Zusammenfassung
Herzklappenerkrankungen sind meist ein degenerativer Prozess, der eher Patienten ab
der 5. Lebensdekade betrifft. Zudem gibt es aber auch eine bedeutende Anzahl jüngerer
Menschen, die einen Herzklappenfehler aufweisen, vollkommen beschwerdefrei sind und
sich gerne im Sport aktiv engagieren möchten. Bisher ist noch nicht ausreichend bekannt,
wie sich regelmäßige und intensive sportliche Aktivität auf einen Herzklappenfehler
an sich und die linksventrikuläre Funktion auswirkt. Einige Untersuchungen zeigen,
dass die erhöhte Vorlast und Nachlast des Herzens im Rahmen von Sport die Dysfunktion
einer Klappe verstärken können. Dieses kann zu kardialem Remodeling, pulmonaler Hypertonie
und einer verstärkten Neigung zu Arrhythmien führen. Angesichts dessen sind sportkardiologische
Untersuchungen mit Nachweis von Herzklappenfehlern häufig eine Herausforderung in
der Medizin. Oft werfen solche Befunde die Frage nach zu empfehlender und zulässiger
sportlicher Belastung auf. Sportarten können, abhängig von der vorherrschenden Belastung
(dynamische Belastung, isometrische Belastung) in verschiedene Gruppen unterteilt
werden. Diese Klassifikation hat sich im Alltag bewährt. Sportarten mit überwiegend
dynamischer Komponente führen eher zu einer Volumenbelastung, isometrische Belastung
eher zu einer Druckbelastung und einem verminderten Schlagvolumen durch den reduzierten
Zufluss zum Herzen. Grundsätzlich sind natürlich alle Sportarten eine Kombination
aus diesen beiden Komponenten. Die transthorakale Echokardiografie, ein EKG und die
körperliche Untersuchung bilden die Erstuntersuchungen zur Evaluation eines möglichen
Klappenvitiums. In einigen Fällen liefern aber auch die transösophageale Echokardiografie,
ein Belastungstest, eine Stressechokardiografie sowie eine MRT wichtige zusätzliche
Hinweise, um die Belastbarkeit und die mögliche Progression des Vitiums adäquat einschätzen
zu können. Der vorliegende Text gibt einen Überblick über die aktuelle Literatur und
zeigt wichtige Entscheidungskriterien auf, um einen Sportler mit einem Herzklappenfehler
adäquat beraten zu können.
Abstract
Valvular heart disease is usually an age-related degenerative process, predominantly
affecting individuals in their fifth decade and onwards. However, there is also a
large population of younger individuals with valvular heart disease many of them asymptomatic,
who want to engage in sports on a higher level. Unfortunately, little is known about
the potential influence of chronic intensive physical activity on the progression
of valvular heart disease. In addition, it is theoretically possible that an increased
cardiac preload and afterload during exercise could accelerate valvular dysfunction,
resulting in adverse cardiac remodeling, pulmonary hypertension and a greater likeliness
of cardiac arrhythmias. As a result, the diagnosis of an athlete with valvular heart
disease during routine or pre-participation cardiac examination is challenging and
often raises the question about on-going participation in competitive sport and the
level of permissible physical effort during recreational exercise. Sport disciplines
can be divided into groups according to their prevailing load (either endurance or
isometric) and their different impact on the cardiovascular system. Dynamic exercise
primarily causes an increased volume load to the ventricle, whereas static exercise
causes more of a pressure load. Of course, all sports are a combination of these types
of effort. Transthoracic echocardiography, ECG and physical examination are the first
line investigations to evaluate the diagnosis of valvular heart disease. However,
also stress test, stress echocardiography, transoesophageal echocardiography and cardiac
magnetic resonance imaging often provide important additional information to quantify
the severity of valvular heart disease and to evaluate the recommended degree of allowed
exhaustion. The presented manuscript gives an overview about the current literature
and provides useful decision guidance to evaluate the recommended level of sports
in individuals with valvular heart disease.
Schlüsselwörter
Herzklappenerkrankung - Sportintensität - Empfehlungen - Screeninguntersuchung - Mitralinsuffizienz
Key words
valvular heart disease - level of sport - recommendation - mitral regurgitation -
screening of athletes