin und Carbamazepin führen zu einem
beschleunigten Abbau von Valproat mit entsprechend erniedrigten Wirkstoffspiegeln.
Valproat kann Diazepam aus dessen Plasmaproteinbindung verdrängen und somit zu einer
erhöhten Fraktion von ungebundenem Diazepam führen mit entsprechender Wirkungsverstärkung.
Weiterhin reduziert die Konkurrenz um UGT die Plasma-Clearance von Lorazepam um bis
zu 40%, wenn Valproat gleichzeitig angewendet wird [48]. Die Erhöhung der Plasmaspiegel von Propofol sowie der beschleunigte Valproat-Abbau
durch Carbapeneme wurden bereits erläutert. Zusätzlich existieren Daten, die eine
Hemmung der Serotoninwiederaufnahme durch Valproat zeigen, sodass prinzipiell ein
Serotoninsyndrom ausgelöst werden kann, insbesondere in Kombination mit weiteren serotonergen
Substanzen ([Tab. 4]) [13].
Im Gegensatz zu Valproat wird Levetiracetam durch Hydrolyse unabhängig von Cytochromen und Phase-II-Reaktionen metabolisiert
[23]. Levetiracetam hemmt die Clearance von Methotrexat und erhöht daher dessen Plasmaspiegel
[49]. Darüber hinaus kann Levetiracetam jedoch als wenig interaktionsrelevant eingestuft
werden.
Lacosamid wird zu etwa 95% renal eliminiert, 30% davon als inaktiver Metabolit. Dieser wird
über CYP2C19 gebildet. Bislang konnten für Lacosamid keine klinisch relevanten Interaktionen
mit intensivmedizinisch gängigen Arzneimitteln nachgewiesen werden [46].
Brivaracetam als jüngste antiepileptische Substanz ist strukturell mit Levetiracetam verwandt,
welches wie dieses primär enzymunabhängig hydrolysiert, dann jedoch über CYP2C19 weiter
hydroxyliert wird. Insbesondere starke CYP-Induktoren wie Rifampicin, Phenytoin und
Carbamazepin führen zu relevant erniedrigten Plasmaspiegeln von Brivaracetam [46].
Phenytoin gilt im Intensivbereich als schwerwiegender Interaktionspartner. Grund dafür ist
eine ausgeprägte Induktion von p-Glykoprotein, vieler relevanter Cytochrome sowie
diverser UGT und Epoxidhydrolasen [47]. Wirkstoffspiegelverminderungen durch Phenytoin konnten für eine Vielzahl intensivmedizinisch
relevanter Arzneistoffe in Studien gesichert werden ([Tab. 1], [Tab. 2]).
Merke
Das Interaktionspotenzial von Phenytoin ist derart breit und komplex, dass sich bei
dessen Anwendung im Intensivbereich grundsätzlich die Beratung durch einen klinischen
Pharmazeuten empfiehlt.
Letztlich sollte bei Anwendung antiepileptischer Substanzen auf der Intensivstation
grundsätzlich auch der kombinierte Einsatz von Arzneimitteln beachtet werden, die
die Krampfschwelle senken können. Dies sind im Intensivbereich insbesondere Penicilline,
Carbapeneme, Erythromycin, Levofloxacin, Linezolid, Haloperidol, SSRI und Trizyklika
[23].
Immunsuppressiva
Wechselwirkungen bei Immunsuppressiva sind intensiv für die Calcineurininhibitoren Ciclosporin und Tacrolimus untersucht worden. Beide Substanzen werden sowohl über p-Glykoprotein als auch über
CYP3A4 metabolisiert. Daher sind potenzielle Interaktionen mit Arzneimitteln zu erwarten,
die diese Enzyme hemmen oder induzieren ([Tab. 1], [Tab. 2]). Klinisch relevant sind v. a. die Makrolide Erythromycin und Clarithromycin durch
kombinierte p-Glykoprotein- und CYP3A4-Hemmung sowie die Azole Fluconazol und Voriconazol,
allerdings durch alleinige CYP3A4-Inhibition. Unter diesen Kombinationen sind deutlich
erhöhte Plasmaspiegel von Ciclosporin und Tacrolimus nachgewiesen worden. Starke Induktoren
von p-Glykoprotein und CYP3A4 wie Rifampicin, Carbamazepin und Phenytoin senken die
Ciclosporin- und Tacrolimus-Plasmaspiegel deutlich ab, sodass Rejektionen beschrieben
sind. Diese treten sogar bei engmaschigem Einsatz eines therapeutischen Drug Monitorings
auf [10]. Die Effekte der Calcineurininhibitoren auf Echinocandine wurden bereits erläutert.
Methylprednisolon und Hydrocortison sind ebenfalls Substrate von CYP3A4. Klinische Daten zeigen, dass wie auch bei den
Calcineurininhibitoren v. a. Makrolide und Azolantimykotika zu klinisch relevanten
Interaktionen führen, im Sinne einer verminderten Kortikoid-Clearance. Weiterhin reduziert
insbesondere Rifampicin die zu erwartenden Plasmaspiegel von Methylprednisolon und
Hydrocortison [50].
Der selektive und reversible Inhibitor der Inosinmonophosphatdehydrogenase Mycophenolat wird über UGT biotransformiert, mit einem zusätzlich klinisch nicht relevanten Anteil
über CYP3A4. Es konnte in Pharmakokinetik-Studien ein signifikant beschleunigter Mycophenolat-Metabolismus
bei Komedikation mit Rifampicin nachgewiesen werden [51]. Mycophenolat und dessen Glukuronide konkurrieren bei der tubulären Sekretion mit
Aciclovir und Ganciclovir, deren Plasmaspiegel daher geringfügig erhöht werden [52]. Weiterhin unterliegt Mycophenolat einem ausgeprägten enterohepatischen Kreislauf.
Sein Glukuronid wird im Kolon durch dort physiologisch vorkommende, überwiegend anaerobe
Bakterien mit hoher β-Glukuronidase-Aktivität deglukuronidiert und so erneut resorbiert.
Antibiotika mit überwiegender Aktivität gegen diese Standortflora können daher den
enterohepatischen Kreislauf stören und zu erniedrigten Mycophenolat-Spiegeln führen.
Dies sind insbesondere Aminoglykoside, Cephalosporine, Fluorchinolone und Penicilline
[53].
Merke
Antibiotika mit Aktivität gegen Bakterien mit hoher β-Glucuronidase-Aktivität können
den enterohepatischen Kreislauf von Mycophenolat stören.
Prokinetika
Die auf Intensivstationen gängigen Prokinetika sind Metoclopramid, Domperidon und
Erythromycin [54]. Metoclopramid ist ein Serotonin-(5-HT4-)Rezeptor-Agonist sowie ein Dopamin-(D2-)Rezeptor-Antagonist. Domperidon hemmt lediglich D2-Rezeptoren. Erythromycin aktiviert Motilin-Rezeptoren. Alle 3 Mechanismen führen
zu einer Erhöhung der gastrointestinalen Motilität [55].
Metoclopramid wird über CYP2D6 metabolisiert. Starke Inhibitoren dieses Enzyms wie Amiodaron erhöhen
daher die Plasmaspiegel von Metoclopramid. Bei gleichzeitiger Verabreichung mit anderen
Dopaminantagonisten wie Haloperidol (z. B. im Rahmen einer Delirtherapie) ist das
erhöhte Risiko für extrapyramidal-motorische Störungen zu beachten [56]. Weiterhin kann durch das serotonerge Potenzial von Metoclopramid v. a. in Kombination
mit weiteren Risikosubstanzen in seltenen Fällen ein Serotoninsyndrom ausgelöst werden
([Tab. 4]) [13].
Domperidon wird hauptsächlich über CYP3A4 biotransformiert. Daher sind insbesondere durch starke
Induktoren und Inhibitoren dieses Enzyms relevante Wechselwirkungen zu erwarten ([Tab. 2]). Domperidon gehört zu den Substanzen mit sehr großem QTc-Zeit-verlängerndem Potenzial.
Daher ist bei gleichzeitiger Verabreichung weiterer Arzneimittel mit Wirkung auf die
QTc-Zeit Vorsicht geboten ([Tab. 4]). Dies gilt insbesondere für Substanzen, die zusätzlich auch eine CYP3A4-Inhibition
zeigen, da durch sie eine Erhöhung der Domperidon-Plasmaspiegel zu erwarten ist [57].
Erythromycin unterliegt wie Domperidon einem CYP3A4-Metabolismus. Im Gegensatz zu diesem hemmt
es selbst jedoch CYP3A4 in relevantem Ausmaß. Daher spielt Erythromycin als Interaktionspartner
in der Intensivmedizin eine bedeutende Rolle ([Tab. 2]). Zahlreiche Wechselwirkungen wurden diesbezüglich bereits erläutert. Wie schon
im Fall von Domperidon muss auch bei Erythromycin auf dessen hohes QTc-Zeit-verlängerndes
Potenzial hingewiesen werden, mit den entsprechenden, bereits beschriebenen klinischen
Konsequenzen. Interessant ist, dass Azithromycin offenbar eine vergleichbare prokinetische Wirkung zeigt, ohne jedoch über CYP3A4
metabolisiert zu werden, und daher ein deutlich günstigeres Wechselwirkungsprofil
besitzt [54].