PSYCH up2date 2022; 16(01): 53-70
DOI: 10.1055/a-1143-0096
Persönlichkeitsstörungen, Impulskontrollstörungen und dissoziative Störungen

Impulskontrollstörungen, Verhaltenssüchte und körperbezogene Zwangserkrankungen

Daniel Turner
1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Mainz, Mainz, Deutschland
,
Oliver Tüscher
2   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Mainz, Mainz, Deutschland
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Störungen dieser Art zeichnen sich durch impulsive, sich wiederholende Handlungen aus. Bis auf die Impulskontrollstörungen im engeren Sinne werden die meisten der einzelnen Störungsbilder heutzutage entweder dem Spektrum der Verhaltenssüchte oder den Zwangsstörungen zugeordnet und unterscheiden sich phänomenologisch u.a. durch die mit ihnen einhergehenden ich-syntonen oder ich-dystonen Affekte. Unbehandelt nehmen die Störungen meist einen chronischen Verlauf.

Kernaussagen
  • Die Impulskontrollstörungen nach ICD-10 werden in DSM-5 und ICD-11 in die Impulskontrollstörungen im engeren Sinne, die nicht stoffgebundenen Suchterkrankungen und die den Zwangsstörungen nahestehenden, körperbezogenen impulsiven Verhaltensweisen aufgeteilt.

  • Kernmerkmal aller Störungsbilder ist impulsives Verhalten, das nicht kontrolliert werden kann und das zu eigenem Schaden führt oder zur Schädigung anderer.

  • Die Störungen beginnen mit wenigen Ausnahmen in der Jugend oder im jungen Erwachsenenalter.

  • Der Verlauf kann periodisch oder kontinuierlich chronisch sein.

  • Psychotherapeutisch führen kognitiv-verhaltenstherapeutische Verfahren zu einer signifikanten Symptomreduktion. Hierbei scheinen insbesondere die Akzeptanz- und Commitment-Therapie sowie das Motivational Interviewing einen positiven Einfluss auf die Symptomschwere zu entfalten.

  • Die Psychotherapie sollte im Gruppensetting durchgeführt werden. Auch familientherapeutische Verfahren eignen sich, insbesondere bei jugendlichen Patienten.

  • Pharmakologisch sind SSRIs, Opioid-Antagonisten und Stimmungsstabilisatoren Medikamente der ersten Wahl, allerdings bestehen zwischen den einzelnen Störungsbildern deutliche Unterschiede hinsichtlich deren Wirksamkeit.



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Article published online:
21 January 2022

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