Aktuelle Ernährungsmedizin 2020; 45(02): 114-132
DOI: 10.1055/a-1124-7291
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Zöliakie und Weizensensitivität im Wandel – ein Update

Coeliac Disease and Wheat Sensitivity in Flux – an Update
Sina Hübener
,
Carolin Friederike Manthey

Subject Editor: Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungsbestimmungen für diesen Beitrag ist Dr. med. Sina Hübener, Hamburg.
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Publication Date:
17 April 2020 (online)

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Die Zöliakie ist eine Erkrankung im Wandel – das betrifft sowohl die Präsentation der Erkrankung als auch ihre Therapie. Dieser Beitrag gibt daher ein Update zur Diagnose und zum Stand der Entwicklung neuer Therapien.

Abstract

Coeliac disease is a disease in flux – both the presentation of the disease and its therapy are changing. Furthermore, in addition to classical coeliac disease, which is characterized by a duodenal villi atrophy, there are also other causes of intolerance to wheat and other cereals. These have become the subject of not only scientific research in recent years, but also intensive public debate. Thus, further diseases can be distinguished from conventional coeliac disease defined by a T-cell-mediated immune response to gliadin peptides. This article provides an update on the diagnosis and the state of development of new therapies.

Kernaussagen
  • Als weitere Ursachen einer Weizensensitivität lassen sich von der klassischen Zöliakie eine Weizenallergie und eine Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität abgrenzen, deren gängige Therapie die glutenfreie Diät darstellt.

  • Die Popularität der glutenfreien Diät hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Bei ärztlicher Empfehlung sollten mehrere Einflussfaktoren bedacht werden, wie mögliche Nährstoffdefizite, Mangel an Spurenelementen und Vitaminen, Kosten und soziale Gesichtspunkte.

  • Die nicht klassischen und extraintestinalen Symptome einer Zöliakie nehmen in den letzten Jahren deutlich zu. Mehr als die Hälfte der diagnostizierten Fälle sind oligosymptomatisch oder haben atypische Erscheinungsbilder: z. B. Mangelerscheinungen und deren Folgen, wie Anämie, Vitaminmangel, Osteoporose, Störungen des muskuloskelettalen und neuralen Systems, Endokrinopathien oder Hauterscheinungen.

  • Die Diagnose der Zöliakie kann gestellt werden, wenn eine positive Serologie und eine positive Histologie (Marsh 2 bis Marsh 3c) vorliegen und sich eine serologische Besserung unter glutenfreier Diät zeigt. Die Diagnostik sollte zwingend unter glutenhaltiger Diät erfolgen, ggf. ist eine Glutenbelastung zu erwägen.

  • Erkenntnisse zur Pathogenese der Zöliakie haben zur aktuellen Entwicklung von Therapiealternativen bei der Zöliakie beigetragen. Einige von ihnen haben bereits die präklinische Studienphase abgeschlossen und werden in Phase-1- bis -3-Studien untersucht.

  • Die Strategien von nicht diätetischen Therapieansätzen sind eine Veränderung bzw. der Abbau von Gluten, die Stärkung der Epithelbarriere und verschiedene immunologische Ansätze. Sie sollen die zytotoxische T-Zell-Antwort abschwächen oder verhindern.