Kearon C.
et al.
Diagnosis of Pulmonary Embolism with D-Dimer Adjusted to Clinical Probability.
N Engl J Med 2019;
381: 2125-2134
Eine pulmonale Embolie wurde dabei ausgeschlossen mithilfe klinischer Hinweise und
D-Dimer-Bestimmungen; bei einer niedrigen C-PTP und einem D-Dimer < 1000 ng/ml resp.
einer moderaten C-PTP und einem D-Dimer < 500 ng/ml erhielten die Patienten keine
weitere radiologische Bildgebung. Die Nachbeobachtungszeit erstreckte sich jeweils
über 3 Monate. Zur Bestimmung der C-PTP wurde der Wells-Score verwendet, eine Punktzahl
zwischen 0 und 12,5 ist möglich, eine niedrige Vortestwahrscheinlichkeit wurde definiert
bei einem erreichten Punktwert von 0 – 4,0, eine moderate bei 4,5 – 6,0 Punkten und
eine hohe Wahrscheinlichkeit, eine Lungenembolie aufzuweisen, bei einem Punktwert
von ≥ 6,5. Das D-Dimer wurde nach Bestimmung des Wells-Score mit dem jeweils lokal
erhältlichen Assay bestimmt. Lediglich bei einer hohen C-PTP und/oder bei einem D-Dimer
> 1000 ng/ml resp. > 500 ng/ml wurde eine Computertomografie (CT) des Thorax mit Angiografie
oder alternativ eine Perfusions-Ventilations-Lungenszintigrafie durchgeführt und bei
dort gesicherter Diagnose eine Antikoagulation begonnen. 90 Tage nach der initialen
Diagnostik wurden die Studienendpunkte durch bzgl. der initialen Diagnostik und daraus
abgeleiteten Therapie verblindete Kollegen ermittelt. Der primäre Endpunkt war definiert
als symptomatische objektiv verifizierte venöse Thromboembolie einschließlich Lungenembolie
oder tiefer Beinvenenthrombose. Bei zwischenzeitlich auftretenden Beschwerden wurde
eine entsprechende Bildgebung veranlasst, eine erneute D-Dimer-Bestimmung wurde nicht
angeraten.
2017 (ambulante) Patienten wurden von 2015 – 2018 an mehreren universitären kanadischen
Zentren in die PEG-eD (Pulmonary Embolism Graduated D-Dimer)-Studie eingeschrieben.
Das durchschnittliche Lebensalter war 52 Jahre, 86,9 % hatten eine niedrige C-PTP,
10,8 % eine moderate und 2,3 % eine hohe C-PTP. Insgesamt 7,4 % wiesen eine pulmonale
Embolie in der initialen Diagnostik auf.
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1285 (63,7 %) der Patienten hatten eine niedrige C-PTP, 40 (2 %) eine moderate C-PTP
und einen jeweils unter dem vordefinierten Grenzwert befindlichen D-Dimer (< 1000
resp. < 500 ng/ml) (insg. 1325 [67,3 %] von 1970 [97,7 %]).
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Davon hatte niemand eine venöse Thromboembolie während der Nachbeobachtungszeit (95 %-Konfidenzintervall
[KI] 0,00 – 0,29 %),
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einschließlich 315 Patienten mit niedriger C-PTP und einem D-Dimer zwischen 500 und
999 ng/ml (95 %-KI 0,00 – 1,20 %).
Bei 1863 Patienten (92,4 %) wurde initial keine pulmonale Embolie diagnostiziert.
Davon wies 1 Patient in der Nachbeobachtungszeit eine venöse Thromboembolie auf (0,05 %;
95 %-KI 0,01 – 0,30); das D-Dimer hatte in diesem Fall 1200 ng/ml betragen, die C-TPT
war niedrig und in der Angio-CT keine Lungenembolie nachweisbar gewesen. 19 Patienten
begannen während der Nachbeobachtungszeit eine antikoagulatorische Therapie aus anderen
Indikationen wie z. B. neu aufgetretenem Vorhofflimmern, 13 Patienten (0,6 %) konnten
nach 3 Monaten nicht reevaluiert werden.
Während der Nachbeobachtungszeit traten 7 Major-Blutungsereignisse auf, 23 Minor-Blutungen
und 34 Todesfälle. Keiner der Todesfälle stand dabei in Zusammenhang mit einer pulmonalen
Embolie.
Die angewandte diagnostische Strategie führte zu einer Durchführung einer Thorax-Bildgebung
bei 34,3 % der Patienten. Bei einem Vorgehen, bei welchem eine pulmonale Embolie ohne
Bildgebung lediglich ausgeschlossen wird bei einer niedrigen C-PTP und einem D-Dimer
< 500 ng/ml, hätten 51,9 % der Patienten eine Thorax-Bildgebung erhalten (Differenz
– 17,6 %; 95 %-KI – 19,2 bis – 15,9).
Die Kombination einer niedrigen Vortestwahrscheinlichkeit und eines D-Dimers unter
1000 ng/ml kennzeichnet, so die Autoren, eine Patientengruppe mit niedrigem Risiko
einer pulmonalen Embolisation unter Berücksichtigung einer 3-monatigen Nachbeobachtungszeit.
Die Anwendung des beschriebenen Algorithmus kann die Anzahl an Thorax-Bildgebungen
erheblich reduzieren und damit auch die Strahlenbelastung, Kontrastmittelreaktionen,
Kosten und Zeitaufwand, so Kearon et al.
Dr. Birgit Gappa, Penzberg