Key words
lymphoma - CT - PET-CT - staging
Einleitung
Die Therapie der Lymphome unterliegt ständigen Fortschritten. Neue Therapieansätze
nutzen unter anderem Antikörper, Immuntherapeutika oder Antikörper-Wirkstoff-Konjugate.
Um jedem Patienten die optimale Behandlung anbieten zu können, ist ein individueller
Therapieansatz erforderlich [1]. Bei der Beurteilung der Wirksamkeit neuer Therapeutika ist neben klinischen Parametern
häufig die onkologische Bildgebung entscheidend. Die Kriterien-basierte Auswertung
der Bildgebung soll eine objektive, standardisierte, vergleichbare und einheitliche
Beurteilung während und nach der Behandlung gewährleisten. Dieser Übersichtsartikel
legt die Entwicklung bis hin zum aktuellen Stand der Verlaufsbeurteilung der Hodgkin-
und Non-Hodgkin-Lymphome dar. Eine besondere Bedeutung gewinnt die Integration von
standardisierter morphologischer Bildgebung mit metabolischem Ansprechen (PET/CT)
und hochempfindlichen Methoden zum Nachweis residueller Zellen in Blut und Knochenmark
(minimale Resterkrankung, minimal residual disease, MRD). Insgesamt ist ein Trend
von rein Experten-basierten Konsensus-Kriterien hin zu Kriterien zu verzeichnen, die
auf Studiendaten beruhen.
Cheson-Kriterien (IWG-Kriterien) [2]
Cheson-Kriterien (IWG-Kriterien) [2]
Während es für die Hodgkin-Lymphome (HL) bereits seit 1989 eine aus einem Expertengremium
hervorgegangene Klassifikation gibt [3], war die erste allgemein anerkannte standardisierte Klassifikation von Non-Hodgkin-Lymphomen
(NHL) die durch Cheson et al. publizierte International Working Group (IWG)-Klassifikation.
Hierbei standen anatomische Abmessungen der Lymphommanifestationen im Vordergrund
[2].
Für die Gesamt-Responsebeurteilung werden in der Cheson-Klassifikation neben den radiologischen
Kriterien auch klinische und laborchemische Kriterien sowie Ergebnisse der Knochenmarkbiopsie
berücksichtigt. Als bildgebende Untersuchungsmodalität der Wahl wird die Computertomografie
(CT) empfohlen. Dabei wird die Durchführung einer CT von Thorax, Abdomen und Becken
empfohlen. In der klinischen Anwendung wird regelhaft auch eine Hals-CT durchgeführt,
obwohl diese Untersuchung in der Originalpublikation nicht gefordert wurde. Zur radiologischen
Beurteilung und entsprechenden Klassifikation sind folgende Größen relevant ([Abb. 1]):
Abb. 1 Schematische Darstellung der anatomischen Parameter. Im abgebildeten Beispiel wurden
insgesamt 3 „dominante“ nodale Manifestationen für die Ermittlung des SPD gewählt.
Dies entspricht somit der Summe aller grünen Rechtecke.
-
Längsachsendurchmesser (LAD)/Great Transverse Diameter (GTD): Größte Läsionsausdehnung
im transversalen Schnittbild.
-
Kurzachsendurchmesser (KAD)/Short Axis Diameter (SAD): Kürzeste Läsionsausdehnung
im transversalen Schnittbild, orthogonal zum LAD. Ein Lymphknoten > 1 cm im KAD gilt
als suspekt [4]
[5]
[6]
[7]
[8].
-
Summe der Produkte der orthogonalen Durchmesser (SPD)/Sum of the Product of the Diameters
(SPD): Hierfür wird von maximal 6 „dominanten“ nodalen Manifestationen jeweils das
Produkt von LAD und KAD gebildet. Anschließend werden diese Produkte aufsummiert.
Die ausgewählten Läsionen sollen möglichst verteilt im Körper liegen und es soll,
soweit vorhanden, jeweils mindestens 1 Läsion aus Retroperitoneum und Mediastinum
gewählt werden. Läsionen in anderen Organen außer Leber und Milz können zwar erfasst,
nicht jedoch als dominante Läsion vermessen werden.
Bei jeder Verlaufsbildgebung wird eine Einteilung in eine der 6 Responsekategorien
vorgenommen. Hierfür wesentlich sind neben SPD und dem etwaigen Auftreten neuer Läsionen
auch klinische Parameter. Charakteristisch für die erste Cheson-Klassifikation ist,
dass die Größe von Milz und Leber lediglich über die klinische Untersuchung und nicht
über die Bildgebung zu bestimmen war. Eine Besonderheit ist die Complete Response
unconfirmed (CRu). Die einzelnen Responsekategorien der Cheson-Klassifikation finden
sich in [Tab. 1].
Tab. 1
Responsebeurteilung nach den International-Working-Group (IWG)-Kriterien (Cheson-Klassifikation).
|
CR
|
CRu
|
PR
|
SD
|
RD nach CR/CRu
|
PD
|
Allgemein
|
|
|
|
|
|
|
Lymphknoten
|
-
vorher > 1,5 cm zu ≤ 1,5 cm LAD
-
vorher > 1,0 cm u. ≤ 1,5 cm zu ≤ 1,0 cm LAD oder Reduktion der SPD > 75 %
|
-
LK > 1,5 cm LAD trotz Reduktion der SPD > 75 %
-
Separation nodaler Massen mit Reduktion der SPD > 75 %
|
|
|
oder
|
|
extranodale Manifestation
|
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|
|
|
|
|
CR = Complete Response; CRu = Complete Response unconfirmed; PR = Partial Response;
SD = Stable Disease; RD = Relapsed Disease; PD = Progressive Disease; LK = Lymphknoten;
LAD = Längsachsendurchmesser; SPD = Summe der Produkte der orthogonalen Durchmesser.
Revised Cheson-Kriterien [9]
Revised Cheson-Kriterien [9]
Eine wesentliche Revision der Cheson-Kriterien wurde 2007 mit den Revised Response
Criteria for Malignant Lymphoma publiziert. [9] Dabei wurde vor allem der technische Fortschritt im Feld der Hybridbildgebung berücksichtigt.
Wesentliche Neuerungen waren:
-
Die Therapie der Hodgkin-Lymphome wird nun ebenfalls nach den Cheson-Kriterien evaluiert.
Bisher war die Klassifikation nach Lister et al. erfolgt [3].
-
Wegfall der Kategorie „Complete Response unconfirmed“ (CRu).
-
Integration der 18F-FDG-PET bzw. PET/CT in die Kriterien als funktionell-metabolischer Teil der Bildgebung.
Lymphome sollten allerdings nur dann einer PET-Untersuchung unterzogen werden, wenn
diese eine ausreichende Avidität für 18F-FDG aufweisen. Bekannte PET-avide Lymphome sind das diffuse großzellige B-Zell-
(DLBCL), Hodgkin- (HL), follikuläre (FL) und Mantelzell-Lymphom (MCL), während beispielsweise
die chronische lymphatische Leukämie (CLL) zu den Lymphomen mit nur geringer FDG-Aufnahme
gehört. Bei anderen Non-Hodgkin-Lymphomen ist die FDG-Aufnahme variabel oder bisher
schlecht untersucht. Die Beurteilung des PET-Scans erfolgt rein visuell qualitativ
in die Kategorie positiv oder negativ. Der PET-Scan wird als positiv gewertet, wenn
die fokale oder diffuse Aufnahme von 18F-FDG über der Hintergrundaktivität in einer Lokalisation liegt, die sich rein anatomisch/physiologisch
allein nicht erklären lässt.
Bei FDG-aviden Lymphomen wird die CR erreicht, wenn die posttherapeutischen Residuen
PET-negativ sind – unabhängig ihrer Größe. Bei Patienten ohne prätherapeutische PET/CT
ist ähnlich zu den Cheson-Kriterien die Größe der Lymphknoten entscheidend. Ausgangsläsionen
> 1,5 cm LAD müssen nach der Therapie ≤ 1,5 cm LAD aufweisen. Lymphknoten mit einem
LAD 1,1–1,5 cm und KAD > 1,0 cm müssen nach der Therapie einen KAD von ≤ 1,0 cm aufweisen.
Milz und Leber müssen (wieder) normal groß sein und die Milz darf keine Läsionen (mehr)
aufweisen. Auch in den revidierten Cheson-Kriterien findet neben den bildmorphologischen
Kriterien der Knochenmarkbefund Berücksichtigung. Dadurch kann trotz radiologischer
CR-Klassifikation das Therapieansprechen gegebenenfalls trotzdem als PR eingestuft
werden, sofern entsprechende morphologische Veränderungen im Knochenmarkbefund beschrieben
werden. Die weiteren Kategorien sind in [Tab. 2] zusammengefasst.
Tab. 2
Responseklassifikation nach den Revised Response-Criteria for Malignant Lymphoma (Revised
Cheson).
|
CR
|
PR
|
SD
|
PD
|
CT
|
-
LK > 1,5 cm zu ≤ 1,5 cm LAD
-
LK > 1,0 cm u. ≤ 1,5 cm LAD und > 1,0 cm KAD zu ≤ 1,0 cm KAD
Milz/Leber:
|
Milz/Leber:
|
|
Erfüllung mind. 1 Kriteriums:
-
neue Läsionen > 1,5 cm achsenunabhängig
-
Zunahme der SPD ≥ 50 % der Bestandsläsionen
-
bei KAD > 1,0 cm: Zunahme des LAD ≥ 50 %
-
bei KAD ≤ 1,0 cm: Zunahme des LAD ≥ 50 % auf eine Mindestgröße von > 1,5 cm × 1,5 cm
oder LAD > 1,5 cm
-
Zunahme der SPD > 50 % der Milz-/Leberläsionen
|
PET bei FDG-aviden oder PET(+)-Lymphomen
|
|
|
|
|
CR = Complete Response; PR = Partial Response; SD = Stable Disease; PD = Progressive
Disease; LK = Lymphknoten; LAD = Längsachsendurchmesser; KAD = Kurzachsendurchmesser;
SPD = Summe der Produkte der orthogonalen Durchmesser; FDG = Fluordesoxyglucose; PET = Positronen-Emissions-Tomografie.
Lugano-Klassifikation [10]
[11]
Lugano-Klassifikation [10]
[11]
Eine weitere Revision der Cheson-Kriterien wurde 2014 publiziert [10]. Diese ist die derzeit weit verbreitete „Lugano“-Klassifikation des Therapieansprechens
bei Lymphomen. Die wichtigsten Neuerungen für die Bildgebung waren:
Die 5-PS ist eine rein visuell qualitative Bewertung, die eine differenziertere Einteilung
in die entsprechenden Punkte als die bisherige Auswertung des FDG-Uptakes ermöglicht.
In der [Tab. 3] sind die Kriterien für die 5-PS zusammengefasst [12]
[13]
[14].
Tab. 3
Deauville-5-Punkte-Skala (5-PS).
Score
|
Kriterium
|
1
|
keine 18F-FDG-Aufnahme
|
2
|
Aufnahme ≤ Mediastinum
|
3
|
Aufnahme > Mediastinum und ≤ Leber
|
4
|
Aufnahme mäßig über Leberniveau
|
5
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Aufnahme deutlich über Leberniveau und/oder neue Läsion/en
|
X
|
neue/r Aufnahmebereich/e, höchstwahrscheinlich nicht zum Lymphom zugehörig
|
FDG = Fluordesoxyglucose.
Die Interim-PET-Untersuchung ermöglicht es teilweise, die Therapie früher anzupassen.
So kann einerseits früher auf Non-Responder reagiert werden, um entsprechend eine
Therapieeskalation einzuleiten, oder andererseits bei frühem Ansprechen die Therapie
zu deeskalieren, um damit die Toxizität und Folgeerkrankungen zu minimieren [15]
[16]
[17]
[18]. Dieses Konzept konnte die Deutsche-Hodgkin-Lymphom-Studiengruppe in der HD18-Studie
kürzlich überzeugend belegen: Eine Therapiedeeskalation anhand der Interim-PET führte
durch geringere Toxizität zu insgesamt besserem Überleben [19]. In der rezent publizierten PETAL-Studie wurde die prognostische Bedeutung der Interim-PET
auch für diffuse großzellige B-Zell-Lymphome überzeugend belegt, wenn auch ein Versuch
einer Therapieeskalation mit einem aggressiveren Protokoll für PET-positive Patienten
nicht erfolgreich war [20]. Studien konnten die Vorteile der 5-PS gegenüber der zuvor empfohlenen dichotomen
PET-Auswertung bestätigen [21]
[22]
[23].
In der anatomischen Beurteilung wird das „Product of the Perpendicular Diameters“
(PPD) als neuer Begriff eingeführt. Dabei handelt es sich um das Produkt der orthogonalen
Durchmesser, also das Produkt aus LAD und KAD. Während sich das PPD auf eine einzelne
Läsion bezieht, stellt die SPD die Summe mehrerer PPD dar. Bei Größenzunahme des PPD
einer einzelnen Läsion konnte dies bisher in den vorhergehenden Klassifikationen durch
die fehlende oder geringere Größenzunahme der anderen Läsionen in der Summe, der SPD,
kompensiert werden. Das PPD ist von besonderer Bedeutung für die Klassifikation der
PD. Nun kann bereits der einzelne Größenprogress einer Läsion um ≥ 50 % im PPD zur
Klassifikation als Progress führen. Für die Kategorie-Zuweisung in SD oder PR ist
weiterhin die Veränderung der SPD der entscheidende Parameter.
Es werden weiterhin maximal 6 dominante Läsionen ausgemessen. Nach Möglichkeit sollen
eine retroperitoneale und eine mediastinale Läsion enthalten sein. Die Definition
(extra-) nodaler Läsionen wurde vereinfacht. Nodale Läsionen ab einem Durchmesser
von > 1,5 cm und extranodale Läsionen > 1,0 cm gelten nun achsenunabhängig als messbar.
Als Neuerung ist ein KAD von > 1,0 cm nicht mehr Voraussetzung für die Definition
einer messbaren Läsion.
Die Vergrößerung der Milz wurde genauer definiert. Eine Milzbeteiligung besteht per
definitionem ab einem vertikalen Durchmesser > 13,0 cm. Betrachtet wird während und
nach der Therapie die prozentuale Änderung der Milzvergrößerung. Eine Abnahme des
über dem Grenzwert von 13 cm liegenden vertikalen Milzdurchmessers um > 50 % wird
als PR klassifiziert. Eine Milz mit 18 cm vertikalem Durchmesser liegt 5 cm über der
Normgröße (5 cm = absolute Milzvergrößerung). Eine Abnahme des Milzdurchmessers nach
Therapie auf 15 cm bedeutet somit eine Reduktion der Milzvergrößerung um 60 % (3 cm/5cm*100),
entsprechend einer PR. Wichtig ist hierbei, dass stets nur die Milzvergrößerung über
dem Grenzwert von 13 cm betrachtet wird. Würde die Milzvergrößerung nur von 18 cm
auf 16 cm zurückgehen, kann der Patient bei einer Reduktion der Milzvergrößerung um
40 % (2 cm/5 cm*100) bestenfalls als SD klassifiziert werden.
Etwas anders gehandhabt werden die zuvor vermessenen Lymphknotenkonglomerate (engl.
bulk), die sich im Laufe der Therapie teilen. Hier werden nun die PPD der Einzelläsionen
gebildet. Diese geteilten Einzelläsionen sind im weiteren Verlauf auch Teil der SPD,
auch wenn dies heißt, dass die maximale Anzahl von 6 danach überschritten ist [11]. Die Responsekriterien nach Lugano sind in [Tab. 4] zusammengefasst.
Tab. 4
Responseklassifikation nach Lugano.
|
CR
|
PR
|
SD
|
PD
|
CT:
radiologische Response
|
Erfüllung aller Kriterien:
Milz/Leber:
neue Läsionen: keine
|
-
Reduktion der SPD der max. 6 messbaren Zielläsionen (nodal/extranodal) ≥ 50 %
-
zu kleine/nicht messbare Läsionen werden mit einer Größe von 0,5 × 0,5 cm angenommen
-
nicht sichtbare Läsionen werden mit 0 × 0 cm angenommen
Milz/Leber:
neue Läsionen: keine
|
neue Läsionen: keine
|
Erfüllung mind. 1 Kriteriums:
abnorme LK müssen folgende Kriterien erfüllen:
Milz/Leber:
-
bei bestehender Splenomegalie: Zunahme der Milzvergrößerung > 50 %
-
bei neu aufgetretener Splenomegalie: Zunahme der Milzlänge ≥ 2,0 cm zur Ausgangsbasis
neue Läsionen:
-
Wiederauftreten bereits in den Normbereich zurückgekehrter Läsionen
oder
-
neue nodale Läsion > 1,5 cm achsenunabhängig
oder
-
neue extranodale Läsionen > 1,0 cm achsenunabhängig bzw. ≤ 1,0 cm bei eindeutiger
Zuordnung zum Lymphom
|
PET/CT:
metabolische Response
|
neue Läsionen: keine
|
neue Läsionen: keine
|
neue Läsionen: keine
|
neue Läsionen: neue 18F-FDG-avide Lymphom-typische Läsionen
|
CR = Complete Response; PR = Partial Response; SD Stable Disease; PD = Progressive
Disease; LK = Lymphknoten; LAD = Längsachsendurchmesser; KAD = Kurzachsendurchmesser;
SPD = Summe der Produkte der orthogonalen Durchmesser; PPD = Produkt der orthogonalen
Durchmesser; FDG = Fluordesoxyglucose; PET = Positronen-Emissions-Tomografie; 5-PS = Deauville-5-Punkte-Skala.
Die Lugano-Klassifikation findet überwiegend Anwendung bei malignen Lymphomen mit
nodaler Beteiligung. Grundsätzlich ist sie jedoch bei allen malignen Lymphomen, auch
beim primär extranodalen diffus großzelligen B-Zell-Lymphom, anwendbar. Für ZNS-Lymphome
gelten die von Abrey et al. publizierten Response-Criteria for Primary CNS-Lymphoma
[24], für Lymphome vom MALT-Typ (Mucosa-Associated Lymphoid-Tissue) die European Society
for Oncology (ESMO) Clinical Practice-Guidelines for diagnosis, treatment and follow
up [25] und für kutane Lymphome die von Olsen et al. publizierten Clinical End Points and
Response-Criteria in Mycosis-Fungoides and Sézary-Syndrome [26]. Die kürzlich publizierten Responsekriterien für die chronische lymphatische Leukämie
orientieren sich ebenfalls an der Lugano-Klassifikation [27].
In [Abb. 2] ist die exemplarische Auswertung nach den Lugano-Kriterien dargestellt. Die Messparameter
sowie die berechneten Größen zu dem Beispielbefund sind in [Tab. 5] dargestellt: Bei Abwesenheit von Milz- und Leberläsionen sind die anatomischen Maße
der Target-Läsionen für die Responseklassifikation entscheidend. Die Abnahme der SPD
um 82,3 % führt zur Kategorisierung des Therapieansprechens als PR.
Abb. 2 Computertomografie eines 40-jährigen Patienten mit Hodgkin-Lymphom. Auf der linken
Seite sind die prätherapeutischen Aufnahmen (Baseline), auf der rechten Seite sind
die Bilder nach Chemotherapie (Follow-up). Längsachsendurchmesser (LAD) orange. Kurzachsendurchmesser
(KAD) blau. a, b LK mediastinal. c, d LK axillär rechts. e, f LK retroperitoneal.
Tab. 5
Berechnung der anatomischen Messgrößen für den Beispielfall aus [Abb. 2].
Target-Läsion
|
LAD in mm
|
KAD in mm
|
PPD in mm²
|
SPD in mm²
|
Baseline/Follow-up
|
Baseline
|
Follow-up
|
Baseline
|
Follow-up
|
Baseline
|
Follow-up
|
7047
|
1246
|
LK axillär rechts
|
43
|
18
|
28
|
10
|
1204
|
180
|
LK mediastinal
|
43
|
26
|
27
|
20
|
1161
|
520
|
|
|
LK retroperitoneal
|
30
|
13
|
24
|
8
|
720
|
104
|
|
|
LK supraklavikulär links
|
57
|
20
|
34
|
13
|
1938
|
260
|
|
|
LK zervikal rechts
|
46
|
14
|
44
|
13
|
2024
|
182
|
|
|
|
|
–82,3 %
|
LK = Lymphknoten; LAD = Längsachsendurchmesser; KAD = Kurzachsendurchmesser; SPD = Summe
der Produkte der orthogonalen Durchmesser.
LYRIC (Lymphoma Response to Immunomodulatory Therapy Criteria) – Modifikation [28]
LYRIC (Lymphoma Response to Immunomodulatory Therapy Criteria) – Modifikation [28]
Aufgrund der zunehmenden Bedeutung von Biopharmazeutika in der Therapie von Lymphomerkrankungen
wurde eine Erweiterung der Lugano-Klassifikation 2016 erforderlich [29]. Immunmodulierende Biopharmaka können vielfältigere Effekte bewirken als die klassische
Therapie bestehend aus Chemo(immun)therapie. Insbesondere kann es zunächst zu einer
Zunahme der Läsionen sowohl in Größe wie auch Anzahl vor dem eigentlichen Therapieansprechen
kommen (sog. Pseudoprogress). Weiterhin kann ein metabolisches Flare-Phänomen in der
18F-FDG-PET, d. h. eine verstärkte Traceraufnahme im Rahmen des (guten) Therapieansprechens,
auftreten. Das unbestimmte Ansprechen (Indeterminate Response, IR) findet nur in der
Kategorie PD Anwendung. Sollten die IR-Kriterien bei Patienten mit der Kategorie PD
nach Lugano erfüllt sein, kann die Therapie zunächst fortgesetzt werden. Eine bioptische
Abklärung entsprechender Läsionen kann sinnvoll sein. Im Verlauf von 12 Wochen erfolgt
eine erneute Bildgebung, um festzustellen, ob es sich um eine therapiebedingte transiente
PD oder eine tatsächliche PD handelt [28]. In [Tab. 6] ist die Definition der Indeterminate Responsekategorien (IR) dargestellt und in
[Tab. 7] die entsprechende Reevaluation der LYRIC-Modifikation im Intervall.
Tab. 6
LYRIC-Modifikation der Lugano-Klassifikation.
Indeterminate Response
|
Kriterium
|
IR 1
|
Zunahme der SPD der bis zu 6 messbaren Zielläsionen ≥ 50 % in den ersten 12 Wochen
ohne klinische Verschlechterung
|
IR 2
|
Zunahme der SPD der bis zu 6 messbaren Zielläsionen < 50 % mit
|
IR 3
|
Zunahme der 18F-FDG-Aufnahme einer oder mehrerer Läsion/en ohne durch eine Größenzunahme oder neue
Läsion/en PD zu erfüllen
|
IR = Indeterminate Response; SPD = Summe der Produkte der orthogonalen Durchmesser;
FDG = Fluordesoxyglucose.
Tab. 7
Reevaluation der LYRIC-Modifikation im Intervall.
|
Objektive echte PD bei Erfüllung folgender Kriterien
|
nach IR 1
|
Vergleich der SPD bei Erfüllung IR 1 mit der aktuellen SPD:
Zunahme der SPD ≥ 10 % und
Zunahme ≥ 0,5 cm in beliebiger Achse bei einer oder mehreren Läsion/en ≤ 2,0 cm oder
Zunahme ≥ 1,0 cm in beliebiger Achse bei einer oder mehreren Läsion/en > 2,0 cm
|
nach IR 2
|
neue Läsion/en werden (maximal 6) zur SPD hinzugefügt:
Zunahme der neuen SPD ≥ 50 % über der SPD dieser Läsionen bei Nadir
|
nach IR 3
|
nur bei Auftreten neuer Läsion/en oder
Größenzunahme bis zur Erfüllung PD
|
IR = Indeterminate Response; PD = Progressive Disease; SPD = Summe der Produkte der
orthogonalen Durchmesser.
RECIL [30]
RECIL (Response Evaluation Criteria In Lymphoma) orientiert sich an der bestehenden
Responsebeurteilung für solide Tumoren, RECIST 1.1 (Response Evaluation Criteria In
Solid Tumors) [31]. Eine eng verwandte Klassifikation des Therapieansprechens sowohl von Lymphomerkrankungen
als auch von soliden Tumoren bietet den Vorteil einer besseren Vergleichbarkeit von
neuen Wirkstoffen in Phase-I- und -II-Studien [32]. Die primäre Intention der RECIL-Klassifikation liegt in der Vereinfachung der Lugano-Klassifikation
für Lymphomerkrankungen. Dazu wurde die neue unidimensionale Messung mit der bisherigen
2-dimensionalen Messung nach der Lugano-Klassifikation statistisch verglichen. Als
Ergebnis dieser Untersuchung findet nur noch der Parameter LAD als anatomische Messgröße
in die Responsekategorien nach RECIL Einzug. Weiterhin wurde gezeigt, dass die Auswahl
von maximal 3 Zielläsionen anstelle von bis zu 6 dominanten Lymphknoten in Lugano
ebenfalls eine vergleichbare Zuordnung der Patienten zur identischen Responsekategorie
zeigt. Das Ergebnis der PET/CT wurde in der RECIL-Untersuchung nicht berücksichtigt
und findet daher unverändert zur Lugano-Version Einfluss in die Klassifikation [30]. In RECIL werden die sogenannten Zielläsionen (target lesion) klar definiert (LAD ≥ 1,5 cm),
unabhängig von ihrer nodalen oder extranodalen Lage. Neu hinzu kommt die Responsekategorie
Minor-Response. Wesentliche Unterscheidungsmerkmale zur Lugano-Klassifikation sind
in [Tab. 8] zusammengefasst.
Tab. 8
Vergleich der Responseklassifikationen nach Lugano und RECIL.
|
Lugano-Klassifikation
|
RECIL-Klassifikation
|
anatomische Messung
|
2-dimensional
|
1-dimensional
|
Definition Zielläsion
|
nodal: LAD > 1,5 cm
extranodal: LAD > 1 cm
|
nodal/extranodal: LAD ≥ 1,5 cm
|
Anzahl Zielläsionen
|
maximal 6
|
maximal 3
|
Anzahl Responsekategorien
|
4
|
5
|
SD-Bereich
|
–50 % bis + 50 %
(Flächenberechnung)
|
–10 % bis + 20 %
(Diameterberechnung)
|
SD = Stable Disease; RECIL = Response Evaluation Criteria in Lymphoma; LAD = Längsachsendurchmesser.
Als wesentliche anatomische Messgröße wird die Summe der längsten Durchmesser der
Zielläsionen gebildet (Sum of Longest Diameter = SLD). LK können als Zielläsion ausgewählt
werden, wenn der LAD ≥ 1,5 cm ist. LK in besonders schmaler, elongierter Form sollten
nicht als Zielläsion ausgewählt werden. Extranodale Läsionen können dann als Zielläsion
ausgewählt werden, wenn sie eine Weichteilkomponente aufweisen und reproduzierbar
messbar einen LAD von ≥ 1,5 cm aufweisen.
Die Bedingungen für die CR wurden im Vergleich zur Lugano-Klassifikation weiter verschärft.
So müssen alle definierten Zielläsionen posttherapeutisch einen LAD < 1,0 cm aufweisen,
wohingegen bisher eine Reduktion des LAD auf ≤ 1,5 cm ausreichend war nach Lugano.
Die PET/CT wird weiterhin für FDG-avide Lymphome empfohlen. Die Auswertung erfolgt
weiterhin nach der Deauville-5-PS. Weiterhin bleibt die Bedeutung der Knochenmarkbiopsie
für entsprechende Lymphomerkrankungen bestehen. Die Responsebeurteilung ist in [Tab. 9] zusammengefasst.
Tab. 9
Responseklassifikation nach RECIL.
|
CR
|
PR
|
MR
|
SD
|
PD
|
CT
|
komplettes Verschwinden aller Zielläsionen und LK mit LAD < 1,0 cm
|
≥ 30 % Abnahme der SLD der Zielläsionen, aber CR nicht erfüllt
|
≥ 10 % Abnahme der SLD der Zielläsionen, aber PR nicht erfüllt
|
< 10 % Abnahme
oder
≤ 20 % Zunahme der SLD der Zielläsionen
|
> 20 % Zunahme der SLD der Zielläsionen
(für kleine LK mit Ausgangswert < 1,5 cm gilt mind. Zunahme um 0,5 cm und LAD > 1,5 cm)
|
PET/CT
|
≥ 30 % Abnahme der SLD der Zielläsionen bei Score 1/2/3 nach 5-PS
|
Score 4/5 nach 5-PS
|
jeder Score
|
jeder Score
|
jeder Score
|
neue Läsionen
|
keine
|
keine
|
keine
|
keine
|
keine oder vorhanden
|
RECIL = Response Evaluation Criteria in Lymphoma; CR = Complete Response; PR = Partial
Response; MR = Minor-Response; SD = Stable Disease; PD = Progressive Disease; LK = Lymphknoten;
LAD = Längsachsendurchmesser; SLD = Summe der längsten Durchmesser der Zielläsionen;
PET = Positronen-Emissions-Tomografie; 5-PS = Deauville-5-Punkte-Skala.
Während für immunmodulatorische Therapeutika die Lugano-Klassifikation die LYRIC-Erweiterung
erhielt, wird für die RECIL-Klassifikation empfohlen, dass die PD in 2 konsekutiven
bildgebenden Untersuchungen im Zeitintervall bestätigt werden muss.
Gemessene Lymphknotenkonglomerate, die sich im Laufe der Therapie teilen, werden analog,
wie in der Lugano-Klassifikation beschrieben, behandelt. Dabei wird in den Kontrolluntersuchungen
der SLD der neuen Einzelläsionen gebildet. Ebenso wird die Milzgröße in vertikaler
Länge entsprechend der Lugano-Klassifikation gemessen, wobei die Normgröße mit < 13 cm
bestehen bleibt [30].
Exemplarisch soll auch die Klassifikation nach RECIL am Patientenfall in [Abb. 2] durchgeführt werden. Dazu werden maximal 3 Zielläsionen gewählt (Bedingung ≥ 1,5 cm).
Es seien hierfür die größten LK aus verschiedenen anatomischen Lymphknotenstationen
repräsentativ ausgewählt: LK supraklavikulär links ([Abb. 2 g, h]) mit einem LAD von 57 mm, LK zervikal rechts ([Abb. 2i, j]) mit einem LAD von 46 mm und LK mediastinal ([Abb. 2a, b]) mit einem LAD von 43 mm. Die Summe der LAD in der Baseline beträgt 146 mm (= SLD).
Im Follow-up beträgt die SLD nur noch 60 mm; dies ergibt eine Abnahme der SLD um 58,9 %.
Da das Kriterium des Erreichens eines LAD < 1,0 cm bei allen Zielläsionen nicht gelingt,
allerdings die Abnahme der SLD ≥ 30 % ist, wird der Patient auch nach der RECIL-Klassifikation
als PR eingestuft.
Diskussion
Während in der ersten Klassifikation nach Cheson (IWG-Kriterien) allein anatomische
Messgrößen verwendet wurden, wurde bereits in der Revised-Cheson-Klassifikation die
funktionell-metabolische Bildgebung in Form der PET/CT mit einbezogen. Hierbei erfolgte
die Bewertung allerdings nur als positiv oder negativ. Die dichotome PET-Auswertung
wurde in der darauffolgenden Lugano-Klassifikation durch die Deauville-5-Punkte-Skala
abgelöst. Durch die LYRIC-Erweiterung wurde der Einsatz neuer Therapeutika und deren
mögliche transiente Effekte, wie die Pseudoprogression und vermehrte metabolische
Aktivität im PET/CT, berücksichtigt. Die neueste RECIL-Klassifikation orientiert sich
an der Lugano-Klassifikation, versucht deren Anwendung jedoch deutlich zu vereinfachen
und an die für solide Tumoren etablierte RECIST-Auswertung anzupassen. So wird durch
Studien belegt, dass trotz Anwendung vereinfachter Parameter, wie z. B. die 1-dimensionale
Messung von Zielläsionen, eine vergleichbare Responseklassifikation wie bei der Lugano-Klassifikation
erreicht werden konnte [30]. Ergänzt wurde zudem die Responsekategorie „Minor-Response“.
Ein zentrales Problem in der bildgebenden Auswertung von Lymphomen ist der Umgang
mit Residuen nach Therapie. Lymphknoten verschwinden auch bei einer CR nicht vollständig.
Zudem können ein fibrotischer Umbau, eine Entzündung oder auch Nekrose trotz Tumorfreiheit
den ursprünglichen Lymphknoten an Größe zunehmen lassen [34]. Außerdem gilt es zu beachten, dass die Response des Tumorstromas deutlich verzögert
auftritt und somit bei einer frühzeitigen Responseevaluation noch nicht abgeschlossen
ist, zumal desmale Anteile häufig auch persistieren können. Diese Veränderungen sind
bildmorphologisch nicht immer klar von LK mit vitalen Tumorzellen abgrenzbar [35]. So kommt es dazu, dass zunehmend mehr nicht bildmorphologische Parameter ebenfalls
zur Prognoseevaluation hinzugezogen werden. In einer Analyse von Patienten der German-CLL-Study-Group
konnte die Rolle des MRD-Status näher untersucht werden. Bei negativem MRD-Status
konnte zwischen CR-Patienten und PR-Patienten mit residueller Splenomegalie kein Unterschied
im Rezidiv-freien Überleben gezeigt werden. Wohingegen jedoch MRD-negative PR-Patienten
mit residuellen Lymphknoten im Rezidiv-freien Überleben unterlegen waren [36]. Es bleibt davon auszugehen, dass weitere nicht bildmorphologische Parameter in
die Responseevaluation einfließen und somit deren Genauigkeit steigern werden.
Die Anwendung standardisierter Kriterien beinhaltet neben vielen Vorteilen auch eine
Reihe von Fehlerquellen. Verschiedene Untersucher zu verschiedenen Zeitpunkten im
Therapieverlauf können Messfehler verursachen, welche zur falschen Kategorisierung
führen können. Studien konnten beispielsweise für RECIST zeigen, dass die Interobserver-Variabilität
deutlich größer ist als die Intraobserver-Variabilität [37]. Dies bedeutet, dass die mehrfache Auswertung durch 1 Radiologen weniger Ungenauigkeiten
aufweist als durch verschiedene Radiologen. Durch technischen Fortschritt und insbesondere
besserer Bildauflösung sind die Messdifferenzen insgesamt zurückgegangen [38]. Trotzdem sollten nach Möglichkeit in Studien Untersucher den Patienten zugeteilt
werden und diese konstant halten, um zumindest die Interobserver-Variabilität zu umgehen.
Studien konnten inzwischen zeigen, dass die semiautomatische Messung zur Responseevaluation
bei Lymphomen signifikant präziser war als die manuelle Messmethode [39]
[40].
Auch wenn in der neuesten RECIL-Klassifikation zur Vereinfachung eine Rückkehr zur
1-dimensionalen Messung der Läsionen vorgeschlagen wird, sollte zukünftig auch die
Rolle der volumetrischen Messung von Zielläsionen für Lymphomerkrankungen untersucht
werden. Dies gilt insbesondere aufgrund der zunehmend besser funktionierenden automatischen
Volumetrie [39]
[40]. Für RECIST 1.1 wurden bereits volumetrische Grenzwerte ermittelt. Der Vorteil der
Volumetrie liegt vor allem in ihrer Unabhängigkeit gegenüber Asymmetrie und anderen
Formanomalien von Zielläsionen [41].
Der zunehmende technische Fortschritt findet nicht nur in Form der automatisierten
Messung von Läsionen Anwendung, sondern selbstverständlich auch in den Untersuchungsverfahren.
In den Empfehlungen zur Lugano-Klassifikation wird die Magnetresonanztomografie (MRT)
lediglich bei ZNS-Beteiligung erwähnt [10]. In RECIL wird die MRT bereits als alternative Untersuchungsmodalität zur CT genannt
[30]. Die Bedeutung des Hybridverfahrens PET/MR ist Gegenstand aktueller Untersuchungen
[42]
[43]. Das Potenzial der PET/MR im Hinblick auf die Reduktion ionisierender Strahlung
und besserer bildmorphologischer Bedingungen für bestimmte Lymphomentitäten ist von
zunehmender Bedeutung.
Auch statistisch zeigen sich Diskussionspunkte. So hat die Einteilung der Response
in Kategorien einen Informationsverlust zur Folge, da es sich um ursprünglich kontinuierliche
Daten handelt. Obwohl Kategorien Studienergebnisse vereinfachen können und auch zur
besseren Datenrepräsentation beitragen, sind Grenzen letztlich willkürlich gezogen.
Wesentlicher Vorteil kontinuierlicher Daten ist zudem die mögliche Reduktion der Studienpopulationen
bei gleicher Aussagekraft der Ergebnisse [44]. Je korrekter die statistische Aufarbeitung kontinuierlicher Daten ist, desto geringer
ist zudem der Informationsverlust [45]. Obwohl die Kategorisierung von Daten dazu beiträgt, Studienergebnisse zu simplifizieren
und somit besser zu repräsentieren, sollte dem Powergewinn des Studiendesigns zur
Untersuchung von seltenen Ereignissen (wie Lymphomerkrankungen) mit dadurch einhergehender
Herausforderung in der Patientenfallzahlrekrutierung Vorrang gegeben werden. In zukünftigen
Aktualisierungen von Lugano oder RECIL sollte die Verwendung adäquater statistischer
Tests mit kontinuierlichen Daten in Betracht gezogen werden und das Festhalten an
kategorisierten Kriterien hinterfragt werden. Sinnvoller wäre beispielsweise, die
Responseraten in Prozent zu ermitteln ohne anschließende Kategorisierung und beispielsweise
deren Einfluss auf das Überleben statistisch zu untersuchen. Dieser Gedanke ist keineswegs
komplett neu, denn Lavin et al. haben bereits 1981 vorgeschlagen, das Zahlenverhältnis
von Tumorabmessungen für weitere Untersuchungen zu nutzen und von Einteilungen in
Kategorien abzusehen [44].
Standardisierte Auswertungskriterien zur Bewertung des Therapieansprechens bei Lymphomerkrankungen
sind zur Vergleichbarkeit und Standardisierung von Studiendaten und zur Erleichterung
der multizentrischen Studienarbeit essenziell. Der technische Fortschritt, z. B. im
Bereich der Hybridbildgebung und der semiautomatischen Auswertung, macht eine regelmäßige
Aktualisierung der Kriterien-basierten Bildgebung erforderlich. Bei der Weiterentwicklung
von Kriterien-basierten Auswertmethoden muss stets zwischen Möglichkeiten zur Optimierung
der Messgenauigkeit, Komplexität der Kriterien, Korrelation zur tatsächlichen Tumorlast
und letztendlich Praktikabilität abgewogen werden.
Abb. 2 Computertomografie eines 40-jährigen Patienten mit Hodgkin-Lymphom. Auf der linken
Seite sind die prätherapeutischen Aufnahmen (Baseline), auf der rechten Seite sind
die Bilder nach Chemotherapie (Follow-up). Längsachsendurchmesser (LAD) orange. Kurzachsendurchmesser
(KAD) blau. g, h LK supraklavikulär links. i und j LK zervikal rechts.