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DOI: 10.1055/a-1108-7998
COPD: Krankenhausinitiiertes Unterstützungsprogramm verbessert nicht das Outcome
Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist eine führende Ursache für Morbidität und Arbeitsunfähigkeit. In Studien mit ambulant betreuten Patienten/-innen hat eine Unterstützung beim Selbstmanagement die gesundheitsbezogene Lebensqualität verbessert und COPD-bedingte Notfälle verringert. Aboumatar et al. berichten über unerwartete Ergebnisse eines durch ein Krankenhaus initiiertes Programm zur Betreuung und Unterstützung bei COPD.
Die randomisierte klinische Single-Center-Studie wurde am John Hopkins Bayview Medical Center in Baltimore, Maryland, USA, mit stationär behandelten COPD-Patienten/-innen durchgeführt. In der Klinik wurde ein 3-monatiges Programm (BREATHE) entwickelt, um Patienten/-innen bei der Entlassung zu begleiten und beim Selbstmanagement der chronischen Erkrankung zu unterstützen. Das Programm bestand aus 3 Komponenten:
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der Sicherstellung, dass Patienten/-innen und Betreuungspersonen auf die Entlassung vorbereitet sind und den nachfolgenden Behandlungsplan verstanden haben,
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einem individualisierten Plan zur Unterstützung des Selbstmanagements (korrekte Medikamenteneinnahme, Erkennung von Exazerbationen, Durchführung von Atemübungen, Raucherentwöhnung, Erhaltung eines aktiven Lebensstils und bei Notwendigkeit Inanspruchnahme von Hilfe) und
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erleichtertem Zugang zu Gemeindeprogrammen und Behandlungseinrichtungen.
Das Programm führten speziell ausgebildete Krankenschwestern mit dafür standardisierten Tools durch.
Von März 2015 bis Mai 2016 wurden in die Studie 240 Patienten/-innen im mittleren Alter von 64,9 (SD 9,8) Jahren aufgenommen und 1:1 für das BREATHE-Programm oder für die Standardtherapie randomisiert. Die Standardversorgung bestand aus einer 30-tägigen Übergangsbetreuung nach Entlassung zur Einhaltung des Entlassungsplans und Anbindung an die ambulante Versorgung. Alle Patienten/-innen wurden für 6 Monate nach der Klinikentlassung nachverfolgt. Bis auf einen höheren Anteil an Rauchern, häuslichem Sauerstoffbedarf und der Kombination von Beta-Agonisten und Anticholinergika in der Interventionsgruppe waren die Basischarakteristiken beider Gruppen ähnlich.
Primäres Outcome war die Anzahl durch die COPD verursachter Akutversorgungen in der Notaufnahme oder Krankenhausaufnahmen pro Teilnehmer/-in innerhalb von 6 Monaten sowie weiterhin die Veränderung in der jeweiligen gesundheitsbezogenen Lebensqualität nach 6 Monaten, ermittelt mit dem SGRQ (St.-George’s-Respiratory-Questionnaire) auf einer Skala von 0 – 100. Eine Veränderung um 4 Punkte galt als klinisch bedeutsam.
203/240 Patienten/-innen vollendeten die Studie. Es traten 15 Todesfälle auf, 8 in der Interventions- und 7 in der Standardversorgungsgruppe. Während des Studienzeitraums kam es zu 339 Krankenhausaufnahmen, 202 von ihnen in der Interventionsgruppe und 137 bei Standardversorgung. Die mittlere Anzahl von COPD-verursachten Notfallereignissen betrug in der Interventionsgruppe pro Teilnehmer/-in innerhalb von 6 Monaten 1,40 (95 %-KI 1,01 – 1,79). In der Gruppe mit Standardversorgung waren es 0,72 pro Teilnehmer/-in (95 %-KI 0,45 – 0,97). Damit betrug die Differenz zwischen beiden Gruppen 0,68 (95 %-KI 0,22 – 1,15). Der mittlere Ausgangswert beim SGRQ betrug in der Interventionsgruppe 62,3 (SD 18,8) und in der Gruppe mit Standardversorgung 63,6 (SD 17,4). Die mittlere Veränderung beim SGRQ-Gesamtscore nach 6 Monaten lag bei 2,81 in der Interventionsgruppe und bei – 2,69 bei Standardversorgung. Die adjustierte Differenz zwischen beiden Gruppen betrug 5,18 (95 %-KI 2,15 – 12,51).
Laut den Autoren/-innen führte die Betreuung durch das BREATHE-Programm signifikant häufiger zu Krankenhausaufnahmen und Vorstellungen in der Notaufnahme. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität verbesserte sich durch das Programm nicht. Zwar seien bei ihrer Single-Center-Studie laut Aboumatar et al. einige Einschränkungen bei der Interpretation der Ergebnisse zu berücksichtigen. Die Gründe für dieses unerwartete Ergebnis bedürften aber weiterer Erforschung.
Dr. Gabriele Dobler, Berlin
Publication History
Article published online:
09 April 2020
© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York