Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2021; 56(04): 246-260
DOI: 10.1055/a-1118-7474
Topthema
CME-Fortbildung

Monitoring und Steuerung der Flüssigkeitstherapie – wozu und womit?

Monitoring of Fluid Therapy
Robert Schiewe
,
Berthold Bein
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Zusammenfassung

Therapie mit Flüssigkeit ist von großer Bedeutung in Anästhesie und Intensivmedizin. Eine Flüssigkeits- oder Volumentherapie kann, vor allem bei nicht sachgemäßer Durchführung, eine Überwässerung des Patienten zur Folge haben, welche wiederum deletäre Folgen hat. Umgekehrt hat auch eine Hypovolämie unerwünschte Nebenwirkungen. Es ist daher essenziell herauszufinden, ob eine Volumengabe auch eine Steigerung des HZV nach sich ziehen wird (= Volumenreagibilität). Durch verschiedene Monitoring-Verfahren können der Volumenstatus und eine potenzielle Volumenreagibilität evaluiert werden. Es gibt eine Vielzahl an Limitationen, die den Behandlern und Nutzern der Verfahren bekannt sein sollten. Ein Algorithmus kann ein strukturiertes Vorgehen beim Monitoring der Volumentherapie erleichtern.

Therapie mit Flüssigkeit hat große Bedeutung in Anästhesie und Intensivmedizin. Eine Flüssigkeitstherapie kann – vor allem bei nicht sachgemäßer Durchführung – zur Überwässerung des Patienten mit deletären Folgen führen. Umgekehrt hat auch eine Hypovolämie unerwünschte Nebenwirkungen. Dieser Beitrag stellt die Wichtigkeit der korrekten Indikationsstellung, das adäquate Monitoring einer Volumentherapie sowie die hierfür geeigneten Verfahren dar.

Abstract

Fluid and volume therapy is of paramount importance in anaesthesia and intensive care medicine. Fluid replacement as well as volume therapy can cause hypervolemia with deleterious consequences. Therefore, a prerequisite for an adequate volume therapy is the assessment of fluid responsiveness. Several monitoring techniques for evaluation of volume status and of volume responsiveness are currently used. However, there are several limitations of the different monitoring techniques that the user should be aware of. An algorithm can be helpful for a structured approach in monitoring volume therapy.

Kernaussagen
  • Eine Volumengabe ist zur DO2-Steigerung und Verbesserung der Organperfusion indiziert, wenn eine Vorlaststeigerung auch zu einer Zunahme der Herzauswurfleistung führt. Aber: Nicht jeder volumenreagible Patient muss Volumen erhalten.

  • Parameter der Pulskonturanalyse sind zur Beurteilung der Volumenreagibilität gut geeignet. Die vielen Voraussetzungen für eine valide Beurteilung erfüllen jedoch nur wenige Patienten auf der Intensivstation.

  • Eine unbedachte Volumengabe bzw. eine „Fluid Challenge“ sollte man wegen der potenziellen Gefahr einer Volumenüberladung zur Beurteilung der Volumenreagibilität nicht standardmäßig anwenden.

  • Voraussetzung für die Beurteilung der Volumenreagibilität mit dem PLR ist ein kontinuierliches HZV-Monitoring. In der Initialphase sind aber auch vergleichbare MAP-Anstiege zur Beurteilung geeignet.

  • Die TPTD wird bei allen Patienten empfohlen, bei denen eine differenzierte Beurteilung der Hämodynamik und des Volumenstatus erforderlich ist. Das EVLW ist als STOP-Signal bei der Volumentherapiesteuerung von großem Nutzen.

  • Die TTE/TEE liefert als zusätzliches Verfahren vor allem durch die direkte Visualisierung kardialer Strukturen wichtige Informationen. In Akutsituationen ist das sog. „Eyeballing“ ein gutes Diagnosetool.

  • Der ZVD kann zur Abschätzung des Volumenstatus und der -reagibilität nicht verwendet werden.

  • Limitationen der verschiedenen Verfahren sollten bekannt sein. Fehlinterpretationen und therapeutische Fehlentscheidungen können deletäre Folgen haben.

  • Eine Volumenüberladung ist mit schlechterem Outcome assoziiert. Eine Volumentherapie muss zum richtigen Zeitpunkt auch aktiv beendet werden.

  • Ein Algorithmus kann die Indikationsstellung einer Volumentherapie und deren Monitoring erleichtern. Bei negativem Ergebnis eines Volumenreagibilitäts-Tests sollte kein Volumen gegeben werden.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
22. April 2021

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