Buni M.
et al.
Predictors of hand contracture in early systemic sclerosis and the effect on
function: a prospective study of the GENISOS cohort.
J Rheumatol 2019;
46: 1597-1604
Die Wissenschaftler wollten Prädiktoren für das Voranschreiten
von Kontrakturen der Hand bei Patienten mit systemischer Sklerose identifizieren
und untersuchen, welchen Einfluss die Kontrakturen auf den Funktionsstatus
haben. Der primäre Endpunkt der Studie war eine Verringerung der
Extension der Hand. Außerdem wurden Veränderungen im modified
Health Assessment Questionnaire (MHAQ) Score und im Medical Outcomes Study Short
Form-36 (SF-36) physical function Score untersucht.
In der Studie wurden die Daten von insgesamt 219 Patienten und 1087 Messungen der
Handextension aus der sogenannten GENISOS (Genetics vs. Environment in
Scleroderma Outcomes Sutdy) Kohorte ausgewertet. In die Kohorte wurden seit 1998
Patienten mit systemischer Sklerose eingeschlossen. Innerhalb der ersten 3 Jahre
wurden die Probanden 2-mal jährlich untersucht, danach jährlich.
Die Messungen der Kontrakturen der Hand wurden im Schnitt über einen
Zeitraum von 8,1±4,8 Jahren durchgeführt. Ausgewertet wurden nur
die Daten von Probanden, von denen mindestens 2 Messergebnisse der Handextension
vorlagen, die in einem Abstand von mindestens 6 Monaten erhoben wurden.
Die Extension der Hand wurde bestimmt, indem palmarseitig der Abstand des
äußersten Punkts der Daumenspitze zum äußersten
Punkt der Spitze des kleinen Fingers bei maximaler Fingerextension in der Luft
mit einem straffen Maßband gemessen wurde.
Die Wissenschaftler untersuchten in ihrer Auswertung, ob Alter, Geschlecht,
Ethnizität, das Vorliegen von Anti-Topoisomerase I- (ATA),
Anti-Zentromer- (ACA) und Anti-RNA Polymerase III-Antikörpern (RNAP3) im
Serum, der Typ der systemischen Sklerose, das Vorliegen von Ulcera an den
Fingern, die Höhe des modified Rodnan Skin Scores (mRSS) und das
Vorliegen von Arthitiden an kleinen Gelenken die Entwicklung bzw. den Verlauf
einer Kontraktur der Hände vorhersagen.
85% (186) der Probanden in der Studie waren weiblich, 55% (120)
waren nicht-hispanische Weiße, im Schnitt waren die Teilnehmer 48
(± 12) Jahre alt. Der mittlere mRSS bei Einschluss in die Studie
lag bei 17, die mittlere Krankheitsdauer bei Einschluss in die Studie bei 2,37
(± 1,5) Jahren. 13% der Probanden waren ACA positiv,
19% ATA positiv und 23% RNAP3 positiv. 58% (127) litten
an einer diffus kutanen Sklerose. Die durchschnittliche Zeit zwischen den
Messungen der Handextension lag bei knapp einem Jahr. Die durchschnittliche
Hand-Extension lag bei Einschluss in die Studie bei 17,3 (± 2,5)
cm.
Die Autoren beobachteten, dass die Extension der Hände sich bei den
Patienten im Schnitt um 0,11 cm pro Jahr verringerte. Sie konnten
zeigen, dass das Vorliegen von ATA sowie ein höherer mRSS zu Beginn der
Studie eine schnellere Verringerung der Handextension voraussagen
(p=0,009 und p=0,046). Bei den ATA-positiven Probanden
verringerte sich die Handextension um 0,26 cm pro Jahr mehr als bei den
ATA-Negativen. Die anderen untersuchten Faktoren hatten keinen signifikanten
Einfluss auf das Voranschreiten der Kontrakturen.
In einer Subgruppenanalyse mit 62 Patienten, deren Erkrankung vor≤2
Jahren begonnen hatte, waren positive ATA und ein diffuser Krankheitstyp mit
einem schnelleren Voranschreiten der Kontrakturen assoziiert. Das Vorliegen von
Anti-Zentromer-Antiköpern hingegen war mit einer langsameren
Verschlechterung der Kontrakturen assoziiert.
Die Autoren beobachteten außerdem, dass die Extensionsfähigkeit
der Hände sich linear mit der Zeit verringerte und mit den
Funktionsscores MHAQ und SF-36 umgekehrt assoziiert war.
Das Vorliegen von Anti-Topoisomerase I-Antikörpern sagt eine
schnellere Verschlechterung von Kontrakturen der Hände bei Patienten
mit systemischer Sklerose voraus. Demografische und andere klinische
Parameter hatten in der vorliegenden Studie keinen signifikanten Einfluss
auf den Verlauf der Kontrakturen.
Marisa Kurz M. Sc. B. A. München