(Quelle: Kirsten Oborny, Thieme Gruppe)
Bewegungsapparat
Gelatine-/Kollagenhydrolysat
Bei der Zufütterung von Gelatinehydrolysat an Hunde mit chronischen arthrosebedingten Lahmheiten wurden positive Effekte auf den Lahmheitsgrad und die Schmerzhaftigkeit festgestellt. So stiegen unter einer
täglichen Gabe von 20 g Gelatinehydrolysat/Tier die Blutplasmakonzentrationen der
an der Kollagensynthese beteiligten Aminosäuren Glyzin, Prolin und Hydroxyprolin an.
Gleichzeitig konnte ein Abfall der Enzyme MMP-3 (Matrix-Metalloprotease 3) und bAP
(knochenspezifische alkalische Phosphatase), die bei Arthritis- und Arthrosepatienten
erhöht sind, verzeichnet werden. Daher wurde postuliert, dass die orale Gabe von Gelatinehydrolysat
bei Hunden, die eine Prädisposition für degenerative Skeletterkrankungen haben, z. B.
genetisch belastete Linien oder intensive sportliche Nutzung, sinnvoll sein kann.
Humanmedizinische Studien zum Behandlungserfolg nach oraler Einnahme bei degenerativen
Cox- und Gonarthrosen zeigten signifikante Besserungen gegenüber einer Kontrollgruppe.
Auch beim Einsatz an 100 geriatrischen Patienten zeigten sich sowohl positive Effekte
auf die Bewegungsumfänge der betroffenen Gelenke wie auch eine Reduzierung der Schmerzhaftigkeit.
An Mäusen wurde nach oraler Verabreichung radioaktiv gekennzeichneten Gelatinehydrolysats
eine Wiederfindbarkeit im Knorpel nachgewiesen. In vitro konnte nach Anreicherung
mit Kollagenhydrolysat eine gesteigerte Kollagen-Typ-2-Synthese in Chondrozytenkulturen
nachgewiesen werden.
Bioaktive Kollagenpeptide
Diese liefern Glyzin, Prolin und Hydroxyprolin, welche die Baueinheiten für Kollagen darstellen. Ein Beitrag zum Erhalt und sogar
zu einer eventuellen Neubildung von Knorpelsubstanz wird daher aktuell diskutiert.
In klinischen Studien zeigten Hunde mit chronischen Erkrankungen des Bewegungsapparats
unter der oralen Gabe von täglich 20 g bioaktiver Kollagenpeptide eine signifikante Abnahme des Lahmheitsgrads und eine Zunahme der Bewegungsfreude. Jedoch muss auch hier beachtet werden, dass die Einschätzung teilweise dem Patientenbesitzer
überlassen wurde. Die beobachteten positiven Effekte am Patienten gingen mit einer
Abnahme von Matrix-Metalloprotease 3 (MMP-3) und einer Zunahme des Metallopeptidase-Inhibitor-1
(TIMP-1) im Plasma einher.
Glykosaminoglykane
Mittels von Glykosaminoglykanen wie Chondroitinsulfat will man eine Regeneration des hyalinen Gelenkknorpels durch die Syntheseleistung
der Chondrozyten und der Synoviozyten mit Hyaluronsäure bewirken. Die Glykosaminoglykane
besitzen negativ geladene Sulfatgruppen – durch diese sollen die positiv geladenen
Aminosäurengruppen der Enzymproteine (z. B. Metalloproteasen und lysosomale Enzyme)
gebunden und somit gehemmt werden. In zahlreichen Studien wurde die Resorptionsrate
und der klinische Effekt oral zugeführter Glukosaminoglykane untersucht, die Ergebnisse
sind teils sehr divergent. Während mittels radioaktiver Detektionsmethoden sowohl
eine Resorption aus dem Darm wie auch ein Einbau in den Gelenkknorpel nachgewiesen
werden konnte, sind die klinischen Ergebnisse weniger einheitlich. Während auf der
einen Seite in 75% der Fälle von einer Besserung der klinischen Symptome gesprochen
wird, zeigen andere Arbeiten bei > 50% der Patientengruppe keinen signifikanten
Effekt. Hierbei ist jedoch auch zu beachten, dass oftmals Feldstudien durchgeführt
wurden und eine Einschätzung des Behandlungserfolgs dem Besitzer überlassen wurde.
Meist wurde hier mit Dosierungen von 75 – 100 mg/Tag für Glukosamin und 1000 – 1500 mg/Tag
für Chondroitinsulfat gearbeitet.
Auf dem Futtermittelmarkt werden verschiedenste Produkte aus der neuseeländischen
Grünlippigen Muschel als Lieferant von Glykosaminoglykanen angeboten. Die Konzentrationen
der Glykosaminoglykane liegen hier jedoch durchgehend unterhalb der Nachweisgrenze.
Nur Muschelextrakte enthielten Spuren von Glykosaminoglykanen, welche auch hier nicht im Rahmen einer
klinisch relevanten Dosierung liegen.
Dosierung:
Aminosäuren
Hier ist – neben der Bedarfsdeckung mit essenziellen Aminosäuren, die bei einer durchschnittlichen
Hunderation aber meist keine Probleme darstellt – vor allem die Kollagensynthese von Bedeutung. Hierfür werden schwefelhaltige Aminosäuren (Methionin und Cystein) sowie nicht essenzielle Aminosäuren (Prolin, Hydroxyprolin und Glyzin) benötigt. In einer Arbeit wurden bei Hunden mit chronischen Erkrankungen des Bewegungsapparats
im Vergleich zu orthopädisch unauffälligen Hunden erniedrigte Plasmaspiegel an Glyzin,
Prolin und Hydroxyprolin nachgewiesen.
Die Aminosäurenzusammensetzung im Blutplasma spiegelt auch die Aufnahme über das Nahrungsprotein
wider. So kann bei Hunden mit Gelenkerkrankungen eine Minderversorgung mit bindegewebsassoziierten
Proteinen nicht ausgeschlossen werden. Jedoch ist auch hier ein bisher nicht bekannter
modifizierter Proteinkatabolismus bei den betroffenen Hunden nicht auszuschließen.
Omega-3-Fettsäuren
Omega-3-Fettsäuren haben einen nachweislich antiinflammatorischen Effekt. Die Einlagerung von Eicosapentaensäure (EPA) in die Zellmembran wird forciert, und
durch den Metabolismus von EPA werden weniger entzündungsfördernde Botenstoffe gebildet.
In mehreren Versuchen zeigte die diätetische Zulage von Omega-3-Fettsäuren eine deutliche
Verbesserung des Gangbilds und der Schmerzhaftigkeit arthrotischer Patienten.
Methylsulfonylmethan
Methylsulfonylmethan (MSM) dient als Quelle für organische Schwefelverbindungen. Zusätzlich wird eine antiinflammatorische und antioxidative Wirkung postuliert.
In einer humanmedizinischen Arbeit wurde zudem eine stimulierende Wirkung auf die
Osteoblastendifferenzierung nachgewiesen.
Die veterinärmedizinischen Studien sind bisher wenig aussagekräftig. In einer Studie
an 24 geriatrischen Pferden wurde ein Kombinationspräparat aus Glukosamin, Chondroitinsulfat
und Methylsulfonylmethan verabreicht, sodass die beobachteten positiven Effekte nicht
allein einer der Ausgangssubstanzen zugeschrieben werden können. Gleiches gilt für
eine Studie an Ratten. Für Hund oder Katze liegen derzeit keine wissenschaftlichen
Studien zur Wirksamkeit vor.
Hyaluronsäure
Diese soll hier nur am Rande erwähnt werden, da bisher keinerlei Effekte nach oraler
Verabreichung beobachtet werden konnten. Einzig die intraartikuläre Injektion wird
in der Human- sowie Veterinärmedizin beschrieben und teils kontrovers diskutiert.
Risikofaktor Übergewicht?
Zu all den genannten prophylaktischen und therapeutischen Möglichkeiten der Arthrosebekämpfung
sollte eines nicht außer Acht gelassen werden: Adipositas ist einer der Hauptrisikofaktoren für die Entstehung von arthrotischen Veränderungen. Zudem können bereits bestehende
klinische Beschwerden bei Arthrose durch die Verringerung von Übergewicht signifikant
verbessert werden. Daher können die genannten Ergänzungsfuttermittel nur eine ggf.
sinnvolle Unterstützung der beiden primären Therapiepunkte „Gewichtskontrolle bzw.
-reduktion“ und „angepasstes Bewegungsmanagement“ darstellen. Dies auch in dieser
Form mit dem Patientenbesitzer zu kommunizieren, ist aus Autorensicht eine dringlichere
Aufgabe als die Empfehlung zur Fütterung verschiedener kommerzieller Ergänzungsfuttermittel.
Zwischenfazit Bewegungsapparat
Reduktion von Übergewicht bzw. Erhalt des Idealgewichts – in Kombination mit gezieltem
Muskelaufbau und einer physiotherapeutischen Betreuung des Patienten – sollten an
1. Stelle der Prioritätenliste stehen.
Zusätzlich dazu kann folgende ernährungsphysiologische Unterstützung empfohlen werden:
-
Supplementierung bioaktiver Kollagenpeptide oder von Gelatinehydrolysat jeweils mit
einer Dosierung von 20 g/Tier/Tag
-
Ergänzung mit Omega-3-Fettsäuren, um vor allem akute Entzündungsschübe zu verhindern
bzw. abzumildern: 1 g EPA + DHA/10 kg/Tag
Haut und Fell
Bierhefe
Aufgrund des hohen Gehalts an B-Vitaminen (v. a. B1, aber auch B2, B3, B5, B6, B9, B12) eignet sich Bierhefe zur Supplementierung bei Patienten, die stumpfes, glanzloses
Fell aufweisen. Häufig zeigen die betreffenden Patienten schon nach kurzer Zeit eine
deutliche Besserung der Fellqualität. Vor allem zur Unterstützung im Fellwechsel hat sich eine Bierhefesupplementierung bewährt.
Zu Beginn der Gabe sollte hier jedoch mit einer niedrigeren Dosierung begonnen werden,
da es unter Umständen durch die Verschiebung der intestinalen Mikrobiota anfänglich
zu Meteorismus und/oder einer Verschlechterung der Kotkonsistenz kommen kann.
Vorsicht ist bei Hunden und Katzen geboten, die aufgrund von Juckreiz unbekannter
Genese vorstellig werden.
Sollte hierfür ursächlich ein allergisches Geschehen zugrunde liegen, könnte die Problematik
durch das allergene Potenzial der Bierhefe verstärkt werden.
Biotin
Biotin ist an der Bildung von Keratin beteiligt und somit ein essenzieller Baustein für Haut, Fell und Krallen. Für den Hund wird ein Tagesbedarf von 2 mg/kg angesetzt – wird dieser dauerhaft
unterschritten, äußert sich das in einem Stumpfwerden des Felles, in Haarausfall,
Juckreiz und damit verbundenen Hauteffloreszenzen. Wird der Biotinbedarf nicht über
die tägliche Futterration gedeckt, ist eine Supplementierung als Monopräparat sinnvoll.
Häufig wird die Fütterung roher Eier empfohlen. Hierbei sollte jedoch beachtet werden,
dass nur im Eigelb Biotin enthalten ist. Das Eiklar hingegen beinhaltet Avidin, welches
Biotin bindet und damit die Verfügbarkeit stark einschränkt. Daher sollte, wenn überhaupt,
nur das rohe Eigelb verfüttert werden. Auch auf die Infektionsgefahr mit Salmonellen durch die Zufütterung rohen Eimaterials sei an dieser Stelle hingewiesen.
Öle/Fettsäuren
Vor allem bei Patienten mit atopischer Dermatitis, einer immunvermittelten Schädigung des Säureschutzmantels und damit der Hautbarriere, hat sich der Einsatz essenzieller Fettsäuren, insbesondere Fischölen, gut bewährt.
Die diätetische Zufuhr essenzieller Fettsäuren beeinflusst die Membranfluidität und
die damit verbundenen Prozesse wie Enzymaktivitäten und Rezeptorfunktionen. Zudem
beeinflussen sie die allergische Reaktion durch die Modulation der Prostaglandin-
und Leukotrien-Produktion. In zahlreichen Studien konnte ein Effekt der Zulage von
Linol-, α-Linolen-, γ-Linol-, Eicosapentaen- (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) gezeigt
werden. Die Patienten hatten eine verbesserte Haarqualität, die Hautbarriere wurde
gestärkt, es kam zu einer Reduktion des transepidermalen Wasserverlusts, und die Dosierung
zusätzlich eingesetzter Medikamente, wie Glukokortikoide und Ciclosporin A, konnte
reduziert werden.
Als Lieferant von Linol- und α-Linolensäure dienen pflanzliche Öle wie Leinöl. EPA und DHA sind vor allem in marinen Ölen in hohen Mengen enthalten (Fett von Meeresfischen
wie Lachs, Hering oder Makrele).
Zwischenfazit Haut und Fell
Die Qualität von Haut und Fell lässt sich sehr gut über Ergänzungsfuttermittel beeinflussen
– vorausgesetzt, es sind keine anderweitigen Grunderkrankungen oder mangelhafte Pflege
ursächlich.
Hierzu kann folgendes Supplementierungsschema angewendet werden:
-
Bierhefe: ~ 1 g/10 kg (cave: Allergiker)
-
Biotin: Bedarf 2 mg/kg (Überdosierung ist unbedenklich, da Biotin als Vitamin der
B-Gruppe wasserunlöslich ist)
-
Omega-3-Fettsäuren: 50 mg/kg (Kombination mariner und pflanzlicher Öle)
Zahnpflege
Polyphosphate
An der Ausbildung von Zahnstein ist vor allem im Speichel befindliches Kalzium beteiligt.
Dieses wird durch die mikrokristallinen Polyphosphate (z. B. Hexametaphosphat) gebunden,
welche meist in die Außenhüllen der Futterkroketten eingearbeitet sind. Dadurch wird
verhindert, dass sich die Kalziumverbindungen an die Zähne anheften und Zahnstein
ausbilden. Zudem bewirken die Mikrokristalle einen gewissen Abriebeffekt des Plaques an den Kauflächen. Durch den langsamen Abbau der Polyphosphate bleibt die Wirkung
auch über die eigentliche Dauer der Futteraufnahme hinaus bestehen.
Faserstoffe
Spezielle Fasern können helfen, einen mechanischen Reinigungseffekt auf die Zähne auszuwirken. Das Krokettenmaterial ist dabei so konzipiert, dass diese
beim Draufbeißen nicht zerbröseln, sodass die Zähne tiefer in die Futterstücke eindringen,
was einen mechanischen Effekt am Zahnhals erzielt. Die meisten Parodontopathien entstehen
jedoch am Zahnfleischsaum, dieser wird allein durch diese diätetischen Fasern meist
nicht ausreichend gereinigt. Zudem gibt es gerade unter Hunden Individuen, die auch
größere Futterbrocken ohne zu Kauen herabschlucken, sodass hier der mechanische Reinigungseffekt
entfällt.
Bei Patienten, die verstärkt zu Zahnsteinbildung neigen, sollte der Besitzer eine
regelmäßige mechanische Zahnreinigung (Zahnbürste, „Putzfinger“ o. ä.) durchführen.
Diese kann durch geeignete Präparate aus dem Handel, welche die oben genannten Polyphosphate
und Faserstoffe enthalten, ergänzt werden.
Verdauung
Probiotika
Hierbei handelt es sich um „lebende Mikroorganismen“, zumeist Laktobazillen und Enterokokken,
welche oral aufgenommen werden und das physiologische Mikrobiom im Darm unterstützen
sollen. Der Nutzen ist jedoch umstritten. Die Größenordnungen der in klinischen Versuchen
beobachteten Veränderungen sind meist vernachlässigbar.
Präbiotische Fasern
Diese Fasern sollen den im Darm befindlichen Mikroorganismen als Nahrung dienen. Sie
enthalten Zucker- oder Faserverbindungen, die nicht körpereigen abbaubar sind. Aufgrund
dieser Tatsache kommen sie nahezu unverändert im Dickdarm an und werden durch die
dort ansässigen Bakterien fermentiert.
Dies hat 2 positive Effekte:
-
Zum einen wird die physiologische (also „erwünschte“) Mikrobiota im Darm gefördert,
-
zum anderen entstehen durch den Fermentationsprozess kurzkettige Fettsäuren, v. a.
Butyrat.
Butyrat hat nachgewiesenermaßen einen positiven Effekt auf die Regeneration und das Wachstum der Darmzotten, da es für diese als Energielieferant dient. Zudem entsteht durch die kurzkettigen
Fettsäuren ein leicht saures Darmmilieu, welches von den meisten pathogenen Bakterien nicht gut toleriert wird.
Zu den Präbiotika zählt z. B. Inulin, ein Polysaccharid aus Fruktoseeinheiten, welches
in Chicoréewurzeln oder Topinamburknollen enthalten ist. Ebenfalls häufigen Einsatz
findet hierbei Pektin, welches sich in Äpfeln, Möhren oder Rübenschnitzeln findet.
Hier sollten beim Einsatz jedoch auch die recht hohen Anteile körpereigen verwertbarer
Zucker beachtet werden.
Werden die beschriebenen Fasern eingesetzt, sollte der Patient immer langsam daran adaptiert werden, damit sich auch die intestinalen Bakterienstämme langsam umstellen können.
Sonst kann es in der Anfangszeit schnell zu Flatulenzen oder einer weicheren Kotkonsistenz
kommen. Zudem regen die Fasern die Darmmotilität an.
Häufig fällt auf, dass Hunde, welche überwiegend mit Trockenfutter ernährt werden,
eine bessere Kotkonsistenz aufweisen als ihre Artgenossen, die überwiegend Feuchtfutter erhalten. Das mag zum
einen daran liegen, dass Feuchtfutter häufig hohe Mengen an Protein mit schlechterer
Verdaulichkeit (Innereien und Schlachtabfälle) beinhalten, welche unverdaut im Dickdarm
ankommen und dort z. B. von Clostridien verstoffwechselt werden. Andererseits beinhalten
Trockenfutter öfter und höhere Mengen an pflanzlichen Anteilen, deren Faserfraktionen
hier einen präbiotischen Effekt aufweisen. In 2 Studien konnte gezeigt werden, dass
mit Trockenfutter gefütterte Hunde ein vergleichbares fäkales Mikrobenprofil aufwiesen
wie Hunde, die Präbiotika erhielten.
Chronische Verdauungsprobleme, insbesondere Flatulenzen oder Diarrhö, sind nach Ausschluss
anderer Ursachen, wie infektiöse Ursachen oder Unverträglichkeiten, sehr gut über
eine angepasste Ernährung zu beeinflussen.
Neben einer Rationsüberprüfung bzw. -anpassung, die u. a. den Fettgehalt und den Gehalt
sowie die Verdaulichkeit eingesetzter Proteinquellen sowie der Kohlenhydratträger
berücksichtigt, ist der Einsatz präbiotischer Substanzen ratsam.
Hierbei können als Präbiotika zum Einsatz kommen (bitte immer langsame Adaptation
beachten):
Eine genaue Dosierungsangabe ist für die meisten Substanzen nicht sinnvoll, da diese
stark vom Alter, dem Gesundheitszustand sowie der bisherigen mikrobiellen Ausstattung
im Dickdarm abhängen.
Meist wird von einer Endzielmenge von 0,5 g/kg ausgegangen, diese muss jedoch über einen Zeitraum von 1 – 2 Wochen
langsam anvisiert werden. Beginnen sollte man mit Tagesdosen von 0,5 (Hunde bis 10 kg), 1 g (Hunde bis 30 kg) oder 2 g (Hunde über 30 kg).
Bei chronischer Diarrhö oder weicher Kotqualität können auch wasserbindende und somit
kotfestigende Stoffe gefüttert werden, z. B. Weizenkleie oder Flohsamenschalen.
Verhaltensmodulation
Casozepin
Dieses wird unter verschiedenen Handelsnamen mit einer anxiolytischen Wirkung beworben. α-Casozepin ist ein bioaktives Peptid, welches aus Milch durch tryptische
Hydrolyse gewonnen wird. Es besitzt eine spezifische Bindungsstelle auf dem Rezeptor
für γ-Aminobuttersäure und potenziert damit deren hemmenden Effekt. In einer Studie
wurde die Wirkung mit der von Selegilin verglichen. Hier zeigte sich eine vergleichbare
anxiolytische Wirkung zwischen den beiden Substanzen (Dosierung Casozepin: 15 mg/kg).
Es sollte jedoch beachtet werden, dass mit einem Wirkungseintritt erst nach einer
Behandlungsdauer von 1 – 2 Wochen zu rechnen ist.
L-Tryptophan
Diese Aminosäure ist die Vorläuferstufe des Neurotransmitters Serotonin. Erhöhte Tryptophan-Spiegel
im Gehirn bedingen eine gesteigerte Serotoninfreisetzung. Bei der Überwindung der
Blut-Hirn-Schranke steht Tryptophan hierbei in Konkurrenz mit den langkettigen neutralen
Aminosäuren Tyrosin, Phenylalanin, Valin, Leucin und Isoleucin. Alle benutzen dasselbe
Carrier-System. Positive verhaltensändernde Wirkungen, v. a. im Hinblick auf Angstverhalten, wurden mit einer Diät erzielt, welche ein
erhöhtes Verhältnis von Tryptophan zu den langkettigen neutralen Aminosäuren hatte.
Zwischenfazit Verhaltensmodulation
Neben einer an den Patienten angepassten Verhaltenstherapie bzw. professionellem Training
kann die Gabe von Casozepin und L-Tryptophan eine sinnvolle Ergänzung für stark gestresste
oder ängstliche Tiere sein. Eine Kombination der Gabe von Casozepin und L-Tryptophan
kann daher angeraten werden.
Dosierung:
-
Casozepin: 15 mg/kg
-
L-Tryptophan: 2,5 mg/kg
Mineralfuttermittel
Vor einer Supplementierung von Mineralstoffen sollte die bisher verfütterte Ration
kritisch überprüft werden. Handelt es sich hierbei um ein kommerzielles Alleinfuttermittel, ist eine Mineralstoffergänzung meist nicht notwendig bzw. kann sogar kontrainduziert
sein. Eine überhöhte Aufnahme an Mengenelementen kann zur Ausbildung von Harnkonkrementen
oder im Fall einer Kalzium- oder Phosphorfehlversorgung beim Junghund beispielsweise
zu Wachstumsstörungen aufgrund einer Fehlmineralisation des Skelettsystems führen.
Ähnlich verhält es sich mit überhöhten Spurenelementaufnahmen. Auch hier ist mit zahlreichen
Wechselwirkungen und Folgen einer chronisch bedarfsüberschreitenden Aufnahme zu rechnen,
die an dieser Stelle jedoch nicht alle genannt werden können.
Anders verhält es sich, wenn der Patientenbesitzer selbst zusammengestellte Rationen verfüttert (gekocht oder BARF).
Bei gekochten oder BARF-Rationen sind zumeist gezielte Ergänzungen im Bereich der
Mengen- und Spurenelemente wie auch Vitamine notwendig.
Diesen Ergänzungen sollte jedoch immer eine Kalkulation der bisher angebotenen Ration
vorangehen, um Nährstoffdefizite aufzudecken und diese Lücken gezielt mit Ergänzungsfuttermitteln
aufzufüllen.
Bewegungsapparat
-
Ziel: Erhalt des Idealgewichts in Kombination mit Muskelaufbau und einer physiotherapeutischen
Behandlung
-
ggf. Reduktion von Übergewicht
-
ernährungsphysiologische Supplementierung empfehlenswert:
Haut und Fell
Zahnpflege
Verdauung
-
chronische Verdauungsprobleme gut über eine angepasste Ernährung beeinflussbar
-
Rationsüberprüfung bzw. -anpassung
-
Einsatz präbiotischer Substanzen (Pektine, Fructooligosaccharide, Inulin, Laktulose)
empfehlenswert
-
bei chronischer Diarrhö oder weicher Kotqualität auch wasserbindende und somit kotfestigende
Stoffe (z. B. Weizenkleie oder Flohsamenschalen) empfehlenswert
Verhaltensmodulation
-
Verhaltenstherapie bzw. professionelles Training
-
Supplementierung mit Casozepin (15 mg/kg) und L-Tryptophan (2,5 mg/kg) für stark gestresste
oder ängstliche Tiere empfehlenswert
Mineralfuttermittel
Fazit
Der Markt bietet ein schier unüberschaubares Angebot an verschiedensten Supplementen,
die mit einem gesundheitsfördernden Effekt beworben werden. Vielfach halten diese
Produkte jedoch nicht, was sie versprechen. Seien es zu geringe Wirkstoffkonzentrationen
oder nicht klinisch belegte Wirksamkeiten. Daher ist vor einem gezielten Einsatz die
Herstellerbewerbung kritisch zu hinterfragen und eventuell auf nicht diätetische Konzepte
zurückzugreifen.