Wir haben eine Impfung!

There is a tide in the affairs of men, which, taken at the flood, leads on to fortune.

(William Shakespeare, 1564–1616)

Ein aktuelles Editorial in Corona-Zeiten zu schreiben, ist eine Herausforderung. Jeden Tag gibt es neue Meldungen, Zeichen der Hoffnung und der Entmutigung. Doch eine Hoffnung wird Welt und Fachwelt wohl noch einige Monate beschäftigen: die auf die baldige Entwicklung und Zulassung einer Impfung gegen das SARS-CoV-2-Virus. Der Blick richtet sich bei vielen auf dieses Licht am Ende des Tunnels, und es ist jetzt schon absehbar, dass es zu beträchtlicher Knappheit und Verteilungskämpfen um diesen Impfstoff kommen wird, der weltweit stark nachgefragt sein wird.

Angesichts dieses sehnsüchtigen Wartens auf den Impfstoff wirkt es befremdlich, dass es bei einer vergleichbaren, immer wiederkehrenden globalen Bedrohung, nämlich der Influenza, gegenüber der Impfung in der Bevölkerung eine relativ gleichgültige, ja sogar ablehnende Haltung gibt. Wir haben hier eine Impfung! Aber nur ein Bruchteil derjenigen, denen sie empfohlen wird, nimmt sie in Anspruch.