Zusammenfassung
Einleitung Internetabhängigkeit geht mit einem hohen Maß
an komorbiden psychischen Störungen sowie einem erheblichen Leidensdruck
einher. Im Hinblick auf das hieraus resultierende Gefahrenpotenzial untersucht
die vorliegende Arbeit die Häufigkeit auftretender suizidaler Gedanken
und Verhaltensweisen bei Patienten mit Internetabhängigkeit im Vergleich
zu einer klinischen und einer gesunden Stichprobe.
Methoden 60 Patienten mit Internetabhängigkeit (29 Patienten mit
komorbider und 31 ohne komorbide psychische Störung) wurden mit
Patienten der allgemeinen Ambulanz, die an anderen Störungen aus dem
psychosomatischen Fachgebiet litten (n=35) und 57 gesunden
Kontrollprobanden im Hinblick auf Symptombelastung und Suizidalität
untersucht.
Ergebnisse 48,3% der Internetabhängigen Patienten (mit
und ohne Komorbidität) zeigten im Vergleich zu den gesunden Probanden
(3,5%) signifikant häufiger suizidale Symptome. In allen
klinischen Stichproben zeigte sich eine signifikant größere
Ausprägung der suizidalen Symptomatik gegenüber den gesunden
Probanden. Zwischen den klinischen Stichproben zeigten sich keine signifikanten
Unterschiede. Für die Internetabhängigen Patienten mit
komorbiden Störungen ließ sich ein signifikanter positiver
Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der Internetabhängigkeit und
der Ausprägung suizidaler Gedanken nachweisen.
Diskussion Die Ergebnisse sprechen dafür, dass
Internetabhängigkeit mit einem erhöhten Risiko für
suizidale Gedanken einhergeht und eine ernstzunehmende psychische
Störung darstellt. Internetabhängigkeit ist mit anderen
psychischen Störungen im Hinblick auf Symptombelastung,
Einschränkung der Lebensqualität und Suizidalität
vergleichbar. Es bedarf der Untersuchung größerer Stichproben,
um die Frage mediierender und moderierender Variablen im Hinblick auf die
Suizidalität weiter abzuklären.
Fazit Bei der Exploration und Behandlung von Internetabhängigen
sollten depressive Symptome und Suizidalität
routinemäßig untersucht werden, dies nicht zuletzt auch im
Hinblick auf entsprechende Risiken bei Entzug und Entwöhnung.
Abstract
Background Internet addiction (IA) is associated with a high level of
comorbid mental disorders and significant distress. With regard to the
resulting hazardous potential, the present study examines the prevalence of
suicidal ideation and behavior in a population with IA compared to a
clinical and a healthy sample.
Methods 60 patients with Internet addiction, 29 with and 31 without
comorbid mental disorder were compared to an outpatient sample with other
mental disorders (n=35) and 57 healthy controls regarding symptom
load and suicidality.
Results 48.3% of the patients with Internet addiction (with
and without comorbidity) exhibited significantly more often suicidal
symptoms as compared to healthy controls (3.5%). The level of both
suicidal symptoms was significantly higher in all clinical samples in
comparison to healthy controls , whereas no significant differences were
shown between the clinical samples. For patients with Internet addiction and
comorbid disorders a significant positive correlation between the level of
Internet addiction and the extent of suicidal ideations were found.
Discussion The results contribute to the notion that Internet
addiction is associated with an increased risk for suicidal ideation and
therefore represents a serious mental illness. Internet addiction is
comparable to other mental disorders in terms of symptom load, impaired
quality of life and suicidality. Larger samples have to be examined to
clarify the question of mediating and moderating variables with regard to
suicidality.
Conclusion A diagnostic workup and treatment regime for patients with
Internet addiction should include an exploration of suicidality, not least
because of possible risks in withdrawl.
Schlüsselwörter
Internetabhängigkeit - Suizidalität - Prävalenz - Komorbidität
Key words
suicidality - prevalence - internet addiction - comorbidity