Nabi-Burza E.
et al.
Treating Parents for Tobacco Use in the Pediatric Setting: The Clinical Effort against
Secondhand Smoke Exposure Cluster Randomized Clinical Trial.
JAMA Pediatr 2019;
DOI:
10.1001/jamapediatrics.2019.2639
Die Tablet-basierte CEASE-Screeningintervention (CEASE: Clinical Effort Against Secondhand
Smoke Exposure) wurde entwickelt, um im Rahmen kinderärztlicher Praxiskonsultationen
Raucherfamilien zu identifizieren und den tabakabhängigen Erwachsenen Hilfestellung
bei der Entwöhnung zu geben, berichten Wissenschaftler aus Boston, Rochester und Chicago.
Sie prüften die Effektivität und Nachhaltigkeit dieses Instruments über einen Zeitraum
von 2 Jahren an 10 Kinderarztpraxen in 5 US-Bundesstaaten. Ein Teil der Studienpraxen
implementierten das CEASE-Instrument, die übrigen änderten dagegen bezüglich der Rauchprävention
nichts an ihrem bisherigen Vorgehen. Die CEASE-Intervention umfasste die Befragung
von Eltern zum Tabakkonsum von Familienmitgliedern sowie die Versorgung mit Informationen
zu Rauchstoppprogrammen sowie Nikotinersatztherapien. Interessierte Raucher wurden
beim Entzug – beispielsweise bei der Einrichtung eines rauchfreien Haushalts – unterstützt.
Sowohl 2 Wochen als auch 2 Jahre nach Einführung des CEASE-Programms befragten die
Studieninitiatoren die Eltern der in den Interventions- und Kontrollpraxen behandelten
Kinder. Hierbei erfassten sie die Raucherprävalenz sowie den Anteil der Raucher, die
Hilfestellungen zur Entwöhnung (Verschreibung von Nikotinersatztherapien, Anbindung
an Rauchstoppprogramme) erhalten hatten. Ferner prüften sie mithilfe eines Speicheltests
auf Cotinin, wie viele Raucher im Verlauf des Interventionszeitraums abstinent geworden
waren.
Ergebnisse
Zwei Wochen nach Studienbeginn befragten die Wissenschaftler in den teilnehmenden
Praxen 8184 Eltern. Die Raucherprävalenz betrug zu diesem Zeitpunkt in den Interventionspraxen
27,1 % (n = 961) und in den Kontrollpraxen 23,9 % (n = 1103). 822 (89,0 %) bzw. 701
(67,0 %) der nikotinabhängigen Eltern nahmen anschließend an der ausführlichen Befragung
teil. Hierbei zeigte sich, dass in den CEASE-Praxen 364 (44,3 %), in den Kontrollpraxen
jedoch lediglich 1 Elternteil (0,1 %) Hilfestellungen zur Raucherentwöhnung erhalten
hatten (p < 0,001). Zwei Jahre später befragten die Wissenschaftler insgesamt 9794
Eltern. Die Raucherprävalenz betrug zu diesem Zeitpunkt in den Interventionspraxen
24,4 % (n = 1261) und in den Kontrollpraxen 25,0 % (n = 1149). An der ausführlichen
Befragung nahmen 804 Eltern der Interventionspraxen (68,4 %) und 727 Eltern der Kontrollpraxen
(68,0 %) teil. Anleitung zur Nikotinentwöhnung hatten zu diesem Zeitpunkt 113 der
in Interventionspraxen (14,1 %), aber nur 2 der in Kontrollpraxen (0,3 %) vorstelligen
Raucher erhalten (p < 0,001). Zwei Jahre nach Studienbeginn hatte in den CEASE-Praxen
der Anteil der mittels Cotinin-Speicheltest als Exraucher ausgewiesenen Eltern um
2,4 % zugenommen, in den Kontrollpraxen dagegen um 3,2 % abgenommen.
Mithilfe speziell entwickelter Programme können Kinderarztpraxen rauchende Eltern
bei der Nikotinentwöhnung wirkungsvoll unterstützen, schlussfolgern die Wissenschaftler.
Der Erfolg der Intervention spiegle sich in der anhaltenden Abnahme der Raucherprävalenz
sowie der Zunahme erfolgreicher Abstinenztherapien wider. Eine landesweite Einführung
des CEASE-Programms, so ihre Einschätzung, würde sowohl die Zahl der erwachsenen Raucher
reduzieren als auch deren Kinder vor Passivrauchen schützen.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell