1 Einleitung, Ziele und Methodik
1 Einleitung, Ziele und Methodik
1.1 Präambel
Akute Atemwegsinfektionen sind der häufigste Grund dafür, dass Kinder medizinische
Versorgung in Anspruch nehmen. Obwohl diese vornehmlich an den oberen Atemwegen stattfinden,
erleidet die Mehrzahl aller Kinder bereits im 1. Lebensjahr auch eine Infektion der
unteren Atemwege, wovon jedes Dritte einem Arzt vorgestellt wird und ca. 2 – 5 % stationär
behandelt werden müssen. Die Pneumonie ist weltweit eine der Hauptursachen für Krankheit
und auch Sterblichkeit bei jungen Kindern. Nach Einschätzungen der Weltgesundheitsorganisation
(World Health Organisation, WHO) verursachen untere Atemwegsinfektionen (darunter
90 % Pneumonien) weltweit rund 20 % der Todesfälle bei Kindern unter 5 Jahren. Betroffen
sind davon überwiegend Kinder aus Ressourcen-armen Ländern. Auch in Mittel- und Nordeuropa
erleiden pro Jahr ca. 300 von 100 000 Kindern und Jugendlichen im Alter von 0 – 16
Jahren eine Lungenentzündung [1]
[2]
[3]. Gleichzeitig sind Pneumonien eine der häufigsten Indikationen für die Verschreibung
von Antibiotika. Im Zeitalter zunehmender Antibiotikaresistenzen ist u. a. auch unter
Wirtschaftlichkeits-Gesichtspunkten ein evidenzbasiertes Management der ambulant erworbenen
Pneumonie im Kindes- und Jugendalter besonders wichtig.
1.2 Ziele der Leitlinie
Wesentliche Ziele dieser ersten deutschsprachigen S2k-Leitlinie zum Management von
Kindern und Jugendlichen mit ambulant erworbener Pneumonie (pCAP) sind sowohl Erhalt
und Verbesserung der Behandlungsqualität als auch Prävention. Sie gilt sowohl für
die ambulante als auch die stationäre Versorgung, betrifft aber nicht Patienten mit
nosokomialer oder neonataler Pneumonie bzw. mit Pneumonie unter Immunsuppression oder
auf dem Boden einer Grunderkrankung der Atemwege.
Die Empfehlungen zur antimikrobiellen Therapie sind differenziert ausgearbeitet und
zielen auf eine kürzestmögliche Dauer ab. Bewusst entscheidet die klinische Einschätzung
des Schweregrades über Umfang und Art der Diagnostik, Therapie und Therapiesetting.
Die Empfehlungen richten sich an alle an der Diagnostik und Therapie beteiligten Berufsgruppen
(insbesondere Kinderärzte/Kinderpneumologen, Allgemeinmediziner, Internisten, Pneumologen,
Kinderchirurgen, Thoraxchirurgen und Pflegekräfte).
1.3 Methodik
1.3.1 Zusammensetzung der Leitliniengruppe, redaktionelle Unabhängigkeit
Die von der Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie (GPP) und der Deutschen Gesellschaft
für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) beauftragten Koordinatoren legten die Eckpunkte
des Konsentierungsverfahrens fest, forderten andere Fachgesellschaften zur Delegation
von Vertretern auf und luden weitere fachkundige Experten als Mitglieder der Arbeitsgruppe
ein. Da es sich bei der pCAP nicht um eine chronische Erkrankung handelt und Selbsthilfe-/Patientengruppen
nicht existieren, konnten keine entsprechenden Vertreter mit einbezogen werden.
Die Leitlinienerstellung erfolgte mit finanzieller Unterstützung der DGPI und der
GPP. Vertreter der pharmazeutischen Industrie waren nicht am Prozess der Leitlinienentwicklung
beteiligt. Vor Beginn der Leitlinien-Konferenz haben alle Teilnehmer ihre potenziellen
Interessenskonflikte schriftlich mithilfe eines Formblattes der Arbeitsgemeinschaft
der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) offengelegt.
1.3.2 Struktur des Leitlinienprozesses
Die für das Management der pCAP wichtigen Fragen und die entsprechenden Stichwörter
für die Literaturrecherche wurden zuerst innerhalb der gesamten Leitliniengruppe identifiziert.
Anschließend wurde eine auf deutsch- und englischsprachige Originalartikel bis zum
31.12.2015 begrenzte Literaturrecherche in PubMed durchgeführt. Zusätzlich wurden
die Literaturverzeichnisse von systematischen Reviews, Metaanalysen und Originalarbeiten
durchsucht. Dem S2k-Charakter entsprechend erfolgte keine systematische Evidenzbewertung
der so gefundenen Literatur nach vorher festgelegten Regeln.
Auf der Basis einer konsentierten Gliederung wurde die Erstellung einzelner Kapitel
mehreren Arbeitsgruppen zugeordnet. Diese identifizierten auf Grundlage der vorhandenen
Evidenz und ihrer Fachexpertise strittige Punkte bei der Erstellung der Leitlinie,
um diese in den Arbeitsgruppen (und ggf. im Plenum) zu klären. Die Rückmeldungen wurden
zentral gesammelt, auf 3 moderierten Konsensus-Konferenzen durch den jeweiligen Arbeitsgruppenleiter
vorgestellt, die Hintergründe der Empfehlungen erläutert und nach ausführlicher Diskussion
überarbeitet. Die Beschlussfassung in der Konsensus-Konferenz unterlag den Vorgaben
eines nominalen Gruppenprozesses. Zwischen den Plenarsitzungen wurden die Kapitel
in den Arbeitsgruppen weiter ausgearbeitet und auf einer elektronischen Plattform
zur Diskussion gestellt. Innerhalb der Arbeitsgruppen wurden zu den wichtigsten Inhalten
Empfehlungsvorschläge („Kernsätze“) formuliert, diskutiert und vorabgestimmt. Über
die Formulierung und Stärke der einzelnen Kernsätze unter Berücksichtigung der vorliegenden
Evidenz wurde final elektronisch abgestimmt und das Ergebnis digital protokolliert.
Pro Frage gab es die Antwortmöglichkeiten „ja“, „nein“ oder „Enthaltung“. Bei Zustimmung
konnte, bei Ablehnung oder Enthaltung musste ein erläuternder Kommentar geschrieben
werden. Im Sinne des S2k-Charakters der vorliegenden Leitlinie wurden für die einzelnen
Empfehlungen keine Evidenztabellen angelegt. Das Manuskript mit allen Kernsätzen wurde
abschließend den Vorständen der beteiligten Fachgesellschaften zur Ratifizierung vorgelegt
und durch die AWMF verabschiedet.
1.3.3 Kernsätze, Empfehlungs- und Konsensstärke
Bei allen Kernsätzen ist die auf Evidenzbewertung beruhende Stärke der Empfehlung
anhand der Formulierung ersichtlich:
-
„soll“ oder „soll nicht“ – Starke Empfehlung; erwünschte Effekte überwiegen eindeutig Risiken/Zusatzaufwand
oder vice versa.
-
„sollte“ oder „sollte nicht“ – Moderate Empfehlung; erwünschte Effekte überwiegen vermutlich Risiken/Zusatzaufwand
oder vice versa.
-
„kann“ oder „kann nicht“ – Schwache Empfehlung; kein ausreichender Anhalt für überwiegenden Nutzen/überwiegendes
Risiko der Intervention.
Empfehlungen werden ausschließlich für definierte diagnostische oder therapeutische
Interventionen abgegeben. Es können mit gleicher Graduierung sowohl positive als auch
negative Empfehlungen abgegeben werden.
starker Konsens: Zustimmung von > 95 % der Teilnehmer
Konsens: Zustimmung von > 75 – 95 % der Teilnehmer
mehrheitliche Zustimmung: Zustimmung von > 50 – 75 % der Teilnehmer
kein Konsens: Zustimmung von bis zu 50 % der Teilnehmer
1.3.4 Gültigkeit und Aktualisierungsverfahren
Die Gültigkeit dieser Leitlinie beträgt 5 Jahre, eine Aktualisierung ist für 2022
vorgesehen. Eine Überarbeitung der Leitlinie bei veränderter Datenlage erfolgt ggf.
auch früher.
2 Zusammenfassende Empfehlungen (Kernsätze)
2 Zusammenfassende Empfehlungen (Kernsätze)
K1: Zu den klinischen Beschwerden von Patienten mit pCAP können gehören:
-
Respiratorische Symptome wie Husten, Atemnot, thorakale Schmerzen
-
Allgemeinsymptome wie Fieber, Nahrungsverweigerung, Bauchschmerzen, Inaktivität und
Vigilanzveränderung (Apathie, Agitiertheit)
K2: Folgende Befunde können auf das Vorliegen einer pCAP hinweisen:
K3: Eine pCAP kann auch bei Patienten mit alleinigem Fieber ohne Tachypnoe und/oder
Dyspnoe vorliegen. Umgekehrt können Patienten mit pCAP auch fieberfrei sein.
K4: Die pCAP kann i. d. R. klinisch eingeteilt werden in:
-
Nicht schwere pCAP: Atemfrequenz > 50/min bei 2 – 11 Monate alten Kindern, > 40/min
bei 12 – 59 Monate alten Kindern, > 20/min bei Kindern ab 5 Jahren, mit oder ohne
Einziehungen.
-
Schwere pCAP: Zusätzliche Warnsymptome wie stark reduzierter Allgemeinzustand, Nahrungsverweigerung,
Dehydratation, Somnolenz oder Bewusstlosigkeit, zerebrale Krampfanfälle.
K5: Patienten mit einer nicht schweren pCAP können ambulant behandelt werden, wenn
ihre betreuenden Personen in Behandlung und Beobachtung eingewiesen und die medizinische
Betreuung gewährleistet sind. Patienten mit schwerer pCAP sollten stationär behandelt
werden.
K6: Die pCAP sollte primär klinisch diagnostiziert werden, weitere Untersuchungen
können je nach Risiko-Abschätzung und individuellem Befund durchgeführt werden.
K7: Bei Patienten mit nicht schwerer pCAP sollte keine routinemäßige Blutentnahme
erfolgen, da anhand von Entzündungsparametern (wie CRP oder Leukozytenzahl) nicht
zuverlässig zwischen viraler und bakterieller Pneumonie unterschieden werden kann.
K8: Bei der stationären Aufnahme von Patienten mit schwerer pCAP sollte eine Blutentnahme
mit Bestimmung von Blutbild, CRP, Serum-Elektrolyten und Blutgasanalyse erfolgen.
K9: Eine mikrobiologische Diagnostik sollte bei Patienten mit nicht schwerer pCAP
nicht routinemäßig erfolgen.
K10: Bei Patienten mit schwerer pCAP, Therapie-Resistenz oder Komplikationen sollte
der Nachweis bakterieller Erreger aus Blutkultur, induziertem Sputum oder Pleurapunktat
angestrebt werden. In Ausnahmefällen kann hierzu auch eine tracheale Sekretaspiration
oder bronchoalveoläre Lavage erwogen werden.
K11: Eine PCR- oder serologische Diagnostik auf bakterielle Infektionserreger, wie
z. B. Mykoplasmen oder Bordetellen, sollte v. a. bei Patienten mit schwerer bzw. Therapie-resistenter
pCAP oder kompliziertem Verlauf erfolgen.
K12: Bakterienkulturen aus Rachenabstrich und Urintests auf Pneumokokken-Antigen sollten
bei Patienten mit pCAP nicht durchgeführt werden, da sie i. d. R. keinen diagnostisch
verwertbaren Befund ergeben.
K13: Zum Nachweis von respiratorischen Viren können Antigen-Schnelltests und PCR-Verfahren
aus nasopharyngealen Sekreten oder Abstrichen eingesetzt werden. Diese sollten nur
bei hospitalisierten Patienten mit pCAP angewandt werden.
K14: Bei Patienten mit nicht schwerer pCAP sollte auf eine Thorax-Röntgenuntersuchung
verzichtet werden.
K15: Zur radiologischen Befunderhebung reicht bei Patienten mit pCAP i. d. R. eine
Aufnahme in sagittalem p. a.-Strahlengang aus. Eine seitliche Aufnahme sollte nicht
durchgeführt werden.
K16: Eine radiologische Kontrolluntersuchung soll bei Patienten mit pCAP nicht routinemäßig,
sondern nur nach individueller Indikation durchgeführt werden.
K17: Patienten mit pCAP und einer pulsoximetrischen O2-Sättigung ≤ 92 % bei Raumluft sollten O2 erhalten mit dem Ziel, eine SaO2 > 92 % zu erreichen.
K18: Physiotherapie und Atemgymnastik haben keinen Einfluss auf den Verlauf und sollten
daher bei Patienten mit pCAP ohne Grunderkrankung oder Komplikation nicht erfolgen.
K19: Patienten mit nicht schwerer pCAP und Fieber sollten, Patienten mit schwerer
pCAP und Fieber sollen antibiotisch behandelt werden.
K20: Säuglinge und Kleinkinder mit einer nicht schweren pCAP ohne Fieber oder mit
Zeichen einer bronchialen Obstruktion sollten primär nicht mit Antibiotika behandelt
werden, da bei ihnen mit hoher Wahrscheinlichkeit eine virale Infektion vorliegt.
K21: Bei Hinweisen auf eine virale Ätiologie (bzw. fehlenden Hinweisen auf eine bakterielle
Ätiologie) kann von einer initialen Antibiotikatherapie abgesehen werden, bzw. sollte
eine begonnene Antibiotikatherapie abgesetzt werden.
K22: Zur antibiotischen Behandlung von Patienten mit pCAP sollte primär Amoxicillin
(p. o.) bzw. Ampicillin (i. v.) eingesetzt werden.
K23: Bei Patienten mit pCAP und Penicillin-Allergie oder Unverträglichkeit soll eine
antiinfektive Therapie mit Cephalosporinen (unter Beachtung einer möglichen Kreuzreaktivität),
Makroliden bzw. bei Patienten ab 9 Jahren mit Tetrazyklinen erwogen werden.
K24: Patienten mit pCAP und Komplikationen, persistierendem Fieber oder Verdacht auf
eine Influenza- oder Masern-Erkrankung mit bakterieller Koinfektion sollten mit Aminopenizillinen
und Betalaktamasehemmern oder mit Cephalosporinen der 2. Generation behandelt werden.
K25: Bei Patienten mit schwerer pCAP und Hinweisen auf Mykoplasmen- oder Chlamydien-Infektion
können entweder initial zusätzlich zu Aminopenizillinen oder sekundär bei Therapieversagen
Makrolide bzw. ab dem Alter von 9 Jahren Tetrazykline eingesetzt werden.
K26: Bei nachgewiesenen relevanten Erregern aus Blutkultur, Atemwegssekret oder Punktat
soll nach Resistogramm behandelt werden.
K27: Orale Antibiotika können auch bei Patienten mit schwerer pCAP eingesetzt werden.
K28: Intravenöse Antibiotika sollten bei pCAP eingesetzt werden, wenn die Patienten
orale Medikamente nicht ein- oder aufnehmen können.
K29: Bei unkompliziertem Verlauf und klinischer Verbesserung kann eine intravenös
begonnene Therapie auf orale Verabreichung umgesetzt werden.
K30: Bei Patienten mit nicht schwerer pCAP sollte eine antibiotische Therapie über
5 Tage durchgeführt werden, bei schwerer pCAP über mindestens 7 Tage.
K31: Bei Patienten mit pCAP und Komplikationen ist die Therapiedauer dem Krankheitsbild
und dem Verlauf anzupassen.
K32: Alle Patienten mit pCAP sollen 48 – 72 Stunden nach Diagnosestellung und Therapiebeginn
klinisch re-evaluiert werden.
K33: Patienten mit pCAP können in die ambulante Versorgung entlassen werden, wenn
sie eine anhaltende klinische Besserung von Atmung, Herzfrequenz, Alltagsaktivität
und Appetit in Verbindung mit einer Normalisierung der Körpertemperatur zeigen und
ihre Sauerstoffsättigung unter Raumluft über 92 % beträgt.
K34: Patienten mit pCAP können in die ambulante Versorgung entlassen werden, wenn
ihre weitere häusliche und medizinische Betreuung gesichert ist. Insbesondere sollten
ihre Betreuungspersonen in der Lage sein, Alarmzeichen für eine sekundäre Verschlechterung
oder Komplikationen zu erkennen und daraus adäquate Konsequenzen zu ziehen.
K35: Das Management von Patienten mit ausbleibender Besserung binnen 48 – 72 Stunden
sollte umfassen:
-
Klinische und labormedizinische Einschätzung der aktuellen Krankheitsschwere und des
Verlaufes,
-
Bildgebung, um Ausmaß und ggf. Progredienz des pneumonischen oder parapneumonischen
Prozesses zu erfassen,
-
erweiterte Erregerdiagnostik,
-
Entscheidung über eine Therapieänderung.
K36: Patienten mit pCAP und lokal abgeschwächtem Atemgeräusch oder Persistenz von
Tachydyspnoe und Hypoxämie sollten sonografisch oder röntgenologisch auf das Vorliegen
einer Atelektase untersucht werden. Bei Persistenz der Belüftungsstörung unter Therapie
oder Verdachtsmomenten für eine Fremdkörper-Aspiration sollte eine bronchoskopische
Abklärung erfolgen.
K37: Bei Patienten mit pCAP können einseitige Klopfschalldämpfung, abgeschwächtes
Atemgeräusch, anhaltendes Fieber oder sekundäre Verschlechterung Hinweise auf eine
pleurale Komplikation mit parapneumonischem Pleuraerguss (PPE) oder Pleuraempyem (PE)
sein. Eine Bildgebung sollte bei entsprechendem Verdacht erfolgen, bevorzugt durch
Sonografie.
K38: Eine Pleurapunktion sollte bei Patienten mit pCAP und PPE/PE aus diagnostischer
und/oder therapeutischer Indikation erwogen werden. Das Punktat sollte sowohl zytologisch
(Zellzahl und Differenzierung), klinisch-chemisch (pH-Wert, Glukose, Protein, LDH,
Laktat) als auch mikrobiologisch (Gram-Färbung, Kultur, eubakterielle PCR) untersucht
werden.
K39: Wirkstoff-Auswahl, Verabreichungsform und Dauer der antibiotischen Behandlung
von Patienten mit pCAP und PPE/PE sollten individuell festgelegt werden. Üblicherweise
wird sie mit einem Zweitgenerations-Cephalosporin oder einer Kombination aus Aminopenizillin
und Betalaktamase-Hemmer i. v. begonnen und an Verlauf und Befunde angepasst. Bei
den meisten Patienten reicht eine 2- bis 4-wöchige Therapie.
K40: Patienten mit PPE/PE ohne respiratorische Beeinträchtigung zeigen unter Antibiotikatherapie
ohne weitere Maßnahmen i. d. R. eine vollständige Heilung. Klinisch relevante Ergüsse/Empyeme
sollten mit Punktion oder Drainage entlastet werden, eine intrapleurale Fibrinolytika-Gabe
kann erwogen werden.
K41: Patienten mit pCAP und Lungenabszess sollten primär antibiotisch behandelt werden,
periphere Lungenabszesse ohne Anschluss an das Bronchialsystem können bildgebungsgesteuert
punktiert oder drainiert werden.
K42: Patienten mit pCAP und nekrotisierender Pneumonie sollten primär antibiotisch
behandelt werden. Invasive Interventionen sollten sehr zurückhaltend zum Einsatz kommen.
K43: Alle Kinder sollten zur Prävention einer pCAP gegen Pneumokokken, H. influenzae Typ B, Pertussis, Masern und Varizellen gemäß nationalen Empfehlungen geimpft sein;
bei Vorliegen von Risikofaktoren auch gegen saisonale Influenza.
3 Definition, Klinik und Risiko-Stratifizierung der ambulant erworbenen Pneumonie
bei Kindern und Jugendlichen (pCAP)
3 Definition, Klinik und Risiko-Stratifizierung der ambulant erworbenen Pneumonie
bei Kindern und Jugendlichen (pCAP)
3.1 Definition
Die Pneumonie ist eine durch Mikroorganismen hervorgerufene Infektion mit konsekutiver
Entzündung im Bereich der Alveolen mit oder ohne Beteiligung der Bronchien und/oder
der Bronchiolen. Sie ist von einer reinen Entzündung der luftleitenden unteren Atemwege
(„Bronchitis“ bzw. „Bronchiolitis“) sowie von einer durch physikalische, chemische
oder organische Reize induzierten Alveolitis/Pneumonitis abzugrenzen.
Der ambulant erworbenen Pneumonie (englisch: community-acquired pneumonia = CAP) steht die nosokomiale (in der Klinik erworbene) Pneumonie gegenüber. Die vorliegende
Leitlinie befasst sich ausschließlich mit der ambulant erworbenen Pneumonie im Kindes-
und Jugendalter (pediatric community-acquired pneumonia = pCAP). Hierunter wird eine Pneumonie-Episode mit Symptombeginn außerhalb eines
Krankenhauses bzw. (wegen der Inkubationszeit) innerhalb von 48 Stunden nach stationärer
Aufnahme verstanden; die nosokomiale Pneumonie ist dagegen durch einen Symptombeginn
ab dem 3. Behandlungstag bis zu 1 Woche nach Entlassung aus stationärer Behandlung
definiert.
Die Pneumonie entsteht deszendierend aus einer aerogenen Infektion der oberen Atemwege
oder als hämatogene Absiedlung einer disseminierten Infektion. Die Infektion löst
eine Entzündungskaskade aus, infolge derer es zu einer intraalveolären Akkumulation
von Zellen, Zelldetritus und eiweißreicher Flüssigkeit mit konsekutiv gestörtem Gasaustausch
kommt. Sind angrenzende Bronchien und Bronchiolen betroffen, spricht man von einer
Bronchopneumonie.
3.2. Symptomatik und klinische Befunde
Die Symptome variieren mit der Art und Lokalisation der Pneumonie sowie in Abhängigkeit
vom Alter der Patienten und sind oft unspezifisch, was die Abgrenzung von anderen
Atemwegserkrankungen erschwert. Bei Verdacht auf pCAP ist immer eine Ganzkörperuntersuchung
durchzuführen, um die erhobenen Symptome einer Krankheitsentität zuzuordnen, extrapulmonale
Organbeteiligungen wie abdominelle Abwehrspannung oder Dehydratation zu erkennen und
den Schweregrad der Erkrankung besser einzuschätzen zu können.
Typischerweise präsentieren sich betroffene Kinder in einem reduzierten Allgemeinzustand
mit Fieber, Tachypnoe, Dyspnoe und Husten. Thorax- und Bauchschmerzen sowie Erbrechen
sind häufige Begleitsymptome. In Studien konnte gezeigt werden, dass die Symptome
Fieber und Tachypnoe die höchste Spezifität und Sensitivität für die Diagnose einer
Pneumonie aufweisen [4]
[5]
[6]
[7]
. Zusätzlich besteht eine gute Korrelation zwischen einer erhöhten Atemfrequenz und
erniedrigter Sauerstoffsättigung. So wies in einer englischen Studie eine Atemfrequenz
von > 70/Minute bei Säuglingen eine Spezifität von 63 % und eine Sensitivität von
89 % für das Vorliegen einer Hypoxämie (< 89 %) auf [5]. Es konnte in einer weiteren Untersuchung gezeigt werden, dass die von der WHO vorgeschlagene
Definition einer Tachypnoe (Atemfrequenz > 60/min bei Säuglingen < 2 Monaten, > 50/min
bei Säuglingen von 2 – 12 Monaten und > 40/min bei Kindern > 12 Monate) die höchste
Sensitivität (74 %) und Spezifität (67 %) für eine radiologisch gesicherte Pneumonie
im Vergleich zu allen anderen klinischen Symptomen hatte [6]
.
Umgekehrt ist das sicherste Zeichen zum Ausschluss einer Pneumonie beim nicht fiebernden
Kind eine altersbezogen normale Atemfrequenz [8]. Allerdings schließt eine normale Atemfrequenz eine Pneumonie nicht aus [9]
.
Klinische Zeichen einer bronchialen Obstruktion weisen zwar primär auf eine Infektion
der luftleitenden Atemwege hin, also auf eine obstruktive Bronchitis, können aber
auch bei einer Bronchopneumonie vorhanden sein. Der Auskultationsbefund variiert erheblich
und ist zur Abgrenzung von anderen Erkrankungen (Bronchiolitis, Bronchitis etc.) oftmals
nicht hilfreich. Ein weiteres Problem in der klinischen Praxis stellt das oft gleichzeitig
vorhandene Fieber dar, welches per se bereits eine Erhöhung der Atemfrequenz induziert.
Die Atemfrequenz variiert mit dem Lebensalter und unterliegt der Beobachter- sowie
der Moment-zu-Moment-abhängigen Variabilität. Zur Vermeidung von Fehlzählungen sollte
in einer möglichst entspannten Situation 2-mal für die Dauer einer halben Minute durch
Beobachten der Thoraxexkursionen gezählt und hieraus der Mittelwert berechnet werden,
da durch die Auskultation die Atmung iatrogen beschleunigt werden kann.
Neben den bereits oben genannten Symptomen können inspiratorische Einziehungen, Stöhnen,
Nasenflügeln und pathologische Auskultationsbefunde (z. B. fein-, mittel- und grobblasige
Rasselgeräusche, bronchiales Atemgeräusch) auf eine Pneumonie hinweisen, sind aber
deutlich weniger spezifisch und sensitiv als Atemfrequenz und Körpertemperatur. Allerdings
sind sie hilfreich bei der klinischen Schweregradeinschätzung. Ein einseitig gedämpfter
Klopfschall und/oder ein abgeschwächtes Atemgeräusch können auf eine pleurale Komplikation
hinweisen und Anlass zu weiterer Diagnostik geben.
Zu den klinischen Beschwerden von Patienten mit pCAP können gehören:
-
Respiratorische Symptome wie Husten, Atemnot, thorakale Schmerzen
-
Allgemeinsymptome wie Fieber, Nahrungsverweigerung, Bauchschmerzen, Inaktivität und
Vigilanzveränderung (Apathie, Agitiertheit)
Folgende Befunde können auf das Vorliegen einer pCAP hinweisen:
Eine pCAP kann auch bei Patienten mit alleinigem Fieber ohne Tachypnoe und/oder Dyspnoe
vorliegen. Umgekehrt können Patienten mit pCAP auch fieberfrei sein.
3.3 Ätiologie und Erreger-spezifische Präsentation
Abgesehen von dem Vorhandensein einer bronchialen Obstruktion, welche suggestiv für
eine virale Infektion ist, kann weder anhand der Klinik, noch anhand der radiologischen
Befunde ein Rückschluss auf den Erreger gezogen, noch zwischen viraler und bakterieller
Pneumonie unterschieden werden [10]
[11]
[12]
[13]. Gemischte Infektionen sind häufig und in bis zu 30 % beschrieben [14]
[15]
[16]. Gewisse Merkmale lassen jedoch an bestimmte Erreger denken und können bei differenzialdiagnostischen
und therapeutischen Überlegungen hilfreich sein. Auf eine virale Genese oder ursächliche
atypische Bakterien weisen ein schleichender Beginn, geringes Fieber, begleitende
Rhinitis und/oder Pharyngitis sowie „grippale Symptome“ mit Glieder- und/oder Kopfschmerzen
hin [17]. Kinder mit Rhinitis, leicht erhöhten Temperaturen (< 39 °C) und Giemen als führendes
klinisches Symptom haben häufig keine Pneumonie, sondern eine obstruktive Bronchitis
[18], allerdings mit möglichem Übergang in eine Bronchopneumonie. Hohes Fieber (> 39 °C),
stark reduzierter Allgemeinzustand, Hypoxämie, Einziehungen und initial fehlender
Husten (aufgrund geringer Hustenrezeptoren-Dichte in den Alveolen) weisen auf eine
bakterielle Pneumonie hin. Ausgeprägte Dyspnoe bei gleichzeitig unauffälligem Auskultationsbefund
sowie trockener Husten, thorakale Schmerzen und extrapulmonale Beschwerden wie Arthralgien,
Kopfschmerzen, Leberbeteiligung und Haut- bzw. Schleimhautaffektionen suggerieren
eine Mykoplasmen-Infektion [17]. Bei Säuglingen in den ersten 4 Lebensmonaten sollte bei Tachypnoe und pertussiformem
Husten differenzialdiagnostisch u. a. an eine RSV- sowie an eine Chlamydien-Infektion
gedacht werden, letztere insbesondere dann, wenn eine Konjunktivitis vorliegt bzw.
vorangegangen ist.
3.4 Einteilung nicht-schwere/schwere pCAP
Das optimale Management der pCAP schließt auch eine zeitgerechte Einschätzung des
klinischen Schweregrades der Erkrankung ein [19].
2014 hat die WHO in einer Revision zur Klassifikation und Therapie von Pneumonien
bei Kindern empfohlen, nur noch zwischen „Pneumonie mit beschleunigter Atmung und/oder
Einziehungen“ (im Folgenden „nicht-schwere pCAP“) und „schwerer Pneumonie mit zusätzlichen
Gefahrensignalen“ („schwere pCAP“) zu unterscheiden [20]. Die vorliegende Leitlinie orientiert sich an dieser pragmatischen Klassifikation.
Die nicht-schwere pCAP definiert sich demnach über die Atemfrequenz mit oder ohne
Einziehungen (≥ 50/min bei 2 – 11 Monate alten Kindern, ≥ 40/min bei 12 – 59 Monate
alten Kindern und > 2 /min bei > 59 Monate alten Kindern). Bei Patienten mit schwerer
pCAP sind zusätzliche Warnsymptome wie ein stark reduzierter Allgemeinzustand, Nahrungsverweigerung,
Dehydratation, Somnolenz, Bewusstlosigkeit oder zerebrale Krampfanfälle vorhanden.
Die pCAP kann i. d. R. klinisch eingeteilt werden in:
-
Nicht-schwere pCAP: Atemfrequenz > 50/min bei 2 – 11 Monate alten Kindern, > 40/min bei 12 – 59 Monate
alten Kindern, > 20/min bei Kindern ab 5 Jahren, mit oder ohne Einziehungen.
-
Schwere pCAP: Zusätzliche Warnsymptome wie stark reduzierter Allgemeinzustand, Nahrungsverweigerung,
Dehydratation, Somnolenz oder Bewusstlosigkeit, zerebrale Krampfanfälle.
3.5 Praktisches Vorgehen
3.5.1 Voraussetzungen für ambulante Versorgung/Indikationen zur stationären Versorgung
Patienten mit nicht-schwerer pCAP können ambulant versorgt werden, wenn ihre medizinische
Betreuung gesichert ist und die betreuenden Personen in Behandlungsmaßnahmen eingewiesen
und über mögliche Alarmzeichen aufgeklärt worden sind. Eine stationäre Einweisung
sollte erfolgen, wenn ein Arzt zu der Einschätzung kommt, dass die Schwere der aktuellen
pCAP unter Berücksichtigung eventueller Vorerkrankungen und häuslicher Rahmenbedingungen
eine ambulante Betreuung überfordert. Ein Kind mit einer schweren pCAP sollte stationär
behandelt werden [19]
[21]. Darüber hinaus können keine klaren Kriterien definiert werden, wann ein Kind stationär
behandelt werden muss oder nicht. Vielmehr muss neben medizinischen Fragestellungen
auch dem Alter des Patienten, der familiären Situation und Interaktion und aktuellen
epidemiologischen Aspekten Rechnung getragen werden [22]. Prinzipiell gilt, dass ein Kind in schlechtem Allgemeinzustand großzügig stationär
aufgenommen werden sollte. Ein wesentlicher Indikator für die Schwere einer Pneumonie
ist die Hypoxämie, da diese mit einem erhöhten Mortalitätsrisiko einhergeht [5]
. Temperaturen > 39 °C, Sauerstoffsättigung < 94 % und eine Rekapillarisierungszeit
> 2 Sekunden sprechen für eine schwere Erkrankung [18]. Bei Vorhandensein dieser Befundkombination sollte eine stationäre Einweisung erfolgen
(siehe [Tab. 1]).
Patienten mit einer nicht-schweren pCAP können ambulant behandelt werden, wenn ihre
betreuenden Personen in Behandlung und Beobachtung eingewiesen und die medizinische
Betreuung gewährleistet sind. Patienten mit schwerer pCAP sollten stationär behandelt
werden.
Tab. 1
Klinische Kriterien, bei denen eine stationäre Einweisung in Erwägung gezogen werden
sollte.
Kriterium
|
|
|
|
|
|
|
|
|
3.5.2. Indikationen für eine intensivmedizinische Betreuung
Hauptindikationen für den Transfer auf eine Intensivstation sind eine drohende oder
manifeste respiratorische Dekompensation sowie ein septischer Verlauf. Mögliche Hinweise
dafür sind (nach [18]):
-
Abfall der Sauerstoffsättigung ≤ 92 % trotz Sauerstoffgabe
-
Drohende respiratorische Erschöpfung mit zunehmender Dyspnoe, Tachypnoe und Tachykardie
-
Hyperkapnie und Azidose
-
Hypotension und/oder Zentralisation (Schock)
-
Wiederholte Apnoen und/oder Bradypnoe
-
Somnolenz
4 Diagnostik
Bei den meisten betroffenen Kindern und Jugendlichen kann die Diagnose einer pCAP
auf der Grundlage von Anamnese und klinischem Befund mit hinreichender Sicherheit
gestellt werden (s. Kap. 3). Dieses Kapitel geht auf weiterführende diagnostische
Maßnahmen ein, die bei einem Teil der Patienten mit pCAP je nach individuellem Befund
eingesetzt werden können, wenn ihre Ergebnisse für das weitere Management relevant
sind.
Die pCAP sollte primär klinisch diagnostiziert werden, weitere Untersuchungen können
je nach Risiko-Abschätzung und individuellem Befund durchgeführt werden.
4.1 Pulsoximetrie
Zur nicht-invasiven Abschätzung des arteriellen Sauerstoffgehalts hat sich die pulsoximetrische
Messung der peripheren Sauerstoffsättigung (SaO2) in der Pädiatrie bewährt. Sie hilft bei der Erkennung einer respiratorischen Partialinsuffizienz
bei Patienten mit Tachydyspnoe. Als pathologisch wird üblicherweise eine SO2 < 95 % unter Raumluft angesehen [23], als behandlungspflichtig eine SaO2 ≤ 92 %. In einer prospektiven Studie fanden sich bei Kindern und Jugendlichen mit
Pneumonie-verdächtigen Symptomen und SaO2 ≤ 92 % 3,6-mal häufiger radiologische Infiltrate als bei Patienten mit SaO2 > 92 % [24]. Ansonsten existiert für diese Grenzwerte jedoch keine formale Evidenz. Eine kontinuierliche
Überwachung ist bei Patienten mit schwerer pCAP und Hypoxie unter Raumluft, bei Patienten
mit drohender respiratorischer Erschöpfung und bei Vigilanz-geminderten Patienten
indiziert; bei jungen Säuglingen oder ehemaligen Frühgeborenen im ersten Lebensjahr
sollte sie wegen des Apnoe-/Bradykardie-Risikos erwogen werden. Ansonsten ist individuell
über punktuelle SaO2-Messungen zu entscheiden, bei denen auf adäquate Auswahl und Positionierung des Sensors
sowie Artefakt-Erkennung geachtet werden muss.
4.2 Klinisch-chemische und hämatologische Labordiagnostik
Eine deutliche Erhöhung von Leukozytenzahl, Neutrophilen-Anteil und C-reaktivem Protein
(CRP) erhöht zwar die relative Wahrscheinlichkeit einer bakteriellen Ätiologie – für
einen CRP-Wert über 40 – 60 mg/l etwa um den Faktor 2,5 [25]
[26]. Dennoch kann die gleiche Befundkonstellation auch bei Patienten mit pCAP und Infektion
durch Adeno-, Influenza- oder andere Viren vorliegen. Ein nicht oder gering erhöhter
CRP-Spiegel spricht wiederum für geringere Entzündungsaktivität und kann zusammen
mit der klinischen Einschätzung die Entscheidung gegen eine Antibiotika-Therapie unterstützen.
Auch bei Patienten mit unauffälligem Blutbild und niedrigem CRP ist jedoch eine bakterielle
Infektion (z. B. mit Mykoplasmen) nicht hinreichend ausgeschlossen. Die Bestimmung
von weiteren Serumproteinen (Procalcitonin, Interleukin-6) oder Blutsenkungsgeschwindigkeit
erlaubt nach derzeitigem Kenntnisstand ebenfalls keine zuverlässigere Differenzierung
zwischen bakterieller und viraler Pneumonie [27]
[28]. Daher ist eine Labordiagnostik bei Patienten mit nicht schwerer pCAP i. d. R. verzichtbar
[29].
Bei Patienten mit schwerer pCAP kann der zeitliche Verlauf laborchemischer Parameter
sowohl bei der Einschätzung des Therapieerfolgs als auch bei der Erkennung von Komplikationen
wie Dehydratation, inadäquater ADH-Sekretion oder respiratorischer Insuffizienz hilfreich
sein [27]. Daher ist bei der stationären Aufnahme dieser Patienten i. d. R. eine initiale
kapilläre Blutgasanalyse und Untersuchung von Blutbild, CRP, Natrium, Kalium und Säure-Basen-Status
sinnvoll. Weitere Kontroll-Untersuchungen sind individuell anzusetzen und bei unkompliziertem
Verlauf meist nicht erforderlich. Eine deutliche Erhöhung der D-Dimere kann ein früher
Hinweis auf die Entwicklung eines Pleuraempyems sein [30].
Bei Patienten mit nicht-schwerer pCAP sollte keine routinemäßige Blutentnahme erfolgen,
da anhand von Entzündungsparametern (wie CRP oder Leukozytenzahl) nicht zuverlässig
zwischen viraler und bakterieller Pneumonie unterschieden werden kann.
Bei der stationären Aufnahme von Patienten mit schwerer pCAP sollte eine Blutentnahme
mit Bestimmung von Blutbild, CRP, Serum-Elektrolyten und Blutgasanalyse erfolgen.
4.3 Erregerdiagnostik
Da das bakterielle Infektionsgeschehen in unteren Atemwegen und Alveolen meist nur
mit invasiven Prozeduren wie bronchoskopischer Lavage oder transthorakaler Punktion
zugänglich ist, bleibt unter Routinebedingungen die Ätiologie bei den meisten Patienten
mit bakterieller pCAP ungeklärt. Die Untersuchung von Sekretproben aus den oberen
Atemwegen kann Hinweise auf bestimmte Erreger geben, aber nicht zuverlässig zwischen
bakterieller Kolonisation und Infektion unterscheiden. Daher werden Therapie-Entscheidungen
i. d. R. nicht nach individuellen mikrobiologischen Befunden getroffen, sondern orientieren
sich an dem je nach Alter, klinischem Bild und epidemiologischer Situation wahrscheinlichen
Erregerspektrum. Dies trifft insbesondere für ambulant versorgte Patienten mit nicht
schwerer pCAP ohne Grunderkrankung zu [18].
Eine mikrobiologische Diagnostik sollte bei Patienten mit nicht-schwerer pCAP nicht
routinemäßig erfolgen.
4.3.1 Indikation, Material und Methoden zur bakteriologischen Diagnostik
Bei Patienten mit schwerer oder therapieresistenter pCAP sollte eine bakteriologische
Diagnostik angestrebt werden, obwohl die Detektionsquote gering ist. Bei Patienten,
die sich anamnestisch in Regionen mit ungewöhnlicher Erregersituation oder erhöhter
Prävalenz Antibiotika-resistenter Stämme von S. pneumoniae oder S. aureus (z. B. Süd- und Osteuropa) aufgehalten haben, ist ebenfalls eine Erregerdiagnostik
zu erwägen.
Rachenabstriche eignen sich nicht zum Nachweis der häufigsten bakteriellen Pneumonie-Erreger,
da Pneumokokken, Staphylokokken und Haemophilus influenzae oftmals in der Rachenflora gesunder Kinder vorkommen. Nasopharyngeale Abstriche oder
Sekrete sind dagegen zur PCR-Testung auf Mycoplasma pneumoniae, Chlamydia pneumoniae oder Bordetella pertussis geeignet, wenn ein entsprechender klinischer Verdacht besteht.
Eine Sputumprobe lässt sich bei Kindern unter 6 Jahren wegen der Anforderungen an
Kooperation und Koordination i. d. R. nicht gewinnen, bei älteren Patienten gelingt
dies gelegentlich nach spontaner Expektoration oder vorheriger Induktion mit hypertoner
Kochsalz-Inhalation.
Bei Kindern mit V. a. Keuchhusten ist ein frühzeitiger Erregernachweis mittels PCR
anzustreben, zusätzlich kann eine Kultur aus Nasopharyngealsekret oder Abstrich angelegt
werden. Serologische Pertussis-Diagnostik kann sinnvoll sein, wenn der Hustenbeginn
mindestens 2 – 4 Wochen und die letzte Impfung mindestens 12 Monate zurückliegen.
Dazu reicht die Bestimmung von IgG-Antikörpern gegen Pertussistoxin mittels ELISA
aus, ein Titer > 100 IU/ml gibt einen Anhalt für kürzlichen Erregerkontakt.
Der Nachweis Mykoplasmen-spezifischer Antikörper im Partikel-Agglutinationstest bzw.
im ELISA kann auf diese Infektion hinweisen, insbesondere wenn hohe spezifische IgA-Antikörper
gefunden werden. Häufig ist aber erst der Titeranstieg in einer serologischen Verlaufskontrolle
nach 10 – 14 Tagen signifikant. Daher sollte bei Kindern mit einer Therapie-Indikation
der Direktnachweis von Mycoplasma pneumoniae-DNA mittels PCR angestrebt werden.
Eine aerobe Blutkultur mit altersentsprechend ausreichender Blutmenge (z. B. 5 ml
bei Kleinkindern) [31] sollte bei der stationären Aufnahme von Patienten mit schwerer pCAP angelegt werden.
Ihre diagnostische Ausbeute ist jedoch aufgrund der niedrigen Bakteriämie-Rate gering
(ca. 5 – 10 % der Patienten mit bakterieller Pneumonie, 2 % in einer großen US-amerikanischen
Studie [32]). Urinproben können zwar mit etablierten Testverfahren auf Pneumokokken-Antigen
untersucht werden, diese differenzieren jedoch nicht zwischen Kolonisation und Infektion
und sind daher i. d. R. verzichtbar. Bei Reise-assoziierter pCAP oder entsprechendem
Verdacht kann die Bestimmung von Legionella pneumophila-Antigen im Urin hilfreich sein.
Ergibt sich aus Anamnese, klinischem Bild, Röntgen-Befund oder Verlauf der differenzialdiagnostische
Verdacht auf eine pulmonale Tuberkulose, sollten je nach Alter und Verfügbarkeit ein
Tuberkulin-Hauttest (bevorzugt bei Kindern unter 5 Jahren) und/oder ein Interferon-gamma-Test
durchgeführt werden [33].
Bei Patienten mit pCAP und parapneumonischem Erguss ist aus dem Pleurasekret je nach
antibiotischer Vorbehandlung durch Kombination von Kultur und PCR-Testung in 30 – 80 %
der Fälle eine bakteriologische Diagnose möglich [34], daher sollte die Indikation zur diagnostischen Punktion großzügig gestellt werden.
Die Gewinnung von Trachealsekret oder bronchoalveolärer Lavageflüssigkeit zur Keimdiagnostik
ist bei Patienten mit Therapie-Versagen, Immunsuppression oder -defizienz, pulmonaler
oder neuromuskulärer Grunderkrankung oder maschineller Beatmung indiziert. Dabei muss
eine potenzielle Kontamination aus den oberen Atemwegen bedacht werden [35]. In speziellen Fällen (z. B. Abszedierung) kann auch eine perkutane Nadelaspiration
erwogen werden [36].
Bei Patienten mit schwerer pCAP, Therapie-Resistenz oder Komplikationen sollte der
Nachweis bakterieller Erreger aus Blutkultur, induziertem Sputum oder Pleuraerguss
angestrebt werden. In Ausnahmefällen kann hierzu auch eine tracheale Sekretaspiration
oder bronchoalveoläre Lavage erwogen werden.
Eine PCR- oder serologische Diagnostik auf bakterielle Infektionserreger, wie z. B.
Mykoplasmen oder Bordetellen, sollte v. a. bei Patienten mit schwerer bzw. Therapie-resistenter
pCAP oder kompliziertem Verlauf erfolgen.
Bakterienkulturen aus Rachenabstrich und Urintests auf Pneumokokken-Antigen sollten
bei Patienten mit pCAP nicht durchgeführt werden, da sie i. d. R. keinen diagnostisch
verwertbaren Befund ergeben.
4.3.2 Indikation, Material und Methoden zur virologischen Diagnostik
Eine Testung von stationär behandlungsbedürftigen Säuglingen und jungen Kleinkindern
auf saisonale Erreger wie RS-, Influenza-, Parainfluenza-, Adeno- und humane Metapneumo-Viren
kann zur Patienten-Kohortierung sinnvoll sein. Dabei ist jedoch die Rate viral-bakterieller
Ko-Infektionen von ca. 30 % zu bedenken.
Methode der Wahl ist die PCR aus (je nach Erreger) Rachenspülwasser, aspiriertem Nasen-Rachen-Sekret
oder Nasopharyngeal-Abstrich. Diese kann auch in Form einer kombinierten Multiplex-PCR
auf bakterielle und virale Nukleinsäure-Bestandteile eingesetzt werden [37]. Die Sensitivität von Antigen-Schnelltests für RSV ist hoch, für Influenza mäßig
bis gut. Serologische Untersuchungen sind zum Nachweis einer Virusinfektion bei Patienten
mit pCAP nicht geeignet.
Zum Nachweis von respiratorischen Viren können Antigen-Schnelltests und PCR-Verfahren
aus nasopharyngealen Sekreten oder Abstrichen eingesetzt werden. Diese sollten nur
bei hospitalisierten Patienten mit pCAP angewandt werden.
4.4 Bildgebende Diagnostik
4.4.1 Röntgen-Thorax
Die Diagnose einer pCAP wird primär klinisch gestellt, und ionisierende Strahlen sollten
bei Kindern wegen ihrer höheren biologischen Empfindlichkeit zurückhaltend eingesetzt
werden. Da zudem radiologische Befundmuster nicht zuverlässig einer Ätiologie zugeordnet
werden können, ist die Röntgenuntersuchung der Lunge bei Patienten mit nicht-schwerer
pCAP i. d. R. verzichtbar [18]
[38]
[39]
[40]
[41]. Bei Patienten mit persistierender, unklarer Symptomatik (z. B. bei Fieber ohne
Husten oder pathologischem Auskultationsbefund) kann der röntgenologische Nachweis
von Infiltraten zur pCAP-Diagnose hilfreich sein. Bei Patienten mit schwerer oder
therapieresistenter pCAP besteht die Fragestellung meistens im Nachweis bzw. Ausschluss
von Belüftungsstörung, Flüssigkeitsansammlung in der Pleurahöhle oder Abszedierung.
Da die meisten Veränderungen im sagittalen p. a.-Strahlengang zuverlässig erkannt
werden können, ist eine 2. Aufnahme in seitlicher Projektion i. d. R. verzichtbar
[42]
[43]
[44].
Patienten mit pCAP weisen nach 3 – 7 Wochen auch bei vollständiger klinischer Genesung
noch zu 30 % pathologische Restbefunde im Röntgen-Thorax auf, die jedoch nicht mit
dem prospektiven Risiko erneuter oder rezidivierender Pneumonien assoziiert sind [45]. Daher ist eine radiologische Verlaufskontrolle meistens entbehrlich. Patienten
mit rezidivierenden Pneumonien sollten mittels Röntgenbild untersucht werden [39].
Bei Patienten mit nicht-schwerer pCAP sollte auf eine Thorax-Röntgenuntersuchung verzichtet
werden.
Zur radiologischen Befunderhebung reicht bei Patienten mit pCAP i. d. R. eine Aufnahme
in sagittalem p. a.-Strahlengang aus. Eine seitliche Aufnahme sollte nicht durchgeführt
werden.
Eine radiologische Kontrolluntersuchung soll bei Patienten mit pCAP nicht routinemäßig,
sondern nur nach individueller Indikation durchgeführt werden.
4.4.2 Thorax-Sonografie
Zunehmend werden auch Ultraschall-Untersuchungen des Thorax in der Pneumonie-Diagnostik
bei Kindern und Jugendlichen eingesetzt [46]
[47]
[48]. Hiermit können ohne Strahlenbelastung Ausdehnung und Binnenstruktur von Pleuraergüssen,
Thoraxwand-nahen Infiltraten oder Belüftungsstörungen beurteilt werden. Zur Differenzial-
und Verlaufsdiagnostik von parapneumonischem Erguss und Pleuraempyem ist die Sonografie
Methode der Wahl, die erhobenen Befunde sind der Computertomografie des Thorax nicht
unterlegen [49].
4.4.3 Schnittbildgebung
Mittels Computertomografie können parenchymatöse, hiläre und mediastinale Prozesse
mit hoher Auflösung dargestellt und differenziert werden. Moderne Mehrschicht-Spiral-Geräte
und Low-dose-Protokolle ermöglichen eine deutliche Reduktion von Akquisitionszeit
und Dosisflächenprodukt, dennoch sind die nicht unerhebliche Strahlenexposition und
der eventuelle Sedierungsbedarf wichtige Argumente für einen extrem restriktiven Einsatz
der CT nur bei speziellen Patienten mit pCAP und Komplikationen oder thoraxchirurgischem
Interventionsbedarf. Als strahlenfreie, aber zeitaufwendigere Alternative zur Beurteilung
von zentralen Bronchial- und Gefäßstrukturen, primären Fehlbildungen und regionaler
Perfusion kann in ausgewählten Fragestellungen auch die Kernspintomografie zum Einsatz
kommen.
5 Therapie
In der Behandlung von Patienten mit pCAP kommen supportive (5.1. – 5.3.) und antiinfektive
Maßnahmen (5.4.) zum Einsatz. Zur supportiven Therapie der pCAP gehören v. a. die
Gabe von Sauerstoff, Antipyretika, Analgetika und Rehydratation. Darüber hinaus gibt
es keine Evidenz für eine Wirksamkeit von zusätzlichen Therapiemaßnahmen wie den Einsatz
von Mukolytika, Antitussiva, NaCl-Feuchtinhalationen (isoton oder hyperton) oder Salbutamol.
Bez. des zusätzlichen Einsatzes systemischer Kortikosteroide gibt es zwar im Erwachsenenalter
Hinweise auf eine Verminderung von schweren Komplikationen [50], im Kindesalter fehlen jedoch hierzu kontrollierte Studien. Eine retrospektive Studie
zeigte eine höhere Rate an Therapieversagen, wenn Kinder mit pCAP, die nicht an einem
bekannten Asthma litten, mit Kortikosteroiden behandelt wurden [51].
5.1 Sauerstoff
Es gibt keine einheitliche und auf kontrollierten Studien basierte Empfehlung, ab
wann Patienten mit pCAP Sauerstoff erhalten sollten. Es gibt aber Studien, die belegen,
dass Dyspnoe und Tachypnoe sowie Komplikationen bei einer O2-Sättigung unter 93 % zunehmen [18]. Daher sollten Patienten mit einer O2-Sättigung ≤ 92 % bei Raumluft O2 erhalten, wobei dieser über eine Nasalkanüle, Brille, Maske oder eine Kopfbox appliziert
werden kann (Therapieziel O2-Sättigung > 92 %) [5]. Es gibt keine starke Evidenz für die Überlegenheit einer bestimmten Applikationsform
[52]
[53]. Sog. „High flow“-Nasenbrillen kommen zunehmend (mit und ohne O2-Applikation) als nicht-invasive Beatmungsform bei Patienten mit drohender respiratorischer
Erschöpfung zur Anwendung [52]
[53]
[54]. Bei behinderter Nasenatmung durch Schleimhautschwellung sollten dekongestive Nasentropfen/Sprays
verabreicht werden. Falls die Nase des Patienten durch Sekret verlegt sein sollte,
empfiehlt sich eine Kochsalz-Spülung oder Absaugung. Es gibt jedoch keine Studien,
die die Effektivität bzw. den Nutzen dieser Behandlungen belegen.
Patienten mit pCAP und einer pulsoximetrischen O2-Sättigung ≤ 92 % bei Raumluft sollten O2 erhalten mit dem Ziel, eine SaO2 > 92 % zu erreichen.
5.2 Flüssigkeit
Kinder, die aufgrund von Atemnot und Erschöpfung nicht ausreichend Flüssigkeit zu
sich nehmen können, sollten diese entweder enteral (oral oder über Magensonde) oder
parenteral zugeführt bekommen. V. a. bei Säuglingen kann aber eine nasogastrale Sonde
die Atemwege verlegen und die Nasenatmung beeinträchtigen [55]. Auch wenn eine Nasogastralsonde grundsätzlich einer intravenösen Ernährung vorzuziehen
ist, sollte daher die kleinstmögliche Größe verwendet werden [55]. Die Gabe von Nahrung über die Magensonde wird im Bolus oder bei kontinuierlicher
Gabe zwar vergleichsweise gut vertragen, bei kontinuierlicher Gabe ist jedoch von
einer erhöhten Aspirationsgefahr besonders bei Säuglingen und Kleinkindern auszugehen.
Kinder, die erbrechen oder schwer krank sind, benötigen i. d. R. eine intravenöse
Flüssigkeitsgabe und ein Elektrolyt-Monitoring.
5.3 Physiotherapie
Zwei randomisiert kontrollierte Studien und eine Beobachtungsstudie bei älteren Kindern
zeigten, dass die Physiotherapie bei Patienten ohne vorbestehende pulmonale Grunderkrankung
(z. B. Bronchiektasie, zystische Fibrose) keinen Einfluss auf Krannkenhausaufenthaltsdauer,
Fieber und Ausmaß der Röntgen-Veränderungen hat [56]
[57]
[58]. Es gibt einzelne Hinweise, dass Physiotherapie bei Patienten mit einer Pneumonie
sogar nachteilig sein und zur längeren Dauer von Fieber führen kann [57]. Eine Metaanalyse von 3 Studien bei Kindern mit Pneumonie konnte weder positive
noch negative Effekte einer Physiotherapie belegen [59]. Möglicherweise ist eine sitzende Position bzw. eine frühe Mobilisierung zur Vermeidung
von Belüftungsstörungen insbesondere der dorsalen Lungenanteile hilfreich.
Physiotherapie und Atemgymnastik haben keinen Einfluss auf den Verlauf und sollten
daher bei Patienten mit pCAP ohne Grunderkrankung oder Komplikation nicht erfolgen.
5.4 Antiinfektiva
5.4.1 Indikation zur antiinfektiven Therapie
Nicht jeder Patient mit pCAP muss antibiotisch behandelt werden. Die prinzipielle
Entscheidung für oder gegen eine solche Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit
pCAP wird aufgrund der Einschätzung von klinischem Bild, zu erwartenden Erregern und
evtl. vorliegenden Risikofaktoren getroffen.
Bei den meisten Kleinkindern mit ambulant erworbener Pneumonie lassen sich Viren (z. B.
Rhinovirus, RSV, humanes Metapneumovirus, Parainfluenzavirus, Influenza A + B-Virus,
Adenovirus, Coronavirus, humanes Bocavirus) nachweisen [16]. Zeigen Kleinkinder mit pCAP Zeichen einer bronchialen Obstruktion, liegt meistens
eine virale Infektion zugrunde. Patienten mit einer nicht-schweren pCAP ohne Fieber
sowie Patienten, bei denen eine bronchiale Obstruktion klinisch im Vordergrund steht,
sollten daher primär nicht mit Antibiotika behandelt werden.
Darüber hinaus sind Hinweise zur Erreger-spezifischen Präsentation aufgrund klinischer
und/oder radiologischer Pneumonie-Zeichen nur begrenzt bei der Entscheidung für oder
gegen eine antibiotische Behandlung hilfreich. Klinisch ist die Unterscheidung zwischen
häufigen bakteriellen, viralen und sog. atypischen Erregern oftmals schwierig [60]
[61]. Radiologische Infiltrate weisen auf eine Pneumonie hin, ihre Art und Ausdehnung
lassen jedoch nicht auf den ursächlichen Erreger rückschließen. So können sich neben
Pneumokokken auch virale oder Mykoplasmen-Pneumonien radiologisch als Lobärpneumonie
präsentieren [62]. Viral-virale bzw. viral-bakterielle Ko-Infektionen treten in bis zu 30 % aller
Pneumonien auf [63]
[64], sodass der Virusnachweis eine zusätzliche bakterielle Infektion nicht ausschließt.
Bakterielle Sekundärinfektionen einer primär viralen Pneumonie sind insbesondere bei
2-phasigem Fieberverlauf in Betracht zu ziehen.
Es liegen nur sehr wenige kontrollierte Studien vor, welche den Nutzen einer antibiotischen
Therapie bzw. die Risiken einer rein symptomatischen Therapie bei pCAP untersucht
haben.
In 2 Studien wurde die Wirksamkeit einer antibiotischen Gabe gegenüber Placebo bei
Kindern mit pCAP verglichen [65]
[66]. Jedoch wurden viele Kinder in diese Studien eingeschlossen, die klinisch eher eine
Bronchitis als eine Pneumonie hatten. So ließen sich bei 84 % der 136 Kinder mit nicht-schwerer
Pneumonie (Alter 1 Monat bis 6 Jahre) in einer dänischen randomisierten, kontrollierten
Studie RS-Viren nachweisen. Ein Großteil dieser Kinder wies typische Symptome einer
obstruktiven Bronchitis auf. In dieser Studie konnten keine Unterschiede im klinischen
Verlauf zwischen der Antibiotikagruppe und der Placebogruppe festgestellt werden.
Allerdings erhielten 15 von 64 Kindern der Placebogruppe schließlich „aus pragmatischen
Gründen“ doch Antibiotika [66].
Ein restriktiver Antibiotika-Einsatz ist aufgrund der v. a. bei Kleinkindern häufigen
viralen Genese der pCAP und vor dem Hintergrund zunehmender Antibiotikaresistenzen
anzustreben. Diesbezüglich ist auch das geringere (jedoch nicht komplett fehlende)
Risiko für Pneumokokken-Pneumonien bei vollständig Pneumokokken-geimpften Kindern
mit in den Entscheidungsprozess einzubeziehen [60]
[61].
Wenn eine bakterielle Genese der pCAP im klinischen Alltag mit in Betracht gezogen
wird, sollten Patienten mit nicht-schwerer pCAP und Fieber antibiotisch behandelt
werden, da eine virale und bakterielle Genese durch keinen einzelnen diagnostischen
Parameter sicher differenziert werden können. Dementsprechend sollen Patienten mit
schwerer pCAP und Fieber eine antibiotische Therapie erhalten, zumindest solange bis
eine bakterielle Genese mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden kann.
Entscheidend für eine Begrenzung unnötiger Antibiotikagaben ist, dass eine begonnene
antibiotische Therapie im Verlauf bei Hinweisen auf eine virale Ätiologie (z. B. positive
Virus-PCR, persistierend niedriges CRP/ggf. Procalcitonin, Entwicklung einer bronchialen
Obstruktion) bzw. fehlenden Hinweisen auf eine bakterielle Ätiologie jederzeit abgesetzt
werden kann. In einer Studie [27] wird darauf hingewiesen, dass die antibiotische Therapie in Analogie zu den Algorithmen
bei Erwachsenen bei einem PCT-Wert von < 0,25 ng/ml gestoppt werden könne. Da es jedoch
keinen einzelnen, verlässlich prädiktiven klinisch oder laborchemisch messbaren Parameter
gibt, bleibt es letztlich eine ärztliche Entscheidung, die aus der Gesamtheit der
Befunde und dem klinischen Bild des Patienten individuell getroffen wird.
Patienten mit nicht-schwerer pCAP und Fieber sollten, Patienten mit schwerer pCAP
und Fieber sollen antibiotisch behandelt werden.
Säuglinge und Kleinkinder mit einer nicht -schweren pCAP ohne Fieber oder mit Zeichen
einer bronchialen Obstruktion sollten primär nicht mit Antibiotika behandelt werden,
da bei ihnen mit hoher Wahrscheinlichkeit eine virale Infektion vorliegt.
Bei Hinweisen auf eine virale Ätiologie (bzw. fehlenden Hinweisen auf eine bakterielle
Ätiologie) kann von einer initialen Antibiotikatherapie abgesehen werden, bzw. sollte
eine begonnene Antibiotikatherapie abgesetzt werden.
5.4.2 Wirkstoff-Auswahl
Beim Entschluss zur Antibiotika-Gabe sind Wirkstoff, Verabreichungsform und -dauer
festzulegen. Bei Patienten mit pCAP erfolgt die primäre Behandlung i. d. R. ohne Nachweis
des auslösenden Erregers. Für die empirische Therapie sind die Prävalenz unterschiedlicher
Pathogene in einzelnen Alters- und Patientengruppen sowie die Resistenzlage in Bezug
auf die zu erwartenden Erreger ausschlaggebend. Eine Zusammenfassung der empfohlenen
Wirkstoffe und Dosierungen findet sich in [Tab. 2].
Tab. 2
Empirische antibiotische Therapie[1] von Kindern und Jugendlichen mit ambulant erworbener Pneumonie.
|
Substanz
|
Dosierung[2]
|
|
Amoxicillin p. o.
|
50 (–90) mg/kg/d in 2 – 3 ED[3]
|
|
Ampicillin i. v.[*]
|
100 (–200) mg/kg/d in 3 ED
|
|
Cefuroximaxetil p. o.
|
30 mg/kg/d in 2 ED
|
Cefuroxim i. v.
|
100 (–150) mg/kg/d in 3 ED
|
Clarithromycin p. o.
|
15 mg/kg/d in 2 ED
|
Doxycyclin p. o. (ab 9 Jahren)
|
Am 1. Tag 4 mg/kg/d in 1 ED, ab dem 2. Tag 2 mg/kg/d in 1 ED
|
|
Ampicillin-Sulbactam i. v.[**]
|
100 (–150) mg/kg/d (Ampicillin-Anteil) in 3 ED
|
Cefuroxim i. v.
|
100 (–150) mg/kg/d in 3 ED
|
Amoxicillin-Clavulansäure p. o.[5]
|
45 (–60) mg/kg/d (Amoxicillin-Anteil) in 3 ED[$]
|
Sultamicillin p. o.[5], [#]
|
50 mg/kg/d in 2 ED
|
Cefuroximaxetil p. o. 5
|
30 mg/kg in 2 ED
|
|
Amoxicillin-Clavulansäure p. o./ i. v. plus Clarithromycin p. o.
oder Azithromycin
oder (ab 9 J.) Doxycyclin p. o.
|
s. o. s. o. 10 mg/kg in 1 ED an Tag 1; 5 mg/kg in 1 ED an Tag 2 – 5 s. o.
|
1 Nicht jeder Patient mit pCAP muss antibiotisch behandelt werden!
2 Dosisbereiche gemäß Fachinformation und Fachliteratur
3 ED = Einzeldosen
4 Wenn orale Medikamente nicht sicher ein- oder aufgenommen werden können.
5 auch zur oralen Sequenztherapie geeignet
Anpassungen für die Anwendung in der Schweiz (Verfügbarkeiten):
* Amoxillin i. v.
** Amoxillin-Clavulansäure i. v.
$ 50 (–80) mg/kg/d in 2 ED
# nicht verfügbar
In den gegenwärtigen nationalen und internationalen Leitlinien wird einheitlich Amoxicillin
als Antibiotikum der ersten Wahl, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene, empfohlen
[18]
[20]
[67]
[68].
Es liegen randomisierte, kontrollierte Studien für unterschiedliche Wirkstoffe wie
Amoxicillin, Amoxicillin/Clavulansäure, Cefaclor, Erythromycin, Clarithromycin, Cefixim,
Cefpodoxim, Cefuroxim, Ceftriaxon und Levofloxacin vor [69]
[70]
[71]
[72]
[73]
[74]
[75]
[76]
[77], die eine vergleichbar hohe Wirksamkeit dieser Medikamente bei der Behandlung von
Patienten mit pCAP nahelegen. Auch zwischen unterschiedlichen Makrolid-Antibiotika
konnten keine wesentlichen Differenzen hinsichtlich der klinischen Wirksamkeit festgestellt
werden [78]
[79]
[80], Clarithromycin scheint allerdings etwas besser toleriert zu werden als Erythromycin
[81]. Es ist jedoch hervorzuheben, dass Makrolide ein großes Potenzial zur Induktion
von Resistenzen haben. So stieg die Resistenzrate bei Pneumokokken nach der Einführung
neuer Makrolide in Deutschland vorübergehend deutlich an [82].
In eine Cochrane-Metaanalyse, die vergleichende Antibiotikastudien zur Behandlung
einer ambulant erworbenen Pneumonie bei Kindern evaluierte, wurden 29 Studien mit
insgesamt 14 188 Kindern aufgenommen [83]. Im ambulanten Bereich zeigten Amoxillin-behandelte Kinder eine vergleichbare Heilungsrate
wie Cotrimoxazol-behandelte Kinder. Weitere wirksame orale Antibiotika waren Amoxicillin-Clavulansäure
und Cefpodoxim. Orale Amoxicillin-Präparate waren auch vergleichbar wirksam gegenüber
injizierbaren Penicillinen bei Kindern mit schwerer Pneumonie (WHO) ohne Hypoxämie.
Amoxicillin-Clavulansäure und Cefuroxim wurden hier ebenfalls als vergleichbar wirksam
geprüft. Nach Einführung von Clinical Practice Guidelines und einem Antibiotic Stewardship
Programm in den USA konnte gezeigt werden, dass auch bei einer Umstellung von Cefuroxim
auf Amoxicillin bei ambulant erworbener Pneumonie ein vergleichsweise gutes Outcome
zu erwarten ist [84]
[85]
[86].
In einer prospektiven, randomisierten Studie mit 58 Kindern zwischen 3 und 15 Jahren
mit pCAP wurden entweder niedrig dosiertes Penicillin G, hoch dosiertes Penicillin
G oder Cefuroxim intravenös für 4 – 7 Tage verabreicht. Der Behandlungserfolg war
hinsichtlich Fieber und Krankenhausaufenthaltsdauer vergleichbar [87]. In einer weiteren Studie bei Kindern mit pCAP war die Gabe von Penicillin G i. v.
200 000 E/kg/Tag in 4 Dosen vergleichbar mit der Gabe von 6 Tagesdosen [88].
Ein Problem der weit verbreiteten Anwendung von Cephalosporinen ist trotz ihrer guten
Wirksamkeit die Selektion von multiresistenten gramnegativen Enterobakterien (MRGN),
welche insbesondere bei hospitalisierten Patienten schwerwiegende und schwer zu behandelnde
Infektionen verursachen können.
Daher sollten Cephalosporine und Makrolide nicht in der primären Therapie der pCAP
zur Anwendung kommen. Bei Penicillinallergie oder Unverträglichkeit sind Cephalosporine
und Makrolide gute Alternativen.
Zur Verwendung von Makroliden in der Behandlung von Patienten mit pCAP, die durch
Erreger wie M. pneumoniae und C. pneumoniae verursacht wird, ist die Datenlage uneinheitlich und die Diskussion entsprechend
kontrovers. Eine Studie, die das Kurz- und Langzeit-Ergebnis bei Kindern mit oberen
und unteren Atemwegsinfektionen betrachtete, konnte einen möglichen Nutzen der Makrolidbehandlung
bei gesicherter M. pneumoniae- und/oder C. pneumoniae-Infektion nachweisen [89]
[90].
Bei Kindern mit gesicherter M. pneumoniae-Infektion in Taiwan verkürzten Makrolide signifikant die Fieberdauer [91]. In einer Studie bei Schulkindern mit CAP konnte bei einer Kombinationstherapie
eines Betalaktam-Antibiotikums mit einem Makrolid im Vergleich zur Betalaktam-Monotherapie
eine kürzere Krankenhausaufenthaltsdauer bei vergleichbarer Wiederaufnahmerate festgestellt
werden [92].
In einer weiteren Studie, die die kombinierte Gabe von Ceftriaxon mit einem Makrolid
im Vergleich zu einer Behandlung ohne Makrolid untersuchte, konnte bei Vorschulkindern
keine verkürzte Behandlungsdauer festgestellt werden, während es bei Schulkindern
von Vorteil war [93].
Andererseits wurde in einem systematischen Review und einem Cochrane-Review keine
ausreichende Evidenz für oder gegen die spezifische Behandlung einer M. pneumoniae-assoziierten Atemwegs-Infektion nachgewiesen [94]
[95]. Lediglich eine Studie konnte einen signifikanten Vorteil gegenüber Placebo aufzeigen
[89]. Die Datenlage ist damit unzureichend, und weitere randomisierte, Placebo-kontrollierte
Studien sind notwendig.
Bei begründetem Verdacht auf eine schwere Pneumonie, die durch Mykoplasmen bzw. Chlamydien
verursacht ist, können Makrolide bei Kindern unter 9 Jahren eingesetzt werden. Ab
dem Alter von 9 Jahren kann bei indizierter antibiotischer Behandlung auch ein Tetrazyklin
verwendet werden, da hierdurch ein breites Spektrum inklusive atypischer Erreger erfasst
wird.
Zur antibiotischen Behandlung von Patienten mit pCAP sollte primär Amoxicillin (p. o.)
bzw. Ampicillin (i. v.) eingesetzt werden.
Bei Patienten mit pCAP und Penicillin-Allergie oder Unverträglichkeit soll eine antiinfektive
Therapie mit Cephalosporinen (unter Beachtung einer möglichen Kreuzreaktivität), Makroliden
bzw. bei Patienten ab 9 Jahren mit Tetrazyklinen erwogen werden.
Patienten mit pCAP und Komplikationen, persistierendem Fieber oder Verdacht auf eine
Influenza- oder Masern-Erkrankung mit bakterieller Koinfektion sollten mit Aminopenicillinen
und Betalaktamasehemmern oder mit Cephalosporinen der Gruppe 2 behandelt werden.
Bei Patienten mit schwerer pCAP und Hinweisen auf Mykoplasmen- oder Chlamydien-Infektion
können entweder initial zusätzlich zu Aminopenicillinen oder sekundär bei Therapieversagen
Makrolide bzw. ab dem Alter von 9 Jahren Tetrazykline eingesetzt werden.
Bei nachgewiesenen relevanten Erregern aus Blutkultur, Atemwegssekret oder Punktat
soll nach Resistogramm behandelt werden.
5.4.3 Orale/intravenöse Verabreichung
5.4.3.1 Primäre antibiotische Therapie oral vs. parenteral
Die parenterale Gabe von Antibiotika ist aufwendig und für die Kinder potenziell belastend.
I.d.R. wird sie nur bei stationär behandelten Kindern mit schwerer pCAP durchgeführt.
Die parenterale Gabe garantiert bei nicht möglicher oraler Aufnahme, fehlender Compliance,
bei Schwerkranken und bei Patienten mit gastrointestinaler Resorptionsstörung ausreichend
hohe Wirkspiegel im Plasma und Lungenparenchym [96].
Eine große Studie untersuchte die Effektivität von intramuskulärem Penicillin (eine
Dosis) und oralem Amoxicillin bei Kindern mit ambulant erworbener Pneumonie in der
Notfallambulanz [96]. Die Evaluation nach 24 – 36 Stunden zeigte keinen Unterschied im Outcome beider
Gruppen. Weitere Studien aus Großbritannien, Afrika und Asien bei Kindern über 6 Monaten
zeigten, dass orales Amoxicillin in der Behandlung der unkomplizierten, ambulant erworbenen
Pneumonie ebenso effektiv wie parenteral verabreichtes Penicillin ist [96]
[97]
[98]
[99]. Schwere, komplizierte Fälle waren in diesen Studien jedoch ausgeschlossen.
Eine weitere große, randomisierte Open-label-Multizenter-Äquivalenzstudie wurde in
8 Entwicklungsländern (Afrika, Asien und Südamerika) mit 1702 Kindern im Alter von
3 – 59 Monaten durchgeführt. Die Studienteilnehmer wurden randomisiert und erhielten
entweder Amoxicillin oder parenterales Penicillin. In beiden Gruppen waren die Heilungsraten
vergleichbar hoch, mit etwa 19 % Therapieversagern [100].
In einer randomisiert kontrollierten Studie in Pakistan wurde der Unterschied zwischen
einer oralen Hochdosis-Amoxicillin-Therapie (80 – 90 mg/kgKG/d in 2 ED) und einer
parenteralen Ampicillin-Therapie (100 mg/kgKG/d in 4 ED) untersucht. Die Versagerrate
war in beiden Gruppen mit 7 – 8 % gleich [97].
Hochdosiertes Amoxicillin (80 – 90 mg/kgKG/d) kann nach einer weiteren Studie aufgrund
hoher Plasmaspiegel über ausreichend lange Zeit auch in 2 Einzeldosen pro Tag verabreicht
werden [101]. Hierdurch lässt sich die Compliance sicherlich verbessern.
Ein Cochrane-Review von 2006, der allerdings nur 3 Studien einschließen konnte, kommt
zu dem Schluss, dass die orale antibiotische Therapie bei schwerer Pneumonie im Kindesalter
vergleichbar sicher und ähnlich effektiv ist wie die parenterale Therapie [98]. Daraus lässt sich schließen, dass eine orale antibiotische Therapie wirksam und
nicht zwingend einer parenteralen Gabe unterlegen ist. Somit ist auch eine orale antibiotische
Therapie bei Kindern mit schwerer pCAP im stationären Setting gerechtfertigt, wenn
eine orale Einnahme möglich und keine Beeinträchtigung der gastrointestinalen Resorption
zu erwarten ist.
5.4.3.2. Antibiotische Sequenztherapie
Im klinischen Alltag ist die Frage von wichtiger Bedeutung, wann von einer intravenösen
auf eine orale antibiotische Therapie gewechselt werden kann. Hiermit ist i. d. R.
auch eine Entlassung aus der stationären Behandlung möglich, zum idealen Zeitpunkt
existieren jedoch keine randomisierten und kontrollierten Studien. Retrospektive Studien
legen nahe, dass eine frühzeitige perorale Gabe möglich, sicher und sinnvoll ist [102]
[103].
Der Zeitpunkt der Umsetzung auf orale Gabe hängt vom klinischen Verlauf ab. Eine Symptom-Verbesserung
(Abnahme von Fieber, Husten, Tachypnoe, Sauerstoffbedarf, Zunahme von Aktivität und
Appetit) und ggf. im Verlauf abfallende Laborparameter wie Leukozytenzahl, CrP oder
andere Akutphase-Proteine fließen in die Entscheidungsfindung mit ein. Falls keine
Komplikationen vorliegen und keine schwere/relevante Grunderkrankung besteht, kann
eine perorale Gabe meist nach 2 – 3 Tagen parenteraler Therapie und Entfieberung erfolgen
[69]. Die Wahl des peroral gegebenen Antibiotikums sollte sich im Idealfall nach dem
nachgewiesenen Erreger, bzw. nach der zuvor erfolgten, klinisch wirksamen intravenösen
Therapie richten. Bei der Auswahl sind auch Geschmack und Verträglichkeit zu berücksichtigen,
um eine gute Compliance zu gewährleisten. Klare schriftliche Anweisungen für die Betreuungspersonen
verbessern die Compliance bei der Antibiotika-Einnahme.
Orale Antibiotika können auch bei Patienten mit schwerer pCAP eingesetzt werden.
Intravenöse Antibiotika sollten bei pCAP eingesetzt werden, wenn die Patienten orale
Medikamente nicht ein- oder aufnehmen können.
Bei unkompliziertem Verlauf und klinischer Verbesserung kann eine intravenös begonnene
Therapie auf perorale Verabreichung umgesetzt werden.
5.4.4 Therapiedauer
Die im Folgenden diskutierten Studien zur Dauer der antibiotischen Therapie gelten
für nicht schwere pCAP bei Patienten ohne Grunderkrankung und damit für Pneumonien,
bei denen S. pneumoniae als häufigster Erreger angenommen wird. Die Empfehlungen zur Therapiedauer sind nicht
konsistent, auch wenn generell in den letzten Jahren eine Tendenz zu kürzeren Therapiedauern
zu verzeichnen war. Für die Entwicklung von Resistenzen ist die Länge der Antibiotika-Exposition
von hoher Bedeutung, sodass die kürzestmögliche Therapie bzw. das Absetzen der antibiotischen
Therapie (bei fehlender oder überdachter Indikation) angestrebt werden soll. Nach
der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie [68], der British Thoracic Society [18] und der nordamerikanischen Pediatric Infectious Disease Society [39] sind Kinder ohne Grunderkrankung mit pCAP bei gutem klinischen Ansprechen mit 5 – 7
Tagen i. d. R. ausreichend behandelt.
Die Dauer der antibiotischen Therapie bei pCAP wurde zumeist in industrialisierten
Ländern im Rahmen von Zulassungsstudien untersucht, die neuere Antibiotika mit einer
herkömmlichen Standardtherapie verglichen haben. Eine ältere Studie aus Finnland zeigte
eine vergleichbar gute Wirksamkeit einer 4-tägigen parenteralen im Vergleich zur 7-tägigen
parenteralen Therapie mit Penicillin oder Cefuroxim, ohne Vorteile für Cefuroxim [72].
4 randomisierte Studien vorwiegend aus Indien und Pakistan mit über 6000 eingeschlossenen
Säuglingen und Kleinkindern untersuchten die orale Kurzzeit-Antibiotikatherapie mit
Amoxicillin über 3 vs. 5 Tage bei klinisch diagnostizierter, nicht-schwerer Pneumonie
[104]
[105]
[106]. Die 3-tägige Therapie hatte eine ebenso hohe Heilungsrate von knapp 90 % wie die
5-tägige orale Amoxicillin-Therapie.
Ein Cochrane-Review kommt jedoch zu dem Schluss, dass es keine ausreichende Studien-Evidenz
für die vergleichbare Wirksamkeit von 3- und 5-tägiger Amoxicillin-Therapie gibt [107]. Es ist anzunehmen, dass in diesen Studien auch Bronchiolitis- bzw. obstruktive
Bronchitis-Fälle eingeschlossen wurden, da einige Kinder Zeichen der pulmonalen Obstruktion
(Giemen) und einen positiven RSV-Nachweis zeigten [105]
[108]
[109]. Diese könnten das Ergebnis beeinflussen, da sie möglicherweise auch ohne antibiotische
Therapie ausgeheilt wären.
Eine randomisierte, vergleichende Studie aus Israel zeigte eine vergleichbar hohe
Wirksamkeit einer 5- und 10-tägigen oralen Amoxicillin-Therapie (80 mg/kgKG/d in 3
ED) mit 100 % klinischer Heilung, gegenüber nur 60 % bei 3-tägiger Therapie [110]. Weitere randomisierte Studien sind daher erforderlich, um eine äquivalente Wirksamkeit
einer kürzeren Therapiedauer zu belegen.
Zusammenfassend sollte die antibiotische Therapie von Patienten mit nicht-schwerer
pCAP über 5 Tage durchgeführt werden, bei schwerer pCAP über mindestens 7 Tage.
Bakterielle Pneumonien, die nicht durch S. pneumoniae verursacht sind (z. B. S. aureus/MRSA), benötigen nach klinischer Erfahrung eine deutlich längere Behandlungsdauer.
Vergleichende Studien liegen hierzu nicht vor, i. d. R. sollte die Therapie 10 – 14
Tage dauern.
Die Behandlungsdauer von Pneumonien mit sog. atypischen Erregern ist in kontrollierten
Studien nicht untersucht. Patienten mit schweren Pneumonien durch atypische Erreger
wie M. pneumoniae, C. trachomatis, C. pneumoniae oder Legionella spp. sollen für mindestens 10 Tage behandelt werden [39]
[68]. Bei der Verwendung von Azithromycin ist eine 5-tägige Behandlung ausreichend [39]. Bei Pneumonie durch C. psittaci sollte 21 Tage behandelt werden [68].
Patienten mit komplizierter Pneumonie (parapneumonischer Erguss, Pleuraempyem, Lungenabszess,
nekrotisierende Pneumonie) benötigen nach individueller Entscheidung unter Hinzunahme
von klinischer, laborchemischer und bildgebender Diagnostik eine Therapiedauer von
2 – 6 Wochen, selten länger.
Bei Patienten mit nicht-schwerer pCAP sollte eine antibiotische Therapie über 5 Tage
durchgeführt werden, bei schwerer pCAP mindestens 7 Tage.
Bei Patienten mit pCAP und Komplikationen ist die Therapiedauer dem Krankheitsbild
und dem Verlauf anzupassen.
6 Verlauf
6.1 Verlaufskontrolle bei ambulanten und stationären Patienten
Wenn bei einem Kind oder Jugendlichen die Diagnose einer pCAP gestellt (Kapitel 3
und 4) und eine Behandlung eingeleitet wurde (Kapitel 5), besteht die nächste Herausforderung
in der Überwachung des weiteren Krankheitsverlaufs und der frühzeitigen Erkennung
von Therapieversagen und Komplikationen. Bei ambulant versorgten Patienten sollten
die Betreuungspersonen zur kurzfristigen Wiedervorstellung in der Praxis bzw. beim
Notdienst aufgefordert werden, wenn die Patienten innerhalb von 48 Stunden nicht entfiebert
sind bzw. sich ihr Zustand nicht gebessert oder verschlechtert hat. In diesem Fall
sollte eine Krankenhaus- Einweisung zur weiteren Diagnostik und Therapie-Anpassung
erwogen werden.
Bei stationär versorgten Patienten sollten tägliche Verlaufskontrollen mit Beurteilung
von Temperaturverlauf, Allgemeinzustand, respiratorischer Symptomatik und Nahrungsaufnahme
erfolgen. Bei ausbleibender Besserung nach 48 Stunden ist eine Re-Evaluation und Therapieänderung
vorzunehmen (s. Kapitel 7.1.).
Alle Patienten mit pCAP sollen 48 – 72 Stunden nach Diagnosestellung und Therapiebeginn
klinisch re-evaluiert werden.
6.2 Voraussetzungen zur Entlassung aus stationärer Behandlung
Zur notwendigen Dauer eines Krankenhausaufenthaltes wegen pCAP existiert kein Standard,
sie richtet sich vielmehr nach dem individuellen Genesungsverlauf und den häuslichen
Rahmenbedingungen. Gängige empirische Kriterien orientieren sich am Rückgang von Fieber
und respiratorischer Symptomatik sowie einer stabilen Sauerstoffsättigung > 92 % unter
Raumluft. Hierfür reichen mehrfache punktuelle pulsoximetrische Messungen über 24
Stunden aus. Außerdem sollten die Patienten in der Lage sein, Nahrung und Flüssigkeit
sowie, wenn erforderlich, ein Antibiotikum zu sich zu nehmen. Die Verabreichung einer
ersten peroralen Antibiotika-Dosis in Saft-/Tablettenform im Krankenhaus hat sich
dabei bewährt.
Patienten mit pCAP können in die ambulante Versorgung entlassen werden, wenn sie eine
anhaltende klinische Besserung von Atmung, Herzfrequenz, Alltagsaktivität und Appetit
in Verbindung mit einer Normalisierung der Körpertemperatur zeigen und ihre Sauerstoffsättigung
unter Raumluft über 92 % beträgt.
Patienten mit pCAP können in die ambulante Versorgung entlassen werden, wenn ihre
weitere häusliche und medizinische Betreuung gesichert ist. Insbesondere sollten ihre
Betreuungspersonen in der Lage sein, Alarmzeichen für eine sekundäre Verschlechterung
oder Komplikationen zu erkennen und daraus adäquate Konsequenzen zu ziehen.
6.3 Nachbetreuung
Mit den Betreuungspersonen sollten, wie oben bereits im Kontext der Krankenhaus-Entlassung
dargestellt, Alarmzeichen einer Verschlechterung und entsprechende Maßnahmen besprochen
werden. Eine ärztliche Nachuntersuchung kann nicht nur 48 Stunden nach Behandlungsbeginn,
sondern auch zeitnah nach einer Krankenhaus-Entlassung und/oder zum Zeitpunkt des
Therapieendes erfolgen. Nach dauerhafter Entfieberung können beschwerdefreie und normal
belastbare Kinder und Jugendliche öffentliche Einrichtungen wieder besuchen.
Patienten mit unkompliziertem Heilungsverlauf können i. d. R. innerhalb von 3 – 7
Tagen wieder Gemeinschaftseinrichtungen besuchen und nach 1 – 2 Wochen wieder zum
Sport zugelassen werden, die individuelle Tauglichkeits-Einschätzung muss sich jedoch
am Schweregrad und eventuellen weiteren Risikofaktoren orientieren. Eine weiterführende
immunologische, bronchologische oder Funktions-Diagnostik nach Abklingen der Pneumonie
ist nur in seltenen Fällen indiziert, z. B. bei schwerem/kompliziertem Verlauf und
bei rezidivierender Pneumonie (insbesondere ipsilateral).
6.4 Prognose
Kinder und Jugendliche mit ambulant erworbener Pneumonie werden unter adäquater medizinischer
Versorgung im Allgemeinen rasch und vollständig wieder gesund. Die Mortalität jenseits
der Neugeborenenperiode ist sehr niedrig: Für Deutschland weist die Gesundheitsberichterstattung
des Bundes im Jahr 2014 ca. 45 000 stationäre Behandlungs- und 31 Todesfälle wegen
Pneumonie im Alter < 15 Jahre aus [111]. Hierin sind auch Patienten mit nosokomialer Pneumonie oder respiratorischer, neuromuskulärer
bzw. immunologischer Grunderkrankung enthalten. I. d. R. entfiebern Kinder innerhalb
von 48 – 72 Stunden und zeigen nach Ablauf von höchstens 1 – 2 Wochen wieder eine
normale Nahrungsaufnahme und Aktivität [112]. Narbige Parenchym- oder Pleura-Veränderungen oder Bronchiektasen-Entwicklung sind
selten und vorwiegend bei verzögerter oder inadäquater Therapie bzw. abszedierender
oder nekrotisierender Pneumonie zu beobachten.
7 Therapieversagen und Komplikationen
7 Therapieversagen und Komplikationen
Die Einschätzung des behandelnden Arztes, wann ein Patient nicht auf die Therapie
anspricht, beruht vorwiegend auf der individuellen Verlaufsbeurteilung des klinischen
Befundes. Die Kinetik von Laborparametern wie Leukozytenzahl, Differenzialblutbild,
CRP oder Procalcitonin kann die Einschätzung des Therapie-Ansprechens ergänzen [67]
[113]. Klinische Beschwerden und Symptome wie Fieber, beschleunigte Atemfrequenz und verminderte
Sauerstoffsättigung sollten sich innerhalb von 48 – 72 Stunden verbessern. Im Allgemeinen
gilt als Therapieversagen, wenn sich in dieser Zeit keine Verbesserung oder eine Verschlechterung
zeigt. Die Häufigkeit eines Therapieversagens bei pCAP variiert bei hospitalisierten
Kindern zwischen 5 und 15 Prozent je nach Alter und Schweregrad der initialen Präsentation
[114]
[115].
7.1 Management von Patienten mit Therapie-resistenter pCAP
Kommt es innerhalb von 48 – 72 Stunden nicht zur Entfieberung und klinischen Besserung,
sollten folgende Fragen bei der Re-Evaluation aufgegriffen werden:
-
Erfolgte eine adäquate, korrekt dosierte und regulär applizierte medikamentöse Therapie?
-
Liegt eine Komplikation der Pneumonie vor (z. B. Pleuraerguss, Empyem, Abszess)?
-
Besteht eine Abwehrschwäche oder andere zugrundeliegende Erkrankung?
Folgende Aspekte sollten bei der Einschätzung eines Therapieversagens 48 – 72 Stunden
nach Therapiebeginn in Betracht gezogen werden [116]:
-
Vitalzeichen und Sauerstoffsättigung
-
Fortbestehen oder Zunahme des Fiebers
-
Zunahme der Atemfrequenz, Stöhnen, Dyspnoe, Zyanose
-
Persistierende Tachykardie
-
Sauerstoffsättigung bei Raumluft, Bedarf an zusätzlichem Sauerstoff oder Beatmung
-
Systemische oder fokale Symptome und klinische Zeichen
-
Stark reduzierter Allgemeinzustand, Vigilanzminderung
-
Brustschmerz
-
Unfähigkeit zur oralen Flüssigkeitsaufnahme
-
Fehlende oder abnormale Atemgeräusche bei der Auskultation oder abgeschwächter Klopfschall
bei der Perkussion
-
Laborchemische und radiologische Ergebnisse
-
Absolute Leukozytenzahl und Linksverschiebung (stabkernige Granulozyten)
-
Höhe der inflammatorischen Marker (z. B. CrP, Procalcitonin)
-
Isolierung eines Pathogens mittels Kultur oder PCR; nicht ansprechende Pathogene inklusive
Antibiotikaresistenz auf die aktuelle Therapie
-
Inadäquate Dosierung zum Erreichen der entsprechenden Gewebsspiegel wie z. B. beim
Empyem oder Abszess oder inadäquate Antibiotika-Auswahl
-
Zunahme der parenchymatösen Beteiligung (Pleuraerguss, Lungenabszess, nekrotisierende
Pneumonie) in der Bildgebung.
Patienten mit pCAP und Therapieversagen sollten klinisch wiederholt re-evaluiert und
in einem Krankenhaus mit pädiatrisch-infektiologischer, kinderpneumologischer und
intensiv-medizinischer Kompetenz versorgt werden.
Die Re-Evaluation sollte den Versuch einer Erregergewinnung einschließen. Nach initialer
ambulanter antibiotischer Behandlung ist oft bereits bei stationärer Aufnahme eine
Therapie-modifikation erforderlich, da möglicherweise ein anderer Erreger oder eine
Superinfektion vorliegt. Dies kann eine Umstellung, Ergänzung oder (bei vermuteter
viraler Genese) Beendigung der Antibiotikatherapie bedeuten (s. Kapitel 5). Bei fehlendem
Therapieansprechen auf ein Betalaktam-Antibiotikum in ausreichender Dosierung über
mehr als 2 Tage sollten insbesondere im Schulalter auch Infektionen mit atypischen
Erregern wie M. pneumoniae oder Aminopenicillin-resistenten Erregern wie S. aureus berücksichtigt werden.
Aufgrund der in Kapitel 4 dargestellten diagnostischen Schwierigkeiten sollte bei
klinisch schwer beeinträchtigten Kindern eine empirische Therapie mit Betalaktamase-stabilen
Antibiotika (Aminopenicilline mit Betalaktamase-Hemmern oder Cephalosporine der 2. Generation)
sowie ggf. einem Makrolid (bzw. Tetracyclin bei Kindern ab 9 Jahren) bereits vor Befunderhalt
begonnen werden (s. Kapitel 5).
Sollte bei hospitalisierten Patienten die initiale antibiotische Therapie versagen,
müssen bei der antibiotischen Eskalation auch P. jiroveci, Methicillin-sensible S. aureus (MSSA) und auch Methicillin-resistente S. aureus (MRSA) berücksichtigt werden, insbesondere bei Patienten mit vorbekannter Kolonisierung
[117].
Bei Therapieversagen ist an Immundefizienz oder zugrunde liegende Erkrankungen zu
denken (s. [Tab. 3]) und entsprechende Diagnostik zu veranlassen. Obwohl auch seltene Erreger eine CAP
verursachen können, werden oftmals in dieser Situation typische Erreger identifiziert
[118]. Bei Patienten mit rezidivierender oder therapierefraktärer Pneumonie sind weitere
Differenzialdiagnosen zu erwägen.
Tab. 3
Mögliche Ursachen für rezidivierende Pneumonien bei Kindern und Jugendlichen.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Das Management von Patienten mit ausbleibender Besserung binnen 48 – 72 Stunden sollte
umfassen:
-
Klinische und labormedizinische Einschätzung der aktuellen Krankheitsschwere und des
Verlaufes,
-
Bildgebung, um Ausmaß und ggf. Progredienz des pneumonischen oder parapneumonischen
Prozesses zu erfassen,
-
erweiterte Erregerdiagnostik,
-
Entscheidung über eine Therapieänderung.
7.2 Lokale Komplikationen
7.2.1 Atelektase
Bei Patienten mit pCAP können die zentralen Atemwege durch Schleimhautödem und/oder
Sekret verlegt werden und zu einer Belüftungsstörung der nachfolgenden Areale führen.
Klinisch fällt nur ein Teil dieser Patienten durch lokal abgeschwächtes Atemgeräusch
und trotz adäquater Therapie persistierend erhöhten Sauerstoffbedarf und vermehrte
Atemarbeit auf. Klärung bringt i. d. R. eine Röntgenuntersuchung der Lunge, auch sonografisch
lassen sich Belüftungsstörungen darstellen.
Bei Kindern mit Pneumonie und Belüftungsstörung kann ein Behandlungsversuch mit gezielter
Physiotherapie und Inhalation von hypertoner Kochsalzlösung erwogen werden (z. B.
3 × täglich 4 ml 3 % oder 6 %). Bei Patienten mit persistierender Atelektase sollte
eine Bronchoskopie durchgeführt werden, um andere Erkrankungen (z. B. mucoid impaction
oder Fremdkörper-Aspiration) ausschließen bzw. behandeln zu können.
Patienten mit pCAP und lokal abgeschwächtem Atemgeräusch oder Persistenz von Tachydyspnoe
und Hypoxämie sollten sonografisch oder röntgenologisch auf das Vorliegen einer Atelektase
untersucht werden. Bei Persistenz der Belüftungsstörung unter Therapie oder Verdachtsmomenten
für eine Fremdkörper-Aspiration sollte eine bronchoskopische Abklärung erfolgen.
7.2.2 Parapneumonischer Erguss und Pleuraempyem (PPE/PE)
Ein parapneumonischer Erguss ist definiert als vermehrte Ansammlung entzündlich-reaktiver
Flüssigkeit im Pleuraspalt, ein Pleuraempyem als entsprechende Ansammlung infizierter
Flüssigkeit. Der Erguss tritt häufig im Rahmen einer Lungenentzündung (parapneumonisch)
auf, das Empyem auch anschließend (postpneumonisch).
Es werden 3 Stadien des Pleuraempyems unterschieden [119]
[120].
-
Stadium I: Exsudative Phase mit Bildung von klarem, meist sterilem Erguss und Pleuraverdickung.
-
Stadium II: Fibrino-purulente Phase mit dicken Fibrinbelägen, trübem oder eitrigem
Sekret.
-
Stadium III: Organisationsphase mit Ausbildung einer dicken Pleuraschwarte.
PPE und PE sind im Kindes- und Jugendalter selten und betreffen etwa 1 % aller Patienten
mit pCAP [121], in einzelnen Studien wird eine zunehmende Inzidenz von Pleuraempyemen in den letzten
Jahren diskutiert [122]
[123]
[124]
.
Ätiologisch sind PPE/PE meist mit bakteriellen Pneumonien assoziiert. Allerdings sind
die Daten zu den verursachenden Bakterien begrenzt, da oft eine antibiotische Vorbehandlung
die Diagnose erschwert. Das Erregerspektrum ist vielfältig und hängt von Faktoren
wie Grunderkrankungen und Impfstatus der Patienten, aber auch vom diagnostischen Vorgehen
ab. Pneumokokken sind nach wie vor die häufigsten nachgewiesenen Erreger von PPE/PE,
daneben kommen v. a. S. pyogenes, S. aureus und Anaerobier infrage.
Persistierendes Fieber und reduzierter Allgemeinzustand trotz adäquater pCAP-Therapie
sollten den Verdacht auf das Vorliegen von PPE/PE lenken [124]. Weitere klinische Symptome sind fortbestehend verminderter Appetit, Husten, Thoraxschmerzen
und Atemnot. Bei der Untersuchung kann eine Skoliose auffallen, ein abgeschwächtes
Atemgeräusch sowie eine Dämpfung bei der Perkussion.
Der initiale Verdacht wird durch eine Ultraschalluntersuchung oder Röntgen-Thorax-Aufnahme
bestätigt. Die Thorax-Sonografie ist die Methode der Wahl zur Beschreibung von Ausdehnung
und Organisationsstadium des Ergusses und kann Septierungen und Abkapselungen früher
erkennen als die Computertomografie [125]
[126]
[127].
Bei Patienten mit pCAP können einseitige Klopfschalldämpfung, abgeschwächtes Atemgeräusch,
anhaltendes Fieber oder sekundäre Verschlechterung Hinweise auf eine pleurale Komplikation
mit parapneumonischem Pleuraerguss (PPE) oder Pleuraempyem (PE) sein. Eine Bildgebung
sollte bei entsprechendem Verdacht erfolgen, bevorzugt durch Sonografie.
Zur Diagnostik sollten bei allen Kindern mit PPE/PE Blutkulturen durchgeführt werden,
da sie selbst bei negativen Kulturen aus Pleurapunktat in 10 – 22 % positiv sein können
[39]. Pleuraflüssigkeit sollte mikroskopisch (Zellzahl, Gram-Färbung), chemisch (LDH,
Glukose, Laktat unter paralleler Bestimmung im Blut) und mikrobiologisch (aerobe und
anaerobe Kultur, Resistenztestung, PCR) untersucht werden [39]. Ein Empyem ist wahrscheinlich, wenn der pH < 7,0, die Glukose < 40 mg/dl und die
LDH > 1,000 IU/l gemessen wird. Die Durchführung einer 16s-rDNA-Untersuchung auf bakterielles
Genom mit anschließender Sequenzierung erhöht bei vorbehandelten Patienten die Nachweisrate
[128]
[129]. Eine Zelldifferenzierung des Pleurapunktates (weißes Differenzialblutbild im Ausstrich)
kann zu mykobakteriellen Erregern (typischerweise Lymphozytose) und Malignomen (Zellmorphologie)
abgrenzen. Das weitere Monitoring schließt die regelmäßige Kontrolle von Natrium (zum
Ausschluss einer inadäquaten ADH-Ausschüttung), Blutbild und CrP für die Verlaufsbeurteilung
mit ein. Ein Tuberkulin-Hauttest (unter 5 Jahren) bzw. ein Interferon-gamma-release-Assay
(ab 5 Jahren) ist bei Vorliegen von Risikofaktoren für Tuberkulose (Herkunft aus Hochprävalenzländern
bzw. entsprechende Kontaktanamnese) durchzuführen. Untersuchungen auf Viren sind bei
PPE/PE entbehrlich.
Eine Pleurapunktion sollte bei Patienten mit pCAP und PPE/PE aus diagnostischer und/oder
therapeutischer Indikation erwogen werden. Das Punktat sollte sowohl zytologisch (Zellzahl
und Differenzierung), klinisch-chemisch (pH-Wert, Glukose, Protein, LDH, Laktat) als
auch mikrobiologisch (Gram-Färbung, Kultur, eubakterielle PCR) untersucht werden.
Kinder mit pCAP und PPE/PE sollten eine Antibiotika-Therapie erhalten, die sich initial
am vermuteten Erreger ausrichtet und ggf. nach einem bakteriologischen Befund angepasst
wird. Die Behandlung sollte bis mindestens 5 Tage nach Entfieberung intravenös und
anschließend mindestens 2 Wochen darüber hinaus oral durchgeführt werden [130].
Pleuraergüsse und Empyeme heilen oft unter alleiniger antibiotischer Therapie ab.
Eine Punktion aus diagnostischer und evtl. auch therapeutischer Indikation sollte
insbesondere bei nicht vorbehandelten Patienten angestrebt werden und ist ab einer
sonografisch bestimmten Tiefenausdehnung von ca. 1 cm technisch möglich, ab 2 cm bei
freien, echoarmen und nicht stark organisierten Flüssigkeitsansammlungen sinnvoll.
Persistiert der Erguss über 48 Stunden nach der Punktion, sollten Re-Punktion und
eventuelle Drainage erwogen werden. Der Punktionsort sollte sonografisch festgelegt
und die Punktion von erfahrenem Personal in angemessener Analgosedierung oder Narkose
durchgeführt werden [131]
[132]. Eine Thoraxdrainage kann entfernt werden, wenn kein intrathorakales Luftleck besteht
und über die letzten 12 Stunden weniger als 0,5 ml Flüssigkeit pro kg KG drainiert
wurde. Patienten mit Pleura-Drainage sollten nach deren Entfernung über mindestens
24 Stunden klinisch stabil sein, bevor sie entlassen werden.
Bei Patienten mit ausgedehnten, komplizierten PPE/PE kann die Erkrankungsdauer durch
intrapleurale Applikation von Fibrinolytika möglicherweise verkürzt werden. Urokinase
ist diesbezüglich am besten untersucht [133]
[134]
[135]
[136] und sollte an 3 aufeinanderfolgenden Tagen 2-mal (6 Einzeldosen) über die Drainage
verabreicht werden [135]. Die Gewichts-abhängige Dosis pro Gabe beträgt für Kinder < 10 kg 10 000 Einheiten
in 10 ml NaCl 0,9 %, für Kinder ab 10 kg 40 000 U in 40 ml NaCl 0,9 % mit einer Verweildauer
von 4 Stunden vor dem Ablaufen über die Drainage. Dabei ist stets auf eine ausreichende
Analgesie zu achten. Bei unbefriedigendem Therapieansprechen sollten Thoraxchirurgen
oder Kinderchirurgen hinzugezogen und die Indikation zur Video-assistierten Thorakoskopie
(VATS) diskutiert werden [130].
Wirkstoff-Auswahl, Verabreichungsform und Dauer der antibiotischen Behandlung von
Patienten mit pCAP und PPE/PE sollten individuell festgelegt werden. Üblicherweise
wird sie mit einem Zweitgenerations-Cephalosporin oder einer Kombination aus Aminopenicillin
und Betalaktamase-Hemmer i. v. begonnen und an Verlauf und Befunde angepasst. Bei
den meisten Patienten reicht eine 2- bis 4-wöchige Therapie.
Patienten mit PPE/PE ohne respiratorische Beeinträchtigung zeigen unter Antibiotikatherapie
ohne weitere Maßnahmen i. d. R. eine vollständige Heilung. Klinisch relevante Ergüsse/Empyeme
sollten mit Punktion oder Drainage entlastet werden, eine intrapleurale Fibrinolytika-Gabe
kann erwogen werden.
7.2.3 Lungenabszess
Ein Lungenabszess entsteht aus nekrotisiertem Lungenparenchym, um das sich eine dickwandige
Pseudomembran bildet. Ein primärer Abszess entwickelt sich bei Kindern ohne Lungen-anomalien.
Der häufigere sekundäre Lungenabszess entsteht auf dem Boden einer angeborenen lokalen
Fehlbildung (Zyste, Lungensequester) oder erworbener Veränderungen bei Kindern mit
Immundefekt, zystischer Fibrose oder rezidivierenden Aspirationen. Dabei spielt die
lokale Immunantwort der Lunge auf aspirierte Sekrete der oberen Atemwege mit aeroben
oder anaeroben Keimen eine zentrale Rolle [137]. Seltener führen Lungenembolien oder eine hämatogene Streuung im Zuge einer Sepsis
zu einem Lungenabszess. Abszesse können sich schmerzlos über Wochen entwickeln, häufig
treten aber Tachypnoe, Husten und Fieber auf [138]. Die Abszesse sind fast immer durch Bakterien verursacht, aerob-anaerobe Mischinfektionen
kommen häufig vor. Die wichtigsten Erreger sind gram-positive Kokken, vornehmlich
S. aureus, S. pneumoniae, und. S. pyogenes. Aerobe gram-negative Bakterien sind in erster Linie P. aeruginosa (vorwiegend bei sekundären Lungenabszessen) und K. pneumoniae. Zu den anaeroben Keimen zählen Bacteroides und Prevotella species sowie Actinomyceten. Letztere zeichnen sich durch eine kontinuierliche Infiltration
von umgebenden anatomischen Strukturen wie der Thoraxwand aus und sind teils schwer
von malignen Prozessen abzugrenzen. Pilze wie Candida albicans oder Aspergillus species sind selten und vorwiegend bei sekundären Lungenabszessen zu finden [138].
Bei Patienten mit anhaltendem oder erneut auftretendem Fieber, vorangehender Infektion
und umschrieben abgeschwächtem Atemgeräusch mit Dämpfung in diesem Bereich ist an
einen Lungenabszess zu denken. Die definitive Diagnose erfolgt mittels Röntgen-Thorax,
Ultraschall oder Computertomogramm (CT). Ein Thorax-CT mit Kontrastmittel wird als
Bildgebung der Wahl angesehen, da diese Untersuchung eine bessere Abgrenzung des Abszesses
von einem Empyem, von einer nekrotisierenden Pneumonie (hier keine Pseudomembran),
von einem Sequester oder anderen kongenitalen Veränderungen ermöglicht [139]. Das CT stellt eine dickwandige Höhle mit mobiler zentraler Flüssigkeit und einem
Luftflüssigkeitsspiegel dar und ermöglicht auch Interventionen wie diagnostische Aspiration
oder therapeutische Drainage (Pigtail-Katheter). Ein frühzeitiges Involvieren von
Thoraxchirurgie/interventioneller Radiologie ist anzustreben, insbesondere bei sekundären
Lungenabszessen auf dem Boden einer Lungenanomalie (z. B. Lungensequester) [139]. Eine primäre chirurgische Intervention ist jedoch selten notwendig, da bis zu 90 %
aller Kinder mit Lungenabszessen adäquat mit einer alleinigen antibiotischen Therapie
behandelt werden [140]
[141].
Über die verwendeten Antibiotika sowie die Länge der antibiotischen Behandlung liegen
keine systematischen vergleichenden Studien im Kindes- und Jugendalter vor. Die Empfehlungen
zur Dauer der Therapie schwanken zwischen 3 und 8 Wochen, davon 1 – 3 Wochen parenteral.
Aufgrund des potenziellen Keimspektrums sollte zur empirischen Therapie eine Aminopenicillin/Betalaktamase-Inhibitor-Kombination
gewählt werden. Alternativen sind Clindamycin in Kombination mit Cefalosporinen der
2. oder 3. Generation (Cefuroxim, Cefotaxim, Ceftriaxon). Eine prospektive Untersuchung
an Erwachsenen konnte die Gleichwertigkeit von Aminopenicillin + Betalaktamase-Hemmer
vs. Clindamycin + Cefalosporin nachweisen [142]. Auch bei Kindern mit primärem oder sekundärem Lungenabszess wird der Einsatz synergistisch
wirkender Antibiotika-Gruppen empfohlen. Besonders bei sekundären Lungenabszessen
müssen dabei anaerobe Keime der Mund-Rachen-Schleimhaut therapeutisch berücksichtigt
werden.
Ein invasiveres chirurgisches Vorgehen mit Teilresektion eines Lappens oder Lobektomie
ist sehr selten angezeigt und Komplikationen vorbehalten, wie einem massiven Pleuraempyem
mit der Notwendigkeit einer Dekortizierung oder Versorgung einer bronchopleuralen
Fistel.
Die oft durch S. aureus hervorgerufenen Pneumatozelen können sich zwar akut als Pneumothorax verschlechtern,
bei sachgerechter Versorgung ist aber auch hier die Prognose gut und es kommt i. d. R.
zur folgenlosen Ausheilung. Ausgenommen hiervon sind Infektionen mit Panton-Valentin-Leukocidin-positiven
Staphylokokken, die schwere Lungennekrosen mit hoher Mortalität hervorrufen können
[143]. Da pCAP durch Staphylokokken bei immunologisch Gesunden ungewöhnlich sind, sollte
hier eine entsprechende immunologische Abklärung erfolgen.
Die Prognose für Kinder mit einem primären Lungenabszess ist gut und ihre Mortalität
deutlich niedriger als bei Erwachsenen. Letale Verläufe treten fast ausschließlich
bei Kindern oder Jugendlichen mit sekundärem Lungenabszess auf [137].
Patienten mit pCAP und Lungenabszess sollten primär antibiotisch behandelt werden,
periphere Lungenabszesse ohne Anschluss an das Bronchialsystem können bildgebungsgesteuert
punktiert oder drainiert werden.
7.2.4 Nekrotisierende Pneumonie (Lungengangrän)
Die nekrotisierende Pneumonie ist eine seltene, aber schwere und zunehmend beschriebene
Komplikation der pCAP mit Untergang von Lungengewebe und der Bildung luftgefüllter
Hohlräume. Sie tritt vermehrt im Winterhalbjahr [144] und bei Kindern mit angeborenen oder erworbenen zystischen thorakalen Malformationen,
Sequestern, Bronchiektasen, neurologischen Grunderkrankungen und Immundefekten auf
[145]. Die meisten Patienten haben allerdings keine prädisponierenden Konditionen. Pathophysiologisch
stehen durch invasive bakterielle Infektionen gebildete Toxine, Vaskulitis und Thrombosen
im Vordergrund [146].
Die häufigsten Erreger sind S. pneumoniae (v. a. Serotyp 3 und 19a) und S. aureus, erwähnenswert sind aber auch S. milleri, P. aeruginosa, Fusobacterium spp., Streptococcus pyogenes und S. epidermidis
[144]
[147]
[148]. Unter den atypischen Erregern überwiegt M. pneumoniae
[149]
[150]. Infektionen durch Panton-Valentine-Leukozidin-Toxin bildende S. aureus sind mit einem Risiko hoher Mortalität bei nekrotisierender Pneumonie behaftet [143]. Anaerobier spielen eher bei Jugendlichen und Erwachsenen eine ursächliche Rolle
[151]
[152].
Klinisch imponiert typischerweise ein protrahiert schweres Krankheitsbild mit hohem
anhaltendem Fieber, Dyspnoe und hohen oder nach anfänglichem Abfall wieder ansteigenden
Entzündungsparametern. Bei entsprechender Klinik und radiologischen Hinweisen wie
dem Nachweis von Einschmelzungen und/oder zystischen, teils mit Flüssigkeit gefüllten
Parenchymdefekten sollte eine CT zur Diagnosesicherung und zur Beurteilung von genauer
Lokalisation und Ausmaß in Erwägung gezogen werden [153]. Pleuraergüsse/Empyeme werden bei 60 bis über 90 % der Patienten mit nekrotisierender
Pneumonie nachgewiesen [144]
[154]
[155].
Die Entwicklung von broncho-pleuralen Fisteln mit (Spannungs-)Pneumothorax, Lungenversagen
und Sepsis sind gefürchtete Komplikationen, welche eine frühzeitige, interdisziplinäre
Therapie in einem spezialisierten Zentrum erfordern. Es liegen keine systematischen
Studien zur Therapie von Kindern mit nekrotisierender Pneumonie vor, sodass die Evidenzstärke
der folgenden Empfehlungen schwach ist.
Übereinstimmend wird eine deutliche längere antibiotische Therapie als bei Patienten
mit pCAP ohne Komplikationen empfohlen. In der Literatur sind durchschnittliche Behandlungszeiten
von 28 Tagen beschrieben [147]. Bei fehlendem Erregernachweis werden empirisch Antibiotika mit adäquater Gewebs-Penetration
eingesetzt, z. B. Breitspektrum-Penicilline wie Piperacillin/Tazobactam, 2. oder 3. Generations-Cefalosporine
sowie Clindamycin. Bei therapierefraktären Verläufen und Komplikationen kann unter
sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung eine thoraxchirurgische Intervention erwogen werden
(Video-assistierte Thorakoskopie, ggf. mit Dekortikation), die meistens bei Kindern
entbehrlich ist. Eine frühzeitige thoraxchirurgische Intervention kann sogar den Verlauf
negativ beeinflussen [156]. Die meisten nekrotisierenden Pneumonien heilen bei Kindern unter konservativer
antibiotischer Therapie aus. Bronchopleurale Fisteln wurden in Studien bei 15 – 67 %
aller Patienten spontan oder infolge von Interventionen beschrieben [147]
[154]
[155]. Als Prädiktoren für fatale Verläufe sind Infektionen durch S. aureus sowie bei Jugendlichen Influenza-ähnliche Symptome, Hämoptyse und Leukopenie beschrieben
[155]
[157]
[158]. Für radiologische Verlaufskontrollen gibt es keine evidenzbasierten Empfehlungen;
eine p. a. Röntgen-Thorax-Untersuchung sollte bei anhaltender Entfieberung im Verlauf
erfolgen, um z. B. eine zugrundeliegende Fehlbildung oder andere Pathologien zu identifizieren.
Patienten mit pCAP und nekrotisierender Pneumonie sollten primär antibiotisch behandelt
werden. Invasive Interventionen sollten sehr zurückhaltend zum Einsatz kommen.
7.2.5 Lungenversagen
Auch wenn bei Kindern ohne Vor- oder Grunderkrankungen (im Gegensatz zu Erwachsenen)
ein Lungenversagen als Komplikation einer Pneumonie sehr selten auftritt, gibt es
doch auch unter adäquater Versorgung selten fatale Verläufe. Daher gibt es Bestrebungen,
prognostische Scores, ähnlich den in der Erwachsenenmedizin üblichen (z. B. PIRO-Scale),
auch für Kinder zu etablieren. Hier gehen Parameter wie junges Lebensalter (< 6 Monate),
Komorbidität, Hypoxämie (SaO2 < 90 %), arterielle Hypotension, nachgewiesene Bakteriämie, Schwere der Lungenaffektion
und extrapulmonale Störungen (z. B. renale oder hepatische Dysfunktion) ein [159]
[160]. Die derzeit verfügbaren Scores spielen zwar eher in klinischen Studien eine Rolle,
können aber auch im Klinikalltag die Entscheidung zur Verlegung auf eine Intensivstation
unterstützen. Es konnte gezeigt werden, dass Kinder mit isoliertem Lungenversagen
von einer nicht-invasiven Beatmung profitieren können. Daher sollte eine NIV-Therapie
zur Vermeidung einer endotrachealen Intubation erwogen werden [161].
7.3 Systemische Komplikationen
7.3.1 Störungen des Flüssigkeits-Elektrolyt-Haushaltes
Bei Kindern mit pCAP kann es sowohl durch die Krankheit selbst als auch iatrogen zu
Störungen von Flüssigkeits-Haushalt, Elektrolyten und Glukose-Stoffwechsel kommen
[162]. Eine Hyponatriämie ist mit schwerer pCAP und Erhöhung von Körpertemperatur, Leukozyten,
Neutrophilen, CRP, Procalcitonin und abgesenkter Serum-Osmolalität assoziiert [163]. Das Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH, Schwartz-Bartter-Syndrom) kann
sich bei pCAP-Patienten mit Bewusstseinstrübung und zerebralen Krampfanfällen manifestieren.
Pathophysiologisch werden sowohl Flüssigkeits-Elektrolyt-Imbalancen als auch direkte
endokrinologische Phänomene (vermehrte Ausschüttung des natriuretischen Peptides im
rechten Herzen aufgrund der Pneumonie) diskutiert. Bei Patienten mit schwerer pCAP
sollten daher regelmäßig Serum-Elektrolyte und Blutzucker kontrolliert werden.
7.3.2 Sepsis und disseminierte Infektionen
Bei Patienten mit pCAP kann über die schwere akute Lungenerkrankung hinaus auch eine
systemische Infektionserkrankung im Sinne einer Sepsis oder eines SIRS bestehen. So
kann die Pneumonie nicht nur von einer Infektion der oberen Atemwege deszendieren,
sondern hämatogen als pulmonale Manifestation einer invasiven Pneumokokken-Erkrankung
imponieren. Kinder mit Pneumonie und Sepsis sind i. d. R. schwer krank und sollten
ggf. intensivmedizinisch versorgt werden. Bei verschiedenen Erregern (Pneumokokken,
S. aureus) sind metastatische Infektionen beschrieben, die sich u. a. als Osteomyelitis, Perikarditis
oder septische Arthritis manifestieren können [164].
7.3.3 Andere extrapulmonale Manifestationen
Insbesondere bei durch Pneumokokken hervorgerufener pCAP kommt es vereinzelt zum hämolytisch-urämischen
Syndrom (HUS), wobei die Patienten mit Blässe und Ödemen bei ausgeprägter Anämie und
akutem Nierenversagen imponieren [165]
[166]. Beschriebene Risikofaktoren für die Entwicklung eines HUS bei invasiver Pneumokokken-Pneumonie
sind eine nekrotisierende Pneumonie, Infektionen durch Pneumokokken Serotyp 3 und
der Nachweis des Neuraminidase-Gens NanC [166]
[167].
Kinder mit einer durch Mycoplasma pneumoniae verursachten pCAP zeigen manchmal extrapulmonale Manifestationen wie Exantheme, Urtikaria
oder Gelenkbeschwerden. Selten werden Komplikationen wie hämolytische Anämie, Pankreatitis,
Hepatitis, Peri-/Myokarditis, Mukositis-Formen bis hin zum Exanthema exsudativum multiforme major und neurologische Krankheitsbilder wie aseptische Meningitis, Enzephalitis, transverse
Myelitis und akute Psychosen beobachtet. Während die pulmonalen Manifestationen direkte
Schädigungen durch die Krankheitserreger darstellen, wird bei extrapulmonalen Komplikationen
ein immunreaktives Geschehen diskutiert.
8 Prävention
8.1 Hygiene
Die Übertragung vieler Pneumonie-Erreger lässt sich durch hygienische Standardmaßnahmen
wie konsequentes Händewaschen im häuslichen Bereich bzw. Händedesinfektion in der
Klinik effektiv und kostengünstig reduzieren. Aktives oder passives Rauchen (Tabakrauchexposition)
und Malnutrition stellen Risikofaktoren für Pneumonien dar und sollten somit vermieden
werden (siehe [Tab. 4]).
Tab. 4
Übertragungswege respiratorischer Krankheitserreger.
Übertragung
|
Anmerkung
|
Kontakt
|
-
Enger Kontakt, Hände, aber auch indirekt über kontaminierte Oberflächen, Gegenstände, Medizinprodukte
Sonderform:
|
Tröpfchen
|
|
Aerosol
|
|
8.2 Impfungen
Eine Vielzahl von Pneumonien kann durch die im Säuglings- und Kleinkindalter empfohlenen
Routine-Impfungen gegen Pertussis, Pneumokokken, Haemophilus influenzae Typ B, Masern und Varizellen verhindert werden.
8.2.1 Aktive Impfung gegen Infektionen durch bakterielle Erreger
Nach Einführung der Pneumokokken-Konjugatimpfung in den USA nahmen die Pneumonie-assotiierten
Krankenhausaufnahmen um 20 – 30 % ab. Studien u. a. aus Italien, Frankreich, Großbritannien
und Uruguay bestätigen die gute Schutzwirkung vor invasiven (hämatogenen) wie nicht
invasiven Pneumokokken-Infektionen. Allerdings gibt es Pneumokokken-Pneumonien durch
nicht in den Impfstoffen enthaltene Serotypen. Durch die Impfung mit Pneumokokken-Konjugat-Impfstoffen
wurde weiterhin ein Rückgang auch von Penicillin- und Makrolid-resistenten Pneumokokken
beobachtet [82]. Surveillance-Programme sind notwendig, um die Wirksamkeit der Pneumokokken-Konjugatimpfung
weiter zu belegen und neue Serotypen rechtzeitig zu erkennen.
Die universelle Impfung gegen Pertussis und Haemophilus influenzae Typ B konnte die entsprechende Pneumonie-Inzidenz nachhaltig senken [168]. Nach der routinemäßigen Grundimmunisierung im frühen Kindesalter sollte der Pertussis-Impfschutz
auch im Erwachsenenalter aufgefrischt werden. Die Haemophilus-Impfung sollte bei immunologisch Gesunden bis zum sechsten Lebensjahr (bei relevanter
Abwehrschwäche auch später) erfolgen, schützt aber nicht vor einer Infektion mit unbekapselten
Haemophilus influenzae-Stämmen.
8.2.2. Aktive Impfung gegen Infektionen durch virale Erreger
Die CAP ist die häufigste und schwerste Komplikation der Influenza-Erkrankung. Verläufe
reichen von typischer Virus-Pneumonie über bakterielle Superinfektion bis zum ARDS
[169]. Nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut (StIKo)
ist eine Impfung gegen Influenza bei Vorliegen von Risikofaktoren (z. B. chronische
Lungenerkrankung) angezeigt. Die WHO empfiehlt darüber hinausgehend generell die Grippe-Schutzimpfung
für alle jenseits des ersten Lebenshalbjahres, um über Herdenschutzeffekte innerhalb
der gesunden Bevölkerung schwere Grippe-Verläufe bei allen Menschen zu verhindern.
Weiterhin sollten alle Kinder gegen Masern und Varizellen (Windpocken) geimpft sein.
Eine Umgebungsimmunisierung gegen Influenza und Masern wirkt ebenfalls im obengenannten
Sinne.
Alle Kinder sollten zur Prävention einer pCAP gegen Pneumokokken, H. influenzae Typ B, Pertussis, Masern und Varizellen gemäß nationalen Empfehlungen geimpft sein;
bei Vorliegen von Risikofaktoren auch gegen saisonale Influenza.
8.2.3 Passive Immunisierung
Die Prophylaxe einer schweren RSV-Erkrankung mit Bronchiolitis, Pneumonie und Lungenversagen
kann für Risikopopulationen mit der Passiv-Immunisierung durch Palivizumab erfolgen.
Dieser humanisierte murine monoklonale Antikörper wird dazu monatlich intramuskulär
verabreicht. Dies sind im Wesentlichen ehemalige unreife Frühgeborene mit chronischer
Lungenkrankheit und Kinder mit hämodynamisch relevanten Vitien [170]. Die AWMF-S2-Konsensusleitlinie von DGPI, DGPK, GPP und GNPI 2012 sieht die Palivizumab-Prophylaxe
ebenfalls neben Kindern mit CLD/BPD und hämodynamisch relevanter Herzerkrankung bei
„anderer Grunderkrankung mit schwerer respiratorischer Beeinträchtigung (z. B. anhaltend
erhöhter O2-Bedarf)“ vor (siehe [Tab. 5]).
Tab. 5
Erregerspezifische Hygiene- und Isolierungsmaßnahmen (gemäß der Empfehlung der Kommission
für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) [171].
Erreger
|
Erkrankung
|
Inkubation
|
Transmission
|
Dauer der Kontagiosiät
|
Hygiene-Maßnahmen Isolierung
|
Bakterielle Pneumonie
|
Pneumonie
|
3 – 5 d (Erreger-abhängig)
|
Tröpfchen
|
|
|
Bordetella pertussis
|
Keuchhusten
|
7 – 10 d (5 – 21 d)
|
Tröpfchen
|
-
Beginn am Ende der Inkubationszeit
-
Höhepunkt in den ersten beiden Wochen (Stadium catarrhale)
-
Abklingen bis 3 Wo. ab Stadium convulsivum
-
bei Antibiotika-Therapie Verkürzung auf 5 d
|
-
Isolierzimmer
-
Einmalhandschuhe, Schutzkittel, Mund-Nasen-Schutz
-
Übertragung auch durch immune Personen
-
Postexpositionsprophylaxe mit Makroliden möglich
|
Influenza-Virus
|
Influenza
|
1 – 3 d
|
Tröpfchen
Cave: kontaminierte Oberflächen/Gegenstände
|
|
|
Masernvirus
|
Masern
|
8 – 10 d bis Beginn Prodromi
14 d bis Exanthem
|
Aerosol
|
5 d vor bis 7 d nach Auftreten des Exanthems
|
-
Isolierzimmer mit Vorraum
-
Einmalhandschuhe, Schutzkittel, FFP2-Maske, Schutzbrille
|
Respiratory Syncytial Virus
Analog: humanes Metapneumovirus (hMPV)
|
Krupp-Husten Bronchitis
Bronchiolitis Pneumonie
|
2 – 5 d
|
Tröpfchen
Cave: kontaminierte Oberflächen/Gegenstände
|
7 d
|
-
Isolierzimmer (ggf. Kohortierung)
-
Einmalhandschuhe, Schutzkittel, Mund-Nasen-Schutz
-
Umgebungsdesinfektion: Flächen und kontaminierte Gegenstände/Medizinprodukte
|
M. tuberculosis
|
Tuberkulose
|
6 – 8 Wochen
|
Aerosol
|
-
Bei mikroskop. Nachweis im Sputum, Magennüchternsekret
-
Dauer: bis 21 Tage nach Beginn einer wirksamen Therapie und klinischer/radiologischer
Besserung
|
-
Isolierzimmer
-
Einmalhandschuhe, Schutzkittel, FFP2-Maske
-
multiresistente Tbc-Erkrankungen [171]:
-
Isolierzimmer mit Vorraum
-
Einmalhandschuhe, Schutzkittel, FFP2-Maske
|
9 Qualitätssicherung
Naturgemäßes Ziel einer Leitlinie ist es, die Versorgungspraxis im Sinne der formulierten
Inhalte zu verändern. Hierzu dienen sowohl Maßnahmen der strukturierten Implementierung
(Publikation, Zurverfügungstellung von Materialien, Schulungen) als auch der Evaluation.
Diese können sich im Fall der pCAP z. B. auf das diagnostische Vorgehen oder auf die
Antibiotika-Auswahl beziehen. Hierzu wurden Erfahrungen aus Nordamerika publiziert.
So konnte in einer großen Klinik innerhalb von 6 Monaten nach Einführung der US-Leitlinie
ein Anstieg der Blutkultur-Abnahmerate bei Kindern mit schwerer pCAP von 53 auf 100 %
ohne Einfluss auf die Länge des stationären Aufenthalts gezeigt werden, der Effekt
war auch ein Jahr später noch nachweisbar [172]. Nach einer retrospektiven Untersuchung der Antibiotika-Verordnung an nordamerikanischen
Kinderkrankenhäusern ließ sich der Anteil von empirisch mit Ampicillin behandelten
Kindern nach der Leitlinien-Einführung um 34 % steigern und der Cephalosporin-Einsatz
deutlich zurückdrängen [86]. Eine andere Studie fand zwar bei 32 % der untersuchten Krankenhäuser klinikinterne
Leitlinien zur pCAP, aber nur marginale Effekte auf diagnostische Vorgehensweisen
und Inanspruchnahme von Ressourcen, die nicht zur Reduktion von Aufenthaltsdauer oder
Kosten führten. In Häusern mit lokalen Leitlinien wurden Penicillin oder Aminopenicilline
in 46 % der pCAP-Fälle eingesetzt, in der Gruppe ohne pCAP-Leitlinie hingegen nur
in 24 % [173]. Eine weitere Analyse in Praxen und Notfallambulanzen ergab, dass die Antibiotika-Verschreibung
bei pCAP oft nicht Leitlinien-konform erfolgt [174]. Durch Einführung und systematische Begleitevaluation einer internen pCAP-Leitlinie
konnte an einem nordamerikanischen Maximalversorger mit „Antibiotic Stewardship“-Programm
der Anteil Leitlinien-konformer Antibiotikaverschreibung binnen 6 Monaten auf 100 %
angehoben werden [175]. Auch im ambulanten Umfeld konnte das Verordnungsverhalten in US-Kinderarztpraxen
durch die Leitlinien-Einführung mit Unterstützung durch Schulungen, Rückmeldungs-
und Überprüfungs-Prozesse positiv beeinflusst werden: Der Anteil nicht Leitlinien-konformer
Antibiotikaverschreibungen bei pCAP sank von 16 auf 4 % [176].
Ungeachtet der Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit solcher Maßnahmen zur Qualitätssicherung
besteht das Problem, dass für die pCAP kaum belastbare und validierte Endpunkte existieren.
Während für Erwachsene Parameter wie die Letalitätsrate und der Anteil der beatmeten
an den im Krankenhaus verstorbenen Patienten mit CAP etabliert sind, spielen diese
in der Pädiatrie keine epidemiologisch relevante Rolle (s. Kapitel 6.4). Somit stellt
die Formulierung sog. „Bündel“ oder strukturierter Behandlungspfade, wie sie die WHO
zum Management der pCAP in nicht industrialisierten Ländern und/oder für Kinder mit
HIV-Infektion formuliert hat, für unsere Versorgungssituation in Mitteleuropa eine
Herausforderung dar.
Hier besteht dringender Bedarf an Förderungsprogrammen zur Versorgungsforschung zur
qualitativen Evaluation der pCAP-Diagnostik und -Behandlung im Kindes- und Jugendalter.
Als mögliche Endpunkte einer pädiatrischen Prozessqualität können die Messung der
Sauerstoffsättigung, Einsatz eines validierten Instruments der Schweregraderfassung,
Anteil der röntgenologisch untersuchten Patienten und die rasche und leitlinienkonforme
Einleitung einer antimikrobiellen Therapie evaluiert werden. Als Parameter von Ergebnisqualität
könnten sich die Zeitdauer bis zur klinischen Stabilisierung, stationäre Behandlungsdauer
oder Wiederaufnahmerate eignen.
Nach der Veröffentlichung und Vorstellung auf Tagungen der beteiligten Fachgesellschaften
wird diese Leitlinie zur Berücksichtigung im ambulanten und stationären Versorgungsalltag
für Kinder und Jugendliche ohne Grunderkrankungen empfohlen. Alle zukünftigen Anwender
seien dabei auch aufgefordert, durch konsequente Implementierung und begleitende Evaluierung
in ihrem jeweiligen Umfeld zur Qualitätssicherung beizutragen.